Archiv für Presse

Kitas vermitteln Wissen kreativ

Evangelisches Frankfurt Oktober 2008

Kitas vermitteln Wissen kreativ
Fortbildung für Erzieherinnen zu projektbezogenem Lernen

„Unsere Aufgabe als Erzieherinnen war es, den Kindern, die auf ein Forschungsgebiet gestoßen waren, immer wieder Material zur Verfügung zu stellen und sie dann machen zu lassen“, erzählt Petra Lauer, Leiterin der Kindertagesstätte Sternenreich in der Martinusgemeinde in Schwanheim. Soviel Vertrauen in kindliche Entdeckerfreude und Forschergeist löste eine Welle der Begeisterung und Schaffensfreude aus, die auch 19 andere evangelische Kindertagesstätten erreichte: Zwei Jahre lang hatten sie an der Fortbildungsreihe „Der Zeit auf der Spur – Bildung von Anfang an – Lernwerkstätten zum Bildungsplan“ teilgenommen, die von ihrer Fachberatung initiiert worden war. Angeregt und begleitet wurden die Erzieherinnen dabei von zwei Referenten der Fortbildungsstätten für pädagogische Praxis in Hessen, die„intelligent, kreativ und einrichtungsspezifisch“ arbeiteten, wie Fachberaterin Magdalena Lagemann in der abschließenden Präsentation hervorhob.

„Die Fortbildung war glücklicherweise zunächst ganz praktisch und auf Materialien bezogen“, lobte Christine Funk-Geissler, die die Villa Kunterbunt in der Regenbogengemeinde in Sossenheim leitet. „Das hat bei uns eine Lawine ausgelöst. Wir haben vier Räume in unserer Kita neu gestaltet, in denen wir den Kindern jetzt verschiedene Materialen zur Verfügung stellen.“ In der eigentlichen Projektarbeit beschäftigten die Kinder sich dann zunächst mit Steinen, bevor sie auf das Thema Dinosaurier stießen. Die Erzieherinnen stellten Materialien zum Basteln, Begreifen und Formen, Sachbücher und Internetseiten zur Verfügung, die Kinder fragten immer weiter und bastelten ganze Dinosaurierlandschaften.

Die Kita der Wicherngemeinde in Praunheim präsentierte große Höhlen, in die die Kinder Bären und Fledermäuse aus Pappmaschee gesetzt hatten. Die Thomas-Kita aus Heddernheim dokumentierte, wie die Kinder zunächst an einem Haus in der Nachbarschaft mitbauten und sich mit Architektur beschäftigten, bevor sie auf die Römerstadt aufmerksam wurden: Das führte zu archäologischen Grabungen, Geschichtsfragen, Töpferwerkstatt, Besuchen im Denkmalsamt und auf der Saalburg sowie einer ersten Berührung mit Latein.

„Wie man an diesem Projekt sieht, kann Bildung Spaß machen“, unterstrich Kurt-Helmuth Eimuth, der Leiter des Arbeitsbereiches Kindertagesstätten im Diakonischen Werk für Frankfurt.
Bildung nach evangelischem Verständnis meine dabei ein ganzheitliches Geschehen der Persönlichkeitsbildung, die sich an der Einsicht ausrichtet, dass der Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen ist, und das Seele, Verstand und Körper gleichermaßen umfasst.

Stephanie von Selchow

Den Stummen eine Stimme (Jürges)

