Tag Archiv für Weihnachten

Die Erinnerung lebt – Weihnacht im Altenheim

In den Senioren-Residenzien sind Advent und Weihnachten keinesfalls trostlos. Es ist eine Zeit der Erinnerung, des Erlebens alter Traditionen. „Lieder und auch die Weihnachtsgeschichte knüpfen an die Erinnerungen der Kindheit an“, berichtet Pfarrer Christian Wiener von der Fachstelle Altenseelsorge der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau im Podcast Conny&Kurt. Dabei kommen auch Erinnerungen an die Adventszeit im Krieg hoch. Kein Vater, Angst, große Not und die Zeit in den Kellern und Bunkern sind Teil der Erinnerungen. Noch heute reagierten die alten Menschen auf das Knallen an Silvester mit Schrecken. Eine besondere Aufgabe sieht Wiener in der Vermittlung christlicher Tradition an das Personal. Die Pfleger und Pflegerinnen, die oftmals aus einem anderen Kulturkreis kommen, seien offen für Informationen und Erklärungen. Das sei eine Aufgabe für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für Menschen mit Demenz könne das Weihnachtsfest ein Ankerpunkt sein.

Kalte Kirchen sind das falsche Signal

Für Pfarrer Wolfgang Weinrich, Darmstadt, ist Weihnachten „eine Insel der Wärme“. Deshalb sei es gerade jetzt das völlig falsche Signal die Kirchen nicht mehr zu heizen, sagt der Chefredakteur von „Das Magazin für Pfarrer:innen“. Kalte Kirchen seien ein abstoßendes Zeichen. Die versteckte Botschaft sei „am besten bleibt ihr alle weg“. Die evangelische Kirche in Frankfurt hat beispielsweise beschlossen, alle Kirchen der Mainmetropole überhaupt nicht mehr zu heizen. Weinrich fordert vielmehr dazu auf, dass Weihnachtsfest mit großem Geläut und Glühwein in warmen Kirchen zu feiern. Die Menschen sehnen sich nach Festen, hat der Theologe festgestellt. Und bei der Botschaft „Friede auf Erden“ sei zu vermitteln, dass dieser nicht einfach vom Himmel falle. Er habe seinen Preis. Und auch abseits der Ukraine gäbe es Not. Diese Schattenseiten dürfe man nicht vergessen. Er denke immer an das Wort: Das Volk, das im Finstern wandelt, findet ein kleines Licht – immerhin.

Früher war Weihnachten auch nicht besser – nur anders

Die neugierigen Augen der Kinder begleiten die Advents- und Weihnachtszeit. Im Podcast Conny&Kurt erinnern sich die beiden, an ihre Weihnachtskindheit. An Selbstgebasteltes, an das Erstrahlen des Weihnachtsbaum an Heilig Abend und an das verbotene Entleeren der Plätzchendosen. Und natürlich an den Weihnachtsbraten. Da wird so manche Erinnerung wach.

Weihnachtsbeleuchtung? Fehlanzeige!

von Kurt-Helmuth Eimuth 26. November 2019

Advent, das heißt eigentlich Lichtervorhänge, Sterne, beleuchtete Kugeln aller Art. Überall soll der festliche Glanz sichtbar sein – bloß nicht in Frankfurt. Das bleibt streckenweise dunkel.

Foto: Karine Germain / Unsplash
Foto: Karine Germain / Unsplash

Ausgerechnet auf der Zeil sucht man Weihnachtsbeleuchtung in diesem Advent vergebens. Und das, obwohl erst vor wenigen Jahren eine neue Beleuchtung angeschafft wurde, für 250.000 Euro. Doch die ist schon wieder kaputt – Lampen defekt, Material brüchig.

Pläne für eine Neubeschaffung konnte der Anlieger-Verein „Neue Zeil“ nicht realisieren. Nein, es lag nicht am Geld. Es war nur irgendwie nicht klar, wer die Verantwortung für ein solches Projekt übernimmt. Ehrlich: So kann der Einzelhandel gegenüber dem Online-Handel nicht punkten.

