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Fortbildungsakademie für Erzieherinnen

dpa 26.11.2002
Fortbildungsakademie für Erzieherinnen
Frankfurt/Main (dpa) – Mit einer neuen Akademie für Fort- und Weiterbildung will das Frankfurter Diakonissenhaus Erzieherinnen im Berufsalltag stärken. Von Religionspädagogik über Früh-Englisch bis hin zu EDV, Öffentlichkeitsarbeit, Medienpädagogik und Musik reicht das Angebot. Das kündigte der Leiter der Akademie, Kurt- Helmuth Eimuth, in Frankfurt an.Die Akademie startet im Januar mit 70 Seminaren und Kursen. «Aus Rücksicht auf die familiäre Situation der Erzieherinnen», unter denen viele Teilzeitkräfte und Mütter seien, unterstrich Eimuth, die Akademie werde hessenweit «vor Ort» aktiv: Die Fortbildung werde in Herborn, Gießen, Wiesbaden und Frankfurt angeboten. Teilnehmen könnten neben Erzieherinnen auch Eltern, Lehrer und andere Interessierte.

Zu den Themen gehören die Begegnung von Kindern mit dem Tod, eine Gottesdienstwerkstatt oder Esoterik im Kinderzimmer ebenso wie die Auffrischung von Englisch-Kenntnissen oder Tipps zur Gestaltung einer Kinderzeitung, einer CD mit Liedern oder Geschichten oder einer Internet-Seite für die Kindertagesstätte. Auch Gewalt im Internet, das «medienkompetente Kind» und musikalische Kommunikation stehen auf dem Lehrplan der Akademie.

Das Programm gibt es bei der Akademie für Fort- und Weiterbildung in Frankfurt, Telefon 069-1523-352.

Stadt will 30 weitere Erzieherinnen einstellen

Frankfurter Rundschau, 23.11.2002

Insgesamt sind in den KT noch 55 Stellen frei / Suche nach Bewerberinnen wird schwieriger

Von Martin Müller-Bialon

Der dramatische personelle Engpass in den städtischen Kindertagesstätten (KT) hat sich leicht entspannt. 25 der 40 Stellen, für die der Magistrat eine Ausnahme von der Wiederbesetzungssperre vereinbart hatte, konnten inzwischen besetzt werden. Weil die Suche nach Bewerberinnen sich aber zunehmend schwierig gestaltet, plant das Schuldezernat eine Werbekampagne für den Beruf Erzieherin.

Insgesamt sind in den 138 städtischen KT nun noch 55 Stellen frei. Auch die sollen so bald als möglich wieder besetzt werden. „Wir planen schon die nächste Ausnahmegenehmigung, wahrscheinlich für 30 Stellen“, sagt Michael Damian, Referent im Schuldezernat. Die vom Magistrat im Sommer verhängte Wiederbesetzungssperre für städtische Angestellte hatte sich in den KT massiv ausgewirkt, weil dort die Fluktuation des Personals hoch ist. In einigen Kindergärten drohte wegen Personalmangels die Schließung von Gruppen, andere mussten ihre täglichen Öffnungszeiten reduzieren.

Diese Gefahr ist vorerst abgewendet. Weil sich aber immer weniger Erzieherinnen bei der Stadt um eine Stelle bewerben, soll nun auf Plakaten und im Internet für den Beruf geworben werden. „Auf Litfaßsäulen und in den U-Bahnen“, so Damian, würden Plakate aufgehängt. Zudem will das Schulamt auch übers Internet Kindergärtnerinnen anwerben. Die Stadt bietet als Arbeitgeberin übertarifliche Leistungen wie ein Jobticket. Das Gehalt städtischer Erzieherinnen entspricht dem Angestelltentarif 5 b / c; eine ledige 35 Jahre Erzieherin verdient 1200 Euro netto.