Den Stummen eine Stimme
Veranstaltungen zum 25. Todestag von Familie Jürges

[30.04.2008] Vor 25 Jahren starb die Pfarrersfamilie Jürges. Martin Jürges, Pfarrer der evangelischen Gutleutgemeinde, seine Frau Irmtraud, Sohn Jan (11), Tochter Katharina (1), Mutter Erna (77) und Nichte Gesine Wagner (19) sind auf dem Weg zu einem Familienausflug ins Grüne, als am 22. Mai 1983 ihr Auto auf der Autobahn von brennenden Wrackteilen eines Militärjets getroffen wird.
Zur Erinnerung an das engagierte Pfarrerehepaar und seine Familie lädt die Evangelische Hoffnungsgemeinde zu mehreren Veranstaltungen ein.
Am Pfingstsonntag, 11. Mai, um 12 Uhr findet ein Gedenken an der Unfallstelle am Kreuz an der Einmündung Otto-Fleck-Schneise statt.
Am Dienstag, 20. Mai, um 19 Uhr wird im Martin-Jürges-Haus, Gutleutstraße 131, eine Ausstellung zu Leben und Wirken eröffnet. Zu Gast ist Ulrike Bremer, Autorin des HR-Films „Die tödliche Flugschau von Frankfurt“. Zu sehen ist die Ausstellung bis 1. Juni täglich von 13 bis 18 Uhr.
Einen Gottesdienst zum Gedenken an Familie Jürges gestalten Diakon Kurt Kirmes sowie der Posaunen- und der Kirchenchor der Hoffnungsgemeinde am Sonntag, 25. Mai, um 10 Uhr in der evangelischen Gutleutkirche, Gutleutstraße 121.
Texte von Irmtraud Jürges-Kießling, Martin Jürges und Gesine Wagner sind am Dienstag, 27. Mai, um 19 Uhr im Martin-Jürges-Haus, Gutleutstraße 131, zu hören. Unter dem Titel „Im Feuer ist mein Leben verbrannt“ lesen Kurt-Helmuth und Marion Eimuth. Musik kommt von Marion Eimuth und Lutz Lemhöfer.

Um christlichen Fundamentalismus

Frankfurter Rundschau 4.3.08
geht es in einer Fortbildung für Lehrer , die
das Religionspädagogische Amt der evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau am 22. April (15 bis 18 Uhr) in der Rechneigrabenstraße 10 veranstaltet. Referenten sind der Weltanschauungsbeauftragte des katholischen Bistums Limburg, Lutz Lemhöfer, und der Sektenexperte Kurt-Helmuth Eimuth. Anmeldung unter 92 107-333 oder
per Email rpa.frankfurt@ekhn.de.

Krippen akut in Not

Frankfurter Rundschau 23.2.08
VON MARTIN MÜLLER-BIALON
Schwierig ist die Lage ist schon jetzt: Besonders wenn Virusinfektionen umgehen, kommt es in den Krippen und Krabbelstuben immer wieder zu Engpässen. Denn bei dem besonders engen Kontakt zwischen Kleinkindern und Betreuern sind oft auch die Erzieher betroffen. „Es kommt immer wieder vor, dass ich meinen Sohn beim Abholen mit einer ihm nicht vertrauten Person in nicht vertrauten Räumen vorfinde“, berichtet eine Mutter der städtischen Krippe „Kunterbunt“ in Bornheim. Sie habe oft „kein gutes Gefühl“, wenn sie ihr Kind zur Krippe bringe. „Das liegt aber nicht an den Erzieherinnen, es gibt zu wenig Personal.“

Nach den Vorgaben der hessischen Verordnung für die frühkindliche Betreuung ist das Personal ausreichend. „Wenn alle da sind, reicht der Stellenplan aus“, sagt „Kunterbunt“-Leiterin Christina Spaethen. Immer wieder gebe es aber Ausfälle wegen Fortbildungen oder Erkrankungen der Kolleginnen.

„Wir versuchen dann, im Sinne der berufstätigen Eltern die Gruppen trotzdem offen zu halten.“ Die Zahl der „Springerinnen“ – zurzeit ist eine für zwei Krippen zuständig – zu verdoppeln, wie es der Kita-Gesamtelternbeirat fordert, hält die Leiterin für wünschenswert.
Erzieher in Frankfurt
3200 Erzieher-Stellen gibt es nach der jüngsten Erhebung (Stand 2005) in den Krippen, Kindergärten und Horten städtischer sowie freier und kirchlicher Träger. Seitdem sind mehr als 2200 neue Betreuungsplätzen – das macht etwa 150 weitere Stellen – geschaffen worden.Das Ausbauprogramm (6000 zusätzliche Krippenplätze, Personalaufstockung in den Kitas) macht die Schaffung weiterer 1600 Jobs bis 2013 erforderlich. Ab dann gilt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz.

Keine gute Ausgangslage für die gigantische Aufgabe, die die Stadt in den kommenden fünf Jahren zu stemmen hat: Der vom Bund beschlossene Rechtsanspruch für einen Krippenplatz ab 2013 bedeutet eine glatte Verdreifachung der Plätze und des Fachpersonals. Zu den derzeit 3200 Krippenplätzen bei der Stadt sowie freien und kirchlichen Trägern müssen weitere 6000 geschaffen werden.

