Archiv für Kita

Halb Rödelheim ging in diese Kita

Die Wehrhof-Kita in Rödelheim feierte gestern ihr 125. Jubiläum. Nicht immer ging es zwischen Kommune und  evangelischer Trägerschaft harmonisch zu. Eine Fotoausstellung vermittelt Eindrücke aus eineinhalb Jahrhunderten.

Spaß hatten die Kinder beim Geburtstagsfest der Wehrhof-Kita. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

„Halb Rödelheim ging durch die Hände unserer Erzieherinnen“, sagte Pfarrer Ludwig Schneider bei der gestrigen 125-Jahr-Feier des Wehrhof-Kindergartens. Angefangen hatte alles schon 1871, also bereits vor 141 Jahren. Der damalige Rödelheimer Pfarrer Johann Thudichum gründete eine evangelische Kleinkinderschule, die von den beiden Diakonissen Schwester Luise und Schwester Sophie geleitet wurde.

Doch die religiöse Erziehung war vielen säkularen Rödelheimern ein Dorn im Auge, und 1875 übernahm die kommunale Gemeinde die Trägerschaft. Schockiert von der unchristlichen Atmosphäre bei einem Weihnachtsfest in der nun kommunalen Einrichtung, rief Pfarrer Eduard Lohoff dann 1887 die „evangelische Privat-Kleinkinderschule“ ins Leben.

Auch in der Wehrhof-Kita herrschte 1914 Kriegesbegeisterung. Foto: Archiv 

Eine  Fotoausstellung vermittelt Eindrücke aus eineinhalb Jahrhunderten Geschichte. Ein Bild aus dem Jahr 1914 – die Gruppe brav hinter einem Tisch in Reih und Glied, ein kleiner Junge mit Pickelhaube – erinnert an die verbreitete Kriegsbegeisterung. 1933 musste sich der Kirchenvorstand gegen die Übernahme durch die Nazis zur Wehr setzen.

Eine Diakonisse kümmerte sich um 90 Kinder

Schlimme Erlebnisse, schöne Erlebnisse: Der Rödelheimer Pfarrerssohn Heinz-Albrecht Müller, der etwa 1936 in den Kindergarten kam, erinnert sich gern an „Sommerfeste hinten im Hof“, an Lieder, die gesungen wurden. Aber er spricht auch vom Luftangriff 1943, vier Tage vor Weihnachten, bei dem die Kirche zerstört wurde.

Im März 1944 lag dann der Wehrhof selbst in Trümmern. Schwierige Zeiten des Wiederaufbaus, Umzüge, viele Veränderungen. Um die 90 Kinder spielten früher hier, für die Ende des 19. Jahrhunderts zunächst nur eine Diakonisse zuständig war, jeweils sieben Stunden an sechs Tagen.

Inzwischen hat sich die Kita verkleinert. 42 Kinder im Alter drei bis sechs, in zwei Gruppen, bevölkern den Altbau neben dem Nidda-Wehr. „Vieles hatten wir hier“, resümiert Pfarrer Ludwig Schneider: „Diakonissen, Schwestern, Tanten, Kinderfräulein, Erzieherinnen und heute sogar Erzieher.“ Der rote Faden sei „der Dreiklang von Betreuung, Bildung und Erziehung“, so der Leiter des Bereiches Kindertagesstätten des Diakonischen Werks, Kurt-Helmuth Eimuth, und natürlich die christliche Prägung.

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Beitrag von , veröffentlicht am 18. Juni 2012 in der Rubrik Stadtkirche des Evangelischen Frankfurts

Grundsteinlegung der Kita „Villa Kunterbunt“ in Sossenheim

In der Regenbogengemeinde in Sossenheim entsteht ein neues Kinderzentrum. Dafür wurden nicht nur Büros aufgegeben und Nadelbäume gefällt – auch der Glockenturm musste fallen.

Die Baustelle für das neue Kinderhaus „Villa Kunterbunt“ wird in die Pädagogik integriert. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

Die Kinder kennen das „Rezept“ für ein tragfähiges Fundament: „Man nehme: ein bisschen Sand, ein bisschen Zement, ein bisschen Wasser, ein paar kleine Steine. Alles zusammen verrühren und mit ein bisschen ‘Glaube’ wird es schon gelingen!“

Auf diesem festen Grund errichtet die Regenbogengemeinde in Sossenheim ein neues Kinderzentrum. Die Grundsteinlegung war am 15. Juni, im Herbst 2013 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Größer als bisher, am Hang gelegen, in Hufeisenform, Elterncafé, moderne Küche, Innenhof, drei Spielplätze. Raum für die jetzigen sechzig Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, und außerdem für fünf neue Krabbelgruppen, noch einmal fünfzig Kinder.

