Archiv für Andachten

Paul Gerhardt

O Haupt voll Blut und Wunden

Andacht

28.03.07, Heiliggeistkirche

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Lied: 341, 1-4 Nun freut euch lieben

Psalm Nr. 751

Ansprache:

O Haupt voll Blut und Wunden

„Die Soldaten packten Jesus und führten ihn auf einen Hügel vor der Stadt. Dort nagelten sie ihn an ein Kreuz. Gleichzeitig wurden auch zwei Verbrecher gekreuzigt, einer auf jeder Seite von Jesus.“

Ist das eine Geschichte für Kinder? Kann man wirklich eine so grauenhafte Handlung Kindern erzählen?

Vor gut einer Woche befragte ich hier in der Heiliggeistkirche den Religionspädagogen Frieder Harz. In seiner Antwort betonte er, dass wir ja schon den Ausgang des Geschehens kennen. Erträglich wird der Karfreitag also durch Ostern. Und genau so kann und darf man es weitererzählen. Erst durch die Auferstehung wird Jesu Tod aushaltbar.

Auch das eben gesungene Lied von Paul Gerhardt leugnet den Schmerz und das Leid nicht. Im Gegenteil. Der Anblick eines gefolterten Menschen schmerzt. Er ist schwer auszuhalten.

Der Dichter identifiziert sich mit dem Schicksal Jesu, der sein Leben am Kreuz für andere hingibt. Er fühlt sich in seiner Vorstellung in das qualvolle Leiden und Sterben Jesu ein. So wird er auf eine Wirklichkeit gestoßen, die wir normalerweise eher verdrängen, um in unserer Gemütsruhe nicht gestört zu werden.

Paul Gerhardt weiß, wovon er spricht, wenn er vom Leiden spricht. Das hört man in jedem Wort. Man hört, dass er das Leiden und die Schuld, die Todesangst und die Sehnsucht nach Erlösung mit eigenen Augen gesehen hat. Man hört, dass er selbst empfunden hat, wovon er spricht.
Man hört, dass jedes Wort das Ergebnis eines langen Kampfes ist.
Er spricht ganz einfach vom Leiden und mit einer innigen, unvergesslichen, Jahrhunderte haltbaren Wärme.
Das Leiden von uns Menschen, so meint Paul Gerhardt, fasst sich zusammen ein für alle mal im Leiden des Menschensohns, im Leiden des Mannes, dem man sein Leben genommen hat, obwohl er niemandem etwas Böses getan hatte. Den man vom Angesicht der Erde getilgt hat, obwohl er doch die Menschheit retten will.

Die meisten Lieder von Paul Gerhardt sind Passionslieder und dieses eine, „O Haupt voll Blut und Wunden“, das ist das Passionslied unter den Passionsliedern.

Es ist das Lied, das für jeden, der es singt, ganz und gar unvergesslich bleiben wird, denn jeder, der es singt, malt im eigenen Inneren ein Bild. Das Bild eines ohnmächtigen, hilflosen, verratenen, gefolterten Menschen.

Ich muss ganz genau hinschauen auf das Bild der Ohnmacht, wenn ich dieses Lied singe, Strophe für Strophe. Der Poet zwingt mich dazu, ganz genau hinzuschauen.
Jeden Tag sterben auf dem Bildschirm unseres Fernsehers Hunderte von Menschen. Wir sehen ihre Fotos in den Nachrichten, wir sehen Leichen im Krimi und im Western.
Der Tod ist allgegenwärtig und er kommt schnell.


Junge Menschen, so sagen Wissenschaftler, bekommen heute den Eindruck, das mit dem Sterben sei doch eine ziemlich schnelle und schmerzfreie Sache. Junge Menschen, so die Wissenschaftler, die empfinden auch nicht viel, wenn einer auf dem Bildschirm Schmerzen hat oder in Todesgefahr gerät. Das Empfinden des Mitleids kann durch die Geschwindigkeit der Bilder im Fernsehen gar nicht geweckt werden. Man schaut weg, obwohl man hinschaut.


Ganz anders bei Paul Gerhardt. Sein Passionslied ist die geschaute, die gesungene Langsamkeit. Ganz langsam, Vers für Vers. Paul Gerhardt lehrt uns genau hinschauen. Er malt ein Bild, das wir im Inneren vervollständigen, er zeichnet einen Kopf, dem wir das Gesicht verleihen.
Wir malen unseren eigenen Christuskopf. Und es sind unsere Passionen, die beim Singen ein Gesicht bekommen.

Als erstes erscheint das Haupt: o Haupt voll Blut und Wunden voll Schmerz und voller Hohn.
Paul Gerhardt musste sich das Gesicht eines verhöhnten gefolterten Opfers nicht vorstellen. Der dreißigjährige Krieg, die Zeit in der er lebte, produzierte Millionen solcher Opfer.


Paul Gerhardt wollte, dass wir uns den leidenden Menschen mit Liebe nähern.
Weil wir uns auch dem leidenden Gottessohn singend mit Liebe nähern.


Paul Gerhardt war der Überzeugung, wenn wir das Gesicht des gekreuzigten Gottes in inneren Bildern abbilden, wächst die Liebe zu dem Gott, der wegen uns und für uns leidet und es wächst die Liebe zu den ohnmächtig unschuldigen Leidenden.
Paul Gerhardt hat Leidens-Liebeslieder geschrieben, sein Glaube war sinnlich, sein Christus war ein Gott zum anfassen, ein leidender Gott zum anfassen.
Wir sind ja da heute in der Regel etwas zögerlich. Kann das Gesicht eines Leidenden die Herzen der Menschen zu Liebe und Mitleid bewegen.

Da ist zuerst das Haupt.
Der Kopf des Leidenden. In Gedanken betrachtet der Sänger das Haupt des Gekreuzigten. Unter den Verletzungen erkennt er die Schönheit dieses Hauptes. Dieser gequälte Mensch hat etwas überirdisch Edles an sich. Er hat eine Würde, die kann auch der zerstörerische Hass der Folterer nicht vernichten.
Wer lange in das Gesicht eines gequälten und leidenden Menschen blickt, erkennt dessen Würde. Er erkennt den Menschen hinter der verzerrten Maske.
Gefühle wie Überlegenheit oder Ekel oder Verachtung verschwinden. Und es wächst das Empfinden der Zusammengehörigkeit: Dieser leidende Mensch, das könnte ich sein. Dieser leidende Mensch ist ein Mitglied meiner Spezies. Er steht für alle.
Das Gesicht des gekreuzigten Gottes verleiht den Leidenden dieser Welt eine Würde, die ihnen niemand nehmen kann.
Vielleicht steckt in dieser unzerstörbaren Würde das Mysterium des Kreuzes. Vielleicht erklärt das, warum über Jahrtausende das Kreuz das Zeichen der Christen geblieben ist.
Die christliche Botschaft endet ja nicht im Kreuz. Die Pointe des Christentums ist die Auferstehung. Also wäre das tragende Symbol vielleicht die aufgehende Sonne am Ostermorgen gewesen.
Es hat sich aber dieses Kreuz in den Seelen der Menschen fest gebrannt.
Das unüberbietbare Trostzeichen, in dem Generationen von Opfern ihr Schicksal geborgen haben. Das Trostzeichen an das unendlich viele Menschen ihre offenen Lebensrechnungen angeheftet haben.

Es war Johann Sebastian Bach, der in seiner Matthäuspassion, das Sterben Gottes und mein eigenes Sterben für immer in einen Augenblick zusammengebunden hat. Das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ begleitet als Kantus Firmus die Matthäuspassion und in der Sterbeszene Christi fließt das Sterben Gottes mit meinem Sterben zusammen…

Da schrie Jesus abermals und verschied.

Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir,
wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür,
wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.

Und weil wir aus dieser Hoffnung schöpfen, weil wir wissen, dass nach Karfreitag Ostern kommt, kann man von daher auch das Leid, die Passion mit Kindern besprechen und vom Leid erzählen. Die Kinder wissen das Leiden zum Leben gehört. Doch es lässt sich ertragen, wenn man Hoffnung hat.

Fürbittengebet

Guter Gott,

Jesus, Bruder und Begleiter,

wir sehen dich aus der Ferne

und über den unendlichen Abstand der Zeit.

Wir hören dichj.

Wir versuchen dich zu verstehen,

zu begreifen, wer du bist.

Lass uns mit dir gehen.

Du bist anders al andere Menschen.

Stärker und Schwächer.

Erhabener und geringer.

Du verkündest die Ehre Gottes

Und begleitest die Verachteten unter den Menschen.

Du bringst die Kraft Gottes

Und bist schwach mit den Schwachen.

Du schaffst Freiheit

Und lässt dich binden für die Gebundenen.

Du stehst an Gottes Stelle

Und vertrittst doch die Schuldigen.

Du scheidest zwischen Wahrheit und Lüge

Und nimmst die Gescheiterten in Schutz

Vor dem Recht der Rechtschaffenen.

Du brauchst keine Gewalt

Und weichst dem Opfer nicht aus.

Meister des Lebens,

an dir sehen wir, was es heißt, Mensch zu sein.

Durch dein Antlitz hindurch

Schauen wir das Anlitz Giottes.

Wo du bist, verwandelt sich die Welt.

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Der Friede Gottes,

der all unser Verstehen übersteigt,

sei ein Schutzwall und eine Wacht

um eure Herzen und Gedanken,

dass nichts euch trennen möge

von Jesus Christus,

Er umgebe euch mit auf seinem, auf eurem Weg Amen

Lied: 352, 1-4 Alles ist an Gottes

Albert Schweitzer

Andacht,

4.9.2006

Lied EG: 452, 1-3

Votum:

Guten Morgen

Wir sind hier in der Heiliggeistkirche

In deinem Namen

Gott, du Schutz allen Lebens,

Jesus, du Hoffnung aller Geopferten,

Heiliger Geist, du Überwindung des Todes.

Psalm: 146 Nr. 757

Lied: EG 295, 1-4

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Frankfurt ist auch die Stadt Albert Schweitzers

Er ist schon etwas in Vergessenheit geraten, dabei ist er einer der heute so wenigen Universalgelehrten gewesen: der Theologe, Mediziner, Künstler und Musikwissenschaftler Albert Schweitzer. Heute vor 41 Jahren verstarb er.

Albert Schweitzers Beziehungen zu Frankfurt waren intensiv und vielfältig. „Die erste Bekanntschaft mit Frankfurt machte ich, als liebe Freunde von mir nach dem ersten Kriege Straßburg verließen und sich hier niederließen“, berichtet Schweitzer 1959 anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerrechte. Dadurch sei er regelmäßig nach Frankfurt gekommen und diese Stadt habe auf ihn „gleich einen besonderen Zauber“ auf ihn ausgeübt.