Bei einem Stellenschlüssel von 1:5 (eine Erzieherin, fünf Kinder) bedeutet das 1200 neue Stellen – derzeit sind es 640. Weitere 400 Erzieher-Stellen will die Stadt freiwillig schaffen – die Aufstockung des Personalschlüssels von eineinhalb auf zwei Stellen je Kindergartengruppe läuft derzeit.

Wie das gehen soll, weiß zurzeit niemand. „Engpässe gibt es schon jetzt, der Ausbau kommt oben drauf“, sagt etwa Kurt-Helmuth Eimuth, Abteilungsleiter im für die evangelischen Kitas zuständigen Diakonischen Werk. Eimuth leitete bis 2005 die Erzieherschule im Diakonissenhaus, deren Betrieb ausläuft.

Fehlende Ausbildungsplätze

Eine Entscheidung, die sich nun rächt. Denn die Berta-Jourdan-Schule kann als Berufsschule für pädagogische Berufe den Bedarf nicht decken. So wird nun im Schul- wie im Sozialdezernat nach alternativen Lösungen gesucht. Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne) hat bereits eine Werbekampagne für den Erzieherberuf angekündigt, wobei besonders die in den Kitas stark unterrepräsentierten Männer angesprochen werden sollen.

Zudem erwäge man, wie Eimuth berichtet, ein Quereinsteigerprogramm. „Dabei könnten Leute qualifiziert werden, die eine ähnliche Ausbildung oder Qualifikation mitbringen.“ In Einzelfällen sei auch die Einarbeitung von Naturwissenschaftlern denkbar. Gegen solche Überlegungen steht freilich die Kita-Verordnung, wie Rainer Lossa vom Stadtschulamt betont. „Wir dürfen den Fachkraft-Status nicht aufgeben.“

Das Qualifizierungs-Modell der Werkstatt Frankfurt würde diese Problem lösen. Im Benehmen mit der Berta-Jourdan-Schule erwägt die Werkstatt, arbeitslose und allein erziehende Frauen für den Erzieher-Beruf zu gewinnen. „Ich gehe davon aus, dass etwa 100 bis 120 von ihnen die nötige Eignung haben“, sagt Geschäftsführer Conrad Skerutsch. Diesen Frauen soll eine stark praxisorientierte Umschulung angeboten werden.

"Kinder müssen selbst aktiv werden“

Fachtag für Erzieherinnen über neue frühpädagogische Erkenntnisse

Die Frühpädagogik ist im Umbruch. Erzieherinnen in den Kindertagesstätten sollen die Kinder nicht nur beaufsichtigen, sondern fördern und bilden. Unter dem Motto „Bildung bewegt“ stand daher ein Fachtag für die Erzieherinnen und Erzieher in den 78 evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt, die täglich von fast 5000 Kindern besucht werden.

Erstmals waren auch die Grundschullehrerinnen und -lehrer eingeladen. Damit setzten die beiden Veranstalter, das Religionspädagogische Amt und das Diakonische Werk für Frankfurt, die Forderung des Hessischen Bildungsplans nach verstärkter Kooperation von Schule und Kindergarten um.

Die Freude an Büchern ist ganz wichtig für die frühkindliche Bildung. Bei den „Kinderlesetagen“ der Christuskirchengemeide in Nied konnten Kinder aller Altersstufen sich spannende Geschichten vorlesen lassen und in Büchern schmökern. | Foto: Oeser

Die Freude an Büchern ist ganz wichtig für die frühkindliche Bildung. Bei den „Kinderlesetagen“ der Christuskirchengemeide in Nied konnten Kinder aller Altersstufen sich spannende Geschichten vorlesen lassen und in Büchern schmökern.
Foto: Oeser

Die Bedeutung der frühen kindlichen Bildung hob Bernhard Kalicki vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München hervor. Die neuere Hirnforschung zeige, so der Hochschullehrer, dass die strukturelle Reifung des Gehirns bei der Geburt noch lange nicht abgeschlossen sei, sondern sich bis zur Pubertät fortsetze. Be­ einflusst von Sinnessignalen vollziehe sich ein stetiger Umbau von Nerven­ verbindungen, wobei nur ein Drittel der Verbindungen erhalten blieben. Deshalb gelte es, einen aktiven Konstruktionsprozess zu fördern. Die Kinder müssten selbst aktiv werden. Dies gelte für alle Bereiche des Lernens, für den Spracherwerb ebenso wie für motorische Fähigkeiten. Erzieherinnen müssten sich deshalb als „Moderatorinnen von aktiven Bildungsprozessen“ verstehen, so Kalicki.

