Tag Archiv für Medien

Bilderwelten selbst gestalten


Noch nie war es so leicht zu fotografieren und zu filmen. Doch was macht ein gutes Foto
aus? Was braucht es hierfür? Oder kann man doch alles hinterher am PC bearbeiten?
Welche Programme hierfür gibt es?
Ein Seminar zum Ausprobieren der eigenen Perspektive, der eigenen kreativen Möglich-
keiten. Ob man die Bilder nur für die Dokumentation oder zum Erstellen der einer Dia-
Show nutzen will. Und da ist natürlich auch noch das Bundesdatenschutzgesetz, das es
zu beachten gilt.

Kontakt: BEP@eimuth.de

Hörmedien

Podcasts werden immer beliