Archiv für Presse

1. Konsultation der Grußstadt-Kitas

Gewinnung von Fachkräften steht an zentraler Stelle

Evangelische Trägerverbünde aus acht deutschen Großstädten kamen am 28. Februar 2013 zu einer Konsultation zusammen. Eingeladen hatte das Diakonische Werk für Frankfurt für Frankfurt am Main. Kurt-Helmuth Eimuth, Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten und Initiator dieser ersten Konsultation war sichtlich zufrieden. „Es ist gelungen, eine Plattform für den Informationsaustausch zu schaffen. Dabei kamen natürlich allgemeine Themen wie Fachkräftemangel, aber auch trägerspezifische Themen, wie etwa die Religionszugehörigkeit von Mitarbeitenden, zur Sprache.“
Der Leiter der Diakonie Frankfurt, Pfarrer Dr. Michael Frase, gab im Rahmen der Veranstaltung einen Einblick in die Frankfurter Situation, wo allein vom Diakonischen Werk für Frankfurt rund 1.000 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen werden. Die Fragen und Themenstellungen, die die Verantwortlichen beschäftigen, sind bundesweit ähnlich, wenngleich sich die kommunalen Strukturen, die Gesetzeslage in den einzelnen Bundesländern und die Finanzierungssituation zum Teil erheblich unterscheiden.Konsultation
Die Gewinnung von Fachkräften steht bei allen Trägern an zentraler Stelle. Die vorgestellten Maßnahmen reichten von der Zusammenarbeit mit Fachschulen und Stipendien für Studierende über die Anwerbung von Mitarbeitenden aus dem Ausland bis hin zu Hilfe bei der Wohnungssuche. Entscheidend ist es – auch hier bestand Einigkeit – die Mitarbeitenden auch langfristig zu binden durch eine Kultur der Wertschätzung und Angebote wie attraktive Fort- und Weiterbildungen, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
In einer weiteren Diskussionsrunde beleuchteten die Teilnehmenden die unterschiedlichen Trägermodelle. Die Herausforderungen im Hinblick auf Personalgewinnung und -verwaltung, Finanzverwaltung und Bauerhaltung sind angesichts einer abnehmenden Zahl von Kirchenmitgliedern und Gemeindefusionen immer schwieriger von einer einzelnen Kirchengemeinde zu bewältigen. Trägerverbünde können professioneller agieren und sind politisch einflussreicher. Gleichzeitig betonten die Anwesenden, dass gerade die Verbindung von Kita und Gemeinde und die Verwurzelung im Stadtteil Stärken evangelischer Kindertagesstätten sind. Eine zweite  Konsultation soll Anfang 2014 stattfinden.

Für Medienkompetenz ist es nie zu früh

Wenn Kinder auf Medien treffen, scheiden sich die Geister: Die einen sehen in Fernsehen und Internet eine Gefahr für Kindergehirne, andere lassen die Kleinen auch mal vor den Bildschirm oder nutzen Computer-Spielprogramme. Wichtig ist: Auch Kinder brauchen heute schon Medienkompetenz.

Haben viel Spaß beim Filmen: Nico, Leandra, Felix und Justin lernen in der Matthäus-Kita der Hoffnungsgemeinde mit Pädagogin Jutta Vongries schon früh den Umgang mit Medien. Foto: Ilona Surrey

Medienskeptiker weisen vor allem auf die Gefahr hin, dass Kinder noch nicht zwischen Medienrealität und Wirklichkeit zu unterscheiden wüssten. „KiTa-medial“, eine Medienwerkstatt, die das Diakonische Werk für Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medienpädagogik und Kommunikation (MuK) in Frankfurter Kindertagesstätten durchführt, versucht daher, genau an diesem Punkt anzusetzen.

Kindern generell den Zugang zu Medien zu untersagen, sei nämlich weder sinnvoll noch überhaupt möglich, erklärt Kurt-Helmuth Eimuth, der Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten im Diakonischen Werk. „Es gibt heute so etwas wie eine Medienkindheit. Schon die Kleinsten beobachten ihre Eltern im Umgang mit Medien.“ Medien seien nicht per se gut oder schlecht: „Schon kleinen Kindern muss eine Art Medienkompetenz vermittelt werden.“

Die Medienwerkstatt will daher Kindern vom Krabbelstuben- bis zum Hortalter einen bewussten Umgang mit dem ermöglichen, was sie durch die Medien sehen und erfahren. „Am besten gelingt das in diesem Alter möglichst praxisnah.“ In dem einwöchigen Projekt gestalten die Kinder unter professioneller Anleitung selbst einen kleinen Kurzfilm.

Im Kindergarten Matthäus der Hoffnungsgemeinde zum Beispiel entstand auf diese Weise die verfilmte Geschichte eines kleinen Pferdes, das in ein Loch fällt und von einem anderen gesucht und gerettet wird. In kurzen Szenen, die anschließend zusammengeschnitten wurden, spielten und entwickelten die Kinder begeistert selbst das Geschehen und hielten es digital fest.