Wie dies konkret umgesetzt werden kann, erfuhren die über 200 Teilnehmerinnen des Fachtages in zahlreichen Seminaren. So ist etwa die Hinführung zu den Naturwissenschaften und zur Mathematik in den Kindergärten keineswegs mehr exotisch. Allerdings staunten die Erzieherinnen, als der Hochschullehrer die Kindergruppengröße im internationalen Vergleich präsentierte: In Amerika sind 18 Kinder, in der Europäischen Union 12 bis 15 Kinder in einer Gruppe untergebracht; in Frankfurt dagegen sind es 21, in Hessen sogar 25 Kinder.

Als „ureigenste Aufgabe von Kirche“ bezeichnete Kurt-Helmuth Eimuth vom Diakonischen Werk für Frankfurt die Arbeit der Kindertagesstätten. Bildung gehöre zum Kerngeschäft der Kirche, denn mit der Geburt trete der Mensch in den Raum der Bildung ein. Der Pädagoge betonte, dass schon am Anfang der kirchlichen Kinderbetreuung im 17. Jahrhundert den Kindern eben nicht nur eine warme Suppe, sondern auch schon Bildung vermittelt wurde. Die damalige Bezeichnung „Kleinkinderschule“ weise darauf hin. Eimuth: „Bildung ist ein Markenzeichen des Protestantismus. Schon immer gehörten Diakonie und Bildung zusammen.“

truk

Evangelisches Frankfurt Feb 2007

Parolen lassen erschaudern

www.mittelhessen.de
Hinterländer Anzeiger
Parolen lassen erschaudern

25.06.2005

Von Irmela Dörries-Müller
Tel.: (0 64 61) 92 81 44
E-Mail: I.Doerries@mail.mittelhessen.de

Es war ein Thema, bei dem es einem eiskalt den Rücken herunter laufen konnte: Die „Apologetischen Studientage“, zu denen der Evangelische Bund Hessen und Nassau regelmäßig einlädt, beschäftigten sich in der Holzhäuser Freizeit-und Bildungsstätte des Dekanates Gladenbach mit der „Religion von rechts“. Die Zuhörer begegneten der „neuheidnischen Szene“ in ihren unterschiedlichen Ausprägungsformen. Und sie hörten dabei Sätze von solch menschenverachtender Härte, dass man kaum glauben mochte, dass sie im Deutschland des 21. Jahrhundert noch so propagiert werden. Referent des aufklärerischen Abends war Kurt-Helmuth Eimuth. Der Diplom Pädagoge war zehn Jahre lang Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Kirche in Frankfurt,

Über Neuheidentum und Rechtsradikalismus informierte das Seminar der evangelischen Kirche. Anlass waren auch die Nazi-Demonstrationen in Gladenbach.(Archivfoto: Tietz)

Dautphetal-Holzhausen. Eimuth stellte die lange Tradition der antichristlichen Bewegung vor, die einen Höhepunkt während des Dritten Reiches erlebte. Die Gruppen, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts existierten, legten mit ihrem völkischen Denken den Grundstein für die nationalsozialistische Rassenideologie. Die NSDAP habe so manchen Kader aus den nordisch-heidnischen Zirkeln rekrutieren können, so Eimuth. Diese neogermanischen Gruppierungen lehnten sowohl das Christentum als auch das Judentum und den Islam als „artfremde orientalische Religionen“ ab. Sie seien nicht nordisch, entsprächen der germanischen Rasse also nicht. Die neogermanische Ideologie, so erklärte Eimuth, fuße auf drei Prinzipien: der nationalen Gesinnung, dem Rassengedanken und dem Blutmythos. Hiermit werde ein „Führungsanspruch“ der „germanischen Rasse“ begründet.