Für den Umbau mussten Nadelbäume und der Glockenturm fallen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

Ein ambitioniertes Vorhaben – Kosten rund 3,3 Millionen Euro – und ein Wendepunkt. Denn nicht nur eines der Büros musste aufgegeben werden. Auch die alten Nadelbäume auf dem Gelände wurden gefällt. Der Glockenturm, das bisherige Wahrzeichen der Regenbogengemeinde, „mit einem Bagger einfach umgefahren“, erzählt Kita-Leiterin Christine Funk-Geissler.

Klar war: „Wir würden vieles verlieren, was wir geschätzt und geliebt haben.“ Bereits vor Beginn der Arbeiten im Februar 2012 startete das Team der Erzieherinnen und Erzieher deshalb das Projekt „Komm, bau ein Haus“. Erster Schritt: Bestandsaufnahme. Die Kinder dokumentierten fotografierend, filmend, malend, bastelnd, sammelnd. Die Ergebnisse und „Fundstücke aus der Vergangenheit“, wie Schlüssel, Türgriffe, Steine, Blätter, ein altes Telefon, Schilder, bilden nun das Villa Kunterbunt-Museum, das bei der Grundsteinlegung eröffnet wurde.

„Es ist die Erfahrung von Trauer, Abschied nehmen, weil etwa die Eichhörnchen nicht mehr da sind, dann aber auch die Freude auf das, was kommt“, sagt Pfarrer Ulrich Matthei. Die Koexistenz mit der Baustelle wurde in die Pädagogik integriert, eine Pädagogik, die Christine Funk-Geissler so umreißt: „Neugierde wecken, die Welt erfahren, mit allen Sinnen, Forschen und Entdecken“.

Kindergottesdienst zur Grundsteinlegung im Juni. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth 

Mit Begeisterung verfolgten die Kinder Abriss und Vermessung, beschäftigten sich mit Materialien, Werkzeug, Maschinen, experimentierten selber mit Sand und Lehm. Sie führten Interviews mit Geologen, Holzfällern, Zaunmonteuren, Elektrikern und anderen „geheimnisvollen Gästen“, besuchten Architekturmuseum, Hundertwasserhaus und Zoo, denn auch die Tiere haben Häuser – und wurden mit der Zeit zu richtigen Bauexperten. Kurt-Helmuth Eimuth, Leiter des Bereiches Kindertagesstätten beim Diakonischen Werk ist „beeindruckt davon, was das Team in einer sehr schwierigen Situation geleistet hat. Abriss und Neubau werden als Bildungsgelegenheit für die Kinder phantasievoll genutzt.“

Barbara Kernbach

Evangelisches Frankfurt via Internet am 20.6.2012

Pucken – zum Wohl des Kindes?

Glaubt man Ratgebern, Hebammen und Kinderärzten, verhilft enges Einwickeln Babies zu mehr Schlaf und weniger Weinen. Ein Erfahrungsbericht.

„Habe ich euch schon gezeigt, wie man puckt?“ Ein wenig skeptisch sehen wir dabei zu, wie die Hebamme unseren zwei Wochen alten Sohn auf ein Tuch legt und damit beginnt, es stramm um den kleinen Körper zu wickeln. Wenige Handgriffe später liegt unser Kleiner als kompaktes handliches Paket auf dem Sofa, die Arme sind am Körper fixiert, lediglich die Beine haben noch ein wenig Bewegungsfreiheit.

„Wenn es so toll für Babys ist, dann sollten wir es auf jeden Fall mal probieren“, hatten wir uns gedacht, als der Begriff „Pucken“ während der Schwangerschaft zum ersten Mal unseren Weg kreuzte. Aber jetzt liegt unser Kind protestierend vor uns, verzweifelt bemüht es sich, gegen seine Zwangsjacke anzukämpfen und findet Pucken ganz offensichtlich überhaupt nicht toll. Schnell befreien wir ihn aus dem Tuch, Erleichterung macht sich breit, nicht nur bei ihm, auch bei uns.