Ganz nebenbei erlernten sie den Umgang mit der Handkamera, einer Soundmaschine, und sie erlebten, wie durch gezielte Kameraperspektiven oder den Einsatz von Licht bestimmte Effekte erzielt werden können: Ein Spielzeugpferd, das aus großer Entfernung gefilmt wird, sieht beim Betrachten der Bilder viel kleiner aus als eines, das in direkter Nähe aufgenommen wurde.

„Solche kleinen Tricks, mit denen man beim Film arbeitet, sind bei den Kindern nachhaltig hängengeblieben“, sagt Kita-Leiterin Jutta Vongries. „Das ist der erste Schritt, damit sie eine Medieninszenierung durchschauen können und sie nicht mit der Wirklichkeit verwechseln.“

Bevor das Projekt durchgeführt wurde, hatten die Erzieherinnen selbst eine zweitägige Fortbildung absolviert und einen Informationsabend für die Eltern organisiert. „Die Fortbildung war enorm wichtig“, erzählt Vongries, auch sie selbst sei zuvor eher skeptisch gewesen, was die Mediennutzung von Kindern betraf: „Gerade als Pädagogin neigt man leicht dazu, die Einflüsse von Medien auf kleine Kinder zu verteufeln.“

Die Fortbildung habe es den Erzieherinnen ermöglicht, ihren eigenen Zugang zur Thematik zu reflektieren. „Das verändert die eigene Sichtweise schon erheblich“, sagt Vongries. „Und einen Schritt, den man selbst schon gegangen ist, kann man anderen dann umso besser nahebringen.“

Etwa zwanzig Frankfurter Kitas haben bereits an der Medienwerkstatt teilgenommen, weitere sollen folgen. Den genauen Themenbereich können die Einrichtungen selbst wählen, neben dem Bereich Film ist auch ein Fokus auf Hörspiele oder Comics möglich.

Neben dem akuten Effekt für die teilnehmenden Kinder liegt Kurt-Helmuth Eimuth auch daran, dass sich durch das Projekt eine gewisse Nachhaltigkeit in der Medienerziehung in den Kindertagesstätten etabliert. „Schließlich sollen auch die späteren Jahrgänge ähnliche Erfahrungen machen können.“ Deshalb wird jeder Einrichtung im Anschluss an die Projektwoche ein Etat zur Verfügung gestellt, von dem dann die nötigen technische Geräte angeschafft werden können. Im Matthäuskindergarten wurden unter anderem zwei Kameras und ein Beamer ­gekauft. Sie kommen nach wie vor immer wieder zum Einsatz – zum Beispiel, wenn das Weihnachtstheaterstück gefilmt und dann als Film gezeigt wird.

Sarah Wagner, Evangelisches Frankfurt Dez. 2012

Ausgezeichnete Betreuung

Evangelische Kindertagesstätten arbeiten erfolgreich – Acht Einrichtungen zertifiziert

Ob nun Betreuung von Kindern mit Schwerstbehinderungen, internationale Kochkurse oder das Projekt „Männer in die Kitas“. Die evangelische Kindertagesstätten setzen Akzente, acht von ihnen wurden jetzt zertifiziert.

Innenstadt. Dieses Jahr haben sich in Frankfurt acht weitere evangelische Kindertagesstätten zertifizieren lassen. Bei einer Festveranstaltung in der Weißfrauen-Diakoniekirche wurden die Urkunden überreicht. Qualitätsmanagement bedeute Verbindlichkeit, Kontinuität und Transparenz, sagte der Leiter des Diakonischen Werkes für Frankfurt, Pfarrer Dr. Michael Frase. „Die Eltern wissen, wie gearbeitet wird. Das schafft Vertrauen.“

Die evangelischen Einrichtungen sind erfolgreich und setzen Akzente. Der Matthäushort der Hoffnungsgemeinde im Westend bietet neben der intensiven Hausaufgabenbetreuung Theater-, Musik- und Tanzateliers. Hier haben die Kinder zum Beispiel auch einen Film gedreht. Die Kita Versöhnung der Gemeinde Frieden und Versöhnung im Gallus feiert jeden Freitagmorgen um neun Uhr einen Gottesdienst, „mit oder ohne Pfarrer“. Die Johannis-Kita der Gemeinde Bornheim hat sich seit über 15 Jahren auf Integration und Inklusion spezialisiert und betreut selbst Kinder mit Schwerstbehinderungen. Im Kinder- und Familienzentrum der Riederwalder Philippusgemeinde hat man ein internationales Kochprojekt auf die Beine gestellt, und die Kita im Apfelviertel der Preungesheimer Kreuzgemeinde holte unter dem Motto „Männer in die Kitas“ 13 Erzieher ins Team. Herausforderungen und Aktivitäten sind so vielfältig wie die Großstadt Frankfurt und immer „orientiert an den jeweiligen Bedürfnissen der Kinder und Familien“, so der Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten bei der Diakonie Frankfurt, Kurt-Helmuth Eimuth.