Eimuth machte aber auch deutlich, dass nicht jede neuheidnische Gruppierung automatisch eine rechtsradikale sei. Es gebe unter den Gruppierungen auch solche, die sich ausdrücklich von Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit abgrenzten. Eimuth nannte als Beispiel die Gruppe „Rabenclan“.

Es gebe aber eben auch andere, denen man offenen Rechtsradikalismus nachweisen könne. Wenn dieser heidnisch begründet werde, sei es gefährlich. Eimuth zitierte den Extremismus-Forscher Heitmeyer, der als entscheidende Merkmale benennt: die Theorie der Ungleichheit sowie die Akzeptanz von Gewalt.

Warnend wies der Referent auf die Deckmäntel des neuen Rechtsextremismus hin. Er nannte sie „neogermanische Romantik“ oder auch „Germanenkult“. Auch Wikinger, Kelten oder Walhalla müssten oft genug herhalten, um die extremen Anliegen der Neuheiden zu transportieren. Eimuth sah den Versuch „unter dem Deckmantel der Brauchtumspflege sowie des Heimat- und Naturschutzes Jugendliche an rechtsextremistisches Gedankengut heran zu führen.“

Die „Einflugschneise“ für radikale Theorien in der Esoterik sei breit, meinte der Referent. Er nannte als Umschlagplätze für das Gedankengut esoterische Kleingruppen, satanistisch-sozialdarwinistische Gruppen, jugendsubkulturelle „Dark Wave“ Musik- und Kulturprojekte und verschwörungstheoretische Literatur.

Allerdings stelle der Rechtsextremismus anders als die meisten linksextremen Strömungen keine theoretisch durchgearbeitete Ideologie dar, sondern weise „unterschiedliche Begründungen und Ziele auf“, wie der Extremismusforscher Rainer Fromm festgestellt hat.

Eimuth skizzierte in seinem Vortrag verschiedene Gruppierungen, die in der rechten neuheidnischen Szene besonders aktiv sind. Er nannte die 1981 gegründete „Universale Kirche“ und zitierte deren radikale Aussagen zum Judentum. Weiter stellte er den „Armanenorden“ vor, der eine neue „Urreligion“ verkünden will. Die heutige Kirche enthalte den Germanen ihre ureigene Religion in einer permanenten Inquisition vor, kritisiert die Gruppe. Sie setzt dem christianisierten Europa ein neuheidnisches Glaubensmodell entgegen und beansprucht für sich die „wahre Erkenntnis der göttlichen Weltordnung“ aufgrund germanischen und keltischen „Weistums“.

Bund der Goden

Der „Bund der Goden“ mit Sitz in Herborn gelte als aktivste Organisation im völkisch-religiösen Spektrum, berichtete Eimuth. Die Gruppe sehe das Praktizieren von Christentum als „schizophrenen Akt“.

Größte heidnisch-germanische Gruppe in Deutschland sei die „Artgemeinschaft e.V. Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“. Die Gruppe habe 120 Mitglieder, sei aber im Stande, zu ihren Veranstaltungen sehr viel mehr Menschen zu mobilisieren.

In der abschließenden Diskussion, an der sich auch Schüler eines Religionskurses der Gladenbacher Freiherr-vom-Steinschule lebhaft beteiligten, unterstrich Eimuth, die neuheidnische Bewegung sei zwar keine Massenbewegung, dennoch dürfe man sie nicht verharmlosen. Ihr Gedankengut falle bei manchem auf fruchtbaren Boden. Das rechtsextreme Potenzial in Deutschland sei nicht zu unterschätzen.

Position beziehen

„Christen müssen heute deutlich Position beziehen.“ Dazu ermutigte Dekan Matthias Ullrich in seinen abschließenden Worten. Ullrich erinnerte an die erfolgreiche Mobilisierung aller demokratischen Kräfte gegen die Nazi-Demonstrationen in Gladenbach. Die Erfahrungen dort seien auch Anlass dafür gewesen, das Thema Rechtsradikalismus während eines apologetischen Seminares aufzugreifen.

