Tag Archiv für Religionspädagogik

Der Mensch braucht Feste

15.2.2003
Ehemaligentreffen der Fachschule für Sozialpädagogik
Orgelvorspiel

Begrüßung

Ich begrüße Sie ganz herzlich hier in der Kirche des Frankfurter Diakonissenhauses. Ort und Gesichter sind Ihnen wohlbekannt. Nur meines ist Ihnen fremd ich darf mich kurz vorstellen. Meine Name ist Kurt-Helmuth Eimuth und ich bin der Neue, der neue Schulleiter. Sicher haben wir im Verlauf des Nachmittags noch Gelegenheit das ein oder andere kleine Gespräch zu führen.

Wir feiern die Andacht

im Namen Gottes

Gott ist uns nahe – immer und überall,

im Namen Jesu Christi

So sind wir geliebt,

und im Namen des Heiligen Geistes

So sind wir verbunden als Schwestern und Brüder.

Lied 560

Psalm 91

Ansprache

Wir sind heute hier zusammengekommen, um alte Freundinnen zu treffen, um zu sehen was die anderen so machen und natürlich sind wir neugierig auf die eingeschlagenen Lebenswege. Die ehemaligen Lehrerinnen fragen sich, was ist wohl aus ihnen geworden. Haben sie einen Stand im Beruf gefunden? Oder sind erst einmal Kinder gekommen? Mit einem Wort: Wir wollen ein Fest feiern.

In allen Kulturen und zu allen Zeiten gehören Feste zum Leben. Sie markieren Stationen und Übergänge im Lebenszyklus. Ob Geburt, Erwachsenwerden, Examen, Berufsbeginn oder Berufswechsel, Heirat, Wohnungseinzug, Ruhestandsbeginn oder Tod.

Feste markieren unser Leben, sie heben sich ab vom grauen Alltag. Und da bei Festen auch immer gefragt wird: was war? – was ist? – was wird kommen?, weil immer nach dem Sinn unseres Daseins gefragt wird ist Religion gefragt, angefragt und irgendwie auch ständig präsent. Es durchdringt unser Fest . So wie die Religionspädagogik in den Kindertagesstätten alle Bereiche durchdringt, so soll auch das Fest durchdrungen sein, von christlicher Hoffnung und Zuversicht.

Mit dem Osterfest wurde öffentlich die Auferstehung Jesu Christi als Sieg des Lebens gefeiert. Mit dem Sonntag als dem kleinen Osterfest jeder Woche wurde die segensreiche Einrichtung des jüdischen Sabbats neu akzentuiert.

In der Tradition Jesu feiert die Kirche Feste mit einem besonderen Inhalt für alle. Gefeiert wird Gottes Ja-Wort zu seiner Schöpfung, seine Nähe und sein Ziel für die Welt. Die Kirche ist also auch eine Festgemeinschaft. Sie ist eine Schatzkammer für lebendige Feste.

Wir sollen und müssen uns Erinnern, uns die Überlieferung der Bibel und die Erfahrungen aus der Geschichte der Kirche ins Gedächtnis rufen. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1. Kor 11, 25) steht als Überschrift über unseren Gottesdiensten.

Wie bedeutsam das Erinnern ist, erleben wir im Zusammenleben mit Kindern. Immer und immer wieder wollen sie die gleiche Geschichte vorgelesen haben. Und wehe es wird ein Wort geändert oder gar etwas weggelassen. Dann ist der Protest groß. Die Erinnerung gibt ihnen halt. Die Geschichte im immer gleichen Wortlaut ist ein Stück Verlässlichkeit. Sie gibt Halt.

Im religiösen Leben ist das auch so. Selbst Menschen, die der Kirche eher ferne stehen, klagen solche Verlässlichkeit ein. Sie sind vehement gegen den Abriss nicht mehr benötigter Kirchengebäude. Sie würden zwar niemals einen Gottesdienst besuchen, aber es ist trotzdem für sie wichtig, dass dieses verlässliche Zeichen unverrückbar dort steht, ja auch, dass dort jeden Sonntag Gottesdienst gefeiert wird.