Die Qualitätsstelle beim Diakonischen Werk stellt sicher, dass alle Kitas ein funktionierendes Qualitätsmanagement-System besitzen. Die Standards werden jedes Jahr überprüft. 73 der 80 Einrichtungen befinden sich im Qualifizierungsprozess, insgesamt 24 sind bereits zertifiziert. (red)

FNP Artikel vom 23. November 2012, 03.21 Uhr (letzte Änderung 23. November 2012, 05.05 Uhr)

 

Qualität setzt sich durch

Kurt-Helmuth Eimuth in der Diakoniekirche Weißfrauen

Kindertagesstätten sind bei der Qualitätsentwicklung Vorreiter in der evangelischen Kirche in Frankfurt. Dieses Jahr haben sich acht weitere Kitas nach der Norm DIN EN ISO 9001: 2008 zertifizieren lassen. Bei einer Festveranstaltung in der Weißfrauen Diakoniekirche am Montag, 19. November, wurden die Urkunden überreicht. Qualitätsmanagement bedeute Verbindlichkeit, Kontinuität und Transparenz, sagte der Leiter des Diakonischen Werks für Frankfurt am Main, Pfarrer Michael Frase. „Die Eltern wissen, wie gearbeitet wird. Das schafft Vertrauen.“

Die evangelischen Einrichtungen sind erfolgreich und setzen Akzente. Der Matthäushort der Hoffnungsgemeinde im Westend bietet neben der intensiven Hausaufgabenbetreuung Theater-, Musik- und Tanzateliers. Hier haben die Kinder sogar einen Film gedreht. Die Kita Versöhnung der Gemeinde Frieden und Versöhnung im Gallusviertel feiert jeden Freitag morgens um neun einen Gottesdienst, „mit oder ohne Pfarrer“. Die Johanniskita der Gemeinde Bornheim hat sich seit über 15 Jahren auf Integration und Inklusion spezialisiert und betreut selbst Kinder mit Schwerstbehinderungen. Im Kinder- und Familienzentrum der Riederwalder Philippusgemeinde hat man ein internationales Kochprojekt auf die Beine gestellt, und die Kita im Apfelviertel der Preungesheimer Kreuzgemeinde hat unter dem Motto „Männer in die Kitas“ 13 Erzieher ins Team geholt. Herausforderungen und Aktivitäten sind so vielfältig wie die Großstadt Frankfurt und immer „orientiert an den jeweiligen Bedürfnissen der Kinder und Familien“, so der Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten beim Diakonischen Werk, Kurt-Helmuth Eimuth.

Die Qualitätsstelle beim Diakonischen Werk stellt sicher, dass alle Kitas ein funktionierendes Qualitätsmanagement-System besitzen. Bei Audits durch die externe Zertifizierungsgesellschaft Procumzert werden die Standards jedes Jahr überprüft. 73 der 80 Einrichtungen beim Diakonischen Werk befinden sich im Qualifizierungsprozess, insgesamt 24 sind bereits zertifiziert.

Barbara Kernbach Kita-aktuell Nov. 2012

Anna Tardos: „Sie sind auf einem guten Weg“

Kurt-Helmuth Eimuth beim Fachtag am 16. November 2012 in der Frankfurter Heiliggeistkirche

Anna Tardos: „Sie sind auf einem guten Weg“
Fachtag
des Diakonischen Werks: Bildungs- und Lernprozesse

Über 500 Erzieherinnen kamen zum diesjährigen Fachtag des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten des Diakonischen Werks für am Freitag, 16. November in die Heiliggeistkirche neben dem Dominikanerkloster. Sie wollten die Kinderpsychologin Anna Tardos, Budapest, hören. Tardos, Tochter der ungarisch-österreichischen Ärztin Emmi Pikler, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ein revolutionäres Konzept für den Umgang mit Kleinkindern entwickelte, führt die Arbeit ihrer Mutter weiter und leitet das Budapester Pikler-Institut. Emmi Piklers Ansatz ist mittlerweile international anerkannt.

 

Das Diakonische Werk „hat sich diese grundsätzlichen Überlegungen schon sehr früh zu eigen gemacht“, sagte der Leiter des Bereiches Kindertagesstätten, Kurt-Helmuth Eimuth. Besonders mit der Eröffnung der ersten evangelischen Krabbelstube vor rund zehn Jahren seien sie „in den Fokus der Pädagogik gerückt.“ Die diakonischen U3-Einrichtungen orientieren sich inzwischen prinzipiell an Pikler: Achtsamkeit, Respekt, Vertrauen. Werte, die einen Bogen schlagen zu Religion, erläuterte Eimuth. „Für das kleine Kind sind die Eltern Gott. Sie können alles, sie machen alles.“ Grundlage für Urvertrauen. „Emmi Pikler hat uns einen Weg gezeigt, wie wir Kindern dieses Vertrauen mitgeben können. Ob beim Wickeln, Essen oder Schlafengehen, unsere Haltung zum Kind ist nicht nur pädagogisch begründet, sondern praktizierte Religionspädagogik.“ Aufwachsen ohne Religion? Kaum vorstellbar.