„Ich würde das auch nicht mögen“, sagt mein Mann. „Mir war das irgendwie auch nicht so geheuer“, sage ich. Aber trotzdem hatten wir nicht bereits vorher Widerspruch eingelegt. Schließlich hatten ja so viele so genannte Experten das Pucken angepriesen. Und als frischgebackene Eltern waren auch wir unsicher, hatten wenig bis keine Erfahrung im Umgang mit einem so kleinen Baby.

Wie alle Eltern wollten natürlich auch wir nur das Beste für unser Kind: glücklich und zufrieden sollte es sein, seine Bedürfnisse sollten erkannt und befriedigt werden.

Als falsch stellte sich schon bald die Vorstellung heraus, dass ein zufriedenes Kind automatisch auch pflegeleicht sein würde. Ein Baby, das abgelegt werden kann ohne unzufrieden zu sein, und das überhaupt die meiste Zeit schläft, und praktisch nie weint – das hätte in der Tat vieles, auch Berufstätigkeit, Studium oder Betreuung durch andere leichter gemacht.

Nicht umsonst zielen wohl die meisten Anleitungen so genannter Erziehungsprogramme auf genau diese Punkte ab und versprechen den Eltern so indirekt mehr persönliche Freiheit und Raum für andere Aufgaben und Interessen. Kleine Kinder, jedenfalls alle uns bekannten, sind aber nicht in diesem Sinne „pflegeleicht“. Sie fordern von ihren Eltern nicht weniger, als sich ganz auf sie und ihre Bedürfnisse einzulassen.

Kein Wunder, dass Methoden wie das Pucken, die vordergründig mit dem Wohl des Kindes argumentieren, dabei aber vor allem auf „Entlastung“ der Eltern abzielen, so anziehend sind. Auch wir waren schließlich geneigt, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, obwohl wir gar kein „Schreibaby“ hatten.

Der Protest unseres Sohnes gegen das stramme Wickeln, der Widerstand, den auch andere Kinder gegen solche und ähnliche Programme zeigen, und die Zweifel, die uns selbst ja schon während der Ausführung kamen, verdeutlichen aber vielleicht eine Sache am besten: dass Kinder ihr Grundbedürfnis nach Nähe, Geborgenheit, Liebe und Nahrung einfordern, weil es für sie überlebenswichtig ist. Und dass Eltern genau das normalerweise auch erkennen und befriedigen wollen.

Wir wussten ja eigentlich, dass unser Sohn lieber getragen werden wollte, statt hilflos herumzuliegen, unfähig sich umzudrehen, geschweige denn sich von der Stelle zu bewegen, nicht wissend, dass wir nur wenige Schritte entfernt sind. Nur leider kann die Stimme, die das elterliche Einfühlungsvermögen und Bauchgefühl verkündet, nicht immer gegen den Lautsprecher der „Experten“ durchdringen.

Enges Wickeln schränkt Babies ein

„Pucken engt Babys ein? Nein, im Gegenteil: Pucken gibt Babys ein sicheres und geborgenes Gefühl, wie im Mutterleib.“ Das behauptet die Zeitschrift „Eltern“ auf ihrer Internet-Seite. Dahinter steckt die Annahme, dass Kinder eigentlich noch zwei bis drei Monate länger im Mutterleib verbringen müssten und die menschliche Geburt nur aus Platzgründen eingeleitet würde – sozusagen ein Fehler im natürlichen Bauplan der Fortpflanzung. Auch wenn es schwer fällt, dieser These zu folgen, so verbreitet sie sich doch seit einiger Zeit wie ein Lauffeuer. Übersehen wird dabei, dass ein Kind schon in den ersten Lebenswochen gigantische Entwicklungsaufgaben zu bewältigen hat. Es muss seine Körperfunktionen umstellen und sich an die neue Umgebung gewöhnen. Der Säugling atmet jetzt selbst, muss seine Ernährung regeln und sich mit der völlig ungewohnten Schwerkraft auseinandersetzen.