So wie es in der Bibel steht, wollen wir uns heute erinnern an das Gelernte, an die Freude, an den Schabernak, an die Aufregung bei den Prüfungen, aber auch an die zahlreichen Begegnungen mit Menschen, auch mit Menschen, die ihre höchstpersönliche Erfahrungen mit Gott gemacht haben.

Gebet mit Kyrie 178.12

Lasst uns in Frieden beten

Um ein waches Gewissen, um Vergebung unserer Schuld

Und ein Leben, das Frucht bringt,

lasst uns bitten:

Kyrie

Um ein Verständnis für unsere Mitmenschen,

um Mut, die Wahrheit zu sagen und dafür einzutreten

besonnen und offen

lasst uns bitten:

Kyrie

Um die Fähigkeit allen Menschen so zu begegnen,

dass sie auch durch uns Gottes Liebe spüren,

lasst uns bitten:

Kyrie

Für unsere Kirchen, für die ganze Christenheit,

dass sie sich bewusst ist: Wir sind der Weinberg,

den Du, Gott, gepflanzt hast, den du behütest,

auf dem du ernten willst.

Lasst uns bitten:

Kyrie

Für unser Volk und alle Völker der Welt,

dass sich Gerechtigkeit durchsetze

und Friede werde, wo Krieg ist,

lasst uns bitten:

Kyrie

Für die Menschen, die dich besonders brauchen,

die Hungernden, dass ihnen geholfen werde,

die Kranken, dass sie Heilung finden in dir.

Lasst uns bitten:

Kyrie

Gott, bleibe bei uns mit deinem Wort

Und schenke uns die Kraft zum Wachstum.

Darum bitten wir dich im Glauben an Christus.

Und alles was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied 621

Segen

Möge Gott dich segnen und behüten

Möge Gottes Angesicht auf dich leuchten

Und dir Gnade geben.

Mögen Gottes Augen über dir leuchten und

Dir Frieden bringen.

Was machte Gott, bevor er die Welt erschaffen hat?

Evangelisches Frankfurt, Dezember 2002

Viele Eltern scheuen sich, mit Kindern über religiöse Fragen zu sprechen.
Weit verbreitet ist die Meinung, dass die Kinder lieber später, wenn sie dafür reif sind, selbst entscheiden sollen, wie sie es mit der Religion halten wollen. Allerdings stellen schon Kindergartenkinder religiöse Fragen, zum Beispiel nach dem Tod, nach dem Sinn der Welt. Daher meinen Theologen und Pädagogen: Kinder haben ein Recht auf Religion.
Noch vor zwei Jahrzehnten waren viele Eltern der Meinung, dass in den Kinderzimmern eher die Ballade vom Baggerführer Willibald erklingen sollte als das alte und schreckliche Märchen vom Aschenputtel. Schließlich seien Märchen grausam und könnten Angst auslösen. Heute gilt das als überholt. Es war der Psychologe Bruno Bettelheim, der unmissverständlich feststellte: Kinder brauchen Märchen – und viele geben ihm inzwischen Recht.