 

Diese „besondere Haltung“ ist es auch, die Eltern, gleich welchen weltanschaulichen Hintergrunds, von der evangelischen Kirche erwarten, so die Erfahrung der Leiterin der Krabbelstube Benjamin, Andrea Gottschalk. Ein Kamerateam und die Filmemacherin Heide Breitel haben die Einrichtung in Sachsenhausen besucht. Die Dokumentation „Schlüssel zum Leben“, die beim Fachtag vorgeführt wurde, vermittelt einen Eindruck vom Alltag und der Arbeitsweise in den Krabbelstuben. „Kommunikation ist das A und O. Wir reden unglaublich viel. Alles wird sprachlich begleitet“, erklärte Gottschalk. Freie Bewegung und freies Spielen, vorbereitete Umgebung, sehr sensibles Umgehen, Reinfühlen, Reindenken: alles wichtige Stichworte aus dem Pikler-Repertoire. „Die Bedürfnisse der Kinder werden ganz groß geschrieben.“

 

Anna Tardos war angetan von diesem Praxisbeispiel. „Meine Mutter hatte eine Vision. Das verwirklichen Sie hier in Frankfurt. Sie sind auf dem Weg.“ Emmi Piklers Schriften waren „kämpferisch“ und seien in ihrer Zeit, vor dem Zweiten Weltkrieg, als „provozierend“ empfunden worden. „Aber auch heute, 80 Jahre später, ist es noch Pionierarbeit.“ Die Gesellschaft, die Eltern forderten messbare, sichtbare Ergebnisse, sagt Tardos und stellt dagegen den programmatischen Buchtitel „Lass mir Zeit“. Man stellt das Kind nicht auf, wenn es von allein noch nicht sicher stehen kann. Man setzt es nicht hin, wenn es nicht sitzen kann. Man „bringt“ ihm das Laufen nicht „bei“. Das Kind wächst auf ohne Angst, in Frieden und Harmonie mit sich selbst und der Umwelt. Es ist die Vision von einem „neuen Typ Kind“. Das geht nur mit der entsprechenden Haltung, man möchte sagen Reife, von Eltern und Pädagogen: echtes menschliches Zusammensein, Wärme, Freude, zärtlicher Umgang und ehrliches Interesse anderen gegenüber. „In jedem Kind ist eine neue Persönlichkeit versteckt.“

 

Dann räumt Anna Tardos noch auf mit „einem der Missverständnisse, wenn man nach Pikler arbeitet“, nämlich: Kinder lernen nur aus sich selbst. Dritter Eckpfeiler neben „Begleiten“ und „Sicherheit geben“ sei die die „führende Verantwortung“. Es sei eine „Kunst“, Selbstständigkeit zu ermöglichen, die Entwicklungsstufe richtig einzuschätzen, nicht zu wenig und nicht zu viel zu erwarten. „Führende Verantwortung“ auch im sozialen Erlebnis, in der Begegnung. Das bedeutet, Grenzen setzen, in Konfliktsituationen nicht überzeugen wollen, nicht zu viel erklären, bestimmt Nein sagen, aber freundlich, nicht abwertend, liebevoll.

 

Anna Tardos fühlte sich wohl beim Diakonischen Werk in Frankfurt, in einer von Wertschätzung und Rücksichtnahme geprägten Atmosphäre. „Es ist so nett bei Ihnen“, sagte sie und prägte gleich ein neues Wort: „so piklerisch.“

Barbara Kernbach in Kita-aktuell Nov. 2012/Foto Oeser

 

Frankfurter Antworten auf die Gretchenfrage

Buchpräsentation: Frankfurter Antworten auf die Gretchenfrage

Gestern abend präsentierte die Redaktion von “Evangelisches Frankfurt” im Dominikanerkloster das Buch “Frankfurter Antworten auf die Gretchenfrage”.

Bei der Buchpräsentation im Dominikanerkloster: Autorin Antje Schrupp (vorne rechts) hat für die Mitgliederzeitung “Evangelisches Frankfurt” 17 Menschen aus verschiedenen Religionen und Glaubensgemeinschaften interviewt. Die Idee, daraus eine Buchveröffentlichung zu machen, hatte der Leiter der Redaktion von “Evangelisches Frankfurt”, Kurt Helmuth Eimuth (vorne Mitte). Foto: Rolf Oeser

Selten habe ihr eine journalistische Aufgabe so viel Spaß gemacht wie diese Interviewreihe, sagte Autorin Antje Schrupp bei der Vorstellung des Buches “Frankfurter Antworten auf die Gretchenfrage”. Der Dialog zwischen Menschen, die aus verschiedenen religiösen Gemeinschaften kommen, führe nicht zu einer Verwässerung von Glaubenswahrheiten, sondern im Gegenteil zu einem besseren Verständnis nicht nur der anderen, sondern auch der eigenen Überzeugungen. Sie hoffe, mit diesem Buch auch einen Anstoß dafür zu geben, dass Menschen wieder häufiger miteinander darüber sprechen, woran sie glauben und was ihnen an Religion wichtig ist.