Aber auch in der Neuen Altstadt sucht man Weihnachtsbeleuchtung vergebens. Der Grund hier: Es gibt keine Straßenlaternen, an denen man sie befestigen könnte. Da müssen beim Planen ja echte Weihnachtsmuffel am Start gewesen sein.

Immerhin lässt Frankfurt drei Mainbrücken illuminieren. Und die Einkaufsstraßen in den Stadtteilen sind ebenfalls festlich beleuchtet. Vielleicht ist es ohnehin die bessere Idee, im Advent dort einzukaufen.

Nächstes Jahr wollen wir auch in einem Frankfurter Stadion Weihnachtslieder singen!

von Kurt-Helmuth Eimuth 20. Dezember 2018

War Ruckzuck ausverkauft: Das Weihnachtssingen von hr3.
War Ruckzuck ausverkauft: Das Weihnachtssingen von hr3.

Das größte Weihnachtssingen Hessens findet dieses Jahr nicht in einer Kirche statt, sondern in einer Fußballarena. Dort wo normalerweise die Fußballprofis des Drittligisten SV Wehen Wiesbaden spielen, stehen am 23. Dezember Tobi Kämmerer, das Elektropop-Duo Glasperlenspiel, die Sängerin FEE. und die Frankfurter Urban Club Band auf einer großen Bühne und singen gemeinsam mit dem Publikum die schönsten Weihnachtslieder. Besinnlichkeit und Wärme sollen auf ein friedvolles Weihnachtsfest einstimmen, so die Ankündigung von hr3.

Tatsächlich ist es ein mutiges Unterfangen, doch es gibt Vorbilder. In Dresden und Leipzig haben solche weihnachtlichen Stadionevents bereits Tradition – ausgerechnet im säkularen Osten! Federführend in Dresden ist der berühmte evangelische Kreuzchor. Und die Stadien sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Selbst in der Fernsehübertragung ist etwas von der ganz besonderen Stimmung zu spüren.

Der Hessische Rundfunk war überrascht über die Resonanz. Nur eine gute Woche hat es gedauert, da waren sämtliche Tickets für das hr3-Weihnachtssingen vergriffen. Der Erfolg gibt dem Projekt also recht.

Da bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr ein solches Event mit Unterstützung der Kirchen auch in der größten hessischen Stadt, nämlich in Frankfurt, geplant wird. Man kann ja mit dem Bornheimer Hang klein anfangen. Und im übernächsten Jahr geht es dann ins Waldstation, wie wir die Arena immer noch nennen. Träumen darf man ja, gerade an Weihnachten

Heilig Abend in der Reha-Klinik

Andacht,

Kurt-Helmuth Eimuth

Heilig Abend 2015

Asklepios Klinik Falkenstein

Glocken

Lied 45 Herbei o Ihr Gläubigen

Ich begrüße Sie gang herzlich hier zur Andacht am Heiligen Abend.

Schön, dass Ihr/Sie gekommen seid.

In Gottes Namen wollen wir beginnen

Gott ist allen Zweifelnden, Verzagten und Suchenden besonders nah.

In Jesu Namen wollen wir beginnen,

denn Jesus ließ diese Nähe Ausgestoßene, Verachtete, Verzweifelte spüren.

In der Hoffnung auf das Geschenk des Heiligen Geistes wollen wir beginnen,

um Mut und Ideen bitten, heute diese Nähe weiterzugeben.

Amen.

Psalm: 121 Nr. 749

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?

2 Meine Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat!
3 Er wird deinen Fuß nicht wanken lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
5 Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten zu deiner rechten Hand,
6 daß dich am Tag die Sonne nicht steche,
noch der Mond bei Nacht.
7 Der Herr behüte dich vor allem Übel,a
er behüte deine Seele;
8 der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit.

Lied: EG 30 Es ist ein Ros entsprungen

LK 2, 7-20 Weihnachtsgeschichte

1Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

2Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.

3Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

4Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,

5damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

6Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

7Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

8Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

9Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

10Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

11denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

12Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

13Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

14Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Text Steffensky

Wenn ein Vater mit seinem Kind spielt oder wenn er es tröstet, bleibt er nicht in seiner vollen Größe vor dem Kind stehen. Er geht in die Knie, macht sich klein, begibt sich in die Lage des Kindes, ist Auge in Auge mit ihm und nimmt seinen Horizont an. Er vergisst seine Sprache und spricht die Worte, die das Kind schon versteht.

Warum? Hat das Kind nicht mehr davon, wenn der Vater groß und in sicherer Überlegenheit vor ihm steht? Es scheint, dass das Kind, wenn es glücklich spielt oder wenn es im Unglück weint, mehr auf die Nähe des Vaters angewiesen ist.

Gott geht in die Knie, er lebt das Leben aus unserer Perspektive, spricht die Sprache unseres Stammelns. Jesus, der kleine König, hat nicht einmal eine Stelle, an der er mit Anstand geboren werden kann. ­Irgendeine zugige Höhle ist gut genug für ihn. Seine Huldiger sind ein paar zerlumpte Hirten. Der kleine König wird versteckt und heimlich außer Landes gebracht, die Macht trachtet ihm nach dem Leben. Er ist nicht einmal einzigartig in seinem Leiden. Er ist nicht der erste Flüchtling, und er wird nicht der letzte sein. Was ihm zustößt, ist Menschen vor ihm zugestoßen und wird Menschen nach ihm zustoßen.

Der kleine König hat seine Insignien und Zeichen, an denen man ihn erkennt. So wird es den Hirten gesagt: „Und das sei ­euch ein Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.“ Lächerliche Würdezeichen: Kinderwindeln und ein Futtertrog! Wenn sich einer eine blasphemische Verhöhnung von Glanz und Herrlichkeit Gottes ausdenken wollte, könnte er es nicht besser und ironischer tun, als Gott es in der Weihnachtsgeschichte selber getan hat.

Wir können Gott diese Selbstironie nur schwer verzeihen. Dem kleinen König ­haben die Menschen gesagt: Wenn du der Sohn Gottes bist, gib uns Zeichen deiner Macht; steig herab von der Qual deines Kreuzes; verwandle die Steine in Brot, dass du zu essen hast, und stürze dich vom Felsen, es passiert dir nichts! Welch ein Irrtum! Diesem Sohn Gottes stieß fast alles zu, was einem Menschen zustoßen kann. Es ist ein fremder und zärtlicher Gedanke, dass unser Leben und dass die Welt nicht gerettet werden durch die Macht des Mächtigen, sondern durch die Teilnahme Gottes an unseren Ohnmachten und an unseren Leiden. Dies ist keine Verherrlichung der Ohnmacht. Es bedeutet nicht, dass das ­Leiden in sich eine erlösende Kraft hat. Die Liebe, die sich gleich macht mit dem Geliebten, ist die erlösende Kraft. Gott duldet keine Apartheid, auch nicht zwischen sich und seinen verlorenen und gequälten Geschöpfen – das sagt uns der kleine König in seinen Windeln, in seinem Trog, auf seinen Fluchten und mit seinen Tränen. Gott geht in Jesus Christus in die Knie, wie wir in die Knie gehen, wenn uns das Leben schlägt.

Der kleine verlorene König wird umkommen, weil er sich von denen nicht ­trennen lässt, die umkommen. Gott hat sich verhüllt in seiner Geschichte. Er hat gelernt, was Hunger und Durst, Einsamkeit und Folter sind. Damit hat er die Wichtigkeit unseres Lebens enthüllt. Alle Schönheit und alles Elend der Welt sind zum Abglanz der Schönheit und der Wunden Gottes geworden. Gott blutet in unseren Wunden, er wird geschlagen in der Folter der Menschen, und er entbehrt des Brotes wie die Kinder in Syrien. Ob Menschen Brot haben oder nicht; ob sie geschlagen werden oder ob sie in Ruhe leben können; ob sie Arbeit haben oder nicht, das ist eine spirituelle Angelegenheit geworden, seit Gott mit unseren Wunden bedeckt ist.

