Tag Archiv für Kita

Gute Betreuung braucht Vertrauen

Die Bundesregierung hat einen Rechtsanspruch auf die Betreuung von unter Dreijährigen eingeführt. In gut fünf Jahren müssen alle Kommunen ausreichend Plätze für Kleinkinder bereithalten. Das bedeutet allein für Frankfurt, dass bis zum Jahr 2013 etwa 6000 neue Krabbelstubenplätze geschaffen werden müssen.

Schon in den vergangenen Jahren hat die Stadt Frankfurt in diesem Bereich enorme Anstrengungen unternommen und jedes Jahr 300 neue Plätze im Krippenbereich geschaffen. Doch nun wird ein ganz anderes Tempo vorgelegt werden müssen. Frankfurt kann nämlich nicht, wie andere Regionen Deutschlands, darauf hoffen, dass die Kinderzahl rückläufig ist. Im Gegenteil: Seit Jahren steigt die Zahl der Geburten. Frankfurt ist nicht nur eine kinderfreundliche Stadt, sondern verfügt auch über eine vergleichsweise hohe Zahl von Arbeitsplätzen, weshalb gerade junge Menschen hierher ziehen. Vor allem in den innenstadtnahen Quartieren sind Kinderbetreuungsplätze ebenso rar wie begehrt.

Die notwendige planerische Herausforderung beim Neubau von Einrichtungen darf dabei aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der Ausbau von Krippenplätzen vor allem eine pädagogische Herausforderung ist. Aus gutem Grund nämlich beginnt der Kindergarten normalerweise erst mit drei Jahren. In diesem Alter können Kinder die Trennung von zuhause und den Wechsel der Bezugsperson meist leicht verkraften, ohne dass große pädagogische Anstrengungen notwendig sind. Jüngere Kinder hingegen bedürfen einer viel stärkeren emotionalen Bindung. Das heißt, die Betreuerinnen in Krabbelstuben müssen viel intensiver auf die Kinder eingehen als in Kindertagesstätten.

Sprache, soziales Verhalten, Bewegungsabläufe – das alles wird in dieser Lebensphase durch Nach­ ­ ahmung gelernt. Dieser Prozess bedarf des Vertrauens zwischen zwei Menschen, zwischen Kind und Betreuungsperson. Nur wer sich intensiv auf das Kind einlässt, fördert es.

Dies hat schon in den 1930er Jahren die ungarische Ärztin Emmi Pikler erkannt. Sie entwickelte, ursprünglich für die Kinder von TBC-kranken Müttern, ein Programm der „achtsamen Pflege“ und der „freien Bewegungsentwicklung“, das auf solche emotionalen Aspekte Rücksicht nimmt und noch heute wertvolle Anregungen für die Betreuung der Kleinsten gibt. Die Krabbelstuben des Diakonischen Werkes für Frankfurt arbeiten zum Beispiel nach dem Ansatz von Emmi Pikler.

So sollte etwa das Wickeln weder für das Kind noch für die Erwachsenen eine lästige Prozedur sein, sondern eine Zeit des intensiven und vergnügten Beisammenseins. Das klingt einfach, ist aber schon im familiären Alltag nicht immer zu verwirklichen. Umso schwieriger in der Krippe. Vor allem Zeit ist gefragt: Behutsam das Händchen waschen oder die Jacke achtsam anziehen, das erfordert mehr als die schnelle Versorgung des Kindes.

Um die Betreuung und Bildung der Kleinsten zu ermöglichen, sind deshalb sowohl eine spezielle pädagogische Kompetenz nötig als auch entsprechende Ressourcen. Vor allem müssen die Erzieherinnen über die notwendige Zeit – und das heißt auch, Arbeitszeit – verfügen, um eine echte Bindung zu den Kindern her­ stellen zu können. Wer Ja zum Rechtsanspruch sagt, muss Qualität garantieren. Denn nur gute Betreuungseinrichtungen sind ein Gewinn für Kinder, Eltern und Gesellschaft.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Sept 2007

Städel zeigt Kindheit in der Malerei

Dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, ist eine noch gar nicht so alte Entdeckung. Erst im 18. Jahrhundert kam die Idee auf, dass Kinder etwas Besonderes sind. In den Jahrhunderten zuvor mussten auch Kinder schon viel arbeiten, früh heiraten und selbst Kinder bekommen – vor allem viele Mädchen wurden bereits im Alter von zwölf Jahren verheiratet.