Auch Religion im Kindesalter ist ein Reizthema. Viele Eltern scheuen sich, ihrem Kind religiöse Werte nahe zu bringen, wohl auch deshalb, weil sie oft selbst durch Missverständnisse und Fehlentwicklungen geprägt wurden. Da gab es den strafenden Gott, der alles sieht und stets und überall die Einhaltung der Regeln überwacht. Und da gab es eine Kirche, die religiöse Erziehung als Eingliederung der Kinder in die Gemeinde missverstand. Es geht aber nicht um die Rekrutierung von Nachwuchs für die Kirche, sondern darum, das Kind religiös zu begleiten. Die Kirche kann dabei freilich eine wichtige Rolle spielen.
Kinder haben ein Recht auf Religion, davon ist etwa der Tübinger Theologe Friedrich Schweitzer überzeugt. Damit will er hervorheben, dass das Kind – wie es JanuszKorczak einmal formulierte – ein Recht hat, so zu sein, wie es ist. Und zu dem kindlichen Erleben gehören eben auch religiöse Fragen.
Passt Oma Erna in die Urne? Wohnt Gott im Himmel? Solche Kinderfragen sind nichts anderes als die ihnen gemäße Art, sich über die drei existenziellen Fragen des Menschseins Gedanken zu machen: Woher komme ich, wer bin ich, wohin gehe ich? Kinder wollen sich verorten. Sie können stundenlang zuhören, wenn Oma von ihrer Kindheit und von der Kindheit der Mutter erzählt. Sie stellen sich unbekümmert vor, wo all die Vorfahren jetzt leben, und sie stellen präzise die Frage nach der eigenen Endlichkeit: Muss ich auch sterben?
Weil sie sogar schon im Kindergartenalter eine so fantasievolle Art haben, existenzielle Themen zu bedenken und zu bearbeiten, sprechen Pädagogen auch von Kindern als Philosophen. Man könnte auch sagen: Kinder sind Theologen, denn sie denken über die Dinge nach, die uns „unbedingt angehen“ – so hat Paul Tillich die Frage nach Gott einmal definiert.
Natürlich sind Kinder nicht Philosophen und Theologen in einem wissenschaftlichen Sinn. Aber sie haben die Fähigkeit, gehaltvolle religiöse Fragen aufzuwerfen und sogar Antworten zu formulieren. Und sie erwarten auch ernst gemeinte Antworten von den Erwachsenen. Ihre Fragen können die Eltern oft gleichzeitig schmunzeln lassen und ins Schwitzen bringen: Ist Oma jetzt ein Engel? Müssen Engel auch atmen? Gibt es Luft im Himmel? Haben Engel auch Ferien? Was hat Gott gemacht, bevor er die Welt erfunden hat?
Solche Kinderfragen ernst zu nehmen und zu beantworten, ist gar nicht so leicht. Mit einem Rückzug auf die Naturwissenschaft oder mit Plattitüden geben sich Kinder in der Regel nicht zufrieden. Anregungen zum religiösen „Disput“ mit Kindern gibt aber die Bibel. Denn hier finden sich Überlieferungen zu dem Woher und Wohin des Menschen, zum Beispiel in der Schöpfungsgeschichte. Die Bibel erzählt Geschichten, die auch Unerklärliches ausdrücken können und die auch Kinder verstehen. Die Erzählungen von Krankheit und Heilung machen Aussagen zu Tod und Sterben. Um Werte und Moral geht es in der Geschichte vom barmherzigen Samariter, in den Gleichnissen vom verlorenen Schaf oder den Arbeitern vom Weinberg. Die Frage nach Gott spielt in fast allen Erzählungen der Bibel eine Rolle.
Sicherlich sind diese Geschichten auch Teil des kulturellen Erbes und allein schon deshalb von Bedeutung. In den uralten Überlieferungen erfahren die Kinder, wie Menschen ihre Erfahrungen mit Gott gemacht haben. Nach christlicher Auffassung wird Gott durch die biblische Überlieferung erkennbar. Doch dies bedeutet keinesfalls, dass Kinder mit der Bibel alleine gelassen werden sollten. Kinder eignen sich Geschichten an, auch biblische Geschichten. Sie denken sich hinein, sie identifizieren sich mit einer Figur, sie spielen sie nach. Und sie haben, wie die Erwachsenen übrigens auch, das Recht, die Geschichten für sich zu interpretieren. Das heißt keineswegs, dass Erwachsene ihnen nicht widersprechen, Missverstandenes nicht auch falsch nennen dürften. Im Gegenteil – das ist doch ein guter Einstieg ins Gespräch.
Sicher ist nicht jede biblische Geschichte für jedes Alter geeignet. Und manches Thema findet sich in der Bibel in einem anderen gesellschaftlichen Umfeld, wie etwa die Frage des interreligiösen Miteinanders. Der Islam, der heute im Alltag der Kinder präsent ist, ist jünger als das Christentum. Er entstand 622 nach Christi Geburt. Schon deshalb kann er in der Bibel nicht vorkommen.
Sich mit Kindern über religiöse Fragen auseinander zu setzen ist eine Herausforderung. Doch wer sich ihr stellt, wird viel lernen. Der Religionspädagoge Friedrich Schweitzer beschreibt diesen Prozess so: „Das Recht des Kindes auf Religion ist kein Recht gegen die Erwachsenen. Dieses Recht ist vielmehr auch für die Erwachsenen, die nicht nur allesamt selber einmal Kinder waren, sondern die auch selber davon profitieren, wenn sie Kinder in religiöser Hinsicht begleiten. Kinderfragen sind nicht deshalb groß, weil Kinder noch klein sind – sie sind groß, weil sie auch noch so große Menschen umtreiben.“
Kurt-Helmuth Eimuth

