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Pop Up Church

Über die Situation der evangelischen Kirche macht sich Pastorin Emilia Handke keine Illusionen. So lassen nur noch die Hälfte der Mitglieder in Hamburg ihre Kinder taufen. Sie geht mit Kolleginnen und Kollegen im Talar auf die Straße. Sinnlich wollen die jungen Pfarrerinnen und Pfarrer in den Dialog treten, aber auch Religion erfahrbar machen. Beispielsweise in dem sie im Einkaufstrubel Fußwaschungen anbieten oder beim CSD Paare segnen. Die Aktionen der Pop Up Church strahlen längst in andere Landeskirchen aus. Gute Ideen setzen sich eben durch.

Lebendig und anschaulich berichtet die promovierte Theologin im neuen Podcast von Conny&Kurt von ihren Erfahrungen. Die designierte Verantwortliche für die praktische Ausbildung des Theolog:innenachwuchses der Nordkirche fordert eine einfache Sprache: „Wir müssen komplizierte Dinge im Grunde in einem Satz sagen können. Man könne gar nicht Elementar genug sein. Der Umgang mit der Institution Kirche sei eben nicht mehr selbstverständlich, selbst für Mitglieder.

Gottesdienste zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Formaten: eine gute Idee!

von Kurt-Helmuth Eimuth

23. August 2022

Nach seinem Umzug in den Norden entdeckt unser früheres Redaktionsmitglied Kurt-Helmuth Eimuth dort mancherlei Initiative, die auch für die Kirche in Frankfurt und Offenbach inspirierend sein könnte. Zum Beispiel differenzierte und abgestimmte Gottesdienstzeiten, wie es sie seit kurzem in Lübeck gibt.

Kurt-Helmuth Eimuth war bis Anfang 2022 Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. Dann zog er nach Kiel. |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth war bis Anfang 2022 Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. Dann zog er nach Kiel. | Foto: Tamara Jung

Warum nicht von Norddeutschland lernen? Die evangelischen Innenstadtkirchen in Lübeck haben seit einiger Zeit ihre Gottesdienstzeiten aufeinander abgestimmt. So können sie ein zeitlich differenziertes, den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten besser angepasstes Angebot machen.

Im Kern geht es darum, dass die verschiedenen Gemeinden zu unterschiedlichen Zeiten Gottesdienste anbieten. So feiert die Gemeinde St. Jakobi ihren immer samstags um 17 Uhr, im Dom findet der Gottesdienst sonntags um 10 Uhr statt, in St. Marien um 12 Uhr und in der vierten Kirche bleibt es ebenfalls noch beim 10-Uhr-Sonntagsgottesdienst.

Aber es geht nicht nur um mehr zeitliche Auswahl. Mit wechselnden Formaten will man auch „spirituelle Wanderer“ erreichen, wie es in der Begründung heißt. Ein differenziertes Angebot trage auch den veränderten Lebensgewohnheiten der Menschen Rechnung.

Gleichzeitig kann man auf diese Weise auch den Personaleinsatz effektiver gestalten. Eine Pastorin oder ein Pastor, aber auch die Kirchenmusiker:innen können an einem Wochenende drei Gottesdienste feiern. Auch im Norden ist ja der Mitgliederrückgang der Kirchen ebenfalls zu spüren. Die Folge sind zurückgehende Kirchensteuereinnahmen und eine Reduzierung des Personals.

Wäre das nicht auch ein Modell für Frankfurt oder Offenbach? Auch hier werden ähnliche Ideen seit Jahrzehnten intern diskutiert, aber zur Umsetzung kam es bisher nicht. Nur vereinzelt finden sich Ansätze, etwa wenn in den Sommerferien im Frankfurter Nordend die Gemeinden sich mit ihrem Gottesdienstangebot abwechseln.

Ein zeitlich und inhaltlich differenziertes Angebot der Stadtkirche wäre sicher einen Versuch wert. Ob Frauen- Taizé- oder Gospelgottesdienste – thematisch und formal zugeschnittene Gottesdienste finden dort, wo sie sporadisch angeboten werden, Zuspruch.