Offenbar hat auch er diese Stadt verzaubert. So hat er 1955 unangemeldet „seine“ Schule, die Albert Schweitzer-Schule am Berkersheimer Weg besucht. Zwei Zeitungsberichten zufolge hat sich der hohe Gast nicht lange mit den Offiziellen aufgehalten, sondern sich sogleich den Schülerinnen und Schülern zugewandt. „Ich will nur die Schüler besuchen“, so wird er in der Zeitung zitiert und der Bericht fährt fort. „Die Herren und Damen des Lehrerkollegiums verstanden ihn wohl, sie kennen seine Abneigung gegen jedes Aufhebens, das mit seiner Person gemacht wird, gegen den Trubel offizieller Reden und Empfänge. Schweitzer habe von seiner Klinik erzählt. Als später der Schulleiter dem Gast die neu erbauten Räume und die nagelneuen Möbel zeigte, soll dieser einem Lehrer ins Ohr geflüstert haben: „Wo sollen aber die Buben denn da ihre Namen einritzen?“

Die Stadt hat den am 14. Januar 1875 in Kaysersberg (Oberelsaß) geborenen Schweitzer mehfach geehrt und als Festredner eingeladen. So erhielt er 1928 den Goethepreis der Stadt verliehen und sprach 1932 im Opernhaus anläßlich des 100. Todestages Goethes. Ebenso hielt er die Laudatio auf Thomas Mann am 28. August 1949 in der Paulskirche als dieser den Goethepreis in Empfang nehmen durfte. Zwei Jahre später war Albert Schweitzer nochmals der Geehrte. Er bekam am 16. September 1951 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen.

Bereits in jungen Jahren war der bekannte Bach-Interpret in Frankfurt zu hören. Er spielte die Orgeln der Matthäuskirche, der Lukaskirche und gab 1928 Konzerte im Funkhaus und in der Katharinenkirche. Mit Frankfurts Oberbürgermeistern korrespondierte Schweitzer häufig. Schweitzer fühlte sich in Frankfurt beheimatet.

Die Stadt hat mit dem Gothepreis für Schweitzer schon früh das umfangreiche Werk des Gelehrten gewürdigt. Mit diesem Preis würdige man, so die Urkunde, „den von allen Konfessionen gerühmten Theologen und Religionsforscher, dem durch seine Kunst als Orgelspieler und seine Verkündigung weit über das deutsche Sprachgebiet hinaus wirkenden Musiker und Schriftsteller, der mit dem Entschluß unmittelbaren Dienens die akademische Lehrtätigkeit verließ, um praktischer Arzt zu werden auf entlegenem Posten den Kampf gegen Aussatz und Schlafkrankheit unter den Bewohnern des innerafrikanischen Urwalds aufzunehmen, dem Menschenfreunde Schweitzer aus Straßburg…“ Schweitzer, aufgewachsen im Pfarrhaus in Günsbach studierte an den Universitäten Straßburg, Paris und Berlin Theologie, Philosophie und Musikwissenschaften. In allen Bereichen war der junge Vikar aus Straßburg, wo er habilitierte und Direktor des Studienstiftes zu St. Thomas wurde, ein gefragter Experte. Seine „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ als auch seine „Geschichte der Paulinischen Forschung“ sowie weitere theologische Werke haben an Aktualität ebenso wenig verloren wie seine mehrbändigen kulturphilosophischen Werke. Als Musikwissenschaftler ist er vor allem durch sein großes Bachwerk bekannt geworden.

Schon in jungen Jahren nahm sich Schweitzer vor, den eingeschlagenen Weg nicht zu Ende zu gehen, sondern bald die Richtung zu ändern. Schweitzer selbst berichtet: „Eine Entscheidung fiel, als ich einundzwanzig Jahre alt war. Damals, als Student in den Pfingstferien, beschloß ich, bis zum dreißigsten Jahre dem Predigeramt, der Wissenschaft und der Musik zu leben. Dann, wenn ich in Wissenschaft und Kunst geleistet hätte, was ich darin vorhatte, wollte ich einen Weg des unmittelbaren Dienens als Mensch betreten. Welches dieser Weg sein sollte, gedachte ich in der Zwischenzeit aus Umständen zu erfahren.“

Die Entscheidung fiel annährend zehn Jahre später. „Eines Morgens“, so Schweitzer, „im Herbst 1904, fand ich auf meinem Schreibtisch …eines der grünen Hefte, in denen die Pariser Missionsgesellschaft allmonatlich über ihre Tätigkeit berichtete…Da fiel mein Blick auf einen Artikel mit der Überschrift ‘Was der Kongomission not tut’. Er… enthielt die Klage, daß es der Mission an Leuten fehle, um ihr Werk in Gabun, der nördlichen Provinz der Kongokolonie, zu betreiben…Als ich mit dem Lesen fertig war, nahm ich ruhig meine Arbeit vor. Das Suchen hatte ein Ende.“ Der junge, aufstrebende Gelehrte wollte die akademische Karriere beenden und in die Mission gehen. Doch er wollte nicht als Missionar nach Afrika kommen, sondern als Arzt. So wurde er 1905 nochmals Student. Fünf Jahre später machte er sein medizinisches Staatsexamen. Er bereitete sich durch die Beschäftigung mit der Tropenmedizin gründlich auf seinen Einsatz vor. Seine alte Straßburger Gemeinde, Freunde aber auch durch Konzertreisen sammelte er Geld für sein Vorhaben in Afrika.

Doch die weltpolitische Lage machte Schweitzer einen Strich durch die Rechnung. Nach erfolgreichem Wirken (1913 – 1917) wurden er und seine Frau nach Europa in ein Gefangenenlager gebracht. Erst langsam erholte er sich von den Strapazen der Haft. In Straßburg bekam er eine Anstellung als Assistent im Bürgerhospital und auch seine Kirchengemeinde war froh wieder ihren Vikar zu haben.

Doch Schweitzer wollte sein Werk in Afrika fortsetzen. Schon bald kündigte er seine Anstellungen. „Im April 1921 gab ich meine beiden Stellungen in Straßburg auf, für den Unterhalt meines Lebens hinfort auf die Feder und die Orgel zählend.“ Schweitzer bereitete eine weitere Reise nach Lambarene vor, wo er am Ostersamstag 1927 eintraf. Insgesamt wirkte Schweitzer vierzehn mal in Lambarene. Er hat dort eine Klinik aufgebaut, die sich nicht nur durch ihren medizinischen Standard, sondern auch durch die Art des Zusammenlebens der Mitarbeiterschaft auszeichnetet. Schweitzer starb dort am 4. September 1965.

Heute hat die Klinik in Lambarene zahlreiche Abteilungen, von der Chirurgie bis zu Poli- und Kinderklinik. Sie kann 350 Patientinnen und Patienten aufnehmen. Neben 120 einheimischen Angestellten arbeiten dort 134 medizinische Kräfte aus neun Nationen. Großes Gewicht wird auf die Ausbildung einheimischer Pflegekräfte gelegt. Auch heute ist die Klinik – trotz staatlicher Förderung – auf Spenden aus Europa angewiesen.

Schweitzer entwickelte dort seine Ethik, die unter dem Begriff „Ehrfurcht vor dem Leben“ bekannt wurde. Wohl aus dieser Grundüberzeugung heraus kämpfte er, der 1952 den Friedensnobelpreis zuerkannt bekam, gegen die atomare Bewaffnung. Im Jahre 1958 schreibt er: „Nun gilt es, den Kampf für die Abschaffung der Atom- und Kernwaffen aufzunehmen. Um dieses zu erreichen, muß man in der ganzen Welt eine dahingehende Meinung schaffen….Keine Regierung kann leugnen, daß diese Waffen gegen das Völkerrecht verstoßen..“

Leider hat er Recht behalten. Wir sehen heute die Bedrohung im Iran, aber auch in Korea. Deshalb braucht diese Welt weiter Menschen wie Albert Schweitzer.

Lied: EG 265, 1-3

Mitteilungen

Gebet

Gott,

Du bist bei uns zu allen Zeiten unseres Lebens

Auch wenn wir das manchmal nicht spüren.

Du genießt mit uns Tage, prall und lebenssatt

wie der Sommer

Und du trägst mit uns Tage, karg und kalt

wie der Winter.

Deshalb bitten wir Dich für alle, die von sich selbst

Und ihren Gefühlen abgeschnitten sind –

Lass sie neu entdecken, was sie ängstigt

Und was ihnen Spaß macht,

damit sie ihr Leben erfüllend gestalten können;

für alle, die nur noch an sich selbst denken und

nicht mehr sehen, was um sie herum geschieht –

lass sie erfahren, dass auch sie andere Menschen brauchen,

um glücklich zu sein

und dass sie selbst für andere

wichtige Wegbegleiterinnen und –begleiter werden können;

für uns alle, die wir oft so tun, als könnten wir ewig leben –

lass uns erkennen, wie wenig selbstverständlich und kostbar jeder einzelne Lebenstag ist,

damit wir uns nicht immer wieder auf morgen vertrösten lassen,

sondern sensibel werden für das,

was uns heute schon Glück und Erfüllung schenken kann.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott segne uns und behüte uns

Gott gebe uns Liebe wo Hass ist,

Kraft wo Schwäche lähmt,

Toleranz wo Ungeduld herrscht,

Offenheit wo alles festgefahren scheint

So sei Gottes Segen mit uns allen, beflügle unsere Hoffnung und begleite uns wie ein Licht in der Nacht.

Lied: EG 421

Wie lieblich ist der Maien

8.5.2006, Heilig Geist

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Eingangslied: EG 503, 1 – 3, 14 Geh aus mein Herz

Votum:

Wir feiern diese Andacht im Namen Gottes,

Gott ist uns nahe – immer und überall,

im Namen Jesu Christi

So sind wir geliebt

und im Namen des Heiligen Geistes

So sind wir verbunden als Schwestern und Brüder.

Psalm – 100, Nr. 740

Lassen Sie uns gemeinsam Psalm 100 beten

Gemeinde: Lied: EG 501, 1+2

Predigt:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wahrscheinlich haben Sie das Wochenende ebenso genossen wie ich. Es gab ja Sonne satt. Nach dem langen Winter ist es sehr angenehm, ein paar Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren oder sich an der Farbe der Tulpen zu erfreuen. Das graue und triste Wetter ist vielen von uns auf das Gemüt geschlagen und nahm den Schwung für vieles – auch für die Gartenarbeit. Die Sehnsucht nach Frühling, nach dem Leben draußen, den Vögeln, den Pflanzen und der Wärme steckt in uns Menschen. Und in den Liedern, besonders zum Monat Mai kommt, dieses zum Ausdruck. Da gibt es nicht nur so schöne Lieder wie „Komm lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün“ oder „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“, auch im Gesangbuch findet sich ein Loblied auf den Mai und die erwachende Natur.

Martin Brehm hat schon 1606 die eben gesungenen Verse gedichtet: Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottes Güt‘, dass sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Heid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.“

Eine große Dankbarkeit und ein ehrfürchtiges Staunen über die Natur schwingen in diesem Vers mit.