Viele Bewerberinnen hatten sich nach Verhängung der Wiederbesetzungssperre durch den Magistrat bei anderen Trägern beworben. Insgesamt sind auf dem Arbeitsmarkt derzeit wenig pädagogische Fachkräfte verfügbar. Zwar sind beim Arbeitsamt Frankfurt für den Bezirk 156 Erzieher arbeitslos gemeldet. Viele von ihnen können jedoch nur in Teilzeit arbeiten. Die evangelische Ausbildungsstelle für sozialpädagogische Berufe im Diakonissenhaus beklagt einen dramatischen Rückgang bei den Bewerbungen für die Sparte Erziehung. „Wir hatten noch vor wenigen Jahren 300 Bewerbungen, jetzt sind es noch 40“, sagt Leiter Kurt-Helmuth Eimuth.

Grund dafür sei unter anderem, dass viele Abiturientinnen heute wegen der verbesserten Aussichten in den Schulen ein Lehramtsstudium wählten. Um die Ausbildung mehr jungen Leute schmackhaft zu machen, werde nun in der Landeskirche die Bildung einer „Berufsakademie“ diskutiert. Die Pläne sehen vor, den Erzieherinnen in der Ausbildung ein Gehalt auf Bafög-Niveau zu zahlen – derzeit verdienen sie nur im dritten Jahr.

In der Berta-Jourdan-Berufsschule widerspricht Leiterin Ingeborg Schroeder der Behauptung, es gebe einen Bewerbermangel in sozialen Berufen. „Bei uns gibt es keinen Rückgang.“ Dass die Stadt Probleme habe, könne am langwierigen Bewerbungsverfahren liegen.

"Gib mir mal die skin colour"

Frankfurter Rundschau, 29.10.2002

Kindersprachkurse haben Konjunktur: Schon im Vorschulalter wird spielerisch gelernt

Von Martin Müller-Bialon

Ein Wort Englisch kann jedes Kind, da braucht es keine Lehrerin: „cool“. Das gilt auch für die acht Racker im Kindergarten der evangelischen Katharinengemeinde in der Leerbachstraße, die sich auf Anweisung von Erica Swift „on the carpet“ niedergelassen haben. „Is today a beautiful day?“ fragt die Englisch-Lehrerin. „Yes, yes“, antworten Jan, Nora, Hendrik, Vincent, Luis, Lukas, Melissa und Clara, ohne die Frage recht verstanden zu haben. Macht aber nichts, denn Twiggy weiß immer die richtige Antwort. Twiggy ist eine Tiger-Fingerpuppe, die Erica Swift aus ihrer Hosentasche zaubert. „No, no, it’s raining.“

Die Lehrerin, eine gebürtige US-Amerikanerin, redet ausschließlich in ihrer Muttersprache mit den Kindern des Frühenglischkurses. Die Kinder, die schon mit „Bobby-Cars“ aufgewachsen sind, reagieren auf ihre Anweisungen, bei dem Kommando „calm down“ wird es prompt ruhiger. Auch den „Incy-wincy-spider-“ und den „Hoky-poky-song“ können einige schon mitsingen. Die Farben bunter Bälle zu wissen und sie zählen zu können, macht nicht allen Teilnehmern des Junior-Sprachkurses Spaß, einige fangen an, Faxen zu machen. Schließlich machen aber doch alle beim Ausmalen von Halloween-Bildern mit, die Erica Swift mitgebracht hat. Dabei zeigt sich, dass die Vier- bis Sechsjährigen die neu gelernten Wörter sofort in ihre Alltagssprache integrieren: „Ich brauch‘ ’ne black“, „gib mir mal die skin colour“. „Englisch ist unverzichtbar fürs Berufsleben“, sagt Claras Mutter Monika Labus. „Außerdem werden die Kinder sowieso ständig damit konfrontiert.“ Sie selbst sei auf ein humanistisches Gymnasium ohne Englisch-Unterricht gegangen. Diesen Karriere-Nachteil soll die kleine Clara nicht haben. Der Englisch-Unterricht soll auch weiter gehen, wenn sie in die Schule geht. „Das macht ihr Spaß“, ist sich Monika Labus sicher, „außerdem lernen Kinder im frühen Alter leicht.“