Das Städel-Museum zeigt in seiner aktuellen Ausstellung „Die Entdeckung der Kindheit – das englische Kinderportrait und seine europäische Nachfolge“, wie sich diese neue Einstellung Kindern gegenüber in der Malerei jener Zeit widerspiegelt. Zunehmend wurden Kinder nun in natürlichen Bewegungen dargestellt, zum Beispiel beim Spielen, oder doch wenigstens mit Kleidern, die ihnen Luft zum Atmen lassen. Zwar hat dieser Blick auf die Kindheit der gut Betuchten – Arme konnten es sich nicht leisten, Bilder malen zu lassen – nichts mit heutigen Vorstellungen von kindgerechter Freizeit zu tun, wenn etwa in dem Bild von Thomas Lawrence „Die Kinder des Lord George Cavendish“ das kleine Mädchen ein blütenweißes Kleidchen trägt. Aber immerhin kann es sich darin gut bewegen, was es auch sichtbar tut.

Bemerkenswert ist der für Schülerinnen und Schüler konzipierte vierzigseitige Begleitkatalog. Die Auflage zeigt, dass auch die Erwachsenen solche verständlichen Hintergrundinformationen schätzen. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Juli zu sehen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Kinderakademie

Sie sind noch nicht in der Schule, halten aber schon die erste Urkunde einer Akademie in den Händen: Pfarrerin Ute Knie, die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie und Initiatorin der Kinder-Akademie, überreichte ihren kleinen Akademiebesucherinnen und Akademiebesuchern zum Abschluss eine Urkunde, die diese sichtlich stolz in Empfang nahmen. | Foto: Eimuth

Sie sind noch nicht in der Schule, halten aber schon die erste Urkunde einer Akademie in den Händen: Pfarrerin Ute Knie, die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie und Initiatorin der Kinder-Akademie, überreichte ihren kleinen Akademiebesucherinnen und Akademiebesuchern zum Abschluss eine Urkunde, die diese sichtlich stolz in Empfang nahmen.
Foto: Eimuth
Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Roland Koch besuchte Kita

Foto: Eimuth

Foto: Eimuth

Da musste selbst der Ministerpräsident in die Knie gehen – als die Kinder des Kindergartens der Versöhnungsgemeinde im Gallus Roland Koch selbstgemalte Bilder überreichten. Der Ministerpräsident kam, um sich über die beispielhafte multikulturelle Arbeit in der evangelischen Kita zu informieren. Mit Hilfe des Projektes „Frühstart“ wird hier gezielt die Sprachkompetenz gefördert. Auch Koch betonte die Bedeutung der Sprachför­ derung, zumal in Frankfurt, wo 70 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund hätten.

Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Vom Karfreitag erzählen

Tod gehört zur Lebenswelt von Kindern

„Die Soldaten packten Jesus und führten ihn auf einen Hügel vor der Stadt. Dort nagelten sie ihn an ein Kreuz. Gleichzeitig wurden auch zwei Verbrecher gekreuzigt.“ Ist das eine Geschichte für Kinder?

Selbst in evangelischen Kindertagesstätten gibt es eine gewisse Scheu, sich diesem Teil des Ostergeschehens zu stellen. Formal betrachtet ist die Handlung aber auch nicht grausamer als das Märchen von Hänsel und Gretel. Spätestens seit der Psychologe Bruno Bettelheim belegte, dass Kinder Märchen brauchen, weiß man: Kinder brauchen die Auseinandersetzung mit Gut und Böse, mit – theologisch gesprochen – Tod und Auferstehung.