Der kleine König hat gesiegt, erzählt uns die Bibel; er ist auferstanden. Schwer zu glauben! Aber wie könnten wir leben ohne die Schönheit dieser Geschichte?

Lied 44 Oh Du Fröhliche

Liebe Gemeinde.

Uns hat hier ein Schicksalsschlag zusammengeführt. Plötzlich sieht man sich mit einer Krankheit konfrontiert. Der Einschnitt ins Leben ist unübersehbar und der Kampf zurück ins Leben ist lang, bedarf großer Geduld und ebensolcher fachlichen Hilfe.

Zum Glück haben wir ein Gesundheitssystem, das die notwendige Hilfe zumal auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft für alle bereit stellt. Hier wird geholfen. Täglich werden kleine Schritte, kleine Fortschritte gemacht.

Und doch ist es etwas befremdlich, wenn jetzt Oh Du Fröhliche erklingt. Passt das zusammen? Wo war Gott als mich die Krankheit traf? Gedanken, die kommen, Gedanken, die Zweifel ausdrücken.

Doch es ist das Besondere am christlichen Glauben, dass Gott Mensch geworden ist. Nirgends ist dies so sichtbar wie in dieser Heiligen Nacht. Hier liegt Gott in einer Krippe, er ist ganz Mensch. Und weil er Mensch geworden ist, leidet er mit uns. Aber Gott gibt uns auch Kraft und schickt uns Menschen, die helfen.

Zahllose Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schwestern, Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten mühen sich Tag für Tag zum Wohle der Patienten.

Krankheit ist also nicht gottgewollt. So etwas glauben nur christliche Fundamentalisten. Krankheit ist das Ergebnis biologischer Vorgänge.

Doch durch die Geburt dieses Kindes leidet Gott mit uns und trägt uns, auch in den schweren Stunden.

Dies macht Mut. Es gibt Mut und Kraft, die wir für die Genesung benötigen.

Deshalb und nur deshalb können wir singen: Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann diese Nacht nicht traurig sein.

Lied: EG 56 Weil Gott in tiefster

Gebet:

Wir beten mit den Worten Dietrich Bonhoeffers

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,

so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.  

Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast. 

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,

so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang. 

 Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden

Lied: EG 46 Stille Nacht

Glocken

Schenken: Jede Religion hat ihren Anlass

Evangelisches Frankfurt November 2009

Schenken: Jede Religion hat ihren Anlass

Vielleicht ist es das Leuchten in den Augen des Gegenübers oder die Vorfreude auf die Freude des Beschenkten. Gleich in welcher Kultur: Das Ritual des Schenkens findet sich überall. Aber auch die Kehrseite lauert in allen Kulturen: Die Freude am Schenken kann zum Zwang, zumindest zur unangenehmen Verpflichtung werden.

Das Schenken und das Beschenktwerden gehört selbstverständlich zu Weihnachten dazu: Die Weisen aus dem Morgenland brachten dem Kind in der Krippe wertvolle Gaben mit. Allerdings: Gerade in der an sich beschaulichen Adventszeit beginnt damit der Weihnachtsstress, weil alle Lieben bedacht werden sollen.

Aber nicht nur im Christentum, auch in anderen Religionen wird gerne und viel geschenkt. Sogar in der atheistischen DDR haben die Geschenke einfach zum Weihnachtsfest dazu gehört. Zwar war der Weihnachtsbaum dort offiziell mit „Jahresendflügelfiguren“ und nicht mit Engeln geschmückt. Aber Päckchen lagen doch unterm Baum.

Geschenke machen Freude. In allen Religionen und Weltanschauungen gibt es Rituale des Schenkens und Beschenktwerdens. | Foto: Maria Brzostowska / Fotolia.com

Geschenke machen Freude. In allen Religionen und Weltanschauungen gibt es Rituale des Schenkens und Beschenktwerdens.
Foto: Maria Brzostowska / Fotolia.com

Eines der bekanntesten islamischen Feste, bei denen es Geschenke gibt, ist das Zuckerfest, das Fest des Fastenbrechens am Ende des Fastenmonats Ramadan. Nach dem Moscheebesuch werden Freunde und Bekannte besucht, und es werden Geschenke ausgetauscht. Vor allem die Kinder werden mit Spielzeug beschenkt. Auch wird gemäß den Gesetzen des Islams an Bedürftige gedacht.