Vor 20 Jahren: Das schreckliche Ende eines Pfingstausflugs

Vor 20 Jahren Das schreckliche Ende eines Pfingstausflugs

FAZ

20.05.2003 ·  Sie waren befreundet, kannten sich aus der Jugendarbeit. „Er hat uns gefragt, ob wir mitkommen wollen“, erinnert sich Pfarrer Kurt-Helmuth Eimuth. In den Spessart mitkommen, am Pfingstsonntag bei herrlichem Wetter einen Ausflug ins Grüne machen.

Sie waren befreundet, kannten sich aus der Jugendarbeit. „Er hat uns gefragt, ob wir mitkommen wollen“, erinnert sich Pfarrer Kurt-Helmuth Eimuth. In den Spessart mitkommen, am Pfingstsonntag bei herrlichem Wetter einen Ausflug ins Grüne machen. Aber es ging nicht, die Schwiegereltern waren da. Eimuth wollte nicht glauben, was er abends erfuhr. „Es war unfaßbar, schrecklich, traurig.“ Weil er es nicht glauben konnte, rief er beim Flughafen an, fragte nach. Aber es stimmte. Der Ausflug hatte ein furchtbares Ende genommen. Aus buchstäblich heiterem Himmel war ein Kampfflugzeug abgestürzt, hatte Martin Jürges, dem Pfarrer der Gutleutgemeinde, seiner Frau, seinen zwei Kindern, seiner Mutter und seiner Nichte den Tod gebracht.

Eine Familie wurde ausgelöscht, von einem Moment auf den anderen. Es geschah am 22.Mai vor zwanzig Jahren. Vor zwanzig Jahren, das war die Zeit der Aufrüstung und der Friedensbewegung. „Frieden schaffen ohne Waffen“, lautete die Forderung auf ungezählten lila Tüchern. Auch Martin Jürges wollte mit solchen Tüchern am Kirchentag teilnehmen. Sie lagen schon bereit. Ausgerechnet die Familie eines Friedenskämpfers wurde in Friedenszeiten von den Trümmern eines explodierten Kampfflugzeugs getötet. Jedes Unglück ist schrecklich. Aber dieses hatte eine große Symbolkraft.

Flugzeug fiel wie eine Bombe vom Himmel

Der 22.Mai 1983: Im Stadtwald am Oberforsthaus feierten die Frankfurter, wie immer, schon am Pfingstsonntag Wäldchestag. Auf der Rhein-Main Air Base war Tag der offenen Tür. Flugvorführungen standen auf dem Programm, zum Beispiel jene des 439.Geschwaders der kanadischen Luftwaffe mit dem Namen „Tiger“. Am frühen Nachmittag stiegen die vier Starfighter auf. Ihre Piloten sollten keine akrobatischen Mätzchen vollführen, sondern militärische Routine-Formationen fliegen. Eine fünfte Maschine sollte im Abstand von 45 Sekunden der Vierer-Gruppe folgen. Doch die fiel wie eine Bombe auf den Autobahnzubringer, auf dem die Familie Jürges in ihrem hellblauen Kombi unterwegs war.

Bis heute ist die Ursache des Unglücks – der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten – nach den Worten von Polizeisprecher Franz Winkler nicht bekanntgeworden. Er hatte damals Dienst. „Das war schon heftig.“ Winkler hat es nicht vergessen, wie nach und nach die Nachricht von den Toten zu ihm drang. Martin Jürges wäre jetzt 60 Jahre alt, seine Mutter Erna 97 Jahre, seine Frau Irmtraud 58 Jahre, sein Sohn Jan 31 Jahre, seine Tochter Katharina 21 Jahre, seine Nichte Gesine Wagner, sie starb knapp drei Monate später an ihren Brandverletzungen, 39 Jahre.

Einig schon vor der Zwangsvereinigung

Karsten Petersen, weiland Pfarrer der Weißfrauengemeinde im Bahnhofsviertel, saß zu Hause, als am späten Nachmittag das Telefon klingelte. Auch er konnte es nicht glauben. Kollegen kamen, alle waren fassungslos, der Gedenkgottesdienst tags darauf in der Gutleutgemeinde wurde verabredet. Pfarrer Petersen hielt die Predigt. Beruflich hatten er und Jürges ohnehin ein Team gebildet, alles besprachen sie miteinander, den Konfirmandenunterricht ebenso wie den Auftritt im Ortsbeirat („Wir waren immer da.“) Man habe sich stets etwas Besonderes einfallen lassen müssen. Das habe Martin Jürges auch so gefallen. Heute sind die Gutleut- und die Weißfrauengemeinde „zwangsvereinigt“. Das verlangt Kirchenpolitik in Zeiten, in denen es auch der evangelischen Kirche nicht mehr so gut geht. „Wir waren damals schon vereinigt, zumindest auf der Pfarrer-Ebene“, sagt Petersen. Martin Jürges hatte das Schicksal aber nur gut zwei Jahre in der Gutleutgemeinde gegeben.

