Archiv für 27. Februar 2021

Stadt ehrt Stolperstein-Vorsitzenden Hartmut Schmidt

von Kurt-Helmuth Eimuth 26. Februar 2021

Schmidt wird für seine ehrenamtlichen Verdienste in der Initiative Stolpersteine mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet.

Hartmut Schmidt  |  Foto: Evangelische Öffentlichkeitsarbeit
Hartmut Schmidt | Foto: Evangelische Öffentlichkeitsarbeit

Oberbürgermeister Peter Feldmann persönlich rief Hartmut Schmidt an und fragte, ob er die Ehrenplakette der Stadt annehmen würde. Inzwischen hat der Magistrat der Stadt beschlossen, den 78-jährigen Schmidt für seine Verdienste in der Initiative Stolpersteine durch die Verleihung zu ehren. Die Ehrenplakette wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich auf kommunalpolitischem, kulturellem, wirtschaftlichem, sozialem oder städtebaulichem Gebiet um die Stadt verdient gemacht und durch ihr Wirken dazu beigetragen haben, das Ansehen der Stadt Frankfurt am Main zu mehren.

Schmidt ist Vorsitzender der Initiative Stolpersteine, die er 2003 bei der ersten Verlegung im Oberweg noch in seiner Funktion als Redakteur des Evangelischen Pressedienstes kennenlernte. Seit 2004 arbeitet er dort mit und ist seit 2008 ihr Vorsitzender. Seit Gründung der Frankfurter Initiative wurden 1.400 Stolpersteine in der Stadt verlegt. Sie erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen. Schmidt führt umfassende Recherchen zu den Geschichten und Lebensläufen der Opfer durch und hält Kontakt zu vielen ihrer Nachkommen. „Vor allem aus den USA und aus Israel erreichen die Initiative Bitten um die Verlegung solcher Erinnerungssteine.“, erzählt Schmidt. Zudem kooperiert er eng mit Schulen und Lehrkräften, um Schülerinnen und Schüler für das Erinnerungsprojekt zu interessieren. „Man kann im Grunde nie aus der Geschichte aussteigen“, sagt Schmidt.

Aus der Arbeit sind auch zwei Bücher entstanden, die zu Erinnerungsrundgängen durch die Stadt einladen. In den 80er Jahren war Schmidt bereits bei der Frankfurter Initiative „Solidarität mit Solidarność“ und als Vorsitzender des Frankfurter Flüchtlingsrats tätig, würdigt die Stadt das ehrenamtliche Engagement des Journalisten. 2012 erhielt Schmidt die Spener-Medaille des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt.

Auch der langjährige Mitarbeiter der katholischen Stadtkirche Hans-Dieter Adam wird von der Stadt Frankfurt mit der Ehrenplakette ausgezeichnet.

Schulöffnung zur Unzeit

22. Februar 2021

Erziehrer:innen müssen Impfangebot bekommen

Auf das Evangelium hören

Pfarrerin Marion Eimuth

Reformationsandacht

6.11.00

Orgelvorspiel

Gemeinde: Lied: EG 443, 1-2+6,Aus meines Herzens Grunde

Votum:

ich begrüße Sie herzlich zu dieser Andacht.

Und wir feiern diese Andacht, wie alle unsere Andachten im Namen Gottes,

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Im Namen Jesu Christi

er gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Und im Namen des Heiligen Geistes

Er ruft uns auf den richtigen Weg. Amen

Pfarrerin: Psalm 46 Nr. 725:

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,

eine Hilfe in den großen Nöten, die uns

getroffen haben.

Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge

Und die Berge mitten ins Meer sänken,

wenngleich das Meer wütete und wallte

und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.

Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig

bleiben mit ihren Brünnlein,

da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.

Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie festbleiben;

Gott hilft ihr früh am Morgen.

Die Heiden müssen verzagen und die

Königreiche fallen,

das Erdreich muß vergehen, wenn er

sich hören läßt.

Der Herr Zebaoth ist mit uns,

der Gott Jakobs ist unser Schutz.

Komm her und schauet die Werke des Herrn,

der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet,

der den Kriegen steuert in aller Welt,

der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt.

Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden,

der Höchste auf Erden.

Der Herr Zebaoth ist mit uns,

der Gott Jakobs ist unser Schutz.