Das jüdische Lichterfest Chanukka, das in der Regel in die Monate November oder Dezember fällt, ist nicht nur zeitlich in der Nähe von Weihnachten. Es erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus. Zur Feier sollten Lichter angezündet werden. Doch der Krug Öl reichte nur für einen Tag. Durch ein Wunder brannten die Lichter jedoch acht Tage. Zum Fest wird jeden Tag eine Kerze auf dem achtarmigen Chanukkaleuchter angezündet, bis am letzten Tag alle acht Kerzen brennen. Auch Geschenke gehören zu Chanukka, traditionell handelt es sich dabei um Geldgeschenke.

Bekannt, da zur jüdisch-christlichen Tradition gehörend, ist auch das Pessach oder Passah-Fest. Es erinnert an den Auszug der Hebräer aus Ägypten. Pessach wird am ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn gefeiert, also im März oder April. Das Fest dauert sieben Tage, außerhalb Israels wird es acht Tage lang gefeiert. Das Fest beginnt mit dem Sederabend, dem Vorabend zu Pessach. Dieser Abend wird im Kreis der Familie oder der Gemeinde gefeiert. Er ist rituell klar gegliedert. Die Speisen, wie ungesäuerte Brote, Matzen genannt, erinnern symbolisch an den Aufbruch.

Im Rahmen des Sederabends wird ein Stück Matze versteckt, das gesucht werden muss. Wird es nicht gefunden, muss das Familienoberhaupt den Kindern ein Geschenk machen. Inzwischen hat es sich in vielen Familien eingebürgert, dass die Kinder selbst das Brot suchen und bei Erfolg ein Geschenk erhalten.

Wenn Menschentrauben vor dem buddhistischen Tempel in der Hanauer Landstraße stehen, dann ist Losar. Der Ursprung des buddhistischen Neujahrsfestes Losar geht auf die Zeit vor der Ausbreitung des Buddhismus zurück. Zu dieser Zeit wurde ein Winterfest gefeiert, bei dem regionale Gottheiten verehrt wurden. Das Losar-Fest konnte diese Tradition aufgreifen und im Sinne der eigenen Religion entwickeln. Es ist der bedeutendste Feiertag in Tibet und natürlich auch für alle im Exil lebenden Tibeterinnen und Tibeter. Der Termin des Losar-Festes richtet sich nach dem Mondkalender und fällt immer auf den ersten Tag des ersten Monats des buddhistischen Kalenders, zwischen Ende Januar und Anfang März.

Auch in diesem Jahr gibt es in Praunheim einen „lebendigen Adventskalender“: Jeden Nachmittag um 17 Uhr öffnet sich eine Tür zu einem Privathaus, und es gibt Musik, Geschichten, Plätzchen und mehr. Eingeladen sind Schulkinder. Mehr Infos und Anmeldung unter Telefon 069 765620. | Foto: Rolf Oeser

Auch in diesem Jahr gibt es in Praunheim einen „lebendigen Adventskalender“: Jeden Nachmittag um 17 Uhr öffnet sich eine Tür zu einem Privathaus, und es gibt Musik, Geschichten, Plätzchen und mehr. Eingeladen sind Schulkinder. Mehr Infos und Anmeldung unter Telefon 069 765620.
Foto: Rolf Oeser

