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Preis für Stadtteilzeitung „Wir am Dornbusch“

Preis für Stadtteilzeitung „Wir am Dornbusch“

Zu den Gewinnern des Wettbewerbs Förderpreis Gemeindebrief 2011, der auch von der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“ unterstützt wird,  gehörte in diesem Jahr auch die Frankfurter Dornbuschgemeinde. Den mit 1.500 Euro dotierten Hauptpreis nahm die Redaktion von „Zack“, der Gemeinde-Zeitung der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel entgegen.

Im Auftrag der Kirchenleitung wurden die Preise vom Propst für Süd-Nassau, Sigurd Rink, in der Bockenheimer Jakobskirche überreicht. Rink sagte, der Gemeindebrief sei 2die Visitenkarte jeder Gemeinde“ und zeige die Vielfalt des kirchlichen Lebens. Er stehe auch für die Erkennbarkeit der Kirche.

Die Gemeindezeitung „Wir am Dornbusch“  nehme eine Ausnahmestellung ein, begründete Martin Reinel für die Jury die Vergabe des mit 500 Euro dotierten zweiten Preises an die Frankfurter Redaktion. Als eine der wenigen Gemeindepublikationen habe dieses Blatt „ein sehr deutliches Profil in Richtung Stadtteil“, sagte Reinel. Das Blatt, das in einer Auflage von 9.000 Exemplaren erscheint, sei journalistisch interessant. „Viele Artikel lassen Anteil nehmen am Umfeld der Gemeinde. Man liest etwas über die Schulen der Nachbarschaft, die Bürgervereinigung im Viertel, die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft oder auch über Liesel Christ, eine hessische Mutter Courage.“

Als Laudator sprach bei der alle zwei Jahre ausgelobten Preisvergabe der stellvertretende Intendant des Hessischen Rundfunks Manfred Krupp. Der Fernsehdirektor bescheinigte den lokialen gemeindlichen Medien eine hohe Professionalität. Sympathie, Empathie und der „Wunsch nach Heimat“ drückten sich darin aus. Der Hessische Rundfunk sei selbst auf Regionen des Landes und auf Nachbarschaft ausgerichtet.

Insgesamt hatten sich in dem zum achten Mal ausgetragenen Wettbewerb 116 Redaktionen mit gültigen Einsendungen beworben. Die Jury vergab nicht nur die sieben Hauptpreise und zwei Förderpreise sondern erkannte elf weiteren Redaktionen eine Anerkennung zu.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov 2011

Kitas stehen vor massivem Fachkräftemangel

Kitas stehen vor massivem Fachkräftemangel

Stefan Sell bei seinem Vortrag in der Gethsemanekirche. Foto: Eimuth 

Für zu niedrig angesetzt hält Stefan Sell, der Direktor des Instituts für Bildungs- und Sozialpolitik der Fachhochschule Koblenz, Schätzungen, wonach in Hessen in zwei Jahren lediglich 3500 pädagogische Fachkräfte für Kindertagesstätten und Krabbelstuben fehlen werden. Diese Zahlen hatte das Deutsche Jugendinstitut kürzlich veröffentlicht. Seine eigenen Erhebungen in Bezug auf Rheinland Pfalz hätten ergeben, dass dort bereits im kommenden Jahr rund 6000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden.

Sell sprach bei einem Fachtag des Diakonischen Werkes für Frankfurt in der Gethsemanegemeinde, an dem rund 150 Erzieherinnen und einige Erzieher aus Frankfurter evangelischen Kitas teilnahmen. Dabei ging es auch um gestiegene Anforderungen: Längere Öffnungszeiten, Flexibilisierung und massiver Ausbau des Angebots für Kinder unter drei Jahren. Außerdem gälten Kitas zunehmend als Institutionen, die gesellschaftliche und familiäre Defizite ausgleichen sollen, seien mit immer höheren bildungspolitischen Erwartungen konfrontiert, so der zuständige Arbeitsbereichsleiter Kurt-Helmuth Eimuth.

Die Anerkennung der Erzieherinnen sei hingegen nicht gestiegen, kritisierte Sell. Im Gegenteil: Erzieherin habe sich von einem „richtigen“ Beruf zu einem „Zuverdienst“ entwickelt, mit niedriger Vergütung und oft in Teilzeit. Der Nachwuchs bringe daher heute im Schnitt schlechtere Voraussetzungen mit als vor zwanzig Jahren, so Sells Einschätzung. Damals hätten noch häufig Abiturientinnen eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht.

bak/as.

