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Politisch, aber mit Zuversicht: die neue CD der Band Habakuk

von Kurt-Helmuth Eimuth

16. Februar 2023

Wie alle Kulturschaffenden wurde auch die Band Habakuk von der Corona-Pandemie hart getroffen, besonders von Absagen für Auftritte beim Ökumenischen Kirchentag in ihrer Heimatstadt Frankfurt. Doch Bandleader Eugen Eckert hält mit Hoffnung dagegen: Jetzt gibt es eine neue CD – „Überall“.

D ie Erfahrungen in der Pandemie waren beängstigend: „Schwere Krankheitsverläufe, überfüllte Intensivstationen und ein herzzerreißendes Sterben ohne Chance zum persönlichen Abschied“. So düster die Erinnerungen desto heller die Hoffnung, die Texter, Musiker und Pfarrer Eugen Eckert auf der neuesten CD der Band Habakuk dagegenhält.

„Wir haben uns vorgenommen, nicht im Klagen stecken zu bleiben“, schreibt Eckert im Klappentext, „denn wunderbare Dinge sind geblieben.“ So lobt der titelgebende Song „Überall“ die Schönheit der Schöpfung Gottes. „Frisches Wasser, frische Luft, Vogelstimmen, erstes Lachen, fester Boden, Apfelduft.“

Doch vor der Wirklichkeit schließt man nicht die Augen. Im Lied „Es hat sich angekündigt“ setzt sich die Band mit dem Virus und der Zerbrechlichkeit der Welt auseinander. Besonders empathisch „Atemzug um Atemzug“, das die Situation von Menschen mit Atemnot aufgreift und dabei auch den Pflegenden dankt. „Er (der Virus) hat das auch bei mir probiert. Ich kam davon, ich blieb am Leben, weil du nie aufgabst, du mich pflegst.“ Und an die weltweiten Verflechtungen erinnert ein anderer Song mit der Textzeile: „Was wir Global anpflanzen, das ernten wir global.“

Deutlich bezieht Eckert im Lied zum Motto des Ökumenischen Kirchentages Stellung. „Schau hin“ ist das politischste Lied. Ausländerhass, die Bedrohung der Schöpfung und die Gier des Kapitals („Ein Bankhaus lügt, Cum-Ex betrügt!“) werden benannt, und es wird zum Widerstand aufgefordert. Die Musik ist bei so kraftvollen Zeilen sogar etwas zu harmonisch geraten.

Die neue CD, erschienen im 48. Jahr des Bestehens der Band, ist musikalisch reif aber keineswegs abgehangen. Sie bietet flotte, abwechslungsreiche Musik mit Texten zum Nachdenken, die trotz aller benannten Widrigkeiten Zuversicht verbreiten. So etwa im Osterlied, aber auch in den an den Psalmen angelehnten Texten.

Mein persönlicher Hit ist der einzige auf Englisch gesungene Song „Be an angel“. Bei zunächst einfacher Klavierbegleitung singt Laura Doernbach hinreißend: „Be an angel. Just be an angel. It’s the best thing you can do.“ Wäre er auf einem großen Label erschienen, hätte der Song die Chance, in die Charts zu kommen.

Die CD „Überall“ kann für 15 Euro plus 3,40 Euro Versand überwww.habakuk-musik.de bestellt werden.

Musik „handgemacht“

Kurt-Helmuth Eimuth. Foto: Ilona Surrey

Man meint, dass es die Gethsemanegemeinde nicht erwarten kann. „Weihnachts-Ansingen“ – so ist das alljährliche Weihnachtskonzert am Dritten Advent im Nordend betitelt, am 14. Dezember, um 17 Uhr in der Eckenheimer Landstraße 90. Vor den bereits im Altarraum aufgestellten Weihnachtsbäumen musiziert dann das Gethsemane-Quartett, der Flötenkreis spielt als längeres Werk das Magnificat von Johann Pachelbel, und der Chor singt passend zum 25. Jahr des Mauerfalls ein Lied von Klaus Heizmann mit dem Text „Es war ein Tag der großen Wende“. Das ist Musik handgemacht, von Menschen, denen das Musizieren Freude bereitet, und die mit ganzem Herzen bei der Musik und dem bevorstehenden Fest sind. Und natürlich gibt es im Anschluss Tee und Plätzchen im neuen Gemeindesaal.

Dem Klangbrei zum Trotz: Das Weihnachtslied überlebt!

Dem Klangbrei zum Trotz:

Das Weihnachtslied überlebt!


Adventsfeiern, Konzerten und nicht zuletzt den Gottesdiensten stemmen sich die Kirchen gegen diese Verflachung ihres Festes. Der Inhalt, aber auch die Geschichte und die Melodien alter und neuer Advents- und Weihnachtslieder werden täglich (2. bis 22. Dezember) von 19.30 Uhr bis 20 Uhr in der Liebfrauenkirche dargeboten. Dort kann man nicht nur evangelische und katholische Kirchenchöre hören, sondern auch Geschichten wie diese erfahren:

Vom Himmel hoch
Heiligabend 1535. Kurz nach Mitternacht. Nur in der Studierstube des Doktor Martin Luther brennt noch eine Kerze. Luther schreibt seine Weihnachtspredigt nieder. Dann lehnt er sich zurück und liest in einem handgeschriebenen Buch. Er liest die Verse: „Ich komm aus fremden Landen her und bringt auch viel der neuen Mär (Nachricht).“ Er liest die Zeilen einmal, zweimal. Dann steckt er noch eine zweite Kerze an, rückt das Tintenfass näher zu sich heran, nimmt den Federkiel und schreibt Zeile um Zeile. Als er fertig ist, hat er den gelesenen Versen einen anderen, einen weihnachtlichen Sinn gegeben: „Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute, neue Mär; der guten Mär bring ich so viel, davon ich singen und sagen will.“

Ihr Kinderlein kommet
„Das habt ihr aber schön gemacht“, lobt der Kaplan Christoph Schmid 1798 im bayrischen Dorf Thannhausen an der Mindel . „Die Krippe werden wir in der Kirche aufstellen und dann bis zum Dreikönigstag stehen lassen. Da werden eure Eltern Augen machen. Und die Ohren werden sie spitzen, wenn sie das Lied hören, das vor ihnen noch kein Mensch gehört hat.“ Der Kaplan holt einen Zettel aus seiner Brusttasche und liest: „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all!“ Wenig später schmetterten die Thannhäuser Kinder zum ersten Male nach einer Melodie des Komponisten Johann Abraham Schub das neue Weihnachtslied in die Nacht hinaus.

Stille Nacht, heilige Nacht
In der ganzen Welt kennt man dieses für viele Menschen bedeutendste Weihnachtslied, das um die Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Siegeszug über die Grenzen des Ursprungslandes Österreich antrat. Den Text schrieb der katholische Pfarrer Joseph Mohr und die Noten der Lehrer Franz Xaver Gruber. Zweistimmig zur Gitarre wurde es erstmals in der Christmette des Jahres 1818 gesungen. Der Überlieferung nach streikte die Orgel an jenem Heiligen Abend, so dass die Gitarre zum Einsatz kommen konnte. Sicherlich ist Joseph Mohr einer der wenigen Pfarrer, denen aufgrund eines einzigen Liedes ein Museum gewidmet wurde: das Stille Nacht Museum (www.silentnightmuseum.org) in Salzburg.

Kurt-Helmuth Eimuth
Evangelisches Frankfurt: Dezember 2001 · 25. Jahrgang · Nr. 7