Die Matthäusgemeinde ist nun als Dritte im Bunde. Zu dritt haben sie sich den schönen Namen „Hoffnungsgemeinde“ gegeben. Er hätte Martin Jürges gefallen, ihm, dem Hoffnungsträger für die Bewohner eines problematischen Viertels, der immer einer der ersten war, der sich öffentlich – das konnte er gut – zur Wehr setzte, wenn er meinte, auch nur einen Hauch von Ausländerfeindlichkeit zu spüren, oder wenn die Stadtväter nicht einsehen wollten, daß mehr getan werden müßte für die Leute eines sozial schwierigen Stadtteils. Da konnte er hartnäckig sein, kam er schon einmal unangemeldet in die Zeitungsredaktion. „Gutleut: Symbol der Hoffnung“. So lautete das Motto des Schweigemarsches am Tag, als die Familie Jürges zu Grabe getragen wurde.

„Da fehlt einer“

Schon als Stadtjugendpfarrer – er war es zehn Jahre lang – hat sich Jürges mit der Stadt oder mit Kirchenoberen angelegt. Manchen waren seine Positionen zu links. Die Jugendlichen aber schätzten ihn. Roland Frischkorn war in jenen Tagen DGB-Jugendsekretär und Jürges‘ Nachfolger als Vorsitzender des Stadtjugendrings. Heute ist er bei einer Wohnungsbaugesellschaft. Er trifft sich immer noch gelegentlich mit seinen Nachfolgern im Amt. Und irgendwann kommt dann der Punkt, an dem die ins Alter gekommenen Jugendvertreter von einst sagen: „Da fehlt einer.“

„Es geht nicht aus den Köpfen derer, die es damals miterlebt haben“, sagt Pfarrer Petersen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Starfighter nur ein paar hundert Meter weiter abgestürzt wäre. Hunderttausende – die Amerikaner sprachen von 400000 – schauten den Flugvorführungen zu, Tausende feierten im Stadtwald. Seitdem gibt es in Frankfurt keine Flugschau mehr. Die Stadt entging knapp einer Katastrophe. Auch deswegen geht das Unglück nicht aus den Köpfen derer, die es miterlebt haben.

CORNELIA VON WRANGEL

Der Morgenstern ist aufgedrungen

Frankfurter Neue Presse 7.12.02
Das Adventssingen geht ins zweite Wochenende

Frankfurt. Das Adventliedersingen in der Liebfrauenkirche —es beginnt täglich um 19 Uhr geht heute ins zweite Wochen­ende,

Mehrere Köche verderben den Brei“, heißt es, Ob dies auch für die musikalische Mischung ,,Der Morgenstern ist aufgedrungen“ zutrifft kann heute Abend in dem katholischen Gotteshaus auf dem Liebfrauenberg überprüft wer­den. Immerhin hat das Werk drei Verfasser. Daniel Rump bearbeit­ete 1575 ein weltliches Lied mit sehr ähnlichem Text und über­nahm möglicherweise auch des­sen Melodie. Dabei handelt es sich um ein ,,Tage- und Wächterlied“, in dem der Wächter mit sei­nem Weckruf zwei Liebende auf­fordert, wieder auseinander zu gehen. Es folgt ein schmerzlicher Abschiedsdialog.

Das ungebräuchliche Wort „aufgedrungen“ stammt aus der Vorlage und Rump deutet den Morgenstern, der am Himmel aufsteigt , auf die Erscheinung Christi. In der zweiten Strophe übernimmt er das Motiv der Wächter auf der Zinne.

Otto Riehtmüller fügte um 1900 das Bild des Bräutigams aus dem Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen hinzu und machte das Lied in sechsstrophiger Fassung bekannt, indem er es 1932 in seiner Sammlung ,,Ein neues Lied“ veröffentlichte.