Die Kreuzigung aus Legosteinen nachgebaut – hier im „Brick Testament“ des amerikanischen Pfarrers Brendan Powell Smith. | Foto: www.thebricktestament.com

Die Kreuzigung aus Legosteinen nachgebaut – hier im „Brick Testament“ des amerikanischen Pfarrers Brendan Powell Smith.
Foto: www.thebricktestament.com

Fragen, warum der, der an Weihnachten erst geboren wurde, jetzt ans Kreuz genagelt wird, sind in der kindlichen Direktheit auch wirklich schwer zu beantworten. Warum ist Jesus nicht davon gerannt? Warum hat Gott nicht geholfen? Solche Fragen sind nichts anderes, als die kindgemäße Art, sich über die drei existenziellen Fragen Gedanken zu machen: Woher komme ich, wer bin ich, wohin gehe ich? Kinder wollen sich verorten. Sie können stundenlang zuhören, wenn Oma von ihrer Kindheit und von der Kindheit der Mutter erzählt. Sie stellen sich unbekümmert vor, wo all die Vorfahren jetzt leben, und sie stellen präzise die Frage nach der eigenen Endlichkeit: Muss ich auch sterben?

Der Tod gehört durchaus zur Lebenswelt der Kinder. Sie erleben, wie ihr geliebter Hamster stirbt, vielleicht auch, wie Oma oder Opa sterben. Und da ist die natürliche Frage der Kinder eben auch die, die die Erwachsenen haben: Was kommt nach dem Tod?

Ostern ist ohne Karfreitag nicht denkbar, aber ebenso gilt, dass Karfreitag ohne Auferstehung nicht nur trostlos, sondern unerträglich ist, gerade für Kinderseelen. Das Wesen von Märchen ist die Gewissheit, dass das Gute siegt. Die Botschaft von Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod. Deshalb kann man Kindern die Geschichte vom Karfreitag ruhig erzählen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

Frankfurt: Familienstadt!

Kommentar

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Da hatten die beiden Frauen gut lachen: Pfarrerin Esther Gebhardt, Vorsitzende des Vorstandes des Evangelischen Regionalverbandes, und Jutta Ebeling, Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin, waren sich bei der Einweihung der evangelischen Krabbelstube in Griesheim einig: Das, was im fernen Berlin diskutiert wird, „machen wir hier in Frankfurt“. Ebeling sprach gar von dem Ziel, Frankfurt als „Familienstadt“ zu profilieren.

Die Stadt unternimmt wirklich gewaltige Anstrengungen im Hinblick auf die Kinderbetreuung. Gleich ob grün, rot oder schwarz. Seit Jahren ist es Konsens in der Frankfurter Kommunalpolitik, die Betreuungsplätze für Kindergarten- und Krabbelkinder massiv auszubauen. Da wird nicht nur geredet, sondern richtig Geld in die Hand genommen. Weiß man doch, dass die Frage der Kinderbetreuung auch entscheidend für die Auswahl des Wohnortes ist. Wer künftig darauf baut, junge Familien in die Stadt zu holen oder dort zu halten, muss eine ausreichende Infrastruktur anbieten.

„Anbieten“ heißt das Verb, meine konservativen Herren – nicht nur – von der CDU! Niemand soll verpflichtet werden, sein Kind in eine Krabbelstube zu geben. Aber wer es tut, ist weder Rabenmutter noch Rabenvater. In einer Situation, in der die Großelterngeneration für solche Aufgaben nicht zur Verfügung steht, in der es keine Geschwisterkinder gibt oder in der zu Hause kein Deutsch gesprochen wird, ist eine Krabbelstube mehr als eine Betreuungsalternative. Sie ist zugleich eine Bildungsinstitution. Die PISA-Studie hat gezeigt, dass vor allem Kindern mit Migrationshintergrund Bildungschancen vorenthalten werden. Die Krabbelstube stellt auch für den Spracherwerb ein enormes Bildungspotenzial dar.

Und da wäre noch die Rolle der Kirche, die schon vor 150 Jahren begann, für verwahrloste Kinder Betreuungseinrichtungen anzubieten. Es ist ihr diakonischer Auftrag, in die Gesellschaft hinein zu wirken, ohne Ansehen der Person. Damit hat sich auch die Frage, warum die Kirche Kindergartenplätze für Muslime anbietet, erledigt. Der evangelische Kindergarten ist aber mehr als eine Bildungs- und Betreuungseinrichtung. Wenn es stimmt, dass Kinder eine geistige Verwurzelung und Zuversicht brauchen, dann dürfen sie nicht um Gott betrogen werden. Kinder haben auch ein Recht auf Religion. Das schätzen übrigens auch muslimische Eltern an evangelischen Kindertagesstätten. Krabbelstuben sind – genau wie Kindergärten – ein Gewinn für Eltern, für Kinder, für die Stadt und eben auch für die Kirche.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

