Streit um Reli: Unmut an den Berufsschulen

Streit um Reli: Unmut an den Berufsschulen

Die Aufregung in den beruflichen Schulen ist groß: Bisher konnten die Schulen ihre Stundendeputate frei belegen. So ist es zum Beispiel üblich, dass anstelle von Religion Musik, Mathe oder Wirtschaft gelehrt wird.

Doch nun sollen laut einer Anordnung des Hessischen Kultusministeriums die für Religion gedachten Stunden auch nur noch mit Religion belegt werden. An sich eine gute Idee, dachten sich die evangelische und katholische Kirche. Erhofften sie sich davon eine Stärkung des Religionsunterrichts.

Doch die Wirkung war fatal. Denn was die Kirchen nicht bedachten: Es gibt einfach nicht genügend Religionslehrerinnen und -lehrer, um den vorgesehenen Unterricht abzudecken. Bisher konnte in dem Fall ein anderes Fach angeboten werden. Jetzt werden, wenn der Religionsunterricht aus Personalmangel ausfallen muss, die Stunden vom Ministerium gekürzt. Landauf, Landab protestierten die Schulleiter.

Eingebettet in die Bemühungen des Kultusministeriums, an den Schulen Einsparungen vorzunehmen, erscheint diese neue Richtlinie daher in einem anderen Licht. „Das Gebot der sparsamen Haushaltsführung zwingt uns vor allem in Zeiten der knappen Ressourcen und in Anbetracht der Vorgaben der sogenannten Schuldenbremse, Mittel nur dort zu verwenden, wo sie nachweislich auch benötigt werden“, heißt es in einem Brief des Ministeriums an die Schulen.

Auch inhaltlich ist eine Umsetzung des ministeriellen Beschlusses kaum möglich. Die Wirklichkeit in den beruflichen Schulen sieht nämlich meist anders aus, als es die kirchlichen Schulverwaltungen vorschreiben. Längst gibt es neben dem getrennt erteilten konfessionellen Unterricht christlichen Religionsunterricht oder eine Art Ethik-Unterricht. Aber wie will man solche Unterrichtsformen „verrechnen“?

Der zuständige Referent der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Sönke Krützfeld, begrüßt inhaltlich weiterhin die zweckgebundene Verwendung der Unterrichttsstunden, bedauert aber die Verknüpfung mit den Sparmaßnahmen. Wenn der Religionsunterricht in der Schule nicht abgedeckt werden könne, werde dies Anreize schaffen, Theologie zu studieren, und der Mangel an Fachkräften würde in absehbarer Zeit behoben.

Nun wollen die Kirchen in Gesprächen mit dem Kultusministerium wenigstens erreichen, dass die Umsetzung erst zum neuen Schuljahr greift, damit die Schulen zumindest noch die Möglichkeit haben, Lehrkräfte für den Religionsunterricht zu finden.

(Lesen Sie zum Thema einen Kommentar von Kurt-Helmuth Eimuth)

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov/Dez 2011

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