Evangelisches Frankfurt Nov 2011

 

Zur Erosion des Reliunterrichts beigetragen

Zur Erosion des Reliunterrichts beigetragen

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser 

Es war sicher gut gemeint. Und auf den ersten Blick ist es ja auch überzeugend: Wenn das Kultusministerium den Berufsschulen Unterrichtsstunden für Religionsunterricht zuteilt, dann sollte auch dieses Fach unterrichtet werden. Und nicht etwa Mathe, Englisch oder Wirtschaft. (Wir berichteten).

Die evangelische und katholische Kirche erhoffen sich von einer solchen Regelung die Stärkung des Faches Religion, das immerhin ein ordentliches Lehrfach ist. Und deshalb haben sie der Verordnung mal eben schnell zugestimmt. Aber das war voreilig, wie sich jetzt zeigt.

Denn die Welt sieht anders aus, als man sie sich in Darmstadt, Kassel, Mainz und Limburg vorstellt. Längst wird in den Schulen Religionsunterricht in vielfältigen Formen unterrichtet. Da gibt es den gemeinsamen Unterricht evangelischer und katholischer Schülerinnen und Schüler. Oder auch den Unterricht im ganzen Klassenverband, was dann oft eher ein Ethik- als ein Religionsunterricht ist. Schon aus organisatorischen Gründen. Denn die immer kleiner werdende Zahl der christlich konfessionell gebundener Schülerinnen und Schüler stellt die Unterrichtsplanung vielerorts vor kaum überwindbare Hürden. Die kirchlichen Schulverwaltungen, die für dieses Unterrichtsfach Partnerinnen des Staates sind, bewegen sich hier kaum. Sie ignorieren, dass die Welt sich geändert hat.

Und da gibt es noch ein Problem mit Reli: zu wenig Lehrerinnen und Lehrer. Die Schulleiterinnen und -leiter können den Unterricht gar nicht mit Lehrkräften abdecken. Und so wird aus „gut gemeint“ ein „voll daneben“, das den Vorbehalten gegen den Einfluss der Kirchen auf Staat und Gesellschaft Vorschub leistet.

Schließlich hatte der hessische FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn bei der Diskussion um die Einführung eines islamischen Unterrichts bereits mächtig Öl ins Feuer gegossen. Der Landesvorsitzende der Liberalen hatte die Diskussionslage in seiner Partei so geschildert: „In meiner Partei gibt es eine Diskussion darüber, ob ein säkularer Staat weiterhin bekenntnisorientierten Religionsunterricht anbieten soll.“

Sicher hat das Kultusministerium seinen Teil zur Verwirrung beigetragen. Die Kirchen wurden benutzt, um mal schnell einen Sparbeschluss umzusetzen. Denn auch bei der Bildung soll – allen Beteuerungen zum Trotz – gespart werden. Die kirchlich Verantwortlichen jedoch haben mit ihrer Zustimmung zu dem Vorhaben die Komplexität nicht übersehen, oder konnten sie nicht übersehen.

Im Ergebnis wurde der Religionsunterricht nicht gestärkt, sondern der Erosionsprozess noch verstärkt.

Evangelisches Frankfurt via Facebook 24.11.11

Streit um Reli: Unmut an den Berufsschulen

Streit um Reli: Unmut an den Berufsschulen

Die Aufregung in den beruflichen Schulen ist groß: Bisher konnten die Schulen ihre Stundendeputate frei belegen. So ist es zum Beispiel üblich, dass anstelle von Religion Musik, Mathe oder Wirtschaft gelehrt wird.

Doch nun sollen laut einer Anordnung des Hessischen Kultusministeriums die für Religion gedachten Stunden auch nur noch mit Religion belegt werden. An sich eine gute Idee, dachten sich die evangelische und katholische Kirche. Erhofften sie sich davon eine Stärkung des Religionsunterrichts.

Doch die Wirkung war fatal. Denn was die Kirchen nicht bedachten: Es gibt einfach nicht genügend Religionslehrerinnen und -lehrer, um den vorgesehenen Unterricht abzudecken. Bisher konnte in dem Fall ein anderes Fach angeboten werden. Jetzt werden, wenn der Religionsunterricht aus Personalmangel ausfallen muss, die Stunden vom Ministerium gekürzt. Landauf, Landab protestierten die Schulleiter.