"Kinder müssen selbst aktiv werden“

Fachtag für Erzieherinnen über neue frühpädagogische Erkenntnisse

Die Frühpädagogik ist im Umbruch. Erzieherinnen in den Kindertagesstätten sollen die Kinder nicht nur beaufsichtigen, sondern fördern und bilden. Unter dem Motto „Bildung bewegt“ stand daher ein Fachtag für die Erzieherinnen und Erzieher in den 78 evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt, die täglich von fast 5000 Kindern besucht werden.

Erstmals waren auch die Grundschullehrerinnen und -lehrer eingeladen. Damit setzten die beiden Veranstalter, das Religionspädagogische Amt und das Diakonische Werk für Frankfurt, die Forderung des Hessischen Bildungsplans nach verstärkter Kooperation von Schule und Kindergarten um.

Die Freude an Büchern ist ganz wichtig für die frühkindliche Bildung. Bei den „Kinderlesetagen“ der Christuskirchengemeide in Nied konnten Kinder aller Altersstufen sich spannende Geschichten vorlesen lassen und in Büchern schmökern. | Foto: Oeser

Die Freude an Büchern ist ganz wichtig für die frühkindliche Bildung. Bei den „Kinderlesetagen“ der Christuskirchengemeide in Nied konnten Kinder aller Altersstufen sich spannende Geschichten vorlesen lassen und in Büchern schmökern.
Foto: Oeser

Die Bedeutung der frühen kindlichen Bildung hob Bernhard Kalicki vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München hervor. Die neuere Hirnforschung zeige, so der Hochschullehrer, dass die strukturelle Reifung des Gehirns bei der Geburt noch lange nicht abgeschlossen sei, sondern sich bis zur Pubertät fortsetze. Be­ einflusst von Sinnessignalen vollziehe sich ein stetiger Umbau von Nerven­ verbindungen, wobei nur ein Drittel der Verbindungen erhalten blieben. Deshalb gelte es, einen aktiven Konstruktionsprozess zu fördern. Die Kinder müssten selbst aktiv werden. Dies gelte für alle Bereiche des Lernens, für den Spracherwerb ebenso wie für motorische Fähigkeiten. Erzieherinnen müssten sich deshalb als „Moderatorinnen von aktiven Bildungsprozessen“ verstehen, so Kalicki.

Wie dies konkret umgesetzt werden kann, erfuhren die über 200 Teilnehmerinnen des Fachtages in zahlreichen Seminaren. So ist etwa die Hinführung zu den Naturwissenschaften und zur Mathematik in den Kindergärten keineswegs mehr exotisch. Allerdings staunten die Erzieherinnen, als der Hochschullehrer die Kindergruppengröße im internationalen Vergleich präsentierte: In Amerika sind 18 Kinder, in der Europäischen Union 12 bis 15 Kinder in einer Gruppe untergebracht; in Frankfurt dagegen sind es 21, in Hessen sogar 25 Kinder.

Als „ureigenste Aufgabe von Kirche“ bezeichnete Kurt-Helmuth Eimuth vom Diakonischen Werk für Frankfurt die Arbeit der Kindertagesstätten. Bildung gehöre zum Kerngeschäft der Kirche, denn mit der Geburt trete der Mensch in den Raum der Bildung ein. Der Pädagoge betonte, dass schon am Anfang der kirchlichen Kinderbetreuung im 17. Jahrhundert den Kindern eben nicht nur eine warme Suppe, sondern auch schon Bildung vermittelt wurde. Die damalige Bezeichnung „Kleinkinderschule“ weise darauf hin. Eimuth: „Bildung ist ein Markenzeichen des Protestantismus. Schon immer gehörten Diakonie und Bildung zusammen.“

truk

Evangelisches Frankfurt Feb 2007

Ein größerer Kindergarten für Sindlingen

Freuen sich über viel Platz zum Spielen: Die Kinder in der neuen Kita der Gemeinde Sindlingen in der Gustavsallee. | Foto: Oeser