Pfarrerin Esther Gebhardt, die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, in dessen Schriftenreihe das Buch erschienen ist, sagte, sie freue sich darüber, dass die religiöse Vielfalt der Stadt nun in solch einem Bändchen zugänglich gemacht wurde. Grußworte überbrachten Pfarrerin Ilona Klemens als Geschäftsführerin vom Frankfurter Rat der Religionen, dem die meisten der Interviewten angehören, sowie Stadträtin Renate Sterzel vom Magistrat der Stadt Frankfurt.

Foto: Rolf Oeser

Das Buch kostet 12,80 Euro und ist über den Buchhandel, an der Pforte des Dominikanerklosters (Kurt-Schumacher-Straße 23) oder per Mail an karin.schlicht@ervffm.de erhältlich.

evangelisches Frankfurt 30.10.2012

Zeugen Jehovas Tür nicht schließen

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

04.08.2012 ·  Die Zeugen Jehovas haben das Image der Harmlosigkeit. Kurt-Helmuth Eimuth teilt diese Einschätzung nicht. Eimuth ist Diplompädagoge und Gründungsmitglied von Sinus. Das ist eine Selbsthilfeinitiative und Beratungsstelle, die sich in Frankfurt um Sektenaussteiger und ihre Angehörigen kümmert.

Wer wendet sich an Sinus?

In der Regel sind es Angehörige. Sie möchten Informationen und unsere Erfahrungen. Deshalb vermitteln wir Gespräche zu anderen Angehörigen und ehemaligen Sektenmitgliedern. Hilfreich sind auch konkrete Ratschläge, wie man mit Familienmitgliedern, die sich einer Sekte angeschlossen haben, umgehen soll.

Was ist Ihr wichtigster Rat?

Es kommt darauf an, die Türe nicht hinter sich zu schließen. Vorwürfe und Vorhaltungen helfen nicht weiter. Auch wenn es schwerfällt: Verständnis und Zuhören helfen, den Dialogfaden nicht abreißen zu lassen.

Welche Sekten sind heute in Deutschland besonders aktiv?

Sicher sind die Zeugen Jehovas hierzulande die größte Sekte, auch wenn ihre Mitgliederzahl stagniert. Scientology ist weiter aktiv. Und die religiöse Landschaft hat sich weiter differenziert. Heute sind zahlreiche kleine Gruppen tätig, die durchaus sektenhafte Züge tragen. Dies gilt auch für den Psychomarkt und die Esoterik.

Die Zeugen Jehovas haben in Hessen den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Wie schätzen Sie diese Gemeinschaft ein? Ist sie überhaupt gefährlich?

Die Lehre der Zeugen Jehovas wirkt vor allem auf Kinder und Jugendliche sozial ausgrenzend, schon im Kindergarten werden sie zu Außenseitern.

Wodurch?

Es wird zum Beispiel nicht gerne gesehen, wenn sie Geburtstage oder christliche Feste mitfeiern. Schon das Bemalen eines Ostereis kann zu einem Problem für ein dreijähriges Kind werden. Die Einübung in die demokratische Willens- und Meinungsbildung wird vorenthalten. So sollten bis vor einigen Jahren Kinder nicht einmal an Klassensprecherwahlen teilnehmen, weil dies ein Dienst im verhassten System wäre. Wer Kindern und Jugendlichen verbietet, an jeder politischen Willensbildung teilzunehmen, dem muss eine demokratische Grundhaltung abgesprochen werden. Das autoritäre und angsteinflößende Erziehungskonzept der Zeugen Jehovas gefährdet meines Erachtens das Kindswohl, weil es eine Form der psychischen Misshandlung darstellt. Die Anerkennung der Sekte als Körperschaft des öffentlichen Rechts ändert daran nichts. Die Zeugen Jehovas sind eine gefährliche Sekte.

Was macht den Ausstieg schwierig?

In der Sekte ist alles geregelt. Der Wochen- und Tagesablauf, die Art des Umgangs, die Einteilung der Welt in Gut und Böse. Beim Austritt stehen die Betroffenen von dem Nichts. Die alten Freunde wenden sich von ihnen ab. Es gibt für die Mitglieder innerhalb der Sekte niemanden, der ihnen hilft und in einer Krise beisteht.

Die Fragen stellte Nina Himmer.