Eingebettet in die Bemühungen des Kultusministeriums, an den Schulen Einsparungen vorzunehmen, erscheint diese neue Richtlinie daher in einem anderen Licht. „Das Gebot der sparsamen Haushaltsführung zwingt uns vor allem in Zeiten der knappen Ressourcen und in Anbetracht der Vorgaben der sogenannten Schuldenbremse, Mittel nur dort zu verwenden, wo sie nachweislich auch benötigt werden“, heißt es in einem Brief des Ministeriums an die Schulen.

Auch inhaltlich ist eine Umsetzung des ministeriellen Beschlusses kaum möglich. Die Wirklichkeit in den beruflichen Schulen sieht nämlich meist anders aus, als es die kirchlichen Schulverwaltungen vorschreiben. Längst gibt es neben dem getrennt erteilten konfessionellen Unterricht christlichen Religionsunterricht oder eine Art Ethik-Unterricht. Aber wie will man solche Unterrichtsformen „verrechnen“?

Der zuständige Referent der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Sönke Krützfeld, begrüßt inhaltlich weiterhin die zweckgebundene Verwendung der Unterrichttsstunden, bedauert aber die Verknüpfung mit den Sparmaßnahmen. Wenn der Religionsunterricht in der Schule nicht abgedeckt werden könne, werde dies Anreize schaffen, Theologie zu studieren, und der Mangel an Fachkräften würde in absehbarer Zeit behoben.

Nun wollen die Kirchen in Gesprächen mit dem Kultusministerium wenigstens erreichen, dass die Umsetzung erst zum neuen Schuljahr greift, damit die Schulen zumindest noch die Möglichkeit haben, Lehrkräfte für den Religionsunterricht zu finden.

(Lesen Sie zum Thema einen Kommentar von Kurt-Helmuth Eimuth)

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov/Dez 2011

Vom Keltenritual zum Massenspektakel – Halloween

Kirche Intern November 2011

Kinder brauchen männliches Gegenüber

„Eltern sind wie Gott“

Eltern sind wie Gott“
Urvertrauen ist die Basis für Religiosität

Evangelisches Frankfurt Okt 2011
Frieder Harz bei seinem Vortrag über religiöse Prägungen vor Frankfurter Erzieherinnen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Dass die ersten Lebensjahre prägend sind, ist keine neue Erkenntnis. Frieder Harz, emeritierter Religionspädagoge der Fachhochschule Nürnberg, hob aber auch die Bedeutung der ersten frühkindlichen Bindungen für die religiöse Prägung hervor. Vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern­ des Beratungsprojektes Kinder­tagesstätten des Diakonischen Werks für Frankfurt erläuterte Harz, dass für kleine Kinder ihre Eltern „Gott“ seien. „Ihr Angewiesen-Sein auf die primären Bezugspersonen ist elementar. Es hat in diesem Sinn religiöse Bedeutung.“

Harz greift damit eine Erkenntnis der Psychologie auf, wonach die Basis für ein positives Verhältnis zur Religion die Erfahrung eines unerschütterlichen Vertrauens zu den Eltern ist. Dieses Urvertrauen trägt Menschen ein Leben lang. Deshalb sei der behutsamen Eingewöhnung – vor allem in den Krabbelstuben – besonderes Augenmerk zu schenken. Religiöse Erziehung achte darauf, dass seine frühen Bindungen dem Kind einen guten Weg ins Leben eröffneten. Darauf aufbauend könne sich später das „Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit“ (Schleiermacher) auch auf ein umfassenderes Gegenüber beziehen.

Mit zunehmender Aneignung der Welt, mit dem (auch im wörtlichen Sinne) Begreifen der Welt, sei es die Aufgabe der religiösen Erziehung, diesen Prozess mit Deutungen zu begleiten, die dem Kind das Gefühl und später die Überzeugung geben, in der Welt aufgehoben und behütet zu sein. Das geschehe über Rituale und Symbole, in Erzählungen und Gebeten, in Raumerfahrungen, Bildern und Musik. Harz forderte Erzieherinnen und Kirchenvorstände auf, darauf zu achten, dass sich diese „frühe religiöse Sprache reich entfalten kann, von den Erwachsenen bewusst praktiziert wird, dass sie als ein Schatz gepflegt wird, der uns allen mitgegeben wird.“

An dem Beratungsprojekt des Diakonischen Werkes nehmen elf evangelische Kindertagesstätten und vier Krabbelstuben teil. Ziel ist es, ein Qualitätsmanagement nach Deutscher Industrienorm einzuführen. 65 Kitas in Frankfurt sind diesen Weg bereits gegangen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisation von Pro Christ