Buchbesprechungen: Fünf Bibeln, nicht nur für Kinder

Kinderbibel, Texte von Werner Laubi, Bilder von Annegret Fuchshuber (Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 1992, 10,50 Euro) – Eine Kinderbibel, die Lust macht, in ihr zu blättern und zu lesen. Die Texte bleiben nahe an der biblischen Vorlage. Viele Frauen kommen hier vor, zum Beispiel Miriam oder die Jüngerinnen, die Jesus begleiteten. Die Bilder übersetzen die Geschichten gelegentlich in unsere Zeit. Die Bergpredigt ist etwa mit Menschen wie Janusz Korczak, Martin Luther King, Mahatma Ghandi oder Sophie Scholl bebildert, der barmherzige Samariter ist unverkennbar Mutter Theresa.

Bibelbilderbuch, mit Zeichnungen von Kees de Kort (Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1986, 72 Euro) – Der Klassiker unter den Kinderbibeln. Die einfachen kurzen Erzählungen mit den großflächigen Zeichnungen machen das Werk zu einem wirklichen Bilderbuch, das schon Kinder ab zwei Jahren gerne in die Hand nehmen. Ein Verweis auf die biblische Textstelle ermutigt Erwachsene zum Nachschlagen.

„Erzähl mir vom Glauben“, Katechismus für Kinder (VELKD, Gütersloh und Lahr 2000, 14,95 Euro) – Das Buch greift Themen wie Geburtstag, Segen, Abendmahl, Taufe, aber auch Tod aus Sicht der Kinder und in kindgerechter Sprache auf. Dem Kinderkatechismus liegt ein Elternheft bei, das hilft, mit den Kindern über diese Themen zu sprechen.

Die Weltreligionen Kindern erklärt, von Monika und Udo Tworuschka, illustriert von Rüdiger Pfeffer (Gütersloh 1996, 14,95 Euro) – Ein kurzweiliger Gang durch die Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus, geschrieben und gezeichnet für Kinder, aber ebenso für Erwachsene lesenswert. Jeweils ein Kind berichtet über die Gepflogenheiten seiner Religion, über seine heiligen Texte, über seine Riten und seine Feiertage. Eine gute Orientierung, um sich in einer multireligiösen Welt zurechtzufinden.

Entdecke die Welt der Bibel, von Silvia Gastaldi und Claire Musatti (Neukirchener Verlagshaus, Neukirchen 2000, 14,90 Euro) – Wussten Sie, dass ein Kamel eine Marschgeschwindigkeit von 16 Stundenkilometern erreicht und am Tag 40 bis 80 Kilometer zurücklegt? Oder dass jüdische Sklaven nach sechs Jahren frei kamen? Der Band will nicht nur biblische Geschichten vermitteln, sondern auch die damaligen Lebensumstände beschreiben. In einer gelungenen Mischung aus Bilder-Duden und Comic wird das alltägliche Leben in der Zeit von Abraham bis Jesu plastisch. Geeignet für Kinder ab 9 Jahre.

Die Bibel mit Illustrationen von Lisbeth Zwerger (Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2000, 21 Euro) – Der Illustrationspreis des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik ging in diesem Jahr an eine ungewöhnliche Bibel. Die Reduzierung auf das Wesentliche macht den Reiz dieses Werkes aus. So wird das letzte Abendmahl durch die Darstellung einer Flasche mit 13 Bechern illustriert. Ein Werk, in dem Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf Entdeckungsreise gehen können.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt, Dezember 2002

Politisches Engagement und Diakonie gehören zusammen

Andacht zum Fachtag 27. 10. 00
Pfarrerin Marion Eimuth

Orgelvorspiel

Liebe

Zu diesem Tag heute grüße ich Sie herzlich und freue mich, daß Sie so zahlreich gekommen sind. Lassen Sie uns den Tag beginnen und Gott loben.

Zu Beginn :

Gemeinde: Eingangslied: EG 455, 1-3

Morgenlicht leuchtet

Pfarrerin: Psalm : 121, Nr. 749 im Wechsel

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.

Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,

und der dich behütet schläft nicht,

Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.

Der Herr behütet dich;

Der Herr ist dein Schatten über deiner

Rechten Hand,

daß dich des Tages die Sonne nicht steche

noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel,

er behüte deine Seele.

Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang

Von nun an bis in Ewigkeit! Amen.

Gebet:

Gott, ich preise dich.

Du bist der Morgen und der Abend,

der Anfang und das Ende der Zeit.

Dir danke ich für die Ruhe der Nacht

Und das Licht des neuen Tages.

Leib und Seele sind dein,

von dir ist alles, was geschieht.

Jesus Christus, Licht der Welt,

du bist der Weg, den ich heute gehe,

du bist die Wahrheit, die mich leitet,

du bist das Leben, das ich finde.

Gib mir deine Liebe,

gib mir Geduld und Gelassenheit

und bewahre mich.

Geist Gott, schöpferische Ruach,

wecke meine Sinne und Gedanken,

gib mir Phantasie und Klarheit,

ein empfindsames Gewissen.

Begleite uns, beschütze uns, bewahre uns.

Amen.

Ansprache:

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserem religionspädagogischen Fachtag,

womöglich sind heute so viele gekommen, weil sie das Thema besonders reitzte: „Zwischen Beliebigkeit und Profil“. Die evangelische Kindertagesstätte im Wandel.

Wir alle spüren den Druck. Wir haben das Gefühl, dass sich etwas tut. Die Erwartungen werden größer, die Ansprüche auch. Der feste Rahmen, in dem die Arbeit geleistet wurde, verliert an Kontur. Da sollen die unter Dreijährigen aufgenommen werden, Englischunterricht, eine Eingewöhnungsgruppe errichtet, die Öffnungszeiten angepaßt und das Mittagessen selbst gekocht werden. Fast alles soll möglich gemacht werden, denn schließlich bewegt sich der Kindergarten heute in einem sozialen Markt. Und wer sich nicht erneuert, über den rollt die Entwicklung hinweg.

Doch wo bleibt da das eigene Profil? Und ist in einer evangelischen Kindertagesstätte wirklich alles möglich?

Vor einiger Zeit war ich in Amerika. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bietet religiösen Gruppierungen aller Art Freiraum zur Entfaltung. So entstand dort eine Art „religiöser Supermarkt“.

In San Francisco besuchte ich New Age Kirchen und charismatische Gruppen, in Salt Lake City die Mormonen und schließlich in New York die Weltzentrale der Zeugen Jehovas und der Mun-Bewegung, oder wie sie sich selbst nennen, der Vereinigungskirche.

Für mich war es sehr interessant zu hören, wie die Menschen zu den unterschiedlichen Gruppen ihre Zugänge gefunden haben und vor allem was sie dort festhält, woran sie glauben, was sie fasziniert.

Deutlich war bei allen, die Suche nach Gott, oder einer kosmischen Kraft, auf jeden Fall etwas, was ihrem Leben Sinn gibt.

Erschreckt hat mich, auf was scheinbar normal denkende Menschen hereinfallen. Fast alle Gruppen haben eine Frau oder einen Mann, die von sich behaupten, daß Gott ihnen die Aufträge und Worte erteilt, daß nur ihre jeweilige Gruppe zu den Auserwählten gehört, daß Amerika das auserwählte Land ist usw.

Oftmals ist es eine Mischung aus unterschiedlichen Religionen, sozusagen Theologie a la Carte.

Mit solchen Problemen mußte sich auch schon die junge Christenheit auseinandersetzen. Im Brief an die Kolosser wird die Gemeinde vor falschen, selbsternannten Propheten gewarnt.

2,8-10:

Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen.

Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.

Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt, denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten.