Pfarrerin: Gebet

Guter Gott,

wir gedenken deiner Worte und Taten,

mit denen du Menschen Herzen und Gedanken bewegt hast.

Sprich heute zu uns und stärke uns an diesem Tag,

damit neues Leben in uns und durch uns entsteht:

Leben in deiner alt gewordenen Kirche,

Leben in den klein gewordenen Gemeinden,

Leben in der Mitte und an den Rändern

Leben draußen und drinnen.

Dazu sende deinen Heiligen Geist

Amen.

Gemeinde: Lied 341, 1-4 Nun freut ich lieben Christen

Ansprache:

Galater 5, 1:

Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und laßt euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Liebe Gemeinde,

Im Mittelpunkt des heutigen Predigttextes steht der Abschnitt: „Befreit zur Freiheit“.

„Wir wollen frei sein, um uns selbst zu finden“, heißt es in einem neuen geistlichen Lied. Auch das Lied von Reinhard Mey ist, denke ich, vielen bekannt: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“. Und wenn man Leute fragt, was denn wohl der gute Grund ist, evangelisch zu sein, dann sagen sie: die Freiheit – Evangelische Freiheit.

Eigentlich begann alles mit einem Plakat, einigen Hammerschlägen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg. Am 31. 10. 1517 schlägt der Augustinermönch und Professor für Bibelwissenschaften ein Blatt mit 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg. Daß diese Hammerschläge nicht nur die Tür, sondern ganz Europa erschüttern werden, das ahnte damals niemand. War dieser Anschlag, doch kein Anschlag auf die römische Kirche, nein, einfach ein Aushang von 95 Thesen zur Frage von Ablaß und Gnade; für die Kollegen an der Uni Wittenberg zum Nachdenken gedacht. Und Wittenberg, das war weiß Gott nicht der Nabel der Welt, ein Provinznest in einer Ecke am Rande des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Der Anlaß: Ein Dominikanermönch namens Thetzel predigte in den magdeburgischen Nachbarorten Wittenbergs und forderte die Menschen dazu auf, Ablaßbriefe zu kaufen, was ihnen Erlösung aus dem Fegefeuer nicht nur für sich selbst, sondern auch für die verstorbenen Eltern versprach. Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.

Dagegen richtet sich der Widerstand in Wittenberg. These 79: Zu sagen: Das Ablaßkreuz mit dem Wappen des Papstes, prächtig aufgerichtet, habe die gleiche Geltung wie das Kreuz Christi ist Gotteslästerung.“

Der Protest weitet sich aus:

Im Oktober 1519 verbrennt Luther vor dem Elstertor in Wittenberg das kanonische Recht, welches nach seinem Anspruch göttliches Recht ist. Luther und seine Mitstreiter sagen: Es ist samt und sonders menschliche Erfindung, mehr noch, die Freiheit des Christenmenschen wird durch die Kirche geknebelt.

Ostern 1525: Ein Wagen mit Heringsfässern fährt durch das Stadttor von Wittenberg. In den Fässern sind neun geflohene Nonnen aus dem Kloster Nimbschen. Sie hatten die Lehmwand des Klosters durchbrochen. Draußen warteten zum verabredeten Zeitpunkt die Fluchthelfer. Acht von diesen neun Frauen bringt Luther unter die Haube. Der neunten war der angebotene heiratswillige Kandidat zu geizig.

„Den Luther aber“, sagt sie, „den würde sie wohl nehmen.“ Und Luther willigt ein, obwohl er schon um die 40 ist und damit rechnet, auf dem Scheiterhaufen zu enden. Schließlich war er ja in Bann und Acht. Übrigens bis heute.

Aus der Ehe zwischen einer Nonne und einem Mönch geht das protestantische Pfarrhaus hervor. Die Absage an den Zölibat wird nicht nur theoretisch gefordert, auch praktisch vollzogen. Und fasse ich den Sinn dieser drei kurzen Schlaglichter zusammen. So geht es um Freiheit.

Freiheit von religiöser Ausbeutung. Freiheit des Wortes Gottes gegenüber menschlicher Erfindung und Freiheit des persönlichen Lebens.