Freuen sich über viel Platz zum Spielen: Die Kinder in der neuen Kita der Gemeinde Sindlingen in der Gustavsallee.
Foto: Oeser

Über einen vergrößerten und völlig renovierten Kindergarten freut sich die Gemeinde in Sindlingen. In zwölf Monaten wurde der zweigruppige Kindergarten komplett umgebaut und Platz für nun drei Gruppen in hellen Räumen geschaffen. In die renovierten Kellerräume in der Gustavsallee ist die gemeindliche Kinder- und Jugendarbeit eingezogen. Notwendig geworden war der Ausbau, nachdem das Gemeinde­zentrum „Arche“ in Sindlingen-Nord aufgegeben worden war. Die Baukosten betrugen rund 900000 Euro.

Kurt-Helmuth Eimuth

Die Zehn Gebote für Kids

Kika und Kirche starten gemeinsames Projekt

Man kennt dies schon. An den großen christlichen Festen kommen die monumentalen Bibelverfilmungen. Doch dieses Mal hat sich der Kinderkanal in Zusammenarbeit mit der evangelischen und katholischen Kirche etwas Besonderes einfallen lassen. In einer Kurzfilmserie will er die Bedeutung und Werthaltung der Zehn Gebote aufzeigen. Ausgestrahlt wird die Serie ab Ende März jeweils am Sonntagvormittag; bereits ab Mai gibt es dann die DVD im Handel. Ausgangspunkt sind Geschichten um die 11-jährige Marie und ihren geliebten Hund Amos. Beide sind fremd in einer neuen Stadt. Marie kommt in eine neue Schule und will schnell Freunde finden. Dafür ist sie bereit, als Mutprobe für die Aufnahme in eine Clique ihren vierjährigen Terrier zu opfern. Als das Mädchen ihren Fehler erkennt, ist der kleine Streuner bereits verschwunden. Gemeinsam mit ihrer Freundin Nadja begibt sie sich auf die Suche. Solche Konfliktsituationen machen die in den Geboten enthaltenen Botschaften für die Zielgruppe von sechs- bis zwölfjährigen Kindern erstmals in einer Spielfilmreihe erlebbar. Die Internetseite (unsere-zehn-gebote.de) bietet Hintergrundinformationen zu den Geboten selbst, zu den Kurzfilmen und Zusatzmaterial wie Links und Online-Spiele. So kann man nachlesen, wie ein Spielfilm entsteht und sich eine echte Drehbuchseite ansehen. Über die Schauspielerinnen und Schauspieler finden sich ebenso Informationen wie über den Hund „Amos“, der in allen Filmen eine wichtige Rolle spielt. Die Seite wird ergänzt durch ein eigenes Angebot für Erwachsene. Vor allem Lehrerinnen und Lehrer oder Leiter von Konfirmandengruppen können von den dort angebotenen Arbeitshilfen profitieren.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2006

Lehrbuch einführen

Kurt-Helmuth Eimuth: Kein Kinderkram! Die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung in Lernfeldern

Kurt-Helmuth Eimuth: Kern-Bechtold u. a.: Kein Kinderkram! Die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung in Lernfeldern. Bd. 2: Entwicklung Bildung, Professionalisierung. Winklers (Darmstadt) 2005. 488 Seiten. ISBN 3-8045-9612-6. 28,50 EUR.

Einführung in das Thema

Die „Rahmenvereinbarung zur Ausbildung und Prüfung von Erziehern/Erzieherinnen“ der Kultusministerkonferenz vom 28.1.2000 zielt auf einen lernfeld- und handlungsorientierten Unterricht, der nun per Ländererlass in die Fachschulen und -akademien eingezogen ist. Die schulischen Lerninhalte sollen sich dabei weniger an den Fachwissenschaften als an den beruflichen Handlungsfeldern der zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher ausrichten. Dies stellt die ErzieherInnenausbildung vor neue Herausforderungen, denen das Buch „Kein Kinderkram“ Band 2 Bundesländer übergreifend begegnet.