Das Staunen über Gottes Schöpfung ist auch eines jener Werte, auf die sich eine Gesellschaft einigen kann. Die Achtung vor dem Leben ist unabdingbare Voraussetzung für das Zusammenleben. Politisch versuchte man ja gemeinsam mit den beiden christlichen Kirchen ein Bündnis für Erziehung zu schmieden. Leider politisch ungeschickt, lud man nur die Kirchen ein. Über die Kritik an dieser Vorgehensweise ging leider der Inhalt des Bündnisses verloren. Margot Käsmann weist in ihrer Begründung auf die Werte desChristentums hin: Sie leitet dies in ihrem Statement mit einer Frage ein:

„Zu welchen Werten aber erziehen wir unsere Kinder? Das müssen wir als Gesellschaft klären, auch um deutlich zu machen, in welche Gemeinschaft, mit welchen Grundüberzeugungen wir Zuwanderer integrieren wollen. Die Antwort des Christen, der Christin lautet zuallererst: es geht um Gottvertrauen, Nächstenliebe und Verantwortung. In der Weitergabe des Glaubens werden auch Werte und Lebenshaltung vermittelt. Ich denke etwa das höchste Gebot „Du sollst Gott über alle Dinge lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“. Auch die 10 Gebote sind für uns auch heute ein guter Leitfaden für Erziehung, für Nächstenliebe, Respekt vor der Würde des anderen und Achtung von Grenzen.“

Gottvertrauen, Nächstenliebe und Verantwortung. Mit diesen drei Begriffen umreist die Bischöfin die Haltung einer Christin, eines Christen. Verantwortung zu übernehmen auch für diese wunderbare Schöpfung Gottes, wann könnte dieses augenfälliger werden als jetzt am Beginn der Wachstumsperiode?

Und man kann gar nicht anders, als einzustimmen in den Jubel des Textdichters. Einzustimmen in die Freude, dass nach der Dunkelheit und der Kälte das Leben immer wieder erwacht. Einstimmen in das Lob, dass Gott uns in seiner Güte die wunderbaren Gaben der Erde schenkt: Das Grün der Bäume, das Rot und Gelb der Blumen, das Zwitschern der Vögel. Einstimmen in den Dank für das, was wir Menschen an der Natur haben und wofür wir Verantwortung tragen. Es ist ein zeitloser Jubel an den Mai und seine Freuden.

Gottes Wirken auf uns kann und will uns verändern, der Mai, der Frühling kann in unser Leben dringen.

In der dritte Strophe heißt es:

Herr, laß die Sonne blicken / ins finstre Herze mein,
damit sich’s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein,
die größte Lust zu haben / allein an deinem Wort,
das mich im Kreuz kann laben / und weist des Himmels Pfort.

Dass Gottes Wort – Evangelium vom Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi – irgendwie Bedeutung für uns hat- das glauben oder ahnen wir.

Wie sagt Jesus im Matthäusevangelium: „Kommt her zu mir, die Ihr mühselig und beladen seid – ich will Euch erquicken.“

Und so hat Martin Brehm schon 1606 das Erwachen der Natur mit dem Wirken des Wortes Gottes gleichgesetzt.

Ich wünsche uns, dass wir diesen schönen Monat genießen können, sei es im eigenen Garten, in dem es wieder sprießt und blüht, sei es auf den Spaziergängen im Wald und in den Parks, wo alles zu neuem Leben erwacht – oder einfach im Straßencafe.

Ich wünsche uns aber auch, dass wir nicht vergessen, dass Gott uns das alles schenkt – jedes Jahr und immer wieder neu, damit unser Gemüt sich freut, dass wir aufleben können und dass das Leben eine Lust ist.


Amen.

Gemeinde: Lied: EG 501, 3+4

Mitteilungen

Gebet

Gott,

Du bist bei uns zu allen Zeiten unseres Lebens

auch wenn wir das manchmal nicht spüren.

Du genießt mit uns Tage, prall und lebenssatt

wie der Sommer

und du trägst mit uns Tage, karg und kalt

wie der Winter.

Deshalb bitten wir dich für alle

die von sich selbst

und ihren Gefühlen abgeschnitten sind –

lass sie neu entdecken, was sie ängstigt

und was ihnen Spaa macht,

damit sie ihr Leben erfüllend gestalten können;

für alle, die nur noch an sich selbst denken und nicht mehr sehen, was um sie herum geschieht –

lass sie erfahren, dass auch sie andere Menschen brauchen,

um glücklich zu sein

und dass sie selbst für andere

wichtige Wegbegleiterinnen und – begleiter werden können;

für uns alle, die wir oft so tun, als könnten wir ewig leben –

lass uns erkennen, wie wenig selbstverständlich und kostbar jeder einzelne Lebenstag ist,

damit wir uns nicht immer wieder auf morgen vertrösten lassen, sondern sensibel werden für das, was uns schon heute Glück und Erfüllung schenken kann.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich

und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: 421 Verleih uns Frieden

Ich bete an die Macht der Liebe

Andacht,

Kurt-Helmuth Eimuth

  1. 3. 2006
     
    Lied EG: 452, 1-3
     
    Votum:
    Im Namen Gottes, im Namen Jesu Christi
    im Namen des Heiligen Geistes
    unterbrechen wir unseren Alltag, um zu beten.
    Herzlich willkommen allen,
    die sich haben rufen lassen.
    Nehmen wir uns Zeit
    für uns, für Gott, miteinander.
    Vor Gott zur Ruhe kommen verändert

1 Minute Stille

Psalm: 18, Nr. 707
 
Lied: EG 610, 1-3

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir leben in der Passionszeit. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir die besonderen Rituale dieser Zeit wiederentdeckt. Der Verzicht als Bereicherung. Gerade die Aktion 7 Wochen ohne hat uns verdeutlicht, dass Verzichten bedeuten kann, sich auf etwas zu konzentrieren. Der Verzicht lässt uns aber auch fühlen, dass nicht alles was wir täglich nutzen und uns so selbstverständlich ist, wirklich selbstverständlich ist. Zur Welt gehört auch das Leid. Das Leid an sozialer Ungerechtigkeit, das Leid von Armut, das Leid einer Krankheit und schließlich auch das Leid der Endlichkeit des irdischen Lebens. All das ruft uns die Passionszeit wieder ins Bewußtsein.

Und dann lese ich vom ersten Liebesbriefkasten der evangelischen Kirche, hier in der Alten Nikolaikirche auf dem Römerberg. Eingeweiht wurde dieser Liebesbriefkasten während einer Mittagsandacht, mit der die Fastenaktion 2006 der evangelischen Kirche „7 Wochen Ohne“ am Aschermittwoch, eröffnet wurde.

In der Alten Nikolaikirche kann man jetzt seine Liebesbriefe in jenen Briefkasten einwerfen, wenn man Brieffreundschaften oder die Liebe fürs Leben sucht. Ebenso kann man sich dort auch einen Liebesbrief mitnehmen.

Die Kirche als Eheanbahnungsinsitut? Ich denke die Aktion hat einen Vordergrund und einen Hintergrund. Liebesbriefe zu bekommen ist sicherlich schön. Ein Mensch gesteht dem anderen Menschen seine Liebe, seine intimen Gefühle, beschreibt phantasievolle Bilder, die bei ihm im Kopf entstehen. Man spürt förmlich die sprichwörtlichen Hummeln im Bauch.
Die Fastenaktion steht in diesem Jahr unter dem Motto „Liebesbriefe. Merken, worauf es ankommt“. Ja, worauf kommt es. Wenn man den Umfragen glauben darf, dann kommt es auf die Familie an. Es kommt auf Menschen an, auf die ich mich ohne wenn und aber Verlassen kann.

Doch zum Glück sind wir Menschen nicht nur auf uns selbst gestellt. Die hintergründige theologische Begründung für den Liebesbriefkasten in der Kirche ist die Liebe Gottes, die er uns Menschen schenkt. Und dafür steht ja dann auch Karfreitag und Ostern.
Der Hamburgher Theologe Fulbert Steffensky beschreibt diese Liebe so:
Wenn ich Gott nenne, meine ich nicht nur jenen starken Retter. Ich meine das unendliche Geheimnis der Liebe, und so sind Liebeslieder wohl die besten, die ihn besingen.“ Von Franz von Assisi wird erzählt, dass er zwei Stöcke vom Boden aufgehoben hat. Der eine war ihm Geige, der andere Bogen, und auf dieser Geige hat er französische Lieder gespielt, Minnelieder für Gott.

Eines der tiefsten Liebeslieder , die wir im Gesangbuch haben, ist das Lied vom Mystiker Tersteegen „Ich bete an die Macht der Liebe“:
In der zweiten Strophe, die leider nicht im Gesangbuch steht heißt es
Wie bist du mir so zart gewogen,
und wie verlangt dein Herz nach mir!
Durch Liebe sanft und tief gezogen
neigt sich mein Alles auch zu Dir
Du traute Liebe gutes Wesen,
du hast mich und dich erlesen.

Steffensky betont die Bedeutung dessen, dass wir uns quasi einer fremden Sprache, nämlich der Sprache der Tradition bedienen können, wenn wir über unser Verhältnis zu Gott sprechen.

Und zur Liebe sagt Steffensky in seiner poetischen Sprache:
“Vielleicht ist das eine vorsichtige Annährung an die Gottesliebe, wenn ich die Gottesliebhaber zitiiere und ihre Lieder und Geschichten schön finde. Ich nähere mich der Gottesliebe, wenn mich der Gedanke beunruhigt, dass man Gott unmittelbar lieben könnte. Aber vielleicht können wir uns von Gott lieben lassen. Sich selbst lieben zu lassen aber scheint beinahe eine noch schwierigere Kunst als zu lieben. Sich lieben zu lassen, das heißt , keine Rechtfertigung mehr für die eigene Existenz nötig zu haben; nichts mehr gegen den Blick der Güte einwenden, Es gibt die wundervolle Stelle im Hohen Lied, dem großen Liebeslied der Bibel (8,10): „Ich bin geworden in seinen Augen wie eine, die Frieden findet.“
Das ist der Frieden, so Steffensky, der nicht mit den eigenen Waffen und der eigenen Stärke hergestellt wird, sondern der entsteht im Blick, mit dem ich angesehen werde. Ich bin nicht angesehen, weil ich ansehnlich bin, sondern weil ich angesehen bin.. in seinen Augen wie einer der Frieden findet.Ich muss mich nicht selbst bezeugen, sondern der Geist Gottes bezeugt mich, heißt es im Römerbrief (8,16)
In der Passionszeit geht es auch um die Liebe Gottes, um das Geliebtsein ohne jede Vorbedingung. Theologisch spricht man hier auch von Gnade. Der Liebe Gottes können wir uns ebenso gewiß sein wie der Gnade Gottes, denn in der Gnade drückt sich die Liebe aus.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, eigentlich ist es doch ein gar nicht so weiter Weg vom Liebesbriefkasten zur Gnade Gottes. Schenken wir doch ewinfach unsere Liebe und lassen zu, dass wir geliebt werden.