Die Eltern lernen in den ersten Wochen nach der Entbindung ihr Kind kennen. Jedes Kind hat seine eigene Art, wie es gerne gehalten, ernährt und gewickelt werden will. Das enge Wickeln ist dafür eher hinderlich. Viele Eltern spüren, dass die körperliche Nähe den Kindern und auch ihnen selbst gut tut. Säuglinge haben nicht nur einen gut entwickelten Geruchssinn sondern spüren auch, ob sie von Vater, Mutter oder einer fremden Person gehalten werden.

Jedes Kind ist einmalig und findet seine ganz eigenen Ausdrucksformen, die oft nur Vater und Mutter verstehen. Eng gewickelten Kindern wird ein Teil dieser Ausdrucksmöglichkeiten genommen.

Wickelmethoden ändern sich je nach Kultur

Das heutige „Pucken“ ist eine uralte Wickelmethode. Schon in antiken Gräbern fanden sich Statuen von eng gewickelten Säuglingen. Durch das feste Wickeln wollte man einer Verkrümmung vorbeugen.

Mit der Aufklärung im 17. Jahrhundert änderte sich die Einstellung. Kinder sollten nicht durch die Kleidung eingeengt werden. In bäuerlichen Gegenden hielten sich jedoch noch länger Formen der Einschnürung, die praktisch war, weil man so die Kinder neben dem Acker ablegen konnte. Gelegentlich wurden die Kinder auch durch Mohnsäckchen, auf denen sie herumkauen konnten, oder mit etwas Schnaps betäubt, damit sie Ruhe hielten, während die Eltern auf dem Feld schufteten.

In Afrika, Asien und Südamerika tragen viele Mütter ihre Säuglinge nackt am Körper. Sie nutzen dabei einen Mechanismus der Natur: Einige Sekunden bevor der Säugling Urin und Stuhl ausscheidet, stößt er einen charakteristischen Schrei aus und macht mit dem Körper und den Beinchen ruckartige Bewegungen. So ist die Mutter gewarnt und kann den Säugling weit genug weghalten, damit sie nicht beschmutzt wird. Auch hierzulande geborene Kinder zeigen anfangs dieses Verhalten, aber da nicht darauf reagiert wird, verliert es sich schon nach wenigen Wochen.

Kurt-Helmuth Eimuth, Sara Wagner

Evangelisches Frankfurt April 2012

Nicht nachlassen, Herr Becker!

Evangelisches Frankfurt März 2012

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser 

Der Ausbau der Kinderbetreuung geht langsamer voran als geplant. Die Gründe sind vielfältig, auch nachvollziehbar und doch kann das Eltern nicht trösten, die verzweifelt einen Betreuungsplatz für ihr Kind suchen. Besonders prekär ist die Lage in Frankfurt bei den ganz Kleinen und den Großen: Vor allem Krippen- und Hortplätze sind rar.

Grund ist der Geburtenanstieg und der Zuzug junger Familien nach Frankfurt: Jedes Jahr wächst die Zahl der Kinder um etwa 400. Frankfurt ist eben eine Kinderstadt. Und das nicht nur in den Neubaugebieten wie etwa dem Riedberg. Besonders beliebt bei jungen Familien sind auch das Nordend, das Ostend und Sachsenhausen.

In der Summe hat die Stadt seit 2003 bereits weit über 8.000 Kinderbetreuungsplätze neu geschaffen. Eine gewaltige Anstrengung und ein gewaltiges finanzielles Engagement. Jetzt hat der Kämmerer die Reißleine gezogen. Nicht mehr für jedes zweite Kind soll ein Krippenlatz zur Verfügung stehen, sondern nur noch für vierzig Prozent. Mit Recht kann Uwe Becker auf die fehlenden Immobilien, auf fehlende Fachkräfte und auf die erschöpfte Bundesförderung verweisen. Ist zwar nachvollziehbar, war aber vorhersehbar.

Es bleibt also die Frage: Wie will die Stadt den Rechtsanspruch auf eine Betreuung auch der Jüngsten ab dem 1. August 2013 erfüllen? Oder wird sich die Politik aus der Verantwortung stehlen, in dem sie schnell noch eine Übergangsregelung erlässt? Eltern und Gesellschaft haben ihre Einstellung zur Kinderbetreuung in den letzten Jahren verändert. Die hohe Akzeptanz wird dazu führen, dass selbst die jetzt nicht erfüllten Planzahlen dem tatsächlichen Bedarf hinterherhinken.