105 Euro pro Vierteljahr zahlen Claras Mama und Papa an die Lehrerkooperative, damit ihr Töchterchen frühzeitig eine Fremdsprache lernt. Einmal pro Woche kommt Erica Swift im Kindergarten vorbei, der Unterricht dauert jeweils 45 Minuten. „Sie sollen Tiere, Pflanzen und Farben kennen, bis 20 zählen, Adjektive verwenden und einfache Sätze sprechen können“, zählt die Lehrerin als ihre Lernziele auf. Wichtig sei ihr aber vor allem, den Kindern „Lust auf Englisch zu machen“.

Es war nicht die Idee des Kindergartens, den Kindern einen Sprachkurs anzubieten. „Aus der Elternschaft“ sei der Wunsch gekommen, berichtet Leiterin Elke Erbe. „Im Westend wohnen viele Eltern, die darauf Wert legen.“ Einige der Kindergartenkinder würden anschließend eine internationale Schule besuchen. „Bei den anderen ist das Gelernte zwar bis zur fünften Klasse nicht mehr präsent“, sagt Erbe, „aber es ist nicht verloren“.

Die Lehrerkooperative bietet derzeit insgesamt neun Sprachkurse für Kinder an, davon sechs für Vorschulkinder. Außer Englisch gehört auch Französisch und Spanisch zum Programm. Es gibt freilich auch kommerzielle Anbieter auf dem Markt der Kinder-Sprachkurse. So unterrichtet ebenso die Berlitz Sprachschule in Kindergärten. Zehn Gruppen bietet Berlitz derzeit in Frankfurt an, weiß „Kids Direktor“ Gabriela Kluge – unter anderem in Schwanheim, Oberrad, Niederrad und Preungesheim. Insgesamt seien es 70 Gruppen im Rhein-Main-Raum, wozu allerdings auch Kurse für Grundschüler zählen.

Im Gegensatz zur Lehrerkooperative arbeiten die Berlitz-Lehrerinnen nach einem vorgegeben Konzept. „Sesame English“ heißt das Programm, das in Zusammenarbeit mit der „Children’s Television Network“ entstand. Die Kinder lernen Englisch mit Ernie, Bert und dem Krümelmonster. 195 Euro kostet ein viermonatiger Kurs mit 15 Doppelstunden.

In den vergangenen Jahren sei der Bedarf nach den Kindersprachkursen gestiegen, berichtet Berlitz-Koordinatorin Kluge. Gleichzeitig seien Bedenken gegen die Vorschulkurse ausgeräumt: „Vor vier oder fünf Jahren hat man uns noch gesagt: ,Das überfordert die Kinder‘. Jetzt ist davon keine Rede mehr.“ Auch die Erziehungswissenschaft gibt grünes Licht: „Mit nachahmendem Lernen können sich Kinder gut in eine andere Sprache einhören“, sagt Professorin Heide Kallert von der Goethe-Uni. Wenn das didaktische Konzept stimme, sei eine Überforderung der Kinder nicht zu befürchten. Bedenken gegen frühes Lernen einer Fremdsprache hält auch der Kieler Anglistik-Professor Henning Wode für völlig unbegründet. „Jeder Mensch kann mehrere Sprachen lernen.“ Dies sei beispielsweise in Regionen Westafrikas Normalität. Der Professor hält Sprachenlernen im Kindergarten sogar für notwendig. „Jeder muss heute zwei Fremdsprachen können. Wo soll die Zeit herkommen, wenn wir nicht frühzeitig anfangen?“

Wode hat in der Nähe von Kiel 1995 einen Pilotversuch gestartet: In einem Kindergarten werden die Kinder unter anderem von einer Erzieherin betreut, die ausschließlich Englisch spricht. Auch in der anschließenden Grundschule wird 70 Prozent des Unterrichts in Englisch erteilt. „Phantastische Ergebnisse“ habe man damit erzielt, sagt Wode. Dagegen sei eine Stunde pro Woche viel zu wenig. „Da kommt nichts bei raus.“ Entwicklungspsychologische Untersuchungen hätten gezeigt, dass kleine Kinder besonders leicht und gern mit einer fremden Sprache umgingen, wenn diese als Teil eines spielerischen Alltags präsentiert werde.