Lied: EG 617, 1+2

Mitteilungen

Gebet:
Gott, du Licht der Welt
lass dein Licht und deine Liebe auch in unserem Leben aufgehen,
damit wir erfahren, dass unsere Suche keine Irrfahrt ist, sondern ein Heimweg zu dir.
Zeige uns auch heute, wo wir dich finden können, wo du uns nahe kommst.
Lass dein Licht in unser Leben scheinen,
damit wir uns selbst annehmen können, so wie wir sind und dann auch unsere Mitmenschen.
So bitten wir dich auch für das, was uns am Herzen liegt:
für das, was uns in diesen Tagen beschäftigt hat,
für die Menschen , die uns nahe stehen
und auch für die, mit denen wir es nicht leicht haben.
Gott, hilf uns, dich in unseren Schwestern und Brüdern wiederzuerkennen.
Lass uns achtgeben auf Menschen, die unsere Hilfe brauchen.
Wir bitten dich für diejenigen,
die Dunkelheit in ihrem Leben erfahren,
für die Einsamen und Kranken,
für die Enttäuschten und Verbitterten,
für alle, die sich selbst im Wege stehen
und ihre Hoffnungen begraben haben:
schenke ihnen neue Zuversicht.
Gott, dein Licht will sich ausbreiten.
Lass es auch unter uns hell werden.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:
Gott, der Ursprung und Vollender aller Dinge.
segne dich, gebe dir Gedeihen und Wachstum,
Erfüllung deiner Hoffnungen, Frucht deiner Mühe,
und am Ende das Ziel deiner Wege. Amen.
 Lied: EG 421 (1)
 

Autoritäre und humanistische Religion

Erich Fromm,

Andacht, Kurt-Helmuth Eimuth

14.3.2005

Lied EG: 593, 1+5

Votum:

Guten Morgen

Wir sind hier in der Heiliggeistkirche

In deinem Namen

Gott, du Schutz allen Lebens,

Jesus, du Hoffnung aller Geopferten,

Heiliger Geist, du Überwindung des Todes.

Psalm: 43 Nr. 724

Lied: EG 584, 1-4

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

Es jährt sich in diesen Tagen der Todestag eines berühmten Frankfurters, eines Denkers, der viel über das Wesen der Religion nachdachte: Erich Fromm

Obwohl Erich Fromm sich ganz bewusst von jeglicher Religion losgesagt hat, ist er bis zu seinem Tod dem Glauben treu geblieben. Die Religion, in die er hineingeboren wurde, ersetzte er mit einer eigenen durch und durch von Erkenntnis und Vernunft geprägten Ethik, die nicht nur dem ureigensten Wesen des Menschen, sondern auch der Gesellschaft gerecht werden sollte.

Aus dem Erfolg der 68er-Bewegung resultierte letzten Endes der Erfolg von Fromms Büchern. Die mehr als 50 Titel seiner Gesamtauflage wurden in alle wichtigen Sprachen übersetzt und bis heute weltweit mehr als 50 Millionen mal verkauft. Nicht nur sein Bestseller „Die Kunst des Liebens“ von 1956, sondern auch sein Alterswerk „Haben oder Sein“ von 1976 wurden Kultbücher.

Der am 23. März 1900 in Frankfurt als Sohn des jüdischen Weinhändlers Naphtali geborene Erich Fromm, beschäftigt sich bereits mit 13 intensiv mit dem Talmud. Nach der Schule studiert er zwei Semester Jura in Frankfurt und wechselt nach Heidelberg, wo er mit Soziologie, Psychologie und Philosophie weiter macht. Während seine Promotion 1922 noch den Titel trägt: „Das jüdische Gesetz. Ein Beitrag zur Soziologie des Diaspora-Judentums“, wendet er sich schon vier Jahre später vom orthodoxen Judentum ab.

Bei Karl Landauer in München studiert er weiter und beendet sein Psychologiestudium 1929 am Psychoanalytischen Institut in Berlin. Gleichzeitig engagiert er sich in Frankfurt und hilft bei der Gründung des Süddeutschen Instituts für Psychoanalyse in Frankfurt. Zusammen mit Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, und Herbert Marcuse gehört er zu jenem Kreis um Max Horkheimer am fortan genannten „Frankfurter Institut für Sozialforschung“, der nach der Machtergreifung der Nazis seine Tätigkeit an der Columbia-University von New York fortsetzt.


Vom orthodoxen Juden zum dogmatischen Freudianer zum überzeugten Marxisten entwickelt sich Erich Fromm zum „radikalen Moralisten“. Vom Judentum wendet er sich ab, „weil er nicht an irgendeiner Spaltung der Menschheit – ob religiös oder politisch – beteiligt sein wollte,“ wie er einmal sagte. Von Freud entfernt er sich und stellt dazu fest: „Wir Psychoanalytiker der zweiten Generation stehen auf Freuds Schultern – und darum sehen wir weiter.“ Freud lasse soziale und wirtschaftliche Faktoren weitgehend außer acht. Erich Fromm löst die Psychoanalyse aus ihrem rein therapeutischen Kontext und führt sie in eine umfassende Sozialanthropologie.

Nach einem Herzinfarkt 1968 zieht sich Erich Fromm aus dem öffentlichen Leben zurück, siedelt ins Tessin über und stirbt bei einem Herzinfarkt am 18. März 1980.

Auch wenn er als Moralist sich von der Religion entfernte, so gab er doch aus sozialpsychologischer Sicht entscheidende Hinweise zur Bewertung von Religion:

Erich Fromm unterscheidet zwischen autoritärer und humanistischer Religion. Die autoritäre Religion sei gekennzeichnet durch die Vorstellung, dass eine höhere Macht Anspruch auf Verehrung und Anbetung aber auch auf Gehorsam habe. Die Macht über Menschen begründe sich eben nicht mit einer besonderen sittlichen Eigenschaft der Gottheit, sondern alleine dadurch,, dass die Herrschaft und damit die Macht ihr zu stehe. Wesentliches Element der autoritären Religion sei die Unterwerfung unter eine Macht jenseits des Menschen. Allerdings könne diese Macht auch von einem Führer direkt ausgeübt werden.

Die humanistische Religion beschreibt Fromm so: „Das religiöse Erlebnis innerhalb dieser Art der Religion besteht in der Empfindung des Einsseins mit dem All , gegründet auf die Beziehung zur Welt.“ Selbstverwirklichung, nicht Unterwerfung wolle der Mensch in dieser Art von Religion erreichen. „Glaube ist Sicherheit der Überzeugung, erworben durch eigene Erfahrung mittels Denkens und Fühlens, nicht Annahme einer Satzung auf Grund des Ansehens dessen, der sie gesetzt hat.“ Und Fromm fügt dieser Beschreibung noch hinzu: „Die vorwiegende Stimmung ist Freude, während sie in autoritären Religionen in Kummer und Schuldgefühl besteht.“

Für die derzeitige Diskussion um die Ursachen des religiösen Fundamentalismus und um religiös motivierten Terrorismus ist die weitere Analyse Fromms aktueller denn je: Die Unterscheidung zwischen autoritärer und humanistischer Religion ziehe sich quer durch alle Religionen. Demnach sind autoritäre oder gar totalitäre Züge von Religionen nicht einer bestimmten Religion zuzuordnen. Da unterscheiden sich die militanten Christen in Nordirland eben nicht von den islamistischen Attentätern des 11. März in Madrid.

In der Analyse kann ich Fromm folgen. Doch so wie ich Christentum verstehe, so wie Luther von der Freiheit eines Christenmenschen spricht, passt die autoritäre Form des Glaubens nicht zur Botschaft des Neuen Testaments. Es pervertiert sie.

Denn der christliche Glaube ist keine Gesetzesreligion. Er schreibt uns nicht vor, wie wir zu leben haben. Er versetzt uns in einen weiten Raum großer Freiheit. In Dankbarkeit gegenüber Gott und ausgerichtet auf unseren Mitmenschen können wir unser Leben gestalten. Wie das heute konkret aussieht, müssen wir selbst herausfinden. Das ist allerdings nicht immer einfach.

Amen.

Lied: EG 546, 1-3

Mitteilungen

Gebet

Verschone uns, Gott,

vor allen Dingen, die zu nichts führen,

aus denen in deinem Reich nichts wird

und die auf Erden nichts

und wieder nichts bedeuten –

davor verschon uns Gott.

Vor unfruchtbarem Grübeln,

vor leeren Gedanken,

vor unbedachten Zugeständnis an das böse,

vor Wahnideen und Phantastereien

vor aller Niederträchtigkeit –

verschon uns Gott

Vor Trägheit und vor unduldsamer Gesinnung,

vor aller Wichtigtuerei,

vor Selbstgefälligkeit

verschon uns Gott

Lass unseren Ehrgeiz

Und unseren Frieden darin finden:

In deinem Licht wandeln,

dass wir Kinder des Lichts werden

dass wir deinem Bilde ähnlich werden

und in deiner Liebe bleiben,

der du uns zuerst geliebt hast

und bis zum Ende liebst

ohne Ende.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott segne uns und behüte uns

Gott gebe uns Liebe wo Hass ist,

Kraft wo Schwäche lähmt,

Toleranz wo Ungeduld herrscht,

Offenheit wo alles festgefahren scheint

So sei Gottes Segen mit uns allen, beflügle unsere Hoffnung und begleite uns wie ein Licht in der Nacht.

Lied: EG 546 4+5

Ein unauslotbares Geheimnis

15.1.2005

Pfarrerin Marion Eimuth

Letzter Sonntag nach Epiphanias (24.1.99)

Predigttext

2. Mose 3,1-10 (11-14)

Orgelvorspiel

Gemeinde: Eingangslied: EG 70, 1+4

Zum heutigen Sonntag, begrüße ich Sie ganz herzlich mit dem  

Wochenspruch bei dem Propheten Jesaja, Kapitel 60, Vers 2:

Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes

Gott ist uns nahe – immer und überall,

im Namen Jesu Christi – So sind wir geliebt,

und im Namen des Heiligen Geistes

So sind wir verbunden als Schwestern und Brüder.

Psalm 97

Der Herr ist König: des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind.

Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit,

und seine Herrlichkeit sehen alle Völker.

Schämen sollen sich alle, die Bildern dienen

und sich der Götzen rühmen.

Betet ihn an, alle Götter!

Zion hört es und ist froh,

und die Töchter Juda sind fröhlich,

weil du, Herr, recht regierest.

Denn du, Herr, bist der Höchste über allen Landen,

du bist doch erhöht über alle Götter.

Die ihr den Herrn liebet, hasset das Arge!

Der Herr bewahrt die Seelen seiner Heiligen;

auder Hand des Gottlosen wird er sie erretten.

Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen.

Der Herr ist König; des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind.

Kommt, lasst uns anbeten:

Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn…

Pfarrerin: Sündenbekenntnis

 Gott, wie oft kommt es vor, dass wir uns überschätzen.

Wir fühlen uns stark und vergessen, wer uns mit Stärke ausgestattet hat.

Aus eigener Kraft wollen wir das Leben gestalten.

Manchmal erzwingen wir Veränderungen,

die uns und anderen nicht gut tun.

Wir bitten dich, lenke unsere Gedanken und Blicke auf dich.

Du allein bist unsere Stärke und Kraft.

Du schenkst uns Zuversicht.

Hilf uns, dass wir dir allein vertrauen.

Darum bitten wir: Erbare dich!