Luther & Co
Oktober 2011

Artikel „Evangelisation von Pro Christ“ anhören

Evangelisation von Pro Christ

Roter Teppich, Stehtische mit Salzgebäck und Mineralwasser. Scheinwerfer bringen buntes Licht auf die Bühne. Der Altar ist zur Seite geräumt. Ein großes Holzkreuz rechts neben der Bühne signalisiert: Diese Kirche ist weiterhin Kirche, aber eben anders. Der Bühnenaufbau signalisiert Modernität. Mit Musik, Interviews und Gesprächen rief die Aktion „Pro Christ“ Ende September in der Heiliggeistkirche zur Evangelisation. Zum Bündnis gehören so unterschiedliche Gemeinden wie die Nord-Ost- und die Michaelisgemeinde, die Heilsarmee und die Freie Christengemeinde. Ziel der Aktionstage war es, „das Evangelium von Jesus Christus als Gesprächsthema in unsere Stadt zu bringen“, wie es in der Ankündigung hieß.

Auf dem Sessel in der Talk-Ecke nahm als Gast Helmut Hosch Platz. Eine Filmeinspielung brachte es in Erinnerung: Am 2. Februar 1990 stießen bei Rüsselsheim zwei vollbesetzte S-Bahnen frontal zusammen. 17 Menschen starben, 147 wurden teils schwer verletzt. Am Steuer saß Helmut Hosch. Er hatte ein Haltesignal übersehen. „Es hat geknallt und das Leben geht weiter“ ist der Titel des Interviews. Ja, er habe Schuld. Für ihn gebe es nur ein Leben vor und eines nach Rüsselsheim. Aber er habe überlebt. Gott habe zu ihm gesagt: „Helmut, ich trage Dich.“ Gott gebe ihm trotz seiner Schuld Halt.

Chor und Band unterbrechen die Wortbeiträge mit flotter Musik. „Klatscht in die Hände und lasst uns singen: Jesus ist der Herr!“ Doch nicht alle wollen in der mit 500 Menschen gut besetzen Kirche aufstehen und mitklatschen. In Teilen ist das Publikum bereits ergraut.

Höhepunkt ist der Auftritt von Ulrich Parzany. Der 70-Jährige hat lediglich eine Bibel in der Hand. Ohne Manuskript spricht er eine gute Stunde über das Gewissen. Der Mensch sei keineswegs von Grund auf gut. „Er kann eine Bestie sein.“ Es komme deshalb darauf an, Gottes Stimme zu vernehmen und nicht auf all die anderen zu hören. Viele würden ihren eigenen Gefühlen folgen und nicht Gott. Deshalb gingen auch viele Ehen auseinander. Parzany schloss mit der Aufforderung, sich auf einen neuen Lebensweg mit Jesus zu begeben und zu beten „Mein ganzes Leben soll jetzt Dir gehören. Du bist mein Herr.“ Dem folgten aber bloß eine Handvoll Menschen.

1993 startete Pro Christ mit dem US-amerikanischen Prediger Billy Graham als Hauptredner, geprägt von Elementen der klassischen Zeltmission: Ansprache und beispielhafte Bekehrungen sollen zu einer Lebenswende ermutigen. Die Aktion wird auch von Teilen der Landeskirchen unterstützt. Ob dadurch aber wirklich ein neues Milieu erschlossen wird, ist fraglich.

Kurt-Helmuth Eimuth

Entscheidung mit Augenmaß

Entscheidung mit Augenmaß

Der Bundestag hat die Präimplantationsdiagnostik in Deutschland begrenzt zugelassen.

Nach langer, ernsthafter Debatte hat der Bundestag die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) begrenzt zugelassen: Eine Lösung, die den betroffenen Eltern, vor allem aber den Frauen entgegenkommt.

Monatelang haben die Abgeordneten aller Fraktionen um eine Entscheidung gerungen. Der Druck war groß. Ging es doch um nichts Geringeres als um die Existenz menschlichen Lebens. Gut, dass in diesem Fall der Fraktionszwang aufgehoben war. So konnte das Plenum tatsächlich eine Gewissensentscheidung treffen. Wenn es um die Frage geht, ob und wenn ja in welchen Fällen beginnendes menschliches Leben vernichtet werden darf, kann es kein Richtig oder Falsch geben. Es kann nur Entscheidungsgründe geben, die in gegenseitigem Respekt ausgetauscht werden.