Die Mittel der römischen Kirche hatten ausgedient, ihr unbeweglicher Machtapparat war ganz mit sich selbst beschäftigt. Die Privilegien seiner Funktionäre so kostspielig, daß andere dafür hungern mußten. Pfaffenhaß und groß‘ Geschrei, landauf, landab. Es bedurfte nur noch einer Stimme, die es aussprach. Jemand, der innerlich befreit war. Dem die allgegenwärtige Drohung mit dem zornigen und strengen Gott nichts mehr anhaben konnte. Der überzeugt war, daß Kirche etwas anderes sein muß als des Papstes Finanzamt von Gottes Gnaden. Mit Luther war diese Stimme auf dem Plan. Dem äußeren Kampf war eine harte innere Auseinandersetzung vorangegangen, bevor die Fesseln fielen, die auch sein Gewissen gebunden hatten.

Haben wir sie noch die Freiheit Luthers, unseren Glauben ganz von vorn durchzubuchstabieren? Oder sind wir unfähig geworden zur Selbstkritik wie die römische Kirche zur Zeit Luthers? Ein neues Lied wir heben an … doch die neuen Lieder sind alt geworden. Nach Luther kamen die Lutheraner, nach der Reformation die Konfession.

Wir werden Luther nicht gerecht im Nachbeten seiner Worte. Der Vorgang „Reformation“ zwingt zur Selbstklärung: Eine Kirche ohne Entwicklung gerät in die Abwicklung. Auch zur Selbstklärung gegenüber der Reformation selbst. Die Lösungen Luthers können keine Antwort auf den drohenden Konkurs unserer Kirche heute sein. Mehr als seine Lehre brauchen wir sein Erleben.

Die Freiheit von religiöser Bevormundung ist unaufgebbar. Nicht Angst und Furcht vor Gott sollen uns den Atem rauben, der von Paulus verkündigte Gott der Gnade soll uns zum Leben befreien. Luther hat es erlebt und in Worte gefaßt. Die Menschen sind ihm nicht gefolgt, weil sie ihm geglaubt haben. Sie haben ihm geglaubt, weil sie gleiches erlebt haben. Aber ist die Frage nach dem gnädigen Gott noch die zentrale Frage der Menschen, mit denen wir heute zusammenleben?

Viele Menschen erfahren Gott nicht mehr und verabschieden sich. Gott selbst muß zu uns reden, dann geschieht Reformation. Von fremden Erfahrungen kann niemand leben. Luther kann uns nicht aus unserer Sprachlosigkeit erlösen, Gott selbst muß es tun.

Die Frage: katholisch oder evangelisch, oder was ganz anderes? Gehört in die Privatsphäre. Niemand von uns muß mehr fliehen, weil er dieser oder jener Konfession angehört. Wir wohnen, wir arbeiten, wir leben zusammen. An der Basis ist die Ökumene längst vollzogen.

Wie das aussieht möchte ich am Beispiel vom Kindergarten aufzeigen.

Längst haben sich die Kindergärten auf die multireligiöse Wirklichkeit eingestellt. Es ist doch wirklich kein Problem, dass sich in unseren Kindergärten Menschen verschiedener Nationen und verschiedener Religionen begegnen. Wenn es in unserer Gesellschaft soviel Dialog und Begegnung der Nationen und Religionen gäbe wie in den Kindergärten, dann würde kein Politiker so unsägliche Diskussionen wie die um die deutsche Leitkultur führen. Unsere Kindergärten arbeiten beispielhaft.

Aber es sind evangelische Kindergärten. Sie stehen – um es theologisch auszudrücken – in der Nachfolge Jesu. Jesu war ja nun wirklich ein Mensch, der mit allen Gruppen ins Gespräch kam. Gerade er grenzte niemanden aus. Er ging zu den Zöllnern ebenso wie zu den Aussätzigen. Er sprach und diskutierte mit den Pharisäern. Heute würden wir sagen: er pflegte den religiösen Dialog.

Der profilierte interreligiöse Dialog bedarf der religiösen Kontur. Das jeweils eigene Profil ist die Voraussetzung für eine ernsthafte Begegnung. Evangelisches Profil verhindert also nicht die gesellschaftlich notwendige Begegnung, sondern im Gegenteil: Evangelisches Profil befördert den interkulturellen und interreligiösen Dialog. Dies ist in den Kindergärten wie kaum sonst zu sehen. Nirgends sonst leben die Kulturen und Religionen nicht nur nebeneinander, sondern miteinander.