Die familiäre Planung geht heute davon aus, dass nach der Elternzeit ein Krippenplatz, dann ein Kindergartenplatz und mit der Einschulung eine entsprechende Betreuung in der Schule oder im Hort zur Verfügung steht. Nur so kann eine Berufstätigkeit beider Eltern ermöglicht werden.

Eine Gesellschaft, die demnächst unter einem dramatischen Fachkräftemangel leiden wird, kann es sich nicht leisten, Eltern hier kein attraktives Angebot zu machen. Wir brauchen mehr und wir brauchen sehr gute Kinderbetreuungseinrichtungen. Hier darf nicht gespart werden. Der Kinder wegen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen. Nachlassen, Herr Becker, gilt nicht.

Kurt-Helmuth Eimuth

Familie ein weltlich Ding

Familie ein weltlich Ding
Suchbewegung einer Fachtagung

Spannend: „Familien stärken in evangelischer Perspektive“ so das Tagungsthema des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD vom 2. bis 3. Februar in Eisenach. Ergebnis: „Familie lebt in vielen Formen. Wir müssen uns darauf einstellen.“
Landesbischof Jochen Bohl fasste die Erhebungen zur Familie in seinem Beitrag präzise zusammen. Familie verändert sich rasant. Der Zeitpunkt der Familiengründung verschiebt sich nach hinten. Eine Frau bekommt mit 29 Jahren ihr erstes Kind (im Durchschnitt). Die Kinderzahl pro Frau beträgt zwei Kinder, allerdings nimmt der Anteil von Männern und Frauen ohne Kinder zu. Er beträgt bei den 27 bis 31jährigen 60 Prozent. In Sachsen werden 62 Prozent der Kinder nicht-ehelich geboren.

Und auch die Rahmenbedingungen scheinen für die Kinder schlechter zu werden. Ein steigender Teil der Kinder hätten bereits in den ersten Lebensjahren erhebliche Defizite. So machten 13 Prozent der Sachsen keinen Schulabschluss, die Zahl der von der Schulpflicht befreiten Kinder steige. „Dies hat auch mit der mangelnden Erziehungskompetenz der Eltern zu tun“, sagt der Bischof. Das könne man nur mit Sorge betrachten.

Für Jochen Bohl ist Ehe und Familie „ein weltlich Ding und kein Sakrament“. Doch sie seien das Leitbild für das er werbe. Heute seien die Familien zerbrechlich geworden, doch das Band der Generationen sei unzertrennlich. Deshalb sei es Aufgabe der Kirche Familien in ihrer Bindungsfähigkeit zu stärken.

Die Erhebung des Sozialwissenschaftlichen Instituts in drei Landeskirchen ergab, dass die Hilfen für Familien stark versäult und zudem in den Landeskirche sehr unterschiedlich organisiert sind. Glaubt man sofort und freut sich, dass dieses nach 18monatigem wissenschaftlichen Mühen bestätigt wurde.

Schade, dass die Tagung Familie nicht in ihren unterschiedlichen Milieus, wie dies etwa die SINUS-Studie macht, in den Blick genommen hat. Erst mit Kenntnis der Verhaltensmuster dieser Milieus kann Kirche ernsthaft eine Perspektive entwickeln. Vorbild könnte die Studie „Eltern unter Druck – Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern in verschiedenen Lebenswelten“ der Konrad Adenauer Stiftung sein. Man darf gespannt sein, ob die vom Rat der EKD eingesetzte Kommission dies leisten wird. Ein entsprechende Denkschrift wird seit gut zwei Jahren vorbereitet.
Kurt-Helmuth Eimuth

Richtfest in der Wartburggemeinde

Richtfest in der Wartburggemeinde 

Ortstermin in der Bornheimer Wartburggemeinde, 1. Dezember, 14 Uhr. Der Rohbau der neuen Krabbelstube ist fertig, die erste Etappe geschafft. Der Richtkranz hängt. „Maurer und Zimmerleut haben keine Mühe gescheut“, verkündet der Polier, was Pfarrer Thomas Diemer bestätigt: „Es wurde bei Regen, Sonne, Schnee, Sandsturm gearbeitet, einmal sogar nachts bei Lampenschein.“ Und himmlische Unterstützung war ebenfalls vorhanden. „Wo der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wo der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst“, zitiert Pfarrer Diemer aus Psalm 127.