Losar wird drei Tage lang gefeiert. Der erste Tag steht im Zeichen der Familie. Mit ihr wird gefeiert, und es werden Geschenke ausgetauscht. Nach alter Tradition bitten die Kinder um den Segen des Vaters und reichen ihm dazu eine Schale mit Buttertee. Rituelle Neujahrsgebete und eine Rauchopferzeremonie gehören zum spirituellen Kern des Festes. Der zweite Tag der Neujahrsfeierlichkeiten steht ganz im Zeichen der religiösen Tradition. Tempel und Klöster werden besucht. In den Klöstern führen die Mönche traditionelle Tänze auf, die vom Sieg des Bud­dhismus über die zuvor verbreiteten Naturreligionen erzählen. Am dritten Tag besuchen sich die Familien. Natürlich hat man sich gründlich vorbereitet. Zahlreiche Gerichte wurden gekocht, neue Kleider gekauft, Schulden bezahlt und idealtypischer Weise Streitigkeiten beigelegt. Selbst das Haus sollte neu gestrichen sein.

Diwali oder auch Dipavali ist das so genannte Lichterfest im Hinduismus, das über mehrere Tage hinweg gefeiert wird. Der Termin von Diwali richtet sich nach dem Mondkalender, er liegt Ende Oktober oder Anfang November. Es handelt sich um eines der ältesten Feste des Hinduismus und war ursprünglich ein Erntefest. Heute wird an Diwali der Sieg des Guten über das Böse sowie des Wissens über die Unwissenheit gefeiert. Auch zu diesem Fest gehören Lichter und große Geschenke. Diwali wird fünf Tage lang gefeiert, die Festlichkeiten werden je nach regionalem Brauchtum gestaltet. Zum gemeinsamen Ritual gehört das frühmorgendliche Baden. Es ist auch üblich, zu diesem Anlass neue Kleider zu tragen und Familienangehörige, Freunde und Nachbarinnen zu besuchen und sich gegenseitig zu beschenken. Wurden früher nur Süßigkeiten und getrocknete Früchte verschenkt, sind es inzwischen größere Geschenke wie Elektrogeräte und natürlich Spielzeug.

Schenken und Beschenktwerden gehören also in allen Religionen selbstverständlich dazu. Nur die Anlässe sind unterschiedlich.

Kurt-Helmuth Eimuth

Vom Sinn des Schenkens

Evangelisches Frankfurt Dezember 2008

Vom Sinn des Schenkens

Bis zum Weihnachtsfest sind es nur noch wenige Wochen. Der Endspurt hat begonnen. Jedes Jahr die gleiche bohrende Frage: Was bekommt wer zu Weihnachten geschenkt? Besonders schön ist Selbstgebasteltes. Doch vor allem soll das Schenken – ebenso wie das Beschenktwerden – Spaß machen.

Warum will man Tante Erna und Onkel Willi etwas schenken, wenn diese doch selbst sagen, sie hätten schon alles? Da landet man dann schnell wieder mal bei der Seidenkrawatte und dem schönen Seifenpräsent in Geschenkpackung. Verzweiflung pur.

Oder es geht um Gegengeschenke: Haben wir nicht im letzten Jahr von den Nachbarn etwas vor die Tür gelegt bekommen? Da müssen wir dieses Jahr auch im gleichen Wert etwas schenken. Denn einseitiges Beschenktwerden beschämt. Wirklich? Das Schenken sollte doch eigentlich ein selbstloser Akt sein. Sicher hofft man, dass der Beschenkte sich freut. Aber eine gegenseitige Aufrechnung des Warenwertes gehört nicht dazu.

Auch in Kirchengemeinden kann man zusammen mit anderen Adventsschmuck basteln – so wie die siebenjährige Lara, die im Kinder- und Jugendtreff Nieder-Eschbach einen Button mit einem Weihnachtsbaum verziert hat. | Foto: Rolf Oeser

Auch in Kirchengemeinden kann man zusammen mit anderen Adventsschmuck basteln – so wie die siebenjährige Lara, die im Kinder- und Jugendtreff Nieder-Eschbach einen Button mit einem Weihnachtsbaum verziert hat.
Foto: Rolf Oeser