Aufbau und Inhalt des Buches

Der zweite Band der Reihe „Kein Kinderkram!“ beinhaltet im Anschluss an die drei Lernfelder des ersten Bandes zwei weitere Lernfelder: Entwicklung und Bildung fördern (Lernfeld 4) und Professionalisierung des Berufsbildes (Lernfeld 5). Im Lernfeld 4 (Entwicklung und Bildung fördern) geht es um:

  • Spielpädagogik
  • Bewegung, Tanz und Theater
  • Musikalische Bildung
  • Kreativitätsförderung
  • Gehirnentwicklung
  • Sprache
  • Kinder- und Jugendliteratur
  • Medienpädagogik
  • Naturwissenschaften
  • Bildung

Im Lernfeld 5 (Professionalisierung des Berufsbildes ) geht es um:

  • Professionalisierung des Berufsbildes
  • Arbeiten im Team
  • Elternarbeit
  • Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
  • Qualitätsmanagement
  • Professionelle Kindererziehung in anderen europäischen Ländern
  • Die eigene Rolle als ErzieherIn und die berufliche Identität

Jedes Kapitel besteht aus Informationstexten, einem zusammenfassenden Fazit und daran anknüpfenden Aufgaben und Anregungen einschließlich Hinweisen zu weiterführender Literatur. Eingebettet wird das Ganze in die Erlebnisse und Gespräche einiger fiktiver Studierender.

Diskussion

Die Beurteilung des Buches stellt mich – bezogen auf das Lernfeld 4 – vor Probleme: Einerseits wird die Palette der Themen, die für die bildende Arbeit mit Kindern wichtig sind, breit abdeckt und dabei die neueste Literatur und auch Möglichkeiten des Internets berücksichtigt. Es ist spürbar, dass hier SpezialistInnen für das jeweilige Gebiet am Werk waren, die immer auch den Bezug und die Einsatzmöglichkeiten im erzieherischen Alltag verdeutlichen.  Andererseits frage ich mich aber, wie das Buch in der Ausbildung (genau genommen: Weiterbildung) von ErzieherInnen einsetzbar ist. Viele der oben genannten Themen des Lernfeldes 4 werden beispielsweise im Lehrplan des Landes Nordrhein-Westfalen durch eigene Fächer repräsentiert. Als solche dringen sie in die jeweilige Materie tiefer ein, als das Buch es hergibt. Hierfür gibt es dementsprechend häufig geeignetere Lehrwerke. Gleichzeitig bestehen die Fächer während der gesamten schulischen Ausbildungszeit und nicht nur während des Lernfeldes 4. Hier entspricht der Aufbau des Buches nicht der Ausbildungsrealität, wiewohl ich meine, dass das Buch den Lehrplänen hier möglicherweise einen Schritt voraus ist, indem es die Fachgebiete den Lernfeldern unterordnet und nicht umgekehrt, was einer konsequenteren Umsetzung der Lernfelddidaktik gleichkommt.

Dennoch kann es einen gewichtigen Grund geben, das Buch als Lehrbuch in der ErzieherInnenausbildung einzuführen. Den Studierenden bietet es die Möglichkeit EIN Buch zu haben, in dem sie quer zu den Fächern blättern können und so innerhalb der Lernsituationen auf Ideen und weiterführende Literatur zu stoßen ohne sich gleich in der einer Bibliothek innewohnenden Komplexität oder auf den Irrwegen des Internets zu verlieren. Als Nachschlagwerk kann es ihnen auch nach der Ausbildung noch wertvolle Dienste leisten.

Einfacher ist es die Tauglichkeit des Lernfeldes 5 für potentielle LeserInnen zu beurteilen. Hier werden für das Anerkennungsjahr relevanten Themen in praxisnaher und anschaulicher Weise bearbeitet. Fachwissenschaftlich bleibt manches dünn, ein Manko, das der Lernfelddidaktik geschuldet ist.

Fazit

Alles in allem ein informatives und gut zu lesendes Buch!


Rezensentin
Dr. Anke Meyer
Lehrerin an einer Fachschule für Sozialpädagogik



Zitiervorschlag
Anke Meyer. Rezension vom 14.02.2006 zu: Kurt-Helmuth Eimuth: Kein Kinderkram! Die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung in Lernfeldern. Winklers (Darmstadt) 2005. 488 Seiten. ISBN 3-8045-9612-6. In: socialnet Rezensionen unter http://www.socialnet.de/rezensionen/3425.php, Datum des Zugriffs 16.02.2006.

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