Und nichts anderes machen wir im Kindergartenalltag. Wir nehmen Kinder an, respektieren ihren kulturellen und religiösen Hintergrund, erzählen aber auch von unserer Tradition und laden ein, etwas von dieser evangelischen Lebenshaltung zu spüren.

Evangelisch sein ist für mich im Kern eine Lebenshaltung und eben nicht ein dogmatisches Lehrgebäude.

Evangelisch sein, heißt, etwas zu spüren von der Freiheit sich nur nach der Schrift und nach seinem Gewissen zu richten.

Evangelische Freiheit ist Freiheit, die uns von Christus geschenkt wird. Zum Profil des Evangelischen gehört die Einsicht: Kein Mensch, vor allem keine menschliche Macht, darf Übermacht gewinnen über andere Menschen. Der höchste Platz muß frei bleiben für Gott, damit Menschen Menschen bleiben können.

Darauf hat Luther mit seinen 95 Thesen und seiner Lebensgeschichte uns wieder aufmerksam gemacht. Dass wir auf das Evangelium hören, ist die zentrale Botschaft der Reformation. Und dieses galt 1517 ebenso wie im Jahre 2000. Amen

Gemeinde: Lied 352, 1-4 Alles ist an Gottes Segen

Mitteilungen

Pfarrerin: Fürbittengebet

Guter Gott,

wir bitten dich an diesem Tag für uns und für alle, denen der Mut fehlt, dich zu bekennen.

Schenke die rechten Worte, wenn wir gefragt werden.

Hilf uns zu eindeutigen Taten.

Gib Kraft zu Auseinandersetzungen.

Wehre allen faulen Kompromissen.

Wir bitten dich für uns und alle,

die ihre Freiheit missbrauchen.

Der Maßstab der Freiheit sei deine Liebe.

Sie leitet uns an, den Nächsten zu achten.

So lass uns Grenzen erkennen,

aber auch Grenzen überschreiten.

Schütze alle, die der Willkür ausgeliefert sind.

Stärke alle, die die Knechtschaft bekämpfen.

Fördere in aller Welt Freiheit, die sich deiner Ehre freut.

Wir bitten dich für uns und alle,

die an ihrer Schwäche leiden,

Gib Geduld und Mut.

Zeige dich nahe und verströme deine Liebe.

Richte die Mutlosen auf, und den Verzweifelten gib Aussicht.

Und uns allen deine Gegenwart.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 421, Verleih uns Frieden

Die Festeburgkirche wurde zur TV Kirche

Frankfurt lokal

von Kurt-Helmuth Eimuth 12. Februar 2021

Über 2,5 Millionen feierten die Gottesdienste aus Preungesheim.

Bischof Heinrich Bedford-Strohm beim Fernsehgottesdienst in der Festeburgkirche
Bischof Heinrich Bedford-Strohm beim Fernsehgottesdienst in der Festeburgkirche

Sozusagen über Nacht wurde die evangelische Festeburgkirche zur TV-Kirche. Gleich dreimal übertrug das ZDF im letzten Vierteljahr Gottesdienste aus Preungesheim. Über zwei Millionen Zuschauer:innen konnten so die über 50 Jahre alte Kirche kennenlernen. Dabei ist die Gemeinde mit ihrer Gastfreundschaft nur kurzfristig eingesprungen.

Eigentlich sollte zu Nikolaus aus der benachbarten Johanniskirche gesendet werden. Doch pandemiebedingt nimmt das ZDF nur noch die großen Übertragungswagen, damit die Mitarbeiter:innen genug Abstand halten können. Doch beim besten Willen: Ein Vierzigtonner kommt in Alt-Bornheim nicht um die Ecken. Kurzentschlossen sprang die Festburggemeinde ein.

Offenbar waren die Produktionsbedingungen für das Fernsehteam nicht nur gut, sondern man fühlte sich wohl. „Der Kirchbau kann flexibel genutzt werden und die Kameras können gut fahren“, sagt die Fernsehbeauftragte der evangelischen Kirche Simone Hahn. Und im Hintergrund stünde ein tolles Team. „Man fühlt sich unglaublich Willkommen“, schwärmt Hahn.