Einen ersten Schritt in Richtung Zweisprachigkeit geht inzwischen die Erzieherschule am Diakonissenhaus. Dort gehört Frühenglisch künftig zum Lehrplan. „Es ist nicht so toll, wenn man sich immer jemand von außen holen muss“, sagt Leiter Kurt-Helmuth Eimuth. Auch er hält Fremdsprachen für „notwendig in der globalisierten Welt“. „Wir wollen aber keine Vorschule sein.“ Wichtig sei, in den Kindergärten darauf zu achten, „was gerade dran ist. Wenn dort zum Beispiel Deutsch eine Fremdsprache ist, brauche ich nicht mit Englisch zu kommen“.

Von wegen Kaffetante

Evangelische Fachschule bietet Erzieherinnen eine Ausbildung mit guten Perspektiven

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Selbstbewusstsein und Gelassenheit – auch das lernen die angehenden Erzieherinen in der Evangelischen Ausbildungsstätte. – Foto: Diehl

Die Begeisterung steckt an. Für die offene und freundliche Atmosphäre hier, für die praxisbezogene Ausbildung, für die Toleranz, für die Lehrerinnen und Lehrer, die hinhören können und nachfragen, ob alles in Ordnung ist. „Hier ist alles total menschlich“, sagt Katrin. Sie ist Klassensprecherin der Oberstufe und lacht heute über die Vorurteile, die sie hatte, als sie an der so genannten „Diakonissenschule“ ihre Ausbildung zur Erzieherin begann. „Am Anfang habe ich gedacht, man muss hier erst einmal auf die Knie fallen und den Boden küssen.“
Spätestens nach dem Bewerbungsgespräch war aber auch für Diana, Internatssprecherin der Schule, klar: „Hier können auch Leute hin, die keine Ahnung von Gemeindearbeit haben.“ Persönlichkeit sei gefragt und die Fähigkeit, mit vielen verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten, denn das fordere schließlich auch der spätere Beruf als Erzieherin. „Der Schule kommt es darauf an, dass die Leute unterschiedlich sind“, sagt Internatssprecherin Anne, „und ihre eigene Meinung vertreten“, ergänzt Monika, die Schulsprecherin. Dass Katrin, Diane, Monika und Anne nun hier sitzen, in den Räumen der Evangelischen Ausbildungsstätte für sozialpädagogische Berufe, wie diese grüne Oase mitten in Frankfurt richtig heißt, das ist wie bei den meisten Studierenden Zufall – und bezeichnend für den guten Ruf der Fachschule. Durchs Hörensagen, durch Empfehlungen anderer sind sie hierher gekommen und haben es bis heute nicht bereut. „Hier haben wir auch viel über uns selbst erfahren“, sagt Monika.
Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher an der Fachsschule für Sozialpädagogik, zwei Jahre die zur Sozialassistentin oder zum Sozialassistenten an der Berufsfachschule, Voraussetzung für die Erzieherausbildung. Rund 200 Plätze gibt es an den beiden Schulzweigen, 110 Mark kostet die Ausbildung im Monat, im Internat können 28 Schülerinnen wohnen. 17 Fächer und viele Praxisstunden füllen den Stundenplan, von Deutsch und Soziologie über sozialpädagogische Grundlagen und Ökologie bis hin zu Kinder- und Jugendliteratur, Gestaltung und Verwaltung. Zwei Stunden werden die Studierenden zusätzlich in Religionspädagogik unterrichtet und am Ende auch geprüft. Das unterscheidet die „Diakonissenschule“ von staatlichen Einrichtungen und, versichert Schulleiter Kurt-Helmuth Eimuth, erhöht die Chancen der Berufseinsteigerinnen, vor allem bei kirchlichen Einrichtungen ihren ersten Arbeitsplatz zu finden. Schließlich haben sie dann fünf Jahre teilgenommen am spirituellen Leben der Diakonissen, die im Nachbarhaus leben und zum Teil auch unterrichten, haben Andachten vorbereitet und, so Eimuth, „eine bestimmte Form gemeinschaftlichen christlichen Lebens“ kennen gelernt.
Vor allem aber sind die Absolventinnen und Absolventen vorbereitet auf die sich wandelnden Anforderungen und die vielen Arbeitsbereiche, die der Erzieherinnenberuf heute bietet. Aus Kindergärten für Drei- bis Sechsjährige werden zunehmend Kindertagesstätten für Kinder von null bis 12 Jahren, und hochspezialisierte Heime brauchen hochspezialisierte Mitarbeitende. Ob Heim, Hort, Kindertagesstätte oder Psychiatrie – „der Beruf der Erzieherin“, sagt Eimuth, „hat immer Konjunktur“. Und von wegen „Kaffeetante mit lockerem Beruf“, das Vorurteil ärgert die Schülerinnen. Gehört zum Berufsbild heute doch sehr viel mehr: Rechtliches und Psychologisches zum Beispiel, Kreatives und Pädagogisches. „Kinder mögen reicht nicht“, sagt Monika.
Selbstsicherer seien sie während der Ausbildung geworden, gelassener. Vor allem aber: „Die Wertschätzung des eigenen Berufs ist mit dieser Schule erst gewachsen“, sagt Monika, und Anne ergänzt: „Der Beruf der Erzieherin, der ist schon eher eine Berufung.“

Carla Diehl

Evangelisches Frankfurt Dezember 2001

Halloween: Kritik von kirchlicher Seite

Halloween drängt auf den Markt. Ein Blick in die Schaufenster genügt: Kaum ist es Herbst geworden, lugen ausgehöhlte Kürbisse mit Fratzengesichtern, Gespenster und Hexen, Spinnen und Skelette aus allen Ecken. Halloween, das Fest der Fabel- und Gruselwesen, drängt seit einigen
Jahren immer stärker aus Amerika auf den alten Kontinent. In Deutschlan hat das weltliche Spektakel jedoch heftige geistliche Konkurrenz: Der evangelische Reformationstag am 31. Oktober, die katholischen Feste Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) sind ernstem Gedenken gewidmet. In katholischen Gegenden gehört der Besuch auf dem Friedhof zum Auftakt des düsteren Monats November, werden die Gräber geschmückt und Ewige Lichter entzündet. Aber auch Halloween, eigentlich „All Hallow´s Eve“, das in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November
inzwischen sogar mit Kostümpartys und Gespenstershows gefeiert wird, hängt mit dem Gedenken an die Toten zusammen. Allerheiligen hat, wie viele christliche Feste, einen heidnischen Ursprung: Schon die Druiden wollten in dieser Nacht die Grenze zwischen Lebenden und Toten aufgehoben wissen. Zum
Ende des Sommerhalbjahres sollte das Leben nun für ein halbes Jahr die Macht an den Tod, den Winter, abgeben. Schon früh sah die christliche Kirche eine Chance, diesen heidnischen Feiertag in das Gedenken an die Gemeinschaft der Heiligen umzuwidmen. 837 verfügte Papst Gregor IV., dass die Christen an diesem Tag ihre Toten ehren sollten. Seither wird Allerheiligen und Allerseelen an den ersten beiden Novembertagen begangen. Die Iren brachten den keltisch-christlichen Brauch schließlich nach Amerika, wo er bald einen fröhlicheren Akzent bekam. Die spielerische, eher lustige Kehrseite des
Umgangs mit dem Tod, sicherte Halloween in Amerika schon früh einen festen Platz im Jahresreigen. So beschreibt es der aus den USA stammende Frankfurter Pfarrer Jeffrey Myers. Aus manchen christlichen Kreisen in Deutschland ist dagegen Kritik an dem heidnischen Treiben zu hören, wie der langjährige Sprecher der evangelischen Kirche in Frankfurt, Kurt-Helmuth Eimuth, weiß. Denn nicht nur das katholische Allerheiligen, auch der Reformationstag muss sich gegen den Verkaufsschlager Halloween behaupten. „Das Fest der Reformation ist sperriger, der Anlass liegt quer zu
Verhaltensmustern der Spaßgesellschaft“, begründet Eimuth die Ablehnung. Der Reformator Martin Luther soll am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche genagelt haben. Doch das für den deutschen Protestantismus so wichtige Ereignis ist durchaus umstritten. Viele
Historiker bezweifeln, dass Luther tatsächlich zu Hammer und Nagel griff. Belegt ist allein, dass Luther an diesem historischen Tag Briefe an seine Vorgesetzten schrieb, in denen er den Ablasshandel anprangerte. Diesen Briefen legte er, quasi als Diskussionsgrundlage, seine 95 Thesen bei. So
ist der Reformationstag in den Augen seiner Kritiker nicht der richtige Tagfür eine angelsächsische Variante des deutschen Faschings. Dieser hat ebenso heidnische und christliche Wurzeln, als letztes Aufbäumen vor der strengenFastenzeit bis Ostern. Doch für Pfarrer Myers ist es keine Frage, dass man
auch hier zu Lande fröhlich in den November starten darf. Die Fantasie-Welt, die Freude am Verkleiden, das Gemeinschaftsgefühl beim Kürbisschnitzen, aberauch die Gespräche über Angst und Vertrauen seien „gesund und munter in dieser besonderen Nacht“. Und Protestant Eimuth empfiehlt mit einem
Schmunzeln auch Christen die Teilnahme am Geistertreiben: „Schließlich ist die Nacht lang und die Reformationsgottesdienste beginnen schon am frühen Abend.“

von Doris Wiese-Gutheil Frankfurt/Main (dpa/lhe)

Oktober 2001

Mehr Profil bitte: Kommunikation als Herausforderung

Zeichnung Dittmann

FAZ 6.8.2001

Kurt-Helmuth Eimuth war vier Jahre Sprecher der evangelischen Kirche / Heute „erster Schultag“ im Diakonissenhaus

Die 200 künftigen Erzieherinnen und Sozialassistentinnen sowie deren Lehrer im Diakonissenhaus haben seit heute, dem Schuljahresbeginn, einen neuen Chef. Und es gibt kaum eine Stelle, für die Kurt-Helmuth Eimuth besser geeignet wäre als für die des Leiters der „Evangelischen Ausbildungsstätte für sozialpädagogische Berufe“. Weil er Diplompädagoge ist und – vor allem – weil er praktische Erfahrungen aus vier Jahren gelegentlich schwieriger Erziehungsarbeit im Evangelischen Regionalverband, der Dachorganisation der Gemeinden und Dekanate, mitbringt.

Getrost kann man seine Tätigkeit als Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit der evangelischen Kirche Frankfurts so bezeichnen, denn Eimuth war mehr als ein Mann, der bloß Werbeaktionen organisieren und Pressemitteilungen schreiben konnte – und wollte. Er hat einen innerkirchlichen Diskussionsprozeß über das Profil der Kirche in einer säkularisierten und multireligiösen Umwelt in Gang gesetzt und Pfarrern wie Kirchenvorständen klargemacht, daß die Kirche in Frankfurt ein eindeutigeres Erscheinungsbild braucht und „ganz bei den Menschen sein muß“, wenn sie wahrgenommen werden will. Wer weiß, wie disparat die evangelische Kirche ist und wie viele Eitelkeiten in ihr verletzt werden können, ahnt, wie mühsam dieser Erziehungsprozeß war – und bleiben wird.

Doch Eimuth hat gemeinsam mit seinen Mitarbeitern schon einiges erreicht: Beispielsweise präsentiert sich seine Kirche inzwischen – fast durchweg – mit einem Logo, es gibt Layout-Vorgaben für Broschüren, für die 80 evangelischen Kindertagesstätten in der Stadt hat er eine Marketing-Strategie entwickelt. Der gebürtige Frankfurter steht für den Beginn eines „Corporate Design“ seiner Kirche.

Neben der Arbeit für einen einheitlichen Auftritt, der für einen Wiedererkennungseffekt sorgt, war Eimuth wichtig, daß die Kirche dort Gesicht zeigt, „wo die Menschen sind“, sei es auf den Straßen der Stadt oder im Internet: 1998 etwa entwarf Eimuth zusammen mit seinem katholischen Kollegen Ulrich Fischer das Konzept für die Orgelmeile, eine Konzertreihe beim Museumsuferfest; von beiden stammt auch die Idee, Termine der Oster- und Weihnachtsgottesdienste aus ganz Deutschland im Internet bekanntzumachen.

Der Umgang mit den neuen Medien ist für Eimuth selbstverständlich – so ist die kirchliche Mitgliederzeitung, deren Redaktionsleiter Eimuth war, natürlich auch unter der Internet-Adresse www.evangelischesfrankfurt.de zu lesen, Informationen über die Kirche lassen sich auf der jüngst produzierten, aufwendig gestalteten CD-ROM „Hallo Frankfurt“ finden. Bei aller Vielfalt und allen Angeboten für eine breite Öffentlichkeit: Eimuths Arbeit für die Kirche war kein oberflächlicher Aktionismus, der sich in vielen, schlecht vorbereiteten „Events“ verloren hätte. Der überzeugte Christ verstand seine Arbeit stets als „moderne Form der Mission“. In dieser Hinsicht wünscht sich Eimuth von seiner Kirche mehr Mut, sich auf die Menschen einzustellen: „HitRadio FFH und HR 3 prägen das Hörempfinden vieler Menschen. Daß diese sich in Gottesdienste mit Wortbeiträgen von zehn bis 20 Minuten kaum einfinden, darf nicht verwundern.“ Weit davon entfernt, seiner Kirche zu raten, sich an alle möglichen Trends anzubiedern, empfiehlt er ihr dennoch, Teil der Gesellschaft bleiben zu wollen und sich nicht von ihr abzukoppeln. Daß Eimuth in den vergangenen vier Jahren „bisweilen zwischen allen Stühlen saß“, hat ihn, den Kreativen, nicht entmutigt. Mit der Überzeugungskraft und Ausdauer eines guten Erziehers hat der Sechsundvierzigjährige für seine Projekte genauso geworben wie für den nötigen Dialog unter Pfarrern und Mitarbeitern des Regionalverbands über die Identität der Kirche in der heutigen Zeit. Denn der Fachmann weiß: „Externe Kommunikationsprobleme sind zuerst interne Kommunikationsprobleme.“

Künftig wird der Schulleiter für den Austausch unter Lehrern und Schülerinnen verantwortlich sein und für deren Fähigkeit, angemessen mit Kindern und Jugendlichen zu kommunizieren. Er selbst wird Politik, Kinder- und Jugendliteratur sowie Pädagogik unterrichten. „Ich wollte vor meinem 50. Geburtstag noch eine andere Aufgabe übernehmen“, begründet Eimuth seinen Schritt. Auf die Idee, sich um die Schulleiter- Stelle zu bewerben, hatte ihn seine Frau, Pfarrerin für religionspädagogische Fortbildung, gebracht. Eimuth reizt die Herausforderung, noch stärker als bisher konzeptionell arbeiten zu dürfen und wieder engeren Kontakt zu mehr Menschen haben zu können – so wie bei seiner Tätigkeit als Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Kirche Frankfurts. Schon damals, von 1988 bis 1997, hatte Eimuth sich in etlichen Gesprächen, Buchveröffentlichungen und Filmen einen Namen als Ratgeber gemacht und dabei „viel für den eigenen Glauben und eine persönliche Spiritualität gelernt“.

Seine Lieblingsfigur in der Bibel ist Mirjam, die nach der Rettung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei laut musizierte und sang. „Sie hat auf die Pauke gehauen“, sagt er lachend – und es ist wie ein Versprechen: Auch als Schulleiter wird Kurt-Helmuth Eimuth für Aufmerksamkeit sorgen.

STEFAN TOEPFER

Scientology recruiting in the Schirn Cafe

Contract with sect triggers dismay

Frankfurt, Germany
February 26, 2000
Frankfurter Neue Presse

Frankfurt. The controversial Scientology Organization wants to advertise its goals from Monday to Wednesday in the Cafe of the Frankfurt Schirn Art Building. That was confirmed yesterday by the Director of the Art Building, Hellmut Seemann. At the same time, he said he regretted that no legal grounds were available on which to prevent the gathering. The contract had been agreed upon by the Cafe’s lessee, Klaus-Peter Kofler. Kofler himself could not be reached on Friday to get his opinion.

According to Seemann’s statement, the Scientologists did not show up under a cover name, but under the designation of Scientology. A procurator in Kofler’s business, Kofler & Company, Inc. agreed to the renting. „It could be that Kofler himself was not even involved,“ said Seemann, „but he could at least distance himself from the organization by donating the rental income to a charitable organization.“ Scientology will pay Kofler 45,000 marks rent for the three days. Kofler told the „Frankfurter Allgemeinen“ newspaper that cancelling the contract was not possible because of the amount.

The Frankfurt Superintendent for Schools, Education and multi-cultural opportunities, Jutta Ebeling (Greens) criticized the gastronome for his conduct in an open letter. It said that he bore the responsibility that „this sect was being made presentable“ and that it was advertising its „cynical tricks“ while she, Ebeling, was doing everything „to hinder access of sects to youth.“

According to advertising leaflets, the organization wants to present video presentations, a photography exhibition and „live demonstrations“ at its gathering, entitled „What is Scientology?“.

A letter of protest to Kofler was also written by Frankfurt’s Director of Culture, Hans-Bernhard Nordhoff (SPD). He said he learned of the arrangement at the Schirn Cafe „with great dismay.“ „The Schirn Art Hall and the neighboring cafe understandably appears as a unit in the public picture; gatherings in your Cafe will therefore always be identified with our renowned art hall,“ wrote Nordhoff. Although it was not legally possible for him to interfere with this use, he appealed „very urgently“ to Kofler to conscientiously review as to whether Scientology recruitment operations were legal in the Schirn institution and the culinary operation, said the culture director.

Frankfurt sect expert and spokesman of the Evangelical Church, Kurt-Helmuth Eimuth, could hardly imagine that Kofler had deliberately slipped into the contract with the „cynical organization,“ because it is well known in gastronomy that such behavior could be „absolutely ruinous to one’s image,“ said Eimuth. According to what he has observed, the activities of the sect in Frankfurt in recent times „have wilted considerably.“ He said that criticism was having its effect.

Raub der Kindheit

Der Spiegel, 21.4.1007

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8700439.html

Credo der Freiheit, Die Zeit

Die Zeit, 14.2.1997

http://lrd.yahooapis.com/_ylc=X3oDMTVna2E1dTZiBF9TAzIwMjMxNTI3MDIEYXBwaWQDc1k3Wlo2clYzNEhSZm5ZdGVmcmkzRUx4VG5makpERG5QOWVKV1NGSkJHcTJ1V1dFa0xVdm5IYnNBeUNyVkd5Y2REVElUX2tlBGNsaWVudANib3NzBHNlcnZpY2UDQk9TUwRzbGsDdGl0bGUEc3JjcHZpZANDUE9KOFdLSWNycUMydzBsTC5ERi5LbEhXODV4amsxNWhEd0FDb1Ff/SIG=1297n8ak4/**http%3A//www.zeit.de/1997/07/Credo_der_Freiheit_Klarspueler_fuers_Hirn