Ein Stück Zuhause zwischen Gittern

FR 10. Juli 2012

Die evangelische Krabbelstube Moses will den Kindern eine Umgebung schaffen, in der sie sich geborgen fühlen – dabei spielen Transparenz und hölzerne Abtrennungen eine wichtige Rolle

Von Sabine Hamacher

Wann fühlen sich Kinder, die maximal einen Meter groß sind, in einem Raum geborgen? Wie kriegt man Beheimatung hin? Für Kurt-Helmuth Eimuth, Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten der Diakonie, sind das die entscheidenden Fragen. „Es muss Rückzugsmöglichkeiten geben“, ergänzt Melanie Neusitzer, Leiterin der Krabbelstube Moses, „die Kinder müssen sich Höhlen bauen können“. Wie groß der Raum in Quadratmetern gemessen ist, finden beide nachrangig. 40 plus 20 lautet die Formel für die Kitas des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt, zu denen auch die der Diakonie gehören: ein Gruppenraum von 40 Quadratmetern und dazu ein 20 Quadratmeter großer sogenannter Intensivraum. In der Krabbelstube Moses in Bockenheim ist das ein Schlafraum mit lauter niedrigen Holzbettchen; dazu gibt es ein Bad mit winziger Toilette und zwei Waschbecken, die etwa in Kniehöhe eines Erwachsenen an der Wand angebracht sind. Alles ist neu hier; die Kita, die drei Gruppen mit jeweils maximal elf Kleinkindern beherbergt, hat erst im November eröffnet. Sie liegt in einem Hinterhof in der Großen Seestraße. Das Gebäude gehört einer Haustechnik-Firma und war früher eine Werkstatt. Die Räume im Erdgeschoss samt Keller hat die Diakonie gemietet. Die Böden wurden mit Kautschuk ausgelegt („weich und warm“, sagt Eimuth), die Wände halbhoch mit Holz verkleidet. Wenn sich Eltern eine Kita anschauen, achten sie darauf, dass sie hell und freundlich wirkt, erzählt Leiterin Neusitzer. Nach den Quadratmetern werde nicht gefragt. Von denen hätten die Kinder sowieso nicht so viel, glaubt Eimuth, „aber von gut ausgebildeten Erzieherinnen, die in sich ruhen und nicht so hoch arbeitsbelastet sind“. Immer zwei Betreuerinnen kümmern sich um eine Gruppe, die Kinder sind vier Monate bis drei Jahre alt. Ab 7.30 Uhr werden die ersten gebracht, um 17 Uhr schließt die Krabbelstube. Dazwischen haben die Kleinen viel Zeit, „sich die Räume anzueignen“, wie Neusitzer es nennt. Im Bewegungsraum – in der Kita Moses ein Flur – lassen sich die schwungvollen Linien auf dem Boden mit dem Bobbycar wunderbar nachfahren. Dabei können die „Kollegen“ aus den Gruppenräumen zuschauen: Zum Flur hin haben alle Räume ein schmales Fenster: „Die Kinder sollen durchblicken können“, sagt Eimuth. Überhaupt: Transparenz. Das ist ein ganz wichtiges Stichwort und geht auf Emmi Pikler zurück. An der ungarischen Ärztin, die sich vor etwa hundert Jahren dafür einsetzte, die Bedürfnisse der Kinder zu akzeptieren und ihnen mit Wertschätzung zu begegnen, orientiert sich die Einrichtung bis ins Detail. „Sie wollte, dass man den Kindern eine vorbereitete Umgebung schafft, die sie sich dann erschließen können“, sagt Neusitzer. Die Pikler-Ideen sind Standard in den Kitas der Diakonie; die Konzepthoheit wird allerdings den Gemeinden überlassen. Pikler entwickelte auch den Ansatz der „beziehungsvollen Pflege“: Das Kind wird nur gewickelt, wenn es selbst will, und auch nur von der Erzieherin, die es sich dazu aussucht. Die Wickeltische für diesen Vorgang, der „sprachlich begleitet“ werden soll, lässt die Diakonie eigens anfertigen. Sie haben eine ausfahrbare Treppe, damit die Kinder ganz allein hochklettern können. Wie die Gruppenräume genutzt werden, geben die Spielgitter aus Holz vor, die an einer Wand befestigt sind und verschoben werden können. So wird der Raum strukturiert und ein Essbereich abgetrennt. „Im Alter von null bis drei kriegen die Kinder sonst Angst und sind überfordert“, sagt Neusitzer. Schon um 11 Uhr wird Mittagessen verteilt, die Kleinen haben früh Hunger. Sie sitzen auf Bänkchen, die fest mit dem Tisch davor verschraubt sind, essen von richtigen Tellern und trinken aus Gläsern. Kunststoffbecher gibt es nicht, auch das geht auf Pikler zurück: Das Getränk soll sichtbar sein. Ab 11.30 Uhr ist Zeit für den Mittagsschlaf. „Wenn ein Kind erst um zwei müde wird, ist das auch in Ordnung“, sagt Neusitzer, und Eimuth ergänzt: „Kleine Kinder haben einen eigenen Rhythmus, die können wir nicht in ein Gruppenschema zwängen.“ Neben der Achtung vor der persönlichen Tagesstruktur ist für Neusitzer etwas anderes sehr wichtig: dass sich die sichere Bindung, die die Kinder zu ihren Eltern aufgebaut haben, auf eine Erzieherin überträgt, „dass sie hier auch noch ein Stück Zuhause haben“. „Kinder haben ein unglaubliches Urvertrauen. Das wollen wir aufgreifen und nicht enttäuschen“, sagt Eimuth und nennt das „die evangelische Basis“: Vertrauen haben, dass man in der Welt besteht, von Gott angenommen ist. „Es kommt aufs Konzept an“, betont er. „Wir sind davon überzeugt, dass das in unseren Raumstandards gut möglich ist.“