Ich glaube, es war wichtig, daß Paulus mit solcher Entschiedenheit gewarnt und auf Jesus Christus verwiesen hat. Und sicher hat diese Eindeutigkeit der Gemeinde der Kolosser geholfen. -Nur ergibt sich für uns – wie bei allen Texten – die Frage, was dieser Text uns heute sagt:

Wenn ich an Amerika denke, an meine dortigen Erlebnisse und sehe, was davon bereits hier nach Deutschland gekommen ist, und speziell hier in Frankfurt, dann ist der Text aktueller denn je. Hier bei uns tummeln sich: Gurus und Wunderheiler, sind New Age Kirchen, sind östliche buddhistische und hinduistische Gruppen, da ist die Mun-Bewegung und auch der Wunderheiler Bonnke hat hier in Frankfurt seine Weltzentrale. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Der Schrift nachempfunden hat sie Jörg Zink: Prüfet die Geister! Heißt es damals wie heute. Laßt euch nicht hereinlegen von allerlei christlich verbrämten Lehren, die euch doch nur abhängig machen wollen und ausbeuten wollen. Wenn ihr wirklich am Leben mit Gott teilhaben wollt, dann haltet euch an Jesus Christus. Das ist alles, was ihr tun müßt. Nicht mehr und nicht weniger. In ihm ist die ganze göttliche Macht und Liebe offenbar geworden.

Doch stellt sich hier die Frage, warum so viele menschen dieser Botschaft den Rücken zuwenden und ihr Heil in Sekten und Sondergemeinschaften in Psychogruppen und astrologischen Zirkeln, bei Mondritualen und dem Wassermannzeitalter suchen. Ist Jesus Christus sowenig attraktiv? Oder wird er von mir, von uns, von seiner Kirche so wenig attraktiv verkündet und gelebt?

All diese Menschen, die da abwandern sind weder böse noch dumm. Sie sind auf der Suche, auf der Suche nach Sinn und Geborgenheit, nach Gemeinschaft. Warum kann Kirche, warum kann unsere Kirche ihnen solche Geborgenheit und Gemeinschaft nicht bieten? Sie, die von der großen Gemeinschaft in Jesus Christus tagein tagaus predigt?

Das Hören von Predigten oder das Lesen von Büchern hilft, hilft auch den eigenen Glauben zu festigen und zu entwickeln. Doch mindestens ebenso wichtig ist die erlebte Gemeinschaft, bei Gebet, Gesang und Aktion. Nur diese Gemeinschaft der unterschiedlichen Menschen im gemeinsamen Glauben kann die Antwort der Kirche auf das Suchen vieler Menschen nach Sinn und Geborgenheit sein.

Vielleicht müssen wir erst noch lernen, daß diakonisches Handeln, politisches Engagement, Kampf um die Bewahrung der Schöpfung und für den Frieden und Beschäftigung mit der Bibel, Gebet und glaubende Gemeinschaft sich nicht ausschließen oder konkurrierend gegenüberstehen, sondern daß das alles untrennbar zusammengehört im Glauben an den Christus, der allen anderen Gewalten die Macht genommen hat. Amen.

Lied: EG 331, 1-3, Großer Gott wir loben dich

Gebet:

Gott, schenke uns behütetes Leben

Gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns

Und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

Und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt,

denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

Laß uns freundlich zu den Menschen sein.

Laß uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war. Amen

Segen:

Kommt , laßt uns anbeten:

Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn..

Pfarrerin: Sündenbekenntnis:

„Herr, erbarme dich!“

Gemeinde: Herre, Gott, erbarme dich,

Christe, erbarme dich,

Herre Gott, erbarme dich!

Pfarrerin: Gandenwort:

„Ehre sei Gott in der Höhe:“

Gemeinde: Allein Gott in der Höh sei Ehr

und Dank für seine Gnade, darum daß nun

und nimmermehr uns rühren kann kein

Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;

nun ist groß Fried ohn Unterlaß, all Fehd

hat nun ein Ende.

Pfarrerin: Gebet

Amen.

Pfarrerin: 1. Schriftlesung:

Halleluja

Gemeinde: Halleluja, Halleluja, Halleluja

Gemeinde: Lied,

Pfarrerin: 2. Schriftlesung:

„Ehre sei dir Herr!“

Gemeinde: Lob sei dir o Christe!

Pfarrerin und Gemeinde:

Laßt uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unsers Glaubens:

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige, christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben. Amen.

Gemeinde: Lied

Pfarrerin: Predigt:

Amen.

Gemeinde: Lied

Pfarrerin: Abkündigungen

Gemeinde: Lied und Kollekte

Pfarrerin: Fürbittengebet

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Orgelnachspiel