Kein Wunder also, dass das ZDF noch zwei weitere Mal kurzfristig bei der Frankfurter Gemeinde anklopfte. Der Neujahrsgottesdienst, der eigentlich in der Frauenkirche in Dresden stattfinden sollte, und der Gottesdienst der Nürnberger LUX-Jugendkirche zur Vorstellung der neuen BasisBibel mit EKD-Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm wurden auch aus Preungesheim gesendet.

„Wir haben da sehr gerne geholfen und uns über die vielen positiven Rückmeldungen, die wir in den zurückliegenden Wochen von allen Seiten erhalten haben, sehr gefreut,“ resümiert die Vorsitzende des Kirchenvorstandes Roswitha Martell. Zudem waren mit Frank Hoffmann (Orgel) und Isabella Kochsiek (Violine) zwei Gemeindemitglieder an der Gestaltung beteiligt.

Vor besondere Probleme stellte die Gemeinde die Bewirtung der Gäste. Aber auch das meisterte die engagierte kleine Gemeinde: „Und wenn dann in Coronazeiten über Sylvester und Neujahr zudem noch viele Gastronomiebetriebe geschlossen hatten, während ein rund 30-köpfiges Produktionsteam und eine Gemeinde drei intensive Tage vor Ort arbeiten, dann wäre man kein guter Gastgeber gewesen, wenn nicht zwei engagierte Gemeindemitglieder ehrenamtlich auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt hätten, erzählt Martell.

Im Moment sind keine weiteren Gottesdienstproduktionen geplant. Für spontane Gastfreundschaft bleibt aber die Gemeinde sicher ansprechbar. Und am Horizont tauchte auch schon die Idee der Übertragung eines eigenen Gemeindegottesdienstes auf.

Ein Mut-Mach-Buch zur Pandemie

von Kurt-Helmuth Eimuth 2. Februar 2021

Elisabeth Lukas und Reinhardt Wurzel zeigen die Schwierigkeiten und Probleme der Corona-Pandemie, machen aber gleichzeitig Mut, die eigenen Ressourcen zu mobilisieren.

Elisabeth Lukas / Reinhardt Wurzel: Pandemie und Psyche. Wege zur Stärkung der seelischen Immunität, Verlag Neue Stadt, 18 Euro.
Elisabeth Lukas / Reinhardt Wurzel: Pandemie und Psyche. Wege zur Stärkung der seelischen Immunität, Verlag Neue Stadt, 18 Euro.

Es ist kein klassisches Ratgeberbuch, das die Leser:innen mit Rat erschlägt. Vielmehr haben Elisabeth Lukas und Reinhardt Wurzel ein ebenso behutsames wie informatives Werk über die psychischen Folgen der Pandemie geschrieben. Es basiert auf der Erkenntnis des österreichischen Neurologen und Psychiaters Viktor E. Frankl, wonach ein Schicksalsschlag nur durch die Aktivierung der eigenen Ressourcen zu überwinden ist. Lukas und Wurzel beschreiben die menschlichen Seelenzustände wissenschaftlich fundiert, aber dennoch verständlich. Eine besondere Leichtigkeit gewinnt das Buch durch die dialoghafte Form der Textzusammenstellung.

Autorin und Autor geben nicht einfach kluge Tipps, sie beschreiben die Wirklichkeit mit einer besonderen Empathie. Selbst die Angst vor dem Tod wird benannt: „Machen wir und nichts vor: Wir haben kein ewiges (irdisches) Leben zu verlieren.“ Trost bietet die Gewissheit, dass jeder Mensch Spuren auf der Welt hinterlässt. „Das Geschehene wird schließlich mit unserem Lebensende nicht ausradiert.“ Wohltuend ist, dass in dem Buch keine weltanschauliche Verortung zu finden ist.

Selbst beim Thema Homeschooling sieht Lukas eine positive Seite: „Ich denke, dass unsere Kinder in der jetzigen Zeitspanne bei allen unbestreitbaren, oft großen Problemen für sie selbst wie die Familien etliches lernen. Sie lernen auf eine neue Weise Solidarität, Zusammenhalt, Verzicht, Selbstdisziplin, Rücksichtnahme“.