Auf diese Weise ist mit viel Engagement und Gottes Hilfe auf dem Grundstück in der Hartmann-Ibach-Straße neben Kirche, Pfarrhaus und Gemeindezentrum ein zweistöckiger Bau entstanden, der sich harmonisch einfügt, es bleibt viel Platz für ein Freigelände, insgesamt ein gelungenes Ensemble. Das Ambiente wird abgerundet durch einen kleinen städtischen Park. „Die eigentliche Sensation ist ja: Das ist eine Idylle wie auf dem Land. Wir sind hier im Grünen und das mitten in Bornheim,“ sagte der Leiter des Arbeitsbereiches Kindertagesstätten des Diakonischen Werkes für Frankfurt des Evangelischen Regionalverbandes, Kurt-Helmuth Eimuth.

In den nächsten Monaten wird das Projekt fertiggestellt, viel Glas soll verwendet werden, für helle sonnendurchflutete Räume. Die Kosten für das Vorhaben belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Bauherr ist der Evangelische Regionalverband Frankfurt. Ab dem Spätsommer 2012 wird dann die neue Krabbelstube einziehen, fünf Gruppen für Ein- bis Dreijährige, für insgesamt 50 Kinder, sind geplant. Der Bedarf ist vorhanden, wie die Entwicklung im Stadtteil zeigt. Von 30 Taufen im Jahr 2011 berichtet Pfarrer Diemer. Ein Rekord in seiner Amtszeit.
Barbara Kernbach
Evangelisches Frankfurt via facebook 4. Dezmeber 2011

Richtfest    Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Wartburggemeinde feiert Richtfest der Krabbelstube: Große Nachfrage nach den 50 Betreuungsplätzen

Frankfurter Neue Presse 2,12.2011

Wartburggemeinde feiert Richtfest der Krabbelstube: Große Nachfrage nach den 50 Betreuungsplätzen

Richtfest

Richtfest der Kita der Wartburggemeinde in Frankfurt-Bornheim Foto: Eimuth

Auf dem Gelände der evangelischen Wartburggemeinde entsteht derzeit ein Neubau für eine Krabbelstube. Der Abschluss der Rohbauarbeiten wurde gestern mit einem Richtfest gefeiert. Die Baukosten betragen 2,45 Millionen Euro.

Von Alexandra Flieth

Nordend. Auch die Kleinen vom Kindergarten waren gekommen und feierten gestern das Richtfest für die neue Krabbelstube der Wartburggemeinde. Foto: RüfferNeugierig und mit großen Augen blicken die Mädchen und Jungen des Kindergartens der evangelischen Wartburggemeinde nach oben und beobachten, wie der Kran den Richtkranz in die Höhe zieht. Zwar sind die Knirpse schon zu alt für die neue Krabbelstube auf dem Gemeindegelände in der Hartmann-Ibach-Straße 108, doch Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren werden im Stadtteil dringend benötigt.

Liste mit Anfragen

Bei einer Abdeckung von 19 Prozent im Nordend sind die vorhandenen Plätze sehr begehrt und die Wartelisten bei den entsprechenden Einrichtungen lang. Kein Wunder, dass sich nicht nur Pfarrer Thomas Diemer von der evangelischen Wartburggemeinde über den Neubau der Kindertagesstätte auf dem Kirchengelände freut. „Obwohl der Rohbau gerade erst fertiggestellt wurde, gibt es bereits eine Liste mit Anfragen von Eltern, die ihre Kinder anmelden möchten“, schildert er. 50 Betreuungsplätze für Mädchen und Jungen von 0 bis 3 Jahren, verteilt auf fünf Gruppen, soll es künftig hier geben. „Der Verlauf der Bauausführung ist absolut im Zeitplan. Gut sechs bis sieben Monate wird es noch bis zur Fertigstellung dauern“, sagt der planende Architekt Ferdinand Heide.

Der Bau, der auf der Kirchwiese in direkter Nachbarschaft zur Kirche selbst gebaut wird, weist einige Besonderheiten auf: Die Außenwände sind zum Teil in einer Klinkersteinfassade errichtet. Des Weiteren sollen die Räume großzügig verglast werden und sind nach Süden hin ausgerichtet, damit viel Sonnenlicht hinein scheinen kann.