Künftig haben Paare die Möglichkeit, schwere genetische Schäden schon bei der künstlichen Befruchtung feststellen zu lassen. Bisher mussten sie warten, bis eine Fruchtwasseruntersuchung im fortgeschrittenen Schwangerschaftsstadium möglich war. In ihrer Not haben sich zahlreiche Frauen dann zur Abtreibung entschlossen. Die notwendige medizinische Indikation liegt in solchen Fällen vor. Oder die Betroffenen sind ins europäische Ausland gefahren. Dort ist PID weitgehend zugelassen. Nach Schätzungen wird die jetzige Regelung etwa 200 Paare im Jahr betreffen.

Die Gegner der Zulassung, auch die beiden Kirchen, befürchten einen Dammbruch, wenngleich einige Mitglieder des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland die jetzige Lösung ethisch verantwortbar finden. Die katholische Kirche hingegen will weiterhin für eine strenge Begrenzung der Methode eintreten.

Befürchtet wird, dass künftig eben nicht nur nach Gendefekten gesucht wird, sondern auch nach bestimmten körperlichen Merkmalen. Soll es ein Junge sein, soll das Kind blond, stark oder dünn sein? Auch wenn heute technisch die so genannten „Designerbabys“ noch nicht selektiert werden können, so ist diese Technik doch für viele der Einstieg in die Kindesauswahl nach Katalog. Es ist aber zu hoffen, dass Lilo Berg von der Frankfurter Rundschau Recht behält, wenn sie die rhetorische Frage stellt: „Warum sollte eine Bevölkerung, die aus Sorge um künftige Generationen ihre Kernkraftwerke abschaltet, plötzlich Designerbabys in die Welt setzen wollen?“

Kurt-Helmuth Eimuth

Terror und Fundamentalismus

Terror und Fundamentalismus

Schnell waren Erklärungen für die Attentate in Norwegen zur Hand. Zuerst vermuteten viele islamische Terroristen, dann wurde die krude Gedankenwelt von Anders Breivik mit christlichem Fundamentalismus in Verbindung gebracht. Doch auch damit hat er nichts zu tun. Seine Motivation war der Hass vor allem auf Menschen anderer Nationalität und Religion. So kommt Massimo Introvigne, italienischer Soziologe und Experte für neue religiöse Bewegungen, zu dem Schluss: „Wenn man eine Methode in seinem Wahnsinn finden will, so muss man den roten Faden in seinem Denken aufspüren, und das ist in erster Linie seine Islam-Feindlichkeit, die sich im Westen bisher kaum gewaltsam manifestierte.“

Hingegen gab Breivik klare Anleitungen für die Planung und Durchführung von Terroraktionen – von der Weitergabe seiner Sprengstoffkenntnisse bis zu strategischen Überlegungen zur Planung von Terrorakten. Breivik ist also ein Terrorist, der seine Taten mit verworrenen Überzeugungen begründet, die er von religiösen Fundamentalisten übernimmt, weil sie zu seinem Hass auf „Andere“ passen – ähnlich ist es im Übrigen auch bei „islamistischen” Terroristen.

Fundamentalismus und pseudoreligiöser Terrorismus ähneln sich zwar im Hinblick auf ihre Intoleranz – man denke nur an den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, der mit Blick auf feindliche Länder von einer „Achse des Bösen“ sprach. Oder auch an einen christlich fundamentalistischen Prediger, für den zum Umkreis dämonischer Mächte alle Hochreligionen Asiens und der Islam gehören, ebenso übrigens Homöopathie, Fußzonenreflexmassage und andere alternative Heilmethoden, da sie eine „dämonische Verführung“ darstellen.

Aber während der Fundamentalist diese Auffassungen nur predigt und praktiziert, stellt sich der Terrorist selbst an Gottes Stelle. Er überschreitet „die Schwelle der Zu- und Aberkennung der Existenzberechtigung anderer“, wie es der Psychiater Robert Jay Lifton formuliert. Für Terroristen sind Menschen, die ihrer „Wahrheit“ entgegenstehen, Feinde, die massiv bekämpft werden müssen, wobei alle Mittel erlaubt sind.

Sowohl Terrorismus als auch Fundamentalismus bedienen sich eines Weltbildes, in dem das Gute mit dem Bösen kämpft. Konflikte zwischen Menschen, zwischen Nationen, zwischen Kulturen sind Teil dieses immer währenden Kampfes. Man selbst steht natürlich auf der Seite des Guten. Ob nun islamische Staaten angeblich eine Achse des Bösen bilden oder ob der Islam Norwegen bedroht – das Böse greift an, und man selbst muss das Gute verteidigen.

So gesehen greifen George W. Bush und der Attentäter Breivik durchaus auf ähnliche Denkmuster zurück.
Kurt-Helmuth Eimuth
Evangelisches Frankfurt August 2011