Wilhelm Witzke gab 1925 ein Liederbuch heraus, in welchem das Lied in anderer Strophen-kombination zu finden ist. Die erste  stammt von Rump, die bei­den folgenden von Witzke, worin er das Motiv der Rückkehr ins Pa­radies betont,

Beim Abdruck im Evangeli­schen Gesangbuch hat man sich der drei Quellen bedient. Die heu­te gesungene Fassung ist eine Be­arbeitung von Michael Prätorius, entstanden im Jahr 1609. Sie wird dargeboten von dem Barock-Trio Liebfrauen, Ute Wischniow­ski (Sopran), Clare Tunney (Vio­loncello) und Peter Reulein (Continuo, Tenor). Interessantes über das musikalische Werk weiß Pater Christophorus Goedereis zu berichten.

Wir drucken auch die beiden Adventslieder des Wochenendes wieder ab, damit unsere Leser sie ausschneiden können und zum Singen in die Liebfrauenkirche mitbringen. (wa)

Morgen, zweiter Advent, erklingt um 19.80 Uhr das Lied ,Auf dem Berge, da gehet der Wind‘, vorge­tragen von dem Blockflöten­ensemble (Leitung: Elfriede Eigen). Moderatorin ist Pfarrerin Marion Eimuth. Das Lied hat keine wei­teren Strophen.

"Hört, der Engel helle Lieder"

Frankfurter Neue Presse, 3.12.2002


Innenstadt
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Einen besinnlichen Ausklang des Tages gibt es heute um 19.30 Uhr in der Liebfrauenkirche auf dem Liebfrauenberg. „Hört, der Engel helle Lieder“ heißt es diesmal. Die Frankfurter Neue Presse druckt auch heute wieder Noten und Text zum Ausschneiden und Mitsingen ab.

Die drei Strophen des 1954 von Otto Abel getexteten Liedes „Hört, der Engel helle Lieder“ enden mit dem Jubelruf der Engel auf den Hirtenfeldern bei Betlehem. Das Lied, das sowohl textlich als auch musikalisch auf eine französische Vorlage aus dem 18. Jahrhundert zurückgeht, ruft dazu auf, hinzuhören und weiterzusagen, was in der Nacht zu Betlehem geschehen ist. Heute erschallt das Lob Gottes durch den Posaunenchor Goldstein unter der Leitung von Martin Dreher. Informationen und Hintergründe zur Entstehung und Bedeutung des Liedes liefert Pfarrerin Marion Eimuth. (wa)

Neues Wissen für Erzieher

Frankfurter Rundschau, 27.11.2002
Diakonissenhaus

„Nur gebildete Erzieherinnen können Wissen vermitteln“, sagte der Leiter der neuen Akademie für Fort- und Weiterbildung Kurt-Helmuth Eimuth. Das Angebot des neuen Arbeitszweigs des Diakonissenhauses, das im kommenden Jahr beginnt, ist für alle pädagogisch interessierten Menschen konzipiert worden.

Mit der Akademie will das Diakonissenhaus die Vernetzung von Aus- und Fortbildung schaffen. Die Fortbildungsorte sind Frankfurt, Gießen, Herborn und Wiesbaden. Mit dem Angebot will das Diakonissenhaus in die Gemeinde gehen und den Mitarbeitern vermitteln, „wir gehen auf euch zu“, so Bernd Laukel vom Vorstand. Durch die räumliche Nähe sollen unter anderem den Erzieherinnen eine Fortbildung ermöglicht werden, die eine Familie haben und deshalb nicht an der übrigen Maßnahmen teilnehmen können.

Ziel der Akademie ist die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Zum einen soll, so Leiter Eimuth, erfahren werden, was auf praktischer Ebene los ist, zum anderen geht es um Wissensvermittlung für Pädagogen, die länger im Dienst sind.

Schwerpunkte des Angebots sind Religionspädagogik, Supervision, Öffentlichkeitsarbeit und Computerkurse. „PCs sind für uns kein Teufelszeug“, witzelt Eimuth. Er plädiert dafür, dass auch ältere Kolleginnen, die noch einige Jahre in dem Beruf arbeiten werden, sich mit Rechner und Internet auseinander setzen.