Es gibt ein Erdgeschoss und eine Etage. „Außerdem sei eine großzügige Freifläche geplant“, fügt Heide hinzu. Zudem ist im Neubau ein Foyer vorgesehen, das Raum für Gespräche ermöglichen soll. „Der Evangelische Regionalverband Frankfurt (ERV) macht beim Kita-Ausbauprogramm der Stadt mit“, sagt Kurt-Helmuth Eimuth, Leiter des Arbeitsbereiches Kindertagesstätten des Diakonischen Werks für Frankfurt des Evangelischen Regionalverbandes. „In der Wartburggemeinde bestand schon seit langem der Wunsch nach einer Kindertagesstätte für Mädchen und Jungen unter drei Jahren.“

Nur ein Kindergarten

Die evangelische Wartburggemeinde hat zurzeit nur einen Kindergarten für Mädchen und Jungen ab drei Jahren in der Eichwaldstraße 84, nicht weit von der Kirche und dem Gemeindehaus entfernt. Dort gibt es insgesamt 63 Plätze. Der Neubau der Krabbelstube ergänzt das Betreuungsangebot. „Uns liegt es sehr am Herzen, dass es eine enge Verbindung zwischen den Kindereinrichtungen und der Gemeinde geben wird.“ Gerade die Arbeit mit den Kindern und ihren Eltern sei in der Kirchengemeinde ein zentrales Anliegen. „Wir hatten in diesem Jahr 30 Taufen. Das ist die höchste Zahl seit Beginn meiner Tätigkeit hier vor 20 Jahren“, freut sich Pfarrer Diemer. „Ich finde es toll, dass sich die neue Einrichtung mitten im Stadtteil befindet und trotzdem im Grünen liegt. Das ist für die Kinder einfach sensationell schön“, findet Eimuth. Der Bedarf an Einrichtungen für unter dreijährige Kinder sei in Frankfurt riesengroß. Mit weiteren geplanten Bauprojekten für diese Altersgruppe werde der Regionalverband einen Beitrag zur Erhöhung der Abdeckung von Betreuungsplätzen in der Stadt leisten.

Kitas stehen vor massivem Fachkräftemangel

Kitas stehen vor massivem Fachkräftemangel

Stefan Sell bei seinem Vortrag in der Gethsemanekirche. Foto: Eimuth 

Für zu niedrig angesetzt hält Stefan Sell, der Direktor des Instituts für Bildungs- und Sozialpolitik der Fachhochschule Koblenz, Schätzungen, wonach in Hessen in zwei Jahren lediglich 3500 pädagogische Fachkräfte für Kindertagesstätten und Krabbelstuben fehlen werden. Diese Zahlen hatte das Deutsche Jugendinstitut kürzlich veröffentlicht. Seine eigenen Erhebungen in Bezug auf Rheinland Pfalz hätten ergeben, dass dort bereits im kommenden Jahr rund 6000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden.

Sell sprach bei einem Fachtag des Diakonischen Werkes für Frankfurt in der Gethsemanegemeinde, an dem rund 150 Erzieherinnen und einige Erzieher aus Frankfurter evangelischen Kitas teilnahmen. Dabei ging es auch um gestiegene Anforderungen: Längere Öffnungszeiten, Flexibilisierung und massiver Ausbau des Angebots für Kinder unter drei Jahren. Außerdem gälten Kitas zunehmend als Institutionen, die gesellschaftliche und familiäre Defizite ausgleichen sollen, seien mit immer höheren bildungspolitischen Erwartungen konfrontiert, so der zuständige Arbeitsbereichsleiter Kurt-Helmuth Eimuth.

Die Anerkennung der Erzieherinnen sei hingegen nicht gestiegen, kritisierte Sell. Im Gegenteil: Erzieherin habe sich von einem „richtigen“ Beruf zu einem „Zuverdienst“ entwickelt, mit niedriger Vergütung und oft in Teilzeit. Der Nachwuchs bringe daher heute im Schnitt schlechtere Voraussetzungen mit als vor zwanzig Jahren, so Sells Einschätzung. Damals hätten noch häufig Abiturientinnen eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht.

bak/as.

Evangelisches Frankfurt Nov 2011

 

Vom Keltenritual zum Massenspektakel – Halloween

Kirche Intern November 2011

Kinder brauchen männliches Gegenüber