Aber für ein größeres Konzept müsste man von der althergebrachten Überlieferung etwas Abstand nehmen, wonach der Sonntagsgottesdienst der Sammel- und Mittelpunkt der Ortsgemeinde mit all ihren unterschiedlichen Gruppen ist. Die derzeit neu entstehenden Nachbarschaftsräume, also die verstärkte Zusammenarbeit von Gemeinden, könnten der Idee einen neuen Schub geben.

Und leider steht da ja noch etwas im Raum: Auch die Notwendigkeit des Energieeinsparens könnte eine verstärkte Konzentration von Angeboten erfordern, um Heizkosten zu sparen.

Evangelisches Frankfurt Offenbach

Die Russisch-orthodoxe Kirche ist mehr als ihr Patriarch Kyrill

Pfarrerin Dagmar Heller, Konfessionskundliches Institut, Bensheim

Klima muss sich lohnen

Der Weg aus der Klimakrise führt nur über eine Reduktion des CO²-Ausstoßes. Der Volkswirt Professor Achim Wambach entlarvt die Mär, dass zur Verwirklichung der Klimaziele allein das Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher verantwortlich sei. Der sogenannte Ökologische Fußabdruck wurde ganz bewusst von Seiten der Industrie protegiert, um von der politischen Verantwortung abzulenken. Dabei, so Wambach im Gespräch, benötigen wir eine effiziente Klimapolitik, die den Verbrauch klimaschädlicher Gase so verteuert, dass es eben für die Unternehmen billiger wird, klimaneutral zu produzieren. Dies geschieht über den Emissionshandel, der auch für Kraftstoffe und Wärme eingeführt werden sollte.
Achim Wambachs neustes Buch trägt deshalb auch den Titel: „Klima muss sich lohnen“, Herder, 16€

Der Podcast als Gegenstand der Berichterstattung

Die Evangelische Zeitung berichtete am 31. Juni 2022

Lesetipps vom Krimiexperten Lutz Lemhöfer

Für den Theologen und Krimiexperten Lutz Lemhöfer, Frankfurt, stehen die ersten Krimis der Weltliteratur in der Bibel. Kain und Abel etwa, wobei hier der Täter nicht gefasst wird.

Der Täter kommt davon. Oder der Bericht von Daniel, der aufgrund einer Intrige in die Löwengrube geworfen wurde. Die Themen seien damals wie heute auch in den Krimis, Leben und Tod, Recht und Unrecht. Hinzu kommen Ermittler, die in einem spezifischen religiösen Milieu angesiedelt sind. Der Klassiker Father Brown als christlicher Geistlicher. Aber auch jüdische Geistliche klären Mordfälle auf. Und immer wird das jeweilige religiöse Milieu genau beschrieben. Auch sektenhaftes Verhalten wird nachvollziehbar, etwa bei Mankell. Den christlichen Fundamentalismus beschreibt Patricia Highsmith präzise. Über Religion kann man also bei der Krimilektüre Vieles erfahren, so das Fazit Lemhöfers. Der Experte selbst hat sich für seinen Urlaub mit „Das Gotteshaus“ einen speziellen Krimi eingepackt.

Die Liste der im Podcast erwähnten Krimis:

Gilbert K Chesterton, Die besten Pater-Brown-Geschichten, Reclam Taschenbuch
Harry Kemelmann, Am Freitag schlief der Rabbi lang (Der erste Band der Reihe, alle rororo)
Michel Bergmann, Der Rabbi und der Kommissar, Heyne
Henning Mankell, Vor dem Frost, dtv
Arsa Larsoon, Sonnensturm, btb
Patricia Highsmith, Leute, die an die Tür klopfen, Diogenes
C.J.Tudor, Das Gotteshaus, Goldmann

Unsere Jugend in den 1960/70ern

Das Telefon trug ein Telefonschloss und einen Samtmantel. Die Gespräche kosteten Geld im Zeittakt und doch gab es das jugendliche Bedürfnis nach Kommunikation. So gesehen hat sich nicht viel geändert. Doch Schule und das politische Erwachen prägten die Jugend nicht nur von Conny&Kurt sondern sie prägten eine ganze Generation.