Spielgitter teilen in der Kita Moses einen gepolsterten Krabbelraum und einen Essbereich mit Holzbänkchen ab. Ein zu großer Raum überfordere die Kinder und mache ihnen Angst, sagt die Leiterin. Andreas Arnold (3)

 

DEBATTE ÜBER DIE RAUMGRÖSSE

Knapp 100 Kitas betreibt der Evangelische Regionalverband Frankfurt: 80 davon gehören zum Trägerverbund der evangelischen Kirche und 19 zur Diakonie, die ihrerseits eine Einrichtung des Regionalverbands ist.

Dessen Raumprogramm richtet sich nach der Formel 40 plus 20: ein Gruppenraum von 40 Quadratmetern und dazu ein 20 Quadratmeter großer sogenannter Intensivraum.

Der Intensivraum kann bei kleineren Kindern ein Schlafraum sein, bei größeren zum Beispiel auch ein Atelier. Hinzu kommt in jedem Fall ein kleines Bad mit Toilette und Waschbecken.

Diese Mindestgröße der Räume bezieht sich auf jeweils eine Gruppe. Bei Kindern unter drei Jahren dürfen maximal elf Kinder in einer Gruppe sein, bei älteren Kindern sind es 20 bis 21. Die Raumgröße bleibt immer gleich.

Der Evangelische Regionalverband orientiert sich mit seinem Raumprogramm an der oberen Marge der Richtlinien des hessischen Landesjugendamts von 1992. Daran hält er sich aber nicht sklavisch, sondern orientiert sich an den Gegebenheiten.

So hat nicht jeder Gruppenraum tatsächlich 40 Quadratmeter. Der Raum der Gruppe 1 in der Krabbelstube Moses etwa liegt mit 38 knapp darunter.

Die Stadt Frankfurt sieht mit ihrem seit 2009 gültigen Raumprogramm für Kindertagesstätten insgesamt 75 Quadratmeter pro Gruppe vor – das ist auch im deutschlandweiten Städtevergleich viel.

Nach Kritik des Revisionsamtes an teuren Kita-Bauten soll das Raumprogramm nun aber überprüft werden. Nach den Ferien wollen Planungs- und Bildungsdezernat eine entsprechende Vorlage präsentieren.

Halb Rödelheim ging in diese Kita

Die Wehrhof-Kita in Rödelheim feierte gestern ihr 125. Jubiläum. Nicht immer ging es zwischen Kommune und  evangelischer Trägerschaft harmonisch zu. Eine Fotoausstellung vermittelt Eindrücke aus eineinhalb Jahrhunderten.

Spaß hatten die Kinder beim Geburtstagsfest der Wehrhof-Kita. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

„Halb Rödelheim ging durch die Hände unserer Erzieherinnen“, sagte Pfarrer Ludwig Schneider bei der gestrigen 125-Jahr-Feier des Wehrhof-Kindergartens. Angefangen hatte alles schon 1871, also bereits vor 141 Jahren. Der damalige Rödelheimer Pfarrer Johann Thudichum gründete eine evangelische Kleinkinderschule, die von den beiden Diakonissen Schwester Luise und Schwester Sophie geleitet wurde.

Doch die religiöse Erziehung war vielen säkularen Rödelheimern ein Dorn im Auge, und 1875 übernahm die kommunale Gemeinde die Trägerschaft. Schockiert von der unchristlichen Atmosphäre bei einem Weihnachtsfest in der nun kommunalen Einrichtung, rief Pfarrer Eduard Lohoff dann 1887 die „evangelische Privat-Kleinkinderschule“ ins Leben.

Auch in der Wehrhof-Kita herrschte 1914 Kriegesbegeisterung. Foto: Archiv 

Eine  Fotoausstellung vermittelt Eindrücke aus eineinhalb Jahrhunderten Geschichte. Ein Bild aus dem Jahr 1914 – die Gruppe brav hinter einem Tisch in Reih und Glied, ein kleiner Junge mit Pickelhaube – erinnert an die verbreitete Kriegsbegeisterung. 1933 musste sich der Kirchenvorstand gegen die Übernahme durch die Nazis zur Wehr setzen.

Eine Diakonisse kümmerte sich um 90 Kinder

Schlimme Erlebnisse, schöne Erlebnisse: Der Rödelheimer Pfarrerssohn Heinz-Albrecht Müller, der etwa 1936 in den Kindergarten kam, erinnert sich gern an „Sommerfeste hinten im Hof“, an Lieder, die gesungen wurden. Aber er spricht auch vom Luftangriff 1943, vier Tage vor Weihnachten, bei dem die Kirche zerstört wurde.

