Botschaft in viereinhalb Minuten
Helwig Wegner-Nord nimmt Abschied vom „Wort zum Sonntag“
Der Stall als Fernsehstudio: Der Frankfurter Pfarrer Helwig Wegner-Nord bei der Aufnahme für sein letztes „Wort zum Sonntag“. – Foto: epd-Bild/Stengele
Jeder Pfarrer wünscht sich viele Zuhörer, aber gleich zwei Millionen? Soviel Zuschauerinnen und Zuschauer hat das „Wort zum Sonntag“ durchschnittlich. Helwig Wegner-Nord war drei Jahre lang einer der „Fernsehpfarrer“, insgesamt 18 mal auf Sendung. Turnusgemäß scheidet der Frankfurter jetzt aus.
Seine letzte Sendung kam am Heiligen Abend – dem Anlass angemessen aus einem Stall. Auf die Frage, wie es denn so für ihn war, an Weihnachten mit Ochs und Esel, antwortet er ohne zu zögern nur mit einem Wort: „kalt“. Und so sprach er nicht nur über die oft so idealisierte Vorstellung von der Krippe, die in Wahrheit, zumal für ein Neugeborenes, unwirtlich ist, sondern empfand diesen Drehort während der vierstündigen Aufnahme auch selbst als ungastlich.
Helwig Wegner-Nord, einst Gemeindepfarrer in Sindlingen, absolvierte eine journalistische Zusatzausbildung und ist heute Geschäftsführer des Medienhauses der evangelischen Kirche in Frankfurt. Das „Wort zum Sonntag“ wird seiner Meinung nach unterschätzt. Es sei eben nicht dasselbe wie ein Kommentar in den Tagesthemen, sondern eine eigene kleine Fernsehsendung, in der noch stärker die Gesetzmäßigkeiten der Bildsprache und der Inszenierung berücksichtigt werden könnten. Und obgleich die Sendung seit 1954 Samstag für Samstag über den Bildschirm flimmert, glaubt Wegner-Nord, dass die richtige Dramaturgie noch nicht gefunden ist.
„Nicht die Länge macht die Qualität aus“ hat Wegner-Nord bei der Fernseharbeit gelernt. Auch in viereinhalb Minuten könne man einen mehrgliedrigen Gedanken unterbringen. Seinen Kolleginnen und Kollegen schlägt er vor, auch ihre Predigten redigieren zu lassen, sich also einer kollegialen Beratung auszusetzen.
Jedenfalls sei das Wort zum Sonntag eine „wunderbare Schule dafür, seinen eigenen Gedanken zu vertrauen.“ Aufgenommen wird die Sendung ohne Zettel und ohne Teleprompter zum Ablesen: „Wenn man sich selbst seinen eigenen Gedanken nicht merken kann, dann geht es dem Zuschauer ebenso.“ Ohne große Wehmut nimmt Wegner-Nord Abschied vom Bildschirm, hat er doch nun wieder mehr Zeit für andere Projekte. Aber ein Medienmensch kann natürlich nicht ganz von den Medien lassen. Zu hören ist er weiterhin im Radio auf HR 1, zum Beispiel ab 13. Februar im „Zuspruch“.
Kurt-Helmuth Eimuth
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