Gemeinde: Herre, Gott, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herre, Gott, erbarme dich!

Pfarrerin: Gnadenwort:

Christus spricht: „Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“

Ehre sei Gott in der Höhe.

Gemeinde: Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade.

Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;

nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Pfarrerin: Gebet:

Gott, du bist Licht und Heil.

Lass uns dein Licht aufgehen und fülle unsere Herzen mit dem Feuer deiner göttlichen Liebe.

Deine wahrheit leuchte in uns und schenke uns Klarheit für unser Tun und Lassen.

Im Glauben wollen wir weitergeben, was du uns schenkst durch Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.

  1. Schriftlesung:

Epistel: 2. Korinther 4,6-10

Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Halleluja

Gemeinde: Halleluja, Halleluja, Halleluja

Gemeinde: EG 72, 1-6

2. Schriftlesung:

Evangelium: Matthäus 17,1-9

Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.

Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!

Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist

„Ehre sei dir Herr!“

Gemeinde: Lob sei dir, o Christe!

Pfarrer und Gemeinde:
Lasst uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unseres Glaubens:

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige, christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben. Amen.

Gemeide: EG, 67, 1-4

Pfarrerin: Predigt:

2. Mose 3, 1-14

1 Mose hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, daß der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, daß er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!

6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, daß ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.

11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, daß ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: „Ich werde sein“, der hat mich zu euch gesandt.]

Liebe Gemeinde,

Wer ist Gott?

Ist das eine Frage, die einer beantworten kann? Ist das eine Frage, die Menschen überhaupt bewegt?

Wer ist Gott?

Manchmal an einem Wintertag, wenn der Rauhreif an den Ästen klebt und der Atem in der klaren Luft zu sehen ist und der blaue Himmel sich über einen wölbt, dann meine ich zu ahnen, wer Gott ist: Der alles wunderbar gemacht hat und dem ich ein dankbares Lied singen sollte, bevor ich etwas anpacke.

Oder wenn ich Musik höre, die mein Herz bewegt, die nicht laut, sondern leise mich in Schwingung bringt und ich mich bewegt fühle und geborgen zugleich, dann ahne ich: Gott liebt die Schönheit und hat mir meine Sinne geschenkt, sie wahrzunehmen.

Oder ich merke im nachhinein: Hier ist mir etwas gut gelungen, was ich gemacht habe, und eine hat mich auch dafür gelobt. Dann merke ich: Es wachsen mir manchmal Kräfte zu, die nicht von mir selber kommen, und für die ich nur danken kann.

Wer ist Gott?

Viele wissen keine Antwort auf diese Frage.

Es gibt viele, für die ist die Frage nach Gott ein abgeschlossenes Kapitel. Sie haben resigniert, sind müde, weil sie meinen: Gott ist weit weg von dem Leben, das ich führen muß, weit weg von den Problemen, die ich zu bewältigen habe vom Morgen bis zum Abend. Und gelegentlich ist auch dabei die Enttäuschung zu hören über diejenigen, die so leicht von Gott reden können, und die so wenig sich einfühlen können, wenn Menschen hadern.

Die Frage nach dem Wesen Gottes, wer er ist, wie er ist, wie und ob er Menschen erscheint, leuchtet herüber aus der Geschichte aus dem 2. Mosebuch, die wir gehört haben, und die uns heute morgen beschäftigen soll. Es ist der Bibelabschnitt, der am Ende der Epiphaniaszeit, die ja auch das Ende des Weihnachtsfestkreises ist, in allen evangelischen Kirchen gepredigt wird. Es ist die Zeit, die Gottes Erscheinen in der Welt zum Thema hat. Unser Text nun spricht von einer ganz besonderen Erscheinung Gottes, die fremd ist und doch auch faszinierend.

In drei Abschnitten verläuft diese Geschichte, und wir wollen sehen, was sie zu uns heute über unsere Frage nach Gott sagen kann. Die Geschichte erzählt von einer Erscheinung, vom Auftrag und vom Namen Gottes.

Die Erscheinung

Die Geschichte beginnt idyllisch, so daß man es sich gut vorstellen kann: Schafe kommen darin vor und Ziegen wahrscheinlich auch, ein Hirte, eine Steppe, die wenig Nahrung gibt für die Tiere, ein Berg. Eine ruhige Szene eigentlich, und doch wissen die Kenner, wieviel Mühe und Einfachheit des Lebens sich in diesen wenigen Worten unserer Geschichte widerspiegelt. Wievielmal wird der Hirte den Weg mit seinen Tieren schon gegangen sein? Wieviel Gewohnheit ist es und wieviel Sorge, die Tiere wieder heil zurückzubringen?

Nun plötzlich bemerkt Mose auf dem vielmals begangenen Weg eine ungewöhnliche Erscheinung. Er sieht einen Busch, aus dem eine Flamme schlägt. Das weckt seine Neugier. Natürlich will er sehen, was da seltsames sich tut. Und er sieht eine Flamme und einen Busch, der nicht verbrennt.

Hier ist etwas Einzigartiges geschehen, etwas, was nicht nachvollziehbar und kaum verstehbar ist. Es ist die Begegnung mit Gott selbst. Und es liegt einer nicht verkehrt, wenn er an andere Begegnungen Gottes mit Menschen denkt, die die Bibel erzählt. Von Abraham wird so schon berichtet: Er solle hinausgehen und die Sterne am Nachthimmel zählen. Und wir denken an Jakob, der in der Nacht mit einem Fremden ringt, und nachdem Jakob sich nicht von der dunklen Gestalt überwinden läßt, wird er gesegnet.

Mose hört nun: „Dieser Gott deiner Väter bin ich.“

So ist das in der Bibel. Begegnung mit Gott, das ist immer ganz persönlich und überraschend, noch nie so dagewesen und auch wahrscheinlich nicht wiederholbar. Ich weiß nicht, ob wir daraus für uns etwas lernen können, aber es heißt doch sicher dies: Gott scheut sich nicht, dort Menschen zu begegnen, wo sie gehen und gerade leben in ihren Gewohnheiten, dort, wo ihre Sorgen sind und die Mühen des Alltages, dort, wo die Fragen sind und vor allem dort, wo einer nicht oder nicht mehr mit ihm rechnet.

Wir sind nicht Mose.

Und doch erwarten viele ja große Zeichen: Das Ende von Not und Gewalt, und daß kein Kind mehr sich ängstigen muß, weil Eltern von Waffen bedroht sind. Das alles müßte Gott tun und noch mehr.

Könnte es aber nicht sein, daß wir aufmerksamer hinhören und hinsehen könnten auf andere Signale Gottes. Wir werden keine brennenden Dornbüsche sehen und keine übernatürlichen Stimmen hören. Aber vielleicht hören wir ihn in der Stimme, die fragt, ob wir einen Moment Zeit haben, ob wir zuhören können. Vielleicht bemerkt ihn auch einer, wenn er hinsehen muß und sich mitfreuen, weil ein Kind fröhlich über den Gehsteig hüpft, weil es vielleicht eine gute Note in der Schule bekommen hat. Es müssen nicht immer die großen Zeichen sein, in denen Gott erscheint. Kleine, verletzliche übersehbare Zeichen sind wahrscheinlicher. Wie ja auch die Liebe eher verletzlich und manchmal übersehbar daherkommt und doch so viel verändern kann.

Wer nur den lieben Gott läßt walten

und hoffet auf ihn allezeit,

den wird er wunderbar erhalten

in aller Not und Traurigkeit.

Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,

der hat auf keinen Sand gebaut.

Ist das nur ein Liedvers aus alter Zeit, gesungen von einem, dem es gut geht, oder beschreibt er, wie einer Gott begegnen kann? Johann Neumark hat diesen Vers gedichtet, nachdem er auf einer Reise überfallen und ausgeplündert worden war.

Erscheinung Gottes: Merkwürdig eigentlich. Und doch wissen wir, in manchem Krankenzimmer und in mancher schlaflosen Nacht wird dieser Liedvers mit dem eigenen Leben nachbuchstabiert.

Der Auftrag

Unsere Geschichte bleibt nun nicht dabei stehen, daß sie erzählt, wie Gott einem einzelnen Menschen begegnet. Mose hört aus dem Dornbusch etwas von der Geschichte Gottes mit seinen Menschen. Er hört, was er selbst schmerzlich erfahren hat, wie das Volk Israel in Ägypten leiden muß und dies, daß das Elend nun ein Ende haben soll. Israel soll heraus geführt werden aus der Enge in ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Ein Leben in Freiheit soll Israel führen. Gott sagt nun zu Mose: „So geh nun du hin, ich will dich senden.“ Und Mose sagt: „Wer bin ich?“ „Wer bin ich schon?“

Man kann das in der Bibel verfolgen. Es gibt keine Begegnung mit Gott ohne Auftrag und keinen Auftrag ohne Einwände. Kaum einer, dem Gott begegnete, willigte ein in den Weg, den Gott für ihn vorgesehen hatte. Wer unser Kapitel im 2. Mosebuch zu Ende liest, der merkt, wie Mose immer wieder neue Einfälle hat, seine Einwände gegen den Auftrag Gottes vorzubringen.

Es ist wohl so: Angesichts einer Aufgabe spürt mancher, wie klein die Kräfte sind und wie kurz der Atem durchzuhalten. Angesichts einer Aufgabe wird der, der ehrlich ist zu sich selbst, sich über seine eigene Situation klar und über seine Möglichkeiten. Wie oft scheitert auch eine an ihrer Aufgabe?

Ist es eine Frage von Qualifikation?

Heute ist es in aller Munde, wie nötig es ist, sich ständig fortzubilden, will man nicht zurückbleiben. In allen Bereichen ist es so.

In unserer Geschichte ist es aber eine Frage von Vertrauen. Mose hört: „Ich will mit dir sein. Ich, Gott, will mit dir sein, verlaß dich nur darauf.“

Könnte es bei einem Auftrag, wenn einer meint: „Wer bin ich schon?“ etwas Schöneres geben als dies, daß einer von Gott hört „Ich will mit dir sein.“?

Wenn einer von uns das heute morgen hörte und es dann damit wagte wäre es schon genug.

Dann könnte es sein, daß eine ihren Auftrag erkennt und in ihrer Einsamkeit sieht, wie sie die Hände falten kann, und so verbunden ist mit den Menschen, an deren Weg sie denkt.

Und es könnte sein, daß einer seinen Auftrag darin sieht dankbarer zu werden, weil er auf der Straße unterwegs schon so oft bewahrt worden ist und ganz knapp am Unfall vorbeigekommen.

Und es könnte sein, daß einer seinen Auftrag spürt darin, doch endlich auch über eigene Fehler hinweg das klärende Gespräch mit der Kollegin zu wagen und dabei merkt, wieviel Befreiung darin stecken kann und Neuanfang.

Die Aufträge sind so verschieden wie unsere Gesichter verschieden sind, und immer führen sie zum anderen, zum Menschen neben mir. Und auf diesem Weg, so weit und so schwer und so unüberwindlich er manchmal erscheinen mag darf jeder dieses unvergleichliche Wort hören: Ich bin mit dir.

