Archiv für Bilder

Magistrat noch evangelischer

Mit Volker Stein ist jetzt ein weiterer Kirchenmann Dezernent

Mit Volker Stein ist nun der dritte engagierte evangelische Kirchenmann in den Frankfurter Magistrat gerückt. Nach Jean Claude Diallo, dem ehrenamtlichen Integrationsdezernenten, und dem Pfarrer im Ruhestand Christof Warnke gehört nun auch der stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes der Stadtregierung an. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der FDP sieht nichts Ungewöhnliches darin, dass sie alle verschiedenen Parteien angehören. „Die Identifikation mit Positionen und Überzeugungen macht sich an politischen Grenzen fest und nicht an Grenzen der Religion“, sagt der neue Dezernent für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz. Dabei, so Stein, unterstelle er allen Magistratsmitgliedern eine christliche Grundhaltung.

Der neue Ordnungsdezernent ist auch stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes.

Der neue Ordnungsdezernent ist auch stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes.

Ein gewisses Konfliktpotential sieht Stein mit seiner Kirche beim Thema „Illegale“. Während sich viele in der Kirche für ein Bleiberecht dieser Menschen aussprechen, die sich ohne legalen Aufenthaltsstatus in Frankfurt aufhalten, sieht der Ordnungsdezernent in dieser Hinsicht wenig Spielraum. Schließlich hießen Illegale so, weil sie illegal in der Stadt lebten. Doch moderat fügt er hinzu, dass man beispielsweise gemeinsam mit dem Petitionsausschuss bei Härtefällen nach Lösungen suchen wolle.

Die Auseinandersetzungen um aggressives Betteln dagegen sieht Stein als erledigt an. Da sei man sich überparteilich einig: „Aggressives Betteln wird nicht geduldet.“ Und anspielend auf jene Frauen, die beimBetteln ihr Kind auf dem Arm haben, formuliert Stein: „Kinderschutz geht über die Freiheit, zu betteln.“

Als Ordnungsdezernent will Stein die Stadt „sauberer“ machen und durch verstärkte Streifen in den Bahnhöfen die Sicherheit und auch das subjektive Sicherheits-gefühl erhöhen. Auch sollen ausländische Unternehmer aus Nicht-EU-Ländern und qualifizierte Arbeitskräfte künftig innerhalb eines Monats wissen, ob sie nach Deutschland kommen können. Für Stein ist diese Verfahrensbeschleunigung „ein klarer Wettbewerbsvorteil“.

Amt und Ehrenamt in der Kirche will er auch künftig unter einen Hut bekommen. Auch das hat Tradition in dieser Stadt: Hans- Jürgen Moog, ehemaliger Bürgermeister, stand über Jahrzehnte der Evangelischen Regionalversammlung, dem Frankfurter Kirchenparlament, vor.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Dezember 2007

San Clemente in Rom

Eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, erbaut auf den Resten einer Kirche aus dem 4. Jahrhundert, die wiederum auf einem Heiligtum des vorchristlichen Mithras-Kultes errichtet war: die Kirche San Clemente in Rom ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Wandel im Glauben und Wandel in der Architektur aufeinander einwirken. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, erbaut auf den Resten einer Kirche aus dem 4. Jahrhundert, die wiederum auf einem Heiligtum des vorchristlichen Mithras-Kultes errichtet war: die Kirche San Clemente in Rom ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Wandel im Glauben und Wandel in der Architektur aufeinander einwirken.
Foto: Kurt-Helmuth Eimuth
Evangelisches Frankfurt Sept 2007

Kinderakademie

Sie sind noch nicht in der Schule, halten aber schon die erste Urkunde einer Akademie in den Händen: Pfarrerin Ute Knie, die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie und Initiatorin der Kinder-Akademie, überreichte ihren kleinen Akademiebesucherinnen und Akademiebesuchern zum Abschluss eine Urkunde, die diese sichtlich stolz in Empfang nahmen. | Foto: Eimuth

Sie sind noch nicht in der Schule, halten aber schon die erste Urkunde einer Akademie in den Händen: Pfarrerin Ute Knie, die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie und Initiatorin der Kinder-Akademie, überreichte ihren kleinen Akademiebesucherinnen und Akademiebesuchern zum Abschluss eine Urkunde, die diese sichtlich stolz in Empfang nahmen.
Foto: Eimuth
Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Roland Koch besuchte Kita

Foto: Eimuth

Foto: Eimuth

Da musste selbst der Ministerpräsident in die Knie gehen – als die Kinder des Kindergartens der Versöhnungsgemeinde im Gallus Roland Koch selbstgemalte Bilder überreichten. Der Ministerpräsident kam, um sich über die beispielhafte multikulturelle Arbeit in der evangelischen Kita zu informieren. Mit Hilfe des Projektes „Frühstart“ wird hier gezielt die Sprachkompetenz gefördert. Auch Koch betonte die Bedeutung der Sprachför­ derung, zumal in Frankfurt, wo 70 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund hätten.

Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Kontakt zu Menschen und zur Arbeitswelt

Auch in Frankfurter Kirchengemeinden suchen „Ein-Euro-Jobber“ nach Perspektiven

Im Gemeindebüro der Heddernheimer Thomasgemeinde ist Leben. Die Sekretärin kümmert sich um die Anliegen einer Besucherin, der Hausmeister lässt sich etwas am Computer erklären. Geduldig und kompetent gibt Richard Petermann ihm Auskunft. Der 37 Jahre alte Verwaltungsfachangestellte gehört nicht zum festen Mitarbeiterstamm der Gemeinde. Er ist einer der „Frankfurt-Jobber“, also einer von denen, die sich zum Arbeitslosengeld II noch 1,50 Euro die Stunde dazuverdienen.

Richard Petermann an seinem Arbeitsplatz in der Thomasgemeinde: „Ich will nicht aufgeben“ sagt der arbeitslose Verwaltungsfachmann, der sich über seinen „Ein-Euro-Job“ beim Diakonischen Werk freut. | Foto: Eimuth

Richard Petermann an seinem Arbeitsplatz in der Thomasgemeinde: „Ich will nicht aufgeben“ sagt der arbeitslose Verwaltungsfachmann, der sich über seinen „Ein-Euro-Job“ beim Diakonischen Werk freut.
Foto: Eimuth

Petermann hat sich selbst um die Stelle in der Thomasgemeinde bemüht. „Ich will nicht aufgeben“, sagt er kämpferisch. Und er ist sichtlich zufrieden mit seiner Wahl: „Ich fühle mich hier sehr wohl, so als ob ich schon zwanzig Jahre dazugehöre.“ Kein Wunder, denn er hilft im Büro, gibt sein Wissen weiter – auch an die Pfarrer. Petermann ist im Einsatz, wenn es darum geht, Obdachlosen oder älteren Menschen zu helfen. Zwar ist die Zukunft ungewiss, trotzdem fällt seine Bilanz positiv aus: „Jeder Tag hier war für mich ein Gewinn.“

Bis zu 150 „Arbeitsgelegenheiten“, so die genaue Bezeichnung für das, was gemeinhin Ein-Euro-Job oder Frankfurt-Job genannt wird, kann das Diakonische Werk für Frankfurt zur Zeit anbieten – meistens soziale Tätigkeiten, wenn zum Beispiel eine Hilfe beim Einkauf gebraucht wird oder jemand einem Sehbehinderten vorlesen soll. Aber auch beim Heckenschneiden oder Glühbirnenaustauschen sind die Frankfurt-Jobber zu finden.

„Die Erfahrungen sind so unterschiedlich wie die Menschen“ sagt Jürgen Simon von der Koordinationsstelle für Arbeitsgelegenheiten beim Evangelischen Regionalverband. „Für die einen sind die Arbeitsgelegenheiten ein Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt, andere bekommen nach vielen Jahren wieder Kontakt zu Menschen und damit etwas Anerkennung, wieder andere überwinden ihre persönlichen Schwierigkeiten auch nicht.

Jürgen Simon sucht immer wieder Arbeitsgelegenheiten für sein Klientel. Das ist gar nicht so einfach. Zum einen sollen und dürfen nicht durch Finanzknappheit wegfallende Stellen durch Ein-Euro-Jobs ersetzt werden. Zum anderen bedürfen die eingesetzten Menschen der Begleitung, der Wertschätzung und der Förderung: „Die Leute wollen gelobt werden.“ Doch für Lob und Motivation bedarf es eben auch der Menschen, die vor Ort präsent sind. Angesichts der ausgedünnten Personaldecke in den Kirchengemeinden ist dies gar nicht so einfach.

Derzeit werden Sonderprogramme für jüngere und ältere Arbeitslose aufgelegt. Die Jungen sollen eine Ausbildung erhalten, die über 58-Jährigen können bis zu drei Jahren in der Arbeitsgelegenheit bleiben und haben so einen nahtlosen Übergang in die Rente. Die Koordinationsstelle hofft auf noch mehr Engagement von Seiten der Kirchengemeinden in dieser Sache. Sie sucht nach Einsatzorten, aber auch nach Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung. Denn schließlich sollen die Arbeitsgelegenheiten nicht nur psychisch stabilisieren, sondern auch qualifizieren.

Darauf hofft auch Richard Petermann: Sein Vorgänger hat schließlich eine reguläre Anstellung gefunden.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

Fechenheimer Gemeinden wieder eins

Rückblende in der Gemeindezeitung: „Bei wachsenden Bevölkerungszahlen war absehbar, dass mehr als 3000 Evangelische den Fechenheimer Norden bevölkern würden. Da lag es nahe, dort 1954 eine Hauptpfarrstelle, so hieß das damals, zu errichten. Zwei Jahre später folgte der Bau des Gemeindezentrums.“

Heute leben in dem Gebiet zwischen Mainkur und Industriegebiet Riederwald noch nicht einmal 900 Evangelische. Der Zusammenschluss der beiden Fechenheimer Gemeinden, der Glaubenskirchengemeinde im Norden und der Melanch­ thongemeinde in Alt-Fechenheim, ist da nur konsequent. Einstimmig beschlossen die Kirchenvorstände beider Gemeinden die Fusion zur Evangelischen Gemeinde Fechenheim, die nun am 1. Januar auch formal vollzogen wird.

Hier ist städtebaulich getrennt, was jetzt kirchlich zusammengehört: Die Hanauer Landstraße zerschneidet die beiden Quartiere Fechenheims, und doch sehen die bisher selbstständigen Gemeinden Vorteile darin, sich zusammenzuschließen. | Foto: Eimuth

Hier ist städtebaulich getrennt, was jetzt kirchlich zusammengehört: Die Hanauer Landstraße zerschneidet die beiden Quartiere Fechenheims, und doch sehen die bisher selbstständigen Gemeinden Vorteile darin, sich zusammenzuschließen.
Foto: Eimuth

Die beiden Pfarrer, Karl Langensiepen und Wilfried Steller, beschreiben den Zusammenschluss als notwendigen Prozess, den sie schon längst in ihrer Arbeit vollzogen haben. Zuerst gab es eine gemeinsame Konfirmandengruppe, dann eine gemeinsame Pfarrdienstordnung, und jetzt ist auch die Liturgie, der Gottesdienstablauf, in den Gemeinden links und rechts der Hanauer Landstraße gleich. „Insgesamt“, so das Fazit der Pfarrer, „war die Fusion weniger kompliziert als gedacht.“

Doch beide sind sich auch der Schwierigkeiten bewusst. Die Hanauer Landstraße stellt ein nur schwer überwindbares Hindernis dar. Die Busverbindung vom einen zum anderen Quartier ist gerade sonntags schlecht, und ein von der Gemeinde angebotener Fahrdienst wird kaum angenommen, berichtet Langensiepen. Wohl auch deshalb soll trotz Fusion an den beiden Standorten festgehalten werden.

„Wenn alles glatt läuft“, sagt Steller, „merken die Gemeindemitglieder die Fusion gar nicht. Selbst das Gemeindebüro im Nordbezirk ist zumindest an einem Tag in der Woche geöffnet.“ Möglich wird dies durch das Engagement von Gemeindemitgliedern, die diesen Dienst ehrenamtlich übernehmen.

Vor der Zukunft ist zumindest den Pfarrern nicht bange. „Wir haben bei besonderen Veranstaltungen einen großen Zuspruch“, berichtet Langensiepen. Da sind die Konzerte, die mit einem sich anschließenden Essen zu dem werden, was früher ein gesellschaftliches Ereignis war und heute „Event“ genannt wird. Die Kirchengemeinde ist ohne Zweifel der Kulturträger im Stadtteil. Und sie ist fest verwurzelt, zum Beispiel im Stadtteilarbeitskreis. Dort arbeiten die verschiedenen Kirchen, Vereine und Initiativen zusammen. Besonders die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Schule und Kindertagesstätte hebt Steller hervor. Da sei schon etwas von dem gewachsen, was der neue Hessische Bildungsplan jetzt fordert: Vor allem mit ihren drei Kindertagesstätten stärkt die Fechenheimer Gemeinde den Zusammenhalt im Stadtteil. Umso wichtiger, als die Ansiedlung der Großmärkte an der Hanauer dem Stadtteil die Kaufkraft und damit auch die Basis für
urbane Lebensqualität entzieht.

„Das Gemeindehaus stand für eine bessere Zukunft“, steht im Rückblick auf die Errichtung im Gemeindeblatt. Die Zukunft ist für Gemeinde noch lange nicht vorbei.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Fankfrt Dez 2006

Von Fechenheim in die Welt

Martin Meißner wurde Präsident des CVJM-Weltbundes

Die blaue Clubjacke mit den Goldknöpfen ist so eine Art Dienstkleidung. Seriosität ist für einen Rechtsanwalt nun mal ein absolutes Muss. Doch Martin Meißner macht um seine Person nicht viel Aufhebens. Gelassen und souverän sitzt der Fachanwalt für Familienrecht hinter seinem Schreibtisch. Diese Ausstrahlung war sicherlich ein Grund, warum ihn die 700 Delegierten des „Christlichen Vereins Junger Menschen“ (CVJM) im Juli zum Präsidenten ihres Weltverbandes wählten.

Foto

Der CVJM ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation mit insgesamt 45 Millionen Mitgliedern aus 124 Ländern. Und an der Spitze steht jetzt der Fechenheimer Rechtsanwalt Martin Meißner. Sicher wäre es falsch zu sagen, der 53-Jährige wäre in diese Aufgabe so „hineingerutscht“. Denn schon lange hat er sich weltweit Ver-trauen erarbeitet. Der Spanisch sprechende Meißner arbeitete schwerpunktmäßig mit latein-amerikanischen CVJM-Gruppen zusammen. Mindestens einmal im Jahr besucht er Länder in Süd- und Mittelamerika. Zudem, der Beruf legt es nahe, war er bisher schon federführend in den recht-lichen Belangen des weltweiten CVJM. „Sicher war ich keiner, den man bei seiner Wahl erst vorstellen musste“, sagt Meißner lächelnd.

Meißner ist wohl eher ein Mann des Ausgleichs, einer, der Brücken bauen will. „Wir haben kompetente Partner in der Dritten Welt. Wir sind längst davon entfernt, zu glauben, dass nur wir wissen, wie es geht.“ Meißner freut sich auf die kulturellen Begegnungen. „Wir müssen aus dem Reichtum unterschiedlicher Kulturen etwas machen.“

Was ihn immer wieder fasziniert, ist die Art, wie man in anderen Ländern an Probleme herangeht. Man schaue zunächst genau hin, was gebraucht werde, und versuche dann, dieses zu realisieren. Hier in Deutschland habe man hingegen lange aus der Tradition heraus gelebt. Dies sei zwar gut und wichtig, doch es reiche nicht. So habe der CVJM auch in Frankfurt hingeschaut und sich dann in der Schulsozialarbeit enga­ giert. Die Ganztagsschule verändere eben auch die Jugendarbeit.

Wer sich vorstellt, der CVJM sei ein Club frömmeliger junger Menschen mit engem Horizont, muss sein Vorurteil revidieren, wenn er Meißner begegnet. Der CVJM ist die größte ökumenische Vereinigung, betont er. Evangelische, ob nun pfingstlerisch oder lutherisch geprägt, arbeiten hier selbstverständlich mit katholischen Christen zusammen. Und wie steht es mit den doch schon recht fundamentalistischen Strömungen in Nordamerika? „Der US-CVJM hat kein einheitliches Profil“, erklärt Meißner. „Die einen machen Sozialarbeit und die anderen Sport. Seinen Glauben lebt man in der jeweiligen Freikirche.“ Ja, da komme schon die Frage danach, was das „C“ bedeutet, und das werde auch derzeit diskutiert.

Schon früh war Meißner mit der christlichen Jugendarbeit und der Kirche verbunden. Er war Mitglied des „Rates der evangelischen Jugend“ in Frankfurt. Fast selbstverständlich ist, dass er dem Kirchenvorstand der Glaubenskirchengemeinde in Fechenheim angehört und dort seit über zwanzig Jahren den stellvertretenden Vorsitz hat.

Wer sich so viel ehrenamtlich engagiert, dem bleibt nicht mehr viel Freizeit. Bei der Frage nach den Hobbys überlegt Meißner lange. „Vielleicht das eine oder andere klassische Konzert.“ Doch wo und wann sich eine solche Gelegenheit in den nächsten vier Jahren – so lange dauert die Amtszeit des Weltbund-Präsidenten – ergibt, bleibt fraglich.

Text und Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Okt 2006

Über uns

„Evangelisches Frankfurt wird nicht einseitig sein und sich nicht allein um den kirchlichen Nabel drehen“ – das versprach die Redaktion, als Ende 1976 die erste Ausgabe der neuen Mitgliederzeitung der Frankfurter Kirche erschien.

Antje Schrupp, Ralf Bräuer, Stephanie von Selchow, Kurt-Helmuth Eimuth, Gunda Höppner, Wilfried Steller - v.l.n.r. | Foto: Oeser

Antje Schrupp, Ralf Bräuer, Stephanie von Selchow, Kurt-Helmuth Eimuth, Gunda Höppner, Wilfried Steller – v.l.n.r.
Foto: Oeser

Und so war es dann auch: Sachkenntnis, Meinungsvielfalt, der Kontakt zur Stadt und ein Gespür für aktuelle religiöse Themen kennzeichnen „Evangelisches Frankfurt“ bis heute. Die Redaktion nimmt sich bei ihren wöchentlichen Treffen viel Zeit für engagierte Diskussionen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Frage: Was interessiert unsere Leserinnen und Leser?

  • Information: Wer Kirchensteuern bezahlt, hat ein Recht darauf, zu erfahren, was mit diesem Geld geschieht. Daher gibt es immer wieder Berichte über neue Einrichtungen, Projekte und Initiativen der Frankfurter Kirche.
  • Sachkenntnis: Journalistinnen, Pfarrer und kirchliche Medienexperten arbeiten in der Redaktion zusammen. Professionalität beim Zeitungsmachen ist daher genauso garantiert wie eine genaue Kenntnis kirchlicher Strukturen und theologischer Hintergründe.
  • Meinungsvielfalt: Heiße Eisen sind kein Tabu. „Evangelisches Frankfurt“ diskutiert aktuelle Themen kontrovers – hier kommen die verschiedenen Argumente zu ihrem Recht. Zum Beispiel auf der regelmäßigen Seite „Pro und Contra“.
  • Regionalbezug: Kirchliches Leben wird dort konkret, wo die Menschen leben, in der Stadt, in der Nachbarschaft, in der Gemeinde. Kommunalpolitik, Stadtteilinitiativen und aktuelle Frankfurter Ereignisse sind daher wichtige Bezugspunkte für „Evangelisches Frankfurt“.

    Zahlen und Fakten

  • „Evangelisches Frankfurt“ erscheint sieben Mal im Jahr in einer Auflage von 120.000 Exemplaren.
  • „Evangelisches Frankfurt“ wird per Post an alle Haushalte verschickt, in denen mindestens ein Mitglied evangelisch ist, sowie an alle anderen Interessierten, die die Zeitung beziehen möchten. Außerdem liegt es an verschiedenen Stellen aus, zum Beispiel im Foyer des Dominikanerklosters oder in der Katharinenkirche.
  • „Evangelisches Frankfurt“ kostet, inklusive Druck, Porto und Redaktionskosten, nur rund 1,60 Euro pro Jahr und Kirchenmitglied – eine Investition, die sich lohnt.

vangelisches Frankfurt Okt 2006

Evangelisches Frankfurt: Die Redaktion

Frankfurt: Redaktionssitzung Evangelisches Frankfurt mit Allensbachstudie. Foto vom 13.03.2006 Foto: Rolf Oeser

Geschichte und Geschichtchen aus Schwanheim

Traditionsbewusst ist man im Westen Frankfurts. Die evangelische Martinusgemeinde im ehemals katholischen Dorf Schwanheim, direkt am Main gelegen, hat ihre Geschichte und ihre Geschichtchen. Es geht die Sage, dass der (katholische) Fährmann den evangelischen Pfarrer vom gegenüberliegenden Griesheim des öfteren etwas langsamer über den Main schipperte, damit dieser sich beim sonntäglichen Gottesdienst in Schwanheim verspäte. Doch längst sind die Zeiten des konfessionellen Behakelns vorbei. Pfarrer Burkhard Sulimma bleibt völlig gelassen, als ihm ein Bauarbeiter in der Kirche erklärt, dass es mit der Konfirmation Mitte Mai ja wohl nichts würde. Der Termin sei nicht zu halten. „Dann gehen wir halt in die katholische Kirche.“ Ökumene ist heute selbstverständlich.

So einen Löwen zu restaurieren kostet 3000 Euro: Silke Wedekind-Hirschberger und Burkhard Sulimma werben um Spenden für die Martinuskirche. | Foto: Eimuth

So einen Löwen zu restaurieren kostet 3000 Euro: Silke Wedekind-Hirschberger und Burkhard Sulimma werben um Spenden für die Martinuskirche.
Foto: Eimuth

Genauso selbstverständlich ist der kreative Umgang mit Veränderungsprozessen. Vor bald einhundert Jahren baute man die Martinuskirche. In die alte Kapelle zog der Kindergarten ein. Schon 1907 eröffnete er seine Pforten. Inzwischen verfügt die Gemeinde außerdem noch über einen integrativen Kindergarten und über einen Hort. Eine Krabbelstube, in Regie des Diakonischen Werks für Frankfurt, wird demnächst das Angebot komplettieren. „Ein Schwerpunkt ist die Arbeit mit Kindern“, stellt denn auch Sulimma fest. Krabbelgruppen, Miniclubs, Kindergruppen am Nachmittag und Kochgruppen – auch für Jungen! – und die Kindergottesdienstarbeit belegen dies.

Als die Kirchenmusikerstelle kürzlich dem Rotstift zum Opfer fiel, ließ man sich etwas einfallen. Es gelang, die Dekanatskantorin für Gemeinde-, Senioren-, Kinder- und „Spatzenchor“ zu gewinnen. Auch als immer deutlicher der Zahn der Zeit nicht nur am Putz der Kirche im romanischen Stil nagte, ging man das Problem offensiv an. Flugs gründete die Gemeinde einen Förderverein, der inzwischen die stolze Summe von 30 000 Euro für die Restaurierungsarbeiten gesammelt hat. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 220 000 Euro. Silke Wedekind-Hirschberger, Vorsitzende des Kirchenvorstandes, berichtet, dass sich die Gemeinde nicht leicht tat mit der Entscheidung, soviel Geld in den Bau zu stecken: „Aber letztlich gab das Votum der Denkmalpflege den Ausschlag.“ Und so entsteht wieder der ursprüngliche blaue Sternenhimmel in der Apsis. Für nur 50 Euro kann man „Pate“ eines Sternes werden. Bei den Portallöwen wird’s allerdings richtig happig: 3000 Euro kostet die Restauration und die Patenschaft.

Das ehemals katholische Dorf Schwanheim hat längst, so der Gemeindeprospekt, ein „kleinstädtisches und mittelständiges Gesicht“ und wird zunehmend multikulturell. Im alten Pfarrhaus ist ein therapeutisches Wohn­ heim für Flüchtlinge untergebracht. Obgleich es vom Evangelischen Regionalverband getragen wird, ist es doch Teil der Gemeinde. „Wir sind eben“, so Pfarrer Sulimma, „eine typische Gemeinde im Umbruch.“

Kurt-Helmuth Eimuth