Hier ist ein Lese-Mut-Mach-Buch entstanden, das die Schwierigkeiten und Probleme zeigt, aber eben Mut macht, die eigenen Ressourcen zu mobilisieren. Und klar gibt es zum guten Schluss auch eine Liste mit Tipps.

Das Gift der Verschwörung

von Kurt-Helmuth Eimuth 1. Februar 2021

Verschwörungserzählungen sind nicht erst seit Corona verbreitet. Das Problem: Sie können immer weiter nach rechts driften und radikalisiert werden.

„Aluhutträger“ lassen sich nicht überzeugen: Das Wort geht auf eine Science-Fiction-Geschichte von Julian Huxley aus dem Jahr 1927 zurück, in der Kappen aus Metallfolie Telepathie blocken sollen. | Foto: Kai Schwerdt /Flickr.com (cc by-nc)
„Aluhutträger“ lassen sich nicht überzeugen: Das Wort geht auf eine Science-Fiction-Geschichte von Julian Huxley aus dem Jahr 1927 zurück, in der Kappen aus Metallfolie Telepathie blocken sollen. | Foto: Kai Schwerdt /Flickr.com (cc by-nc)

Eigentlich verständlich, dass Menschen auf komplizierte Zusammenhange gerne einfache Antworten bekommen möchten. Einfache Antworten entlasten emotional, denn es ist sehr schwierig, Unsicherheiten auszuhalten. Eine repräsentative Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung, durchgeführt vor einem Jahr, zeigt, wie verbreitet der Wunsch nach einfachen Antworten ist: 30 Prozent halten demnach die Behauptung, dass geheime Machte die Welt steuern, „für wahrscheinlich richtig oder sicher richtig“, ein harter Kern von 11 Prozent ist sich dessen sogar „ganz sicher“.

Ganz oben auf der Hitliste klassischer Verschwörungsmythen steht die Überzeugung, die Mondlandung hätte gar nicht stattgefunden, sondern wäre im Studio gefilmt worden. Politischer wird es mit der Behauptung, die Anschlage vom 11. September seien von der US-Regierung selbst inszeniert worden, um islamistischen Staaten den Krieg erklären zu können. Und natürlich ist da auch noch die große Diana-Verschwörung, die gleich mehrere Deutungen des Unfalls der englischen Prinzessin zu bieten hat.

Seit Corona ist aber nicht nur die Zahl der Verschwörungserzählungen gewachsen, sie werden auch immer radikaler. Psychologisch ist das erklärbar: Wenn man an etwas glaubt – zum Beispiel, dass es das Virus gar nicht gibt oder Donald Trump mit Sicherheit die Wahl gewinnt – sich dies aber in der Realität nicht bewahrheitet, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man erkennt an, dass man falsch lag, oder man gräbt sich noch tiefer ein und erfindet immer neue Erklärungen.

Wie weit die Radikalisierung in den USA schon fortgeschritten ist, zeigt eine neue Umfrage: Fast 40 Prozent der Befragten glaubt, dass ein „tiefer Staat“ im Geheimen gegen Donald Trump operiert hat. Und mehr als die Hälfte hält es für vorstellbar, dass eine Gruppe „satanistischer Eliten“ einen Kindersexring betreibet und Politik und Medien kontrolliert.

Dass eine Elite Kinder gefangen hält und ihnen Blut absaugt, ist ein altes antisemitisches Erzählmuster. Schon im 15. Jahrhundert hieß es, Frauen und Juden würden aus Kindern Hexensalbe herstellen. Bis heute schwingt der Mythos einer geheimen jüdischen Weltverschwörung mit, wenn behauptet wird, dunkle Mächte wollten die Menschen durch eine Impfung manipulieren. Dementsprechend wird auch der Holocaust verharmlost, wenn zum Beispiel „Querdenker“ sich heute als ebenso verfolgt wie Jüdinnen und Juden unter Hitler stilisieren.

Mit dem harten Kern dieser Bewegung, in Deutschland etwa zehn Prozent der Erwachsenen, lässt sich kaum noch vernünftig diskutieren. Sie sind so in ihr eigenes Glaubensmuster verwoben, dass Argumente keine Chance haben. Doch der größere Teil derer, die Verschwörungsideen verbreiten, sind vor allem verunsichert. Mit ihnen muss gesprochen werden, sie brauchen Argumente so dringend wie Zuwendung.