Das will gewagt werden.

Der Name Gottes

„Wie ist sein Name?“, so werden die Israeliten ihn fragen, mutmaßt Mose. Wahrscheinlich zu Recht.

Offenbar genügt es Menschen nicht zu sagen: Es gibt einen Gott, an den Väter und Mütter geglaubt haben.

Offenbar reicht es nicht allein, daß sich Gott Müttern und Vätern zu erkennen gegeben hat.

Offenbar hilft es wenig zu sagen: Was den Alten gut war, wird auch für euch gut sein. Es muß wohl noch etwas mehr dazu kommen.

Mose erhält deshalb auf seine Einwände hin ohne Widerspruch diesen „Namen“ Gottes als Antwort. Ein Name, über den heute noch viel gerätselt wird: „Ich werde sein, der ich sein werde.“

Gott verweigert sich nicht und bleibt nicht nur geheimnisvoll, sondern er macht sich mit einem Namen bekannt und läßt sich so ansprechen.

Es ist ein Name, der zwar schwer deutbar ist, aber nun doch in die Zukunft weist, ein Name der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet.

Der erste Monat eines neuen Jahres ist nun schon fast wieder um. Und manchem wird es vorkommen, als sei das Weihnachtsfest schon lange vorbei. Und wir wissen auch nicht, was das Jahr noch mit sich bringen wird.

Heute morgen darf einer, den dabei die Angst befällt das hören: so wie Gott in der Vergangenheit sein Volk herausgeführt hat aus der Not in Ägypten, so wird er auch in Zukunft für Menschen da sein. Gott ist der Herr über die Zeiten. „Ich erweise mich als der Getreue“ sagt der Name in einer anderen Übersetzung.

Wer ist Gott?

Vielleicht merken wir im Blick auf die Erscheinung im Dornbusch, im Auftrag und im Namen Gottes, daß Gott nicht in irgendwelche Formeln paßt. Gott sperrt sich auch gegen die vielen Schablonen, die wir gern bereithalten. Die Geschichte vom brennenden Dornbusch läßt spüren, daß Gott immer auch ein unauslotbares Geheimnis bleibt, ein Geheimnis freilich, das sich seinem Volk zuwendet, den Menschen zuwendet, mir zuwendet. Mit diesem Versprechen können wir unsere Schritte ins Neue Jahr hinein tun wie in ein gutes und weites Land.

Amen.

Gemeinde: Kanon, Jahreslosung

Pfarrerin: Abkündigungen

Gemeinde: EG 70, 5 + 6

Pfarrerin: Fürbittengebet

Gott, Licht und Dunkel, Hoffnungen und Ängste haben wir dir genannt.

Du schenkst uns das Licht des Leben,

wir machen so selten Gebrauch davon.

Wir bitten dich für uns Frauen und Männer,

nicht nur, dass uns ein Licht aufgeht,

wir bitten, dass wir es auch nützen.

Leuchte unsere Wege aus, dass wir nicht in die Irre gehen.

Wir bitten dich für alle,

die kein Land mehr sehen,

die sich nichts zutrauen,

die es schwer mit sich selbst und mit den

Menschen um sich haben,

zeige ihnen Wege aus ihrer Dunkelheit.

Wir bitten für die Menschen in Not,

in Kriegen, für die Menschen auf der Flucht und in Unrechtssystemen,

lass es hell werden auf dieser Erde,

dass sie aufatmen können und endlich

Freude finden am Leben.

Gib uns allen das kostbarste Licht,

das unter uns so spärlich brennt,

gib uns Vertrauen in deine Liebe.

Lass uns spüren, dass du da bist. Amen.

Gemeinde: Abendmahlslied: EG 66, 6-8

Pfarrerin: Gebet:

Gott, du teilst aus, und wir leben davon:

Du gibst Brot, und wir werden satt;

du tränkst uns, und wir leben auf;

du kommst zu uns, und wir sind nicht allein.

Verbunden mit allen Hungrigen

in Jesus, dem Bruder, bitten wir:

Für alle, die hungern nach dem täglichen Brot,

dass unter uns gerechtes Teilen gelingt

und jeder bekommt, was er zum Leben braucht.

Für alle, die hungern nach Gerechtigkeit,

dass ihre Stimme gehört, ihre Arbeit voll bezahlt

und ihre Würde geachtet wird.

Für alle, die hungern nach Liebe,

dass jemand unter uns Zugang findet zu ihrem Herzen und sie herauskommen aus ihrer Einsamkeit.

Gott, du teilst aus, damit wir leben.

Lass uns dankbar empfangen und weitergeben.

Gemeinde: Heilig, heilig, heilig

Pfarrerin und Gemeinde

Gemeinsam beten wir, wie Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft

und die Herrlichkeit

in Ewigkeit. Amen.

Pfarrerin: Einsetzungsworte

Unser Herr Jesus Christus,

in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,

dankte und brachs und gabs seinen Jüngern und sprach:

Nehmet hin und esset;

Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.

Solches tut zu meinem Gedächtnis.

Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl, dankte und gab ihnen den und sprach:

Nehmet hin und trinket alle daraus;

Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Solches tut, so oft ihrs trinket, zu meinem Gedächtnis.

Gemeinde: Christe, du Lamm Gottes

Austeilung des Mahls:

Wir sind nun eingeladen, das Brot zu essen und den Wein zu trinken und dabei Gemeinschaft zu haben durch unseren Herrn Jesus Christus.

Nimm hin und iss. So spricht der Herr: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern.

Nimm hin und trink. So spricht der Herr: Wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Worte nach der Austeilung:

Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Ich will den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.

Gebet nach dem Mahl:

Du bist uns nahe gekommen in Brot und Wein. Du hast uns angenommen mit unseren Schwächen und Wunden und hast uns reich gemacht mit deiner Herrlichkeit. Das ist ein Vorgeschmack auf dein Kommen am Ende der Zeit. Dafür danken wir dir, Gott. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.

Gemeinde: EG 70, 7

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes.

Gott segne dich und behüte dich,

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Orgelnachspiel

Christvesper, Obereisenhausen

Christvesper, Obereisenhausen 2004

Marion Eimuth

Einzug Projektchor mit Kerzen:

Sanctus Dominus (Kanon auf Empore)

Begrüßung:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.

Mit diesen Worten aus dem Johannesevangelium begrüße ich Sie heute abend zur Christvesper.

Wir feiern miteinander, dass Jesus in die Welt gekommen ist, damit es heller werde auf dieser dunklen Welt.

Mit den Liedern, die wir heute singen, und der Musik, die wir hören, wollen wir Gott loben und wir wollen hören, was uns der Evangelist Lukas von der Geburt Jesu erzählt.

Gemeindelied: 35, 1-4: Nun singet und seid froh

Votum:

Wir beginnen diesen Weihnachtsgottesdienst im Namen Gottes. Gott ist Liebe.

Jesus Christus lehrt uns an Weihnachten

die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.

Gottes Geist lässt längst abgestorbenes Leben neu sprießen. Amen

Psalm 2: im Wechsel

Chor: Maria durch ein Dornwald ging

Schriftlesung:

Lukas 2, 1-7

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Flöten: Corelli

Schriftlesung:

Lukas 2, 8 – 14

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Gemeindelied: EG 49, 1-4 Der Heiland ist geboren

Schriftlesung:

Lukas 2, 15:

Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.

Chor: Weil Gott in tiefster Nacht

Schriftlesung:

Lukas 2, 16 – 17

Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

Posaunenchor

Schriftlesung:

Lukas 2, 18 – 20

Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatt, wie denn zu ihnen gesagt war.

Flöten: Marsch von Händel

Meditation:

Der Engel –

Geheimnisvolle Gestalt der Weihnachtsgeschichte.

Keiner hat ihn gesehen,

aber – was wäre Weihnachten ohne ihn?

Der Engel –

Das ist der, der das Unsagbare benennt.

Der das Unerklärbare sagt.

Der das Verhüllte aufdeckt.

Ohne seine Stimme

wäre das Kind in der Krippe

nur ein Kind der Armut geblieben.

Seine Stimme deutete;

Euch ist heute der geboren, der Heilung bringt.

Geht hin und schaut.

Werden wir die Stimme der Engel hören,

die heute erklären, deuten, hinweisen?

Engel –

Gibt es nicht nur damals.

Gottes Engel haben gewiß keine Flügel,

aber sie haben Stimme.

Man kann sie hören.

Wenn ich nun einen Engel sehe –

in welcher Form und Gestalt auch immer

am Weihnachtsbaum oder über einer Krippe,

dann will ich daran denken:

Gottes Engel haben Stimme.

Man kann sie hören –

Bis zum heutigen Tage.

Gemeindelied: EG 30, 1-4 Es ist ein Ros entsprungen

Predigt:

Liebe Gemeinde!

Nun können wir zur Ruhe kommen.

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Das Fest kann beginnen.

Hinter uns liegen Wochen der Planung und hek­tischen Betriebsamkeit. Geschenke mußten aus­gesucht und besorgt, verpackt und verschickt werden.

Ich lade Sie ein, auf das zu hören, was der Anlaß für die vielfältigen Aktivitäten der letzten Wochen war. Wie notwendig dieses ist, zeigte eine kurze Blitzumfrage in meiner Schule. Die Schülerinnen und Schüler konnten den Sinn des Weihnachtsfestes nicht benennen. Auferstehung sei da gewesen oder zumindest die Kreuzigung.

Erinnerung und Vergewisserung ist die Grundvoraussetzung um sich in der Geschichte, in der eigenen Tradition zu verorten. Ohne Erinnerung wissen wir nicht wo wir her kommen, wo wir stehen und wo wir womöglich hingehen.

Ich lade Sie ein, sich mit mir heute Abend der Ursprünge des Weihnachtsfestes zu vergewissern.

Ich lade Sie ein, sich mit mir auf die Suche nach den Wurzeln der Weihnachtsgeschichte zu machen.

Die eben gehörte Weihnachtsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas ist wohl eine der bekanntesten Erzählungen der Bibel. Von Anfang an waren die Christinnen und Christen eine Erzählgemeinschaft. Sie erzählten sich die Geschichten von Jesu Kreuzigung, von seiner Auferstehung, aber auch Geschichten aus dem Leben Jesu, wie er Kranke heilt und wie er Menschen am Rande der Gesellschaft, den Niedrigen, den Armen, den kleinen Leuten, neue Hoffnung und neuen Mut zum Leben gibt.

Diese Geschichten vermitteln den Gott, von dem Jesus erzählte. Sie tragen diesen Gott auch heute noch zu uns.

Markus war der erste, der diese Geschichten von Jesus aufgeschrieben hat. Bis dahin wurden sie meistens mündlich überliefert. Nur weniges war schon schriftlich fixiert.

Doch in dem Evangelium des Markus fehlt die Weihnachtsgeschichte. Vermutlich wird er von Jesu Geburt noch nichts gewußt haben. Weihnachten wurde zur Zeit des Markus nicht gefeiert.