Menschen schenken anderen etwas, um ihnen eine Freude zu machen oder auch um ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. So gibt es in allen Religionen den Brauch des Schenkens an Bedürftige. Seit ungefähr 600 Jahren gibt es im Christentum die Bescherung an Weihnachten. Bis dahin brachte der Nikolaus am 6. Dezember die Gaben. Mandarinen, Nüsse, Äpfel und Süßigkeiten finden sich auch heute noch am Nikolaustag im Stiefel. Die großen Geschenke aber gibt es erst am Heiligen Abend. Das führt man auf einen römischen Brauch zurück: Vor 2000 Jahren feierten die Römer am Ende des Jahres die so genannten Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn. Während dieser Feiern machten die reicheren Leute denen, die nicht so viel Geld hatten, Geschenke. Damit wollten sie auch zeigen, wie wohlhabend sie waren.

Den eigenen Reichtum zur Schau stellen zu wollen, ist sicher kein edles Motiv. Anderen eine Freude zu bereiten, so wie die Geburt Jesu nach christlichem Glauben ein Geschenk an die Menschen ist, ist dagegen aller Ehren wert. Dabei kommt es oftmals viel mehr auf das Signal „Ich habe an dich gedacht“ als auf den materiellen Wert an. Es hat seinen Grund, dass kleine Basteleien zu Weihnachten nach wie vor hoch im Kurs stehen. Eine andere Möglichkeit ist, einfach etwas Zeit zu verschenken – für einen Kino- oder Theaterbesuch oder für ein Wochenende in der Rhön. Für die, die beim traditionellen Hantieren mit Goldfolie und Walnusshälften so ihre Schwierigkeiten haben, bietet die neue Technik der Digitalfotografie zahlreiche Möglichkeiten, kreativ gemeinsame Erinnerungen in Fotobüchern oder eigenen Collagen festzuhalten.

Und auch sozial verantwortliche Geschenke können Freude bereiten. Warum nicht ein Los der ARD-Fernsehlotterie? Gewinnchance inklusive.

Kurt-Helmuth Eimuth

Jedes Jahr derselbe Stress! Welchen Sinn hat eigentlich das Schenken?

on Kurt-Helmuth Eimuth 1. Dezember 2008

Bis zum Weihnachtsfest sind es nur noch wenige Wochen. Der Endspurt hat begonnen. Jedes Jahr die gleiche bohrende Frage: Was bekommt wer zu Weihnachten geschenkt? Besonders schön ist Selbstgebasteltes. Doch vor allem soll das Schenken – ebenso wie das Beschenktwerden – Spaß machen.

Foto: Rolf Oeser
Foto: Rolf Oeser

Warum will man Tante Erna und Onkel Willi etwas schenken, wenn diese doch selbst sagen, sie hätten schon alles? Da landet man dann schnell wieder mal bei der Seidenkrawatte und dem schönen Seifenpräsent in Geschenkpackung. Verzweiflung pur.

Oder es geht um Gegengeschenke: Haben wir nicht im letzten Jahr von den Nachbarn etwas vor die Tür gelegt bekommen? Da müssen wir dieses Jahr auch im gleichen Wert etwas schenken. Denn einseitiges Beschenktwerden beschämt. Wirklich? Das Schenken sollte doch eigentlich ein selbstloser Akt sein. Sicher hofft man, dass der Beschenkte sich freut. Aber eine gegenseitige Aufrechnung des Warenwertes gehört nicht dazu.

Menschen schenken anderen etwas, um ihnen eine Freude zu machen oder auch um ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. So gibt es in allen Religionen den Brauch des Schenkens an Bedürftige. Seit ungefähr 600 Jahren gibt es im Christentum die Bescherung an Weihnachten. Bis dahin brachte der Nikolaus am 6. Dezember die Gaben. Mandarinen, Nüsse, Äpfel und Süßigkeiten finden sich auch heute noch am Nikolaustag im Stiefel. Die großen Geschenke aber gibt es erst am Heiligen Abend. Das führt man auf einen römischen Brauch zurück: Vor 2000 Jahren feierten die Römer am Ende des Jahres die so genannten Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn. Während dieser Feiern machten die reicheren Leute denen, die nicht so viel Geld hatten, Geschenke. Damit wollten sie auch zeigen, wie wohlhabend sie waren.