Unsere Kindheit im Nachkriegsdeutschland

Die Kindheit in der Nachkriegszeit war geprägt von materieller Armut. Während die Eltern sich Abschufteten genossen Conny&Kurt ihre Freiheiten. Fuß0ball und Radfahren waren beliebter als Hausaufgaben, was sich in der Schule durchaus bemerkbar machte. Apropo Schule. Conny erzählt von seiner Konfessionsschule bei der darauf geachtet wurde, dass ja die Trennlinie zur benachbarten katholischen Schule nicht überschritten wurde. Der Trennstreifen wurde von den Lehrkräften überwacht. Kindheit in den 60er bedeutete auch, dass Gewalt gegen Kinder ein übliches pädagogisches Mittel war. Auch im Konfirmandenunterricht. Blitzlichter aus einer vergangenen Zeit, weder verklärend noch anklagend. Doch ganz kommen Conny&Kurt nicht um die Aktualität herum. Deshalb eingangs die Frage: Wie habt ihr Euch auf den Winter vorbereitet.

https://youtu.be/5ptBFW1Aii8

Evangelische Kirche will Fachstelle zur sexualisierten Gewalt aufbauen

Kirchenpräsident Volker Jung nimmt zu aktuellen Fragen im Podcast Stellung

Das Thema sexualisierte Gewalt ist nicht nur ein Thema für die katholische, sondern auch für die evangelische Kirche. Darauf weist der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Volker Jung im Podcast Conny & Kurt, der am Donnerstag, 21. Juli erschien, hin. „Ich gehe davon aus, dass es weniger Fälle bei uns gibt“, sagt Jung und verweist darauf, dass man in den letzten zehn Jahren schon viel getan habe. Jung kündigte an, dass man eine Fachstelle sexualisierte Gewalt aufbauen wolle. „Wir müssen uns fragen, gibt es auch systemische Ursachen.“

In dem Podcast nimmt Jung auch zur umstrittenen kirchlichen Trauung des Finanzministers Stellung. „Grundlinie ist, dass es nicht geht“, aber sicher könne man als Gemeindepfarrerin aus seelsorgerlichen Gründen zu einem anderen Ergebnis kommen. Kritisch sieht Jung die Inszenierung dieser Hochzeit.

Jung sieht die Zukunft der Kirche sowohl in der Mitgliederorientierung als auch in der Gemeinwesenorientierung: „Wir wollen das Zusammenleben vor Ort fördern.“ Dazu wolle man mit anderen wie etwa Vereinen stärker zusammenarbeiten. Die neue Kooperation der Gemeinden in Nachbarschaftsräumen sieht der Kirchenpräsident als Bereicherung. Seine Grunderfahrung habe er in seiner ersten Pfarrstelle im Gruppenpfarramt gemacht. Die Menschen hätten von unseren Pfarrerinnen und Pfarrern gesprochen. Eine Identifikation sei also vorhanden gewesen.

Zur Info: Die EKHN hat 1,4 Millionen Mitglieder in Mittel- und Südhessen und in einem Teil von Rheinland-Pfalz.

Das Motto der nächsten Jahre: Verzicht

Die Hochzeit von Christian Lindner war sicher das Gegenteil von Verzicht. Und auch kirchenrechtlich zweifelhaft und dem zahlenden Kirchenvolk kaum zu verfmitteln. Und doch wird in den nächsten Monaten und Jahren die Gesellschaft sich mit Verzicht auseiandersetzen müssen. es muss eine Rückbesinnung stattfinden, meinen Conny & Kurt in ihrem Podcast. Das hat auch seine Chancen, doch gilt es den Graben zwischen arm und reich nicht weiter zu vertiefen.