Im März 1944 lag dann der Wehrhof selbst in Trümmern. Schwierige Zeiten des Wiederaufbaus, Umzüge, viele Veränderungen. Um die 90 Kinder spielten früher hier, für die Ende des 19. Jahrhunderts zunächst nur eine Diakonisse zuständig war, jeweils sieben Stunden an sechs Tagen.

Inzwischen hat sich die Kita verkleinert. 42 Kinder im Alter drei bis sechs, in zwei Gruppen, bevölkern den Altbau neben dem Nidda-Wehr. „Vieles hatten wir hier“, resümiert Pfarrer Ludwig Schneider: „Diakonissen, Schwestern, Tanten, Kinderfräulein, Erzieherinnen und heute sogar Erzieher.“ Der rote Faden sei „der Dreiklang von Betreuung, Bildung und Erziehung“, so der Leiter des Bereiches Kindertagesstätten des Diakonischen Werks, Kurt-Helmuth Eimuth, und natürlich die christliche Prägung.

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Beitrag von , veröffentlicht am 18. Juni 2012 in der Rubrik Stadtkirche des Evangelischen Frankfurts

Grundsteinlegung der Kita „Villa Kunterbunt“ in Sossenheim

In der Regenbogengemeinde in Sossenheim entsteht ein neues Kinderzentrum. Dafür wurden nicht nur Büros aufgegeben und Nadelbäume gefällt – auch der Glockenturm musste fallen.

Die Baustelle für das neue Kinderhaus „Villa Kunterbunt“ wird in die Pädagogik integriert. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

Die Kinder kennen das „Rezept“ für ein tragfähiges Fundament: „Man nehme: ein bisschen Sand, ein bisschen Zement, ein bisschen Wasser, ein paar kleine Steine. Alles zusammen verrühren und mit ein bisschen ‘Glaube’ wird es schon gelingen!“

Auf diesem festen Grund errichtet die Regenbogengemeinde in Sossenheim ein neues Kinderzentrum. Die Grundsteinlegung war am 15. Juni, im Herbst 2013 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Größer als bisher, am Hang gelegen, in Hufeisenform, Elterncafé, moderne Küche, Innenhof, drei Spielplätze. Raum für die jetzigen sechzig Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, und außerdem für fünf neue Krabbelgruppen, noch einmal fünfzig Kinder.

Für den Umbau mussten Nadelbäume und der Glockenturm fallen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

Ein ambitioniertes Vorhaben – Kosten rund 3,3 Millionen Euro – und ein Wendepunkt. Denn nicht nur eines der Büros musste aufgegeben werden. Auch die alten Nadelbäume auf dem Gelände wurden gefällt. Der Glockenturm, das bisherige Wahrzeichen der Regenbogengemeinde, „mit einem Bagger einfach umgefahren“, erzählt Kita-Leiterin Christine Funk-Geissler.

Klar war: „Wir würden vieles verlieren, was wir geschätzt und geliebt haben.“ Bereits vor Beginn der Arbeiten im Februar 2012 startete das Team der Erzieherinnen und Erzieher deshalb das Projekt „Komm, bau ein Haus“. Erster Schritt: Bestandsaufnahme. Die Kinder dokumentierten fotografierend, filmend, malend, bastelnd, sammelnd. Die Ergebnisse und „Fundstücke aus der Vergangenheit“, wie Schlüssel, Türgriffe, Steine, Blätter, ein altes Telefon, Schilder, bilden nun das Villa Kunterbunt-Museum, das bei der Grundsteinlegung eröffnet wurde.

„Es ist die Erfahrung von Trauer, Abschied nehmen, weil etwa die Eichhörnchen nicht mehr da sind, dann aber auch die Freude auf das, was kommt“, sagt Pfarrer Ulrich Matthei. Die Koexistenz mit der Baustelle wurde in die Pädagogik integriert, eine Pädagogik, die Christine Funk-Geissler so umreißt: „Neugierde wecken, die Welt erfahren, mit allen Sinnen, Forschen und Entdecken“.

Kindergottesdienst zur Grundsteinlegung im Juni. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

Mit Begeisterung verfolgten die Kinder Abriss und Vermessung, beschäftigten sich mit Materialien, Werkzeug, Maschinen, experimentierten selber mit Sand und Lehm. Sie führten Interviews mit Geologen, Holzfällern, Zaunmonteuren, Elektrikern und anderen „geheimnisvollen Gästen“, besuchten Architekturmuseum, Hundertwasserhaus und Zoo, denn auch die Tiere haben Häuser – und wurden mit der Zeit zu richtigen Bauexperten. Kurt-Helmuth Eimuth, Leiter des Bereiches Kindertagesstätten beim Diakonischen Werk ist „beeindruckt davon, was das Team in einer sehr schwierigen Situation geleistet hat. Abriss und Neubau werden als Bildungsgelegenheit für die Kinder phantasievoll genutzt.“

Barbara Kernbach

Evangelisches Frankfurt via Internet am 20.6.2012