Den eigenen Reichtum zur Schau stellen zu wollen, ist sicher kein edles Motiv. Anderen eine Freude zu bereiten, so wie die Geburt Jesu nach christlichem Glauben ein Geschenk an die Menschen ist, ist dagegen aller Ehren wert. Dabei kommt es oftmals viel mehr auf das Signal „Ich habe an dich gedacht“ als auf den materiellen Wert an. Es hat seinen Grund, dass kleine Basteleien zu Weihnachten nach wie vor hoch im Kurs stehen. Eine andere Möglichkeit ist, einfach etwas Zeit zu verschenken – für einen Kino- oder Theaterbesuch oder für ein Wochenende in der Rhön. Für die, die beim traditionellen Hantieren mit Goldfolie und Walnusshälften so ihre Schwierigkeiten haben, bietet die neue Technik der Digitalfotografie zahlreiche Möglichkeiten, kreativ gemeinsame Erinnerungen in Fotobüchern oder eigenen Collagen festzuhalten.

Und auch sozial verantwortliche Geschenke können Freude bereiten. Warum nicht ein Los der ARD-Fernsehlotterie? Gewinnchance inklusive.

„Der Blick zum Himmel“

Evangelisches Frankfurt Dezember 2007

Die Weihnachtsgeschichte neu erzählt

„Erfrischend anders“ interpretiert Georg Magirius die Weihnachtsgeschichte, verspricht der Umschlagtext. Magirius, 1968 geboren, als Autor für ARD-Hörfunksender tätig und gelegentlich auch für „Evangelisches Frankfurt“, wagt sich mit seinem jüngsten Buch an die wohl bekannteste biblische Überlieferung heran. Er seziert die Weihnachtsgeschichte nach Lukas und verbindet sie schriftstellerisch frei mit kleinen Vorkommnissen, eigenen Gedanken und Beschreibungen.

Da liegt bei Kaiser Augustus’ Schätzung – also jener römischen Volkszählung, wegen der sich Maria und Josef auf die Reise nach Bethlehem machen mussten – die Auseinandersetzung mit der Ordnungsmacht, der Obrigkeit, nahe. Die Obrigkeit etwa, die einem nächtlich durch Frankfurt radelnden Autor schon mal unangenehm die Handschellen anlegt. (Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieses natürlich völlig unbegründet war).

„Die Unerklärlichkeiten der Bibel erleichtern mich – es ist Licht, das in eine Welt einfällt, die normalerweise immer richtig takten muss“, bekennt der Autor. Ein Faszinosum, das Kinder auch im Alltag erleben: „Auch am Kiosk bleiben Worte nicht nur Worte, sondern können sichtbar und schmackhaft werden. So erleben es viele Kinder. Noch ist Unterricht, und doch flüstern sie einander erwartungsvoll Geschichten zu – überall die Herrlichkeiten, die sie gleich in Händen halten wollen. Die Schulglocke ertönt, und sie rennen zum Kiosk. Dann liegen auf Kinderzungen Colafläschchen, Brausebonbons und Schnecken aus Lakritz. Sie beweisen: Die Welt der Süße ist nicht nur geträumt.“

Georg Magirius beweist mit dem vorgelegten Werk, dass für ihn als studierten Theologen die für eine narrative Predigt zur Verfügung stehende Zeit zu kurz ist. Seine Geschichten, aber auch seine Hintergrundinformationen, die bis zu Erklärungen des griechischen Urtextes gehen, brauchen Platz zur Entfaltung. Und dabei hält er für Liebhaber dieser frei assoziativen Form die Spannung auf 127 Seiten. Zu lang für einen Weihnachtsgottesdienst. Aber kurzweilig für einen Lese-Weihnachtsnachmittag am warmen Ofen.

Georg Magirius live erleben kann man bei einer Lesung am Sonntag, 23. Dezember, um 17 Uhr in der Kreuzkirche in Preungesheim, Weinstraße 25, mit Harfenmusik.

Kurt-Helmuth Eimuth