Einige Zeit später kam dann die Frage auf: wie hat es eigentlich mit dem Leben Jesu angefangen? Denn über sein Leben, sein Wirken und Predigen, sein Tod und seine Auferstehung war viel erzählt und weitergegeben worden. Doch von der Familie und der Kindheit des Mannes aus Galiläa wusste man nichts.

Dann, irgendwann in der Zeit als Lukas sein Evangelium schrieb, war die Weihnachtsgeschichte da. Die Geschichte, die vom Stall erzählt, von der Krippe, von Hirten und Engeln und vom Frieden auf Erden.

Dann gab es noch eine zweite Weihnachtsgeschichte. Sie hat der Evangelist Matthäus aufgeschrieben. Es ist die Geschichte vom Stern, der stehen blieb über dem Haus in dem Jesus geboren wurde und die die Sterndeuter aus dem Zweistromland von Euphrat und Tigris zu Jesus kommen ließ.

Beide Geschichten haben ihre eigene Vorgeschichte. Beide sind eigentlich miteinander nicht verein­bar. Sie können nicht vermengt werden. Bei unseren Weihnachtsbildern bringen wir sie aber zusammen. Bei der Krippe sind die Sterndeuter inzwischen Könige geworden, die neben den Hirten stehen, und der Stern steht über dem Stall.

Allerdings ist beiden Überlieferungen gemeinsam, daß sie das Geheimnis von Jesu Geburt beschreiben. Seine Nähe zu Gott, die auch uns berührt und uns Gott näher bringen will.

Etwas genauer gehe ich auf den Evangelisten Lukas ein: Seine Worte haben wir in dieser Christvesper gehört. Sie sind etwa 60 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung aufgeschrieben worden. Die ersten Christinnen und Christen wußten nichts über Jesu Geburt, aber sie kannten sein Ende. Sie wußten, daß die Menschen für Jesus keinen Platz hatten. Sie wußten, dass Jesus aus unserer Welt herausgedrängt wurde; sie wußten vom Kreuz ebenso wie von Jesu Aufer­stehung. Und für sie war klar: so wie das Ende so muß auch der Anfang gewesen sein.

Für Jesus gab es keinen Platz in unserer Welt, damals nicht, am Kreuz und damals nicht als er geboren wurde. Kein Raum in der Herberge, keine Wiege, kein Bett. Im Abseits wird er geboren, in einem Stall oder in einer Höhle.

So wird es wohl gewesen sein, dachten die ersten Christinnen und Christen.

Ein Kreuz am Ende – eine Krippe am Anfang. So wird Jesus in unsere Welt gekommen sein. Die Welt hatte für ihn keinen Platz. Damals wie heute. Die ersten Christinnen und Christen erzählten also den Anfang vom Ende

her. Sie wußten von Ostern, von Kreuz und Auferstehung. Wer das weiß, versteht, daß die Krippe in unserer Weihnachtsgeschichte Jesu Kreuz vertritt. Aber zum Kreuz gehört die Auferstehung.

So wie Gott sich am Ende, am Grab, durch einen Engel zu Wort gemeldet hat, so wird er sich auch am Anfang ge­meldet haben. Engel sind erschienen und haben gesagt: der Heiland ist geboren, denn Gott liebt uns Menschen und Frieden soll sein auf Erden.

Wer das weiß, versteht, daß die Engel in unserer Weihnachtsgeschichte den Gott vertreten, der dem Tod widersprochen hat, weil er will, daß wir leben.

Wem werden die Engel wohl erschienen sein, bei Jesu Geburt?

Bekannt war, daß Jesus zu den Ausgestoßenen und Außenseitern gegangen ist und ihnen vom Reich Gottes erzählt hat. Eben solchen Leuten werden auch die Engel erschienen sein, wie z.B.den Hirten. Sie waren nachts bei ihren Schafen. Die Hirten galten als Diebesgesindel und Lügner. Vor Gericht waren sie als Zeugen nicht zuge­lassen. Für die ersten Christinnen und Christen war klar: diesen Menschen wurde die gute Nach­richt von Jesu Geburt zuerst übermittelt.

Auch die Frage, wo das Ereignis stattgefunden hat, war für die junge Christenheit keine offene Frage. Die ersten Christinnen und Christen glaubten und wußten, daß Jesus der Christus, der Messias ist. Die alten Weissagungen über Gottes Gesalbten, seinen Messias, be­richten, daß er aus der Stadt Davids und aus seinem Geschlecht kommen soll.

Die Stadt Davids ist Bethlehem. Demnach muß Jesus in Bethlehem geboren sein. Obwohl die Geschichte von Jesus in Nazareth, seiner Vater­stadt, und nicht in Bethlehem erzählt wird.

Doch Lukas weiß, daß damals diese Volkszählung stattfand, die soviel Unruhe ins Land brachte. Alle mußten sich in die römischen Listen ein­schreiben lassen, und zwar an ihrem Geburtsort. Deshalb mußten sich auch die Eltern von Jesus in Bethlehem einschreiben. Und in Bethlehem wurde Jesus dann geboren. Gott führt die Menschen ja manchmal seltsame Wege.

So könnte die Weihnachtsgeschichte entstanden sein, die Lukas aufgeschrieben hat. Diese Ge­schichte will keine niedliche Idylle schildern, sondern zeigen, wie in scheinbarer Armut und Ausweglosigkeit Gottes Liebe hineinspricht. Sie zeigt etwas von Gottes Liebe, die leuchtet.

In der Weihnachtsgeschichte, die uns Lukas überliefert hat, können alle erfahren, daß Gott

zu uns gekommen ist. Er ist zu den Hirten eben­so gekommen, wie zu denen, die heute einsam in ihren Wohnungen sitzen. Er ist zu denen gekommen, die diesen Tag im Krankenhaus ver­bringen müssen, ebenso wie zu denen, die den Verlust eines lieben Menschen beklagen.

Uns allen begleitet das Licht, das vom Kind in der Krippe ausgeht.

Ich hoffe, daß dieses Leuchten die dunklen Orte unserer Erde und die dunklen Orte unseres Lebens erhellt, tagtäglich und eben auch heute, an diesem Heiligen Abend 2004 hier in Steffenberg.

Amen.

Gemeindelied: EG 45, 1-4 Herbei, o ihr Gläubigen

Pfarrerin: Fürbittengebet

Guter Gott,

schenke uns dein Weihnachten:

dass wir Dir vertrauen wie die Kinder

und darauf hoffen, dass Du bei uns bist,

als Mensch unter Menschen,

als unser Bruder.

Schenke uns Zuversicht, wenn alle Hoffnung uns verlässt;

Lass den Zauber deines Festes unter uns sein,

dass wir uns miteinander freuen

und im Vertrauen auf Dich leben können.

Sei Du bei allen,

die heute nicht mit Menschen zusammen sind:

bei den Einsamen

  1. die ihre Einsamkeit besonders bedrückend erleben; bei den Gefangenen
  2. dass sie Zuversicht und Hoffnung gewinnen auf einen neuen Anfang; bei den Kranken
  3. dass sie wissen: Du bist bei ihnen. Sei Du bei allen, die im Streit leben:
  4. dass sie es neu miteinander versuchen;
  5. dass sie Wege finden, miteinander zu leben.

Hilf denen, deren Wege sich trennen, Abschied zu nehmen. Hilf ihnen über den Trennungsschmerz hinweg.

Sei Du bei allen, die sich um ihren Arbeitsplatz sorgen oder die so notwendig einen suchen. Schenke ihnen Mut und Zuversicht.

Schenke allen Vertrauen auf Dich,

dass sie Dich finden und suchen.

Schenke Frieden auf Erden,

im Nahen wie im Fernen,

in unserer Familie, in unserem Land, in unserem Kontinent und in der ganzen Welt.

Und was uns persönlich bewegt, tragen wir in der Stille vor Dich

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Gemeindelied: EG 44, 1-3 O du fröhliche

Segen:

Geht in diesen Abend unter dem Segen unseres Gottes:

Gott segne dich und behüte dich,

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Gott hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Posaunen

Kain und Abel

Andacht,

1. Buch Mose 4, 1 – 6a

06.09.2004

Lied EG: 593, 1+5

Votum:

Guten Morgen

Den Wochenspruch für diese Woche finden wir im Psalm 103 . Dort heißt es im Vers 2

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir gutes getan hat.

Psalm: 146 Nr. 757

Lied: EG 401, 1-3

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

Zwei Kinder spielen im Sandkasten. Eins- hat eine großartige Sandburg gebaut.

Mit Straßen, Kreuzungen, Türmen und Mauern. Fantasievoll und mit Lust am Ge­stalten hat es mit Sand etwas gebaut. Das andere Kind sitzt daneben. Ihm ist keine so schöne Burg gelungen. Sein Sand ist ein unförmiger Haufen geblieben. Ob ihm Kunstfertigkeit oder Ausdauer fehlte? Wer weiß. Neiderfüllt sieht dies Kind auf die schöne Sandburg des anderen. Dann handelt es. Mit beiden Füßen springt es hinein in die Burg seines Nachbarn. Noch ein paar Schritte, schon ist die kunstvolle Anlage wieder ein einfacher Sandhaufen. Das Geschrei über die Tat ist groß. Böser Streit entsteht. Hinterher heißt es über den Zerstörer: Mit dem spiele, ich nicht mehr. Der macht alles kaputt. Eine besondere Geschichte? Nein, keine besondere Geschichte. Wer Kindern beim Spielen zusieht, wird das gelegentlich erleben. Aber auch bei Erwachsenen spielt sich dergleichen ab. In der Bibel wird darüber berichtet.

Bibeltext verlesen1. Buch Mose 4.1-6a

Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe des HERRN. 2Danach gebar sie Abel, seinen Bruder. Und Abel wurde ein Schäfer, Kain aber wurde ein Ackermann. 3Es begab sich aber nach etlicher Zeit, daß Kain dem HERRN Opfer brachte von den aFrüchten des Feldes. 4Und auch Abel brachte von den bErstlingen seiner Herde und von ihrem cFett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, 5aber Kain und sein Opfer dsah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. 6Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick?

Die Geschichte von Kain und Abel. Eine Geschichte, die böse ausgeht. Sie hat

kein gutes Ende. Eine Geschichte von Neid, unglückseliger Wut und verzehrendem Hass. Alles das, was das Zusammenleben der Menschen gewährleisten soll, wird verletzt. Ein Mensch erschlägt einen anderen. Die Tat bleibt nicht verbor­gen. Das Kainszeichen ist bis heute sprichwörtlich das Kennzeichen eines Men­schen, der schlimmstes Unrecht getan hat.

Meistens wähnen wir uns weit entfernt von dergleichen Taten. Aber das Sand­kastenbeispiel zeigt, wie nahe wir dem sein können. Wie sich bewahren und schützen vor diesem Neid, dieser Wut, diesem Hass und dem daraus erwachsen­den Tun des Bösen? Ein Patentrezept, das unfehlbar hilft, kenne ich nicht. Aber ich kenne Jesu Doppelgebot der Liebe: „Liebe Gott, liebe deinen Nächste wie dich selbst.“ Als Lebenshilfe ist das gedacht. In guter Absicht ist das gesagt. Gut für uns alle.

Amen.

Lied: EG 414, 1+4

Mitteilungen

Gebet:

Herr, unser Gott, Vater im Himmel!

Jeden Augenblick leben wir von deiner Liebe.

Liebtest du uns nicht, was wären wir – und wozu?

Wir danken dir für die Gaben deiner Schöpfung,

für das Geschenk der Sprache, das uns in Beziehung bringt,

für die Sehnsucht nach Liebe, die uns in Bewegung setzt,

für alle Momente gelingender Partnerschaft,

die uns das Herz weiten.

Und wir bitten dich für diese Welt und ihre Menschen,

für alle, die der Liebe nachjagen, immer wieder neu,

dass sie an ein Ziel finden;

für alle, die sich ungeliebt fühlen,

dass ihnen Liebe begegnet;

für alle Liebenden in Ehen und Partnerschaften,

dass sie ihr Glück entdecken und genießen.

Wir bitten dich für die Einsamen und Kranken,

für die Alten und für die, die ohne Lebensmut

sind.

Wir denken an diesem 13. September an all die Opfer des Terrorismus, ob in den USA oder in Belsan.

Gott, gib diesen Menschen Trost in ihrer Trostlosigkeit, Mut in ihrer Mutlosigkeit und Hoffnung in ihrer Hoffnungslosigkeit.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott, der Ursprung und Vollender aller Dinge.

segne dich, gebe dir Gedeihen und Wachstum,

Erfüllung deiner Hoffnungen, Frucht deiner Mühe,

und am Ende das Ziel deiner Wege. Amen.

Lied: EG 421 (1)

Du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern.

Fachschule für Sozialpädagogik

1.4.2004

Wir feiern diese Andacht

im Namen Gottes

Gott ist uns nahe – immer und überall,

im Namen Jesu Christi

So sind wir geliebt,

und im Namen des Heiligen Geistes

So sind wir verbunden als Schwestern und Brüder.

Lied 563

Psalm 43 (724)

Franken

Ansprache

Liebe Schülerinnen und Schüler,

Liebe Studierende,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe Schwestern,

wir sind hier zusammengekommen um noch einmal innezuhalten bevor wir in die Osterferien gehen.

Kirchlich gesehen leben wir in der Passionszeit. In den letzten beiden Wochen vor Ostern tritt die Passion Jesu in den Blickpunkt. Passion ist lateinisch und heißt zu deutsch Leiden. Anders als im Film von Mel Gibbson dargestellt geht es nicht darum die unsäglichen Qualen eines Foltertodes nachzuempfinden.

Offenbar ist der frühere Actiondarsteller Gibbson von missionarischem Eifer getrieben. Er selbst gehört ja einer sektenähnlichen fundamentalistischen Gruppe an. Das Leid des langen Foltertodes scheint für ihn – und für viele Amerikaner, wie der Erfolg des Films in den USA zeigt – quasi ein Gottesbeweis.

Gibson wollte nach eigenen Aussagen einen historisch genauen Film machen. Dabei hätte ein Blick in die Bibel genügt, um Zweifel zu säen. Vergleicht man die vier Evangelien- und einige Klassen haben das ja sehr genau getan – , so wird schnell deutlich, dass es vier verschiedene Berichte sind, die so etwa zwischen 70 und 100 nach Christus entstanden. Die Quellenlage ist – historisch gesehen – in Einzelheiten ungenau. So war Jesus zwischen 30 und 35 Jahre alt . Die Kreuzigung wird zwischen den Jahren 26 und 36 n. Chr. datiert. Üblicherweise trugen die Verurteilten nicht das Kreuz sondern nur den Querbalken. Dass Annageln erfolgte nicht durch die Handflächen sondern durch die Handgelenke.

Doch zweifelsohne richtig ist, dass uns die Kirche einlädt, das Leiden Jesu zu betrachten.

Der Mensch flieht gerne vor dem Leiden. Doch zum Menschsein gehört notwendigerweise das Leiden. Der Mensch ist endlich und so gehört das Sterben eben zum Leben wie die Nacht zum Tag.

Doch viele wollen nicht wahrhaben, dass sie endlich sind. Sie gebärden sich wie Gott. Sie wollen immer toll, immer gut drauf sein, ja sie wollen sogar selbst über alles bestimmen. Kurz: Sie wollen sein wie Gott.

Die Passionszeit erinnert uns aber daran, dass der Mensch ein Mensch ist, mit all seinen Stärken und Schwächen, seinem Glück und auch seinem Unglück, mit seinen Siegen und seinen Niederlagen.

Ihnen allen wünsche ich eine schöne, aber auch gelegentlich nachdenkliche Ferien- und Passionszeit.

Franken

Gebet (S. 57)

Und alles was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied Chor

Segen

Amen

So will es Gott,

der von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibt.

So steht es fest nach seinem Willen für Dich.

Dir Frieden bringen.

Der Baum

Sr Ulrike

23.2.2004

Begrüßung:

Eröffnung:

1. Person:

Ich zünde ein Licht an im Namen des Schöpfers.

Er hat die Welt erleuchtet und den Atem des Lebens

In mich gehaucht.

2. Person:

Ich zünde ein Licht an im Namen des Sohnes.

Er hat die Welt errettet und seine Hand nach

Mir ausgestreckt.

3. Person:

Ich zünde ein Licht an im Namen des Geistes.

Er umfasst die Welt und segnet mein Leben

Mit Verlangen.

4. Person:

Drei Lichter als Zeichen für die Trinität der Liebe:

Gott über uns, Gott neben uns, Gott unter uns:

Der Anfang, das Ende, Das Ewige.

Lied: 181.6 laudate omnes gentes

Gruß:

Gesegnet ist der Mensch,

der sich auf Gott verlässt.

Er ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt,

der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt.

Er fürchtet sich nicht in der Hitze,

und seine Blätter bleiben grün.

Er sorgt sich nicht im dürren Jahr,

sondern bringt Früchte zu jeder Zeit.

(Jeremia 17, 7+8)

Psalm 31 gesungen, Frau Franken und Frau Knauf

Meditation:

Der Baum ist ein religiöses Symbol in fast allen Kulturen: Es gibt den Weltenbaum, wir kennen den siebenarmigen Leuchter, die Menorah, den Lebensbaum, den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Die Germanen sahen den Baum als Wohnung der Götter, z.B. die Wodans-Eiche, die Bonifazius fällte. Ein Baum war Treffpunkt des Dorfes. Bäume waren Wegweiser, Bäume galten als Glücksbringer, und auch wir haben im Weihnachts- und Maibaum noch den Gebrauch des Festbaumes.

Bäume sind mehr als einfache Pflanzen. Menschliche Lebenserfahrung hat sich mit dem Erleben von Bäumen verbunden. Es gibt die Sitte, bei der Geburt eines Kindes einen Baum zu pflanzen. Manche Menschen meinen im Wald eher dem Göttlichen zu begegnen als in unseren Gottesdiensten. Von Bäumen geht etwas aus. Die meisten Menschen tragen das Bild ihres Lebensbaumes in sich.

Der Baum, fest verwurzelt im Erdreich, aufgewachsen zum Licht, sich ausstreckend, beharrlich, Jahr für Jahr, ist Symbol für Stärke, für Festigkeit und Beharrlichkeit, für Gegründetsein. Im Grünwerden, im Sichverfärben, Kahlwerden und Neuentsprießen ist der Baum Symbol für Leben und Wandlung, für Werden und Vergehen. Das Atmen der Blätter spendet Sauerstoff für uns. Der Baum gibt Schatten und Feuchtigkeit, Erquickung und sorgt für den Ausgleich unseres Klimas und des Wasserhaushalts der Erde. Blüten und Früchte des Baumes erfreuen unser Auge und Herz, sie schmecken und nähren uns, wir empfinden Lust, wir genießen sie.

Sie liebe Sr. Ulrike empfinde ich oftmals wie einen solchen Baum. Sie sind lebendig und doch merkt spürt man etwas von ihren tiefen Wurzeln. Wie ein Baum, so verwöhnen auch sie uns oft mit süßen Früchten. Wenn wir uns ausgelaugt und matt vorkommen, da spenden Sie uns schon ein Glas Wasser.

Schwester Ulrike, so ein runder Geburtstag hat ja immer viele Facetten. Da kann man etwas Bilanz ziehen, neue Pläne schmieden und vor allem Freunde treffen. Für uns, für mich ist dieser Geburtstag ein guter Anlass Ihnen öffentlich zu danken, Dank zu sagen für all die tägliche Mühe, die sie sich geben, die sie sich mit uns geben, Dank zu sagen für die gemeinsame Sorge um die Schule, Dank zu sagen für Ihren Einsatz im Internat. Kurz: An allen Ecken und Enden spüren wir etwas von Ihrem Einsatz. „Ihr sollt ein Segen „ lautete das Motto des Ökumenischen Kirchentages in Berlin. Sie liebe Schwester Ulrike sind ein Segen, ein Segen für die Schule, für das Frankfurter Diakonissenhaus, für uns alle.

Die Verheißung unseres Textes lautet: Wir müssen kein Baum in der Wüste sein, kein kranker Baum. Wir haben unser Lebenssystem, das uns gesund erhalten kann. Wir sollen sein wie ein Baum am lebendigen, gesunden Wasser. Gott ist das Strömen in der Tiefe unseres Seins, die Lebenskraft, die immer neues Werden und Wandlung schafft. Ich muss sie nicht aus mir selbst schaffen. Ich bin geschaffen, um mein Leben zu empfangen von Gott und von ihm darf ich etwas weitergeben; dass ich bin wie dieses lebendige Gefüge des Baumes, das ist Gottes Gabe.

Lied: 599, Selig seid ihr

Gebet:

Mein Baum,

der Baum meines Lebens,

wachsen möchte er auf fruchtbarem Erdreich,

tief seine Wurzeln gründen,

aus der Tiefe schöpfen die Kraft,

die er braucht, um lebendig zu bleiben,

zum Sprießen und Grünen,

sich zu belauben,

zu blühen und Früchte zu tragen.

Aber so vieles scheint vergeblich

An Mühe, Arbeit und Leiden

Und auch an Lachen,

und was mir zukommt an Begegnung,

an Freude und Glück,

scheint schnell zu verfliegen.

Lass mich gegründet sein in mir,

tiefer noch, in dir, mein Gott!

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied: 170 Komm Herr segne uns

Dankesworte Sr. Ulrike

Segen:

Gott gehe dir voraus, Schwester und Bruder,

und zeige dir den rechten Weg,

Gott sei nahe bei dir

Und lege seinen Arm um dich.

Gott sei hinter dir,

dich gegen alle dunkle Macht zu bewahren.

Er sei unter dir,

dich aufzufangen, wenn du fällst.

Er sei neben dir,

dich zu trösten, wenn du traurig bist.

Gott sei in dir,

dich zu heilen.

Er sei um dich her,

dich zu schützen in der Angst.

Er sei über dir

Wie die Sonne am Himmel

Und stärke dich mit seiner Kraft.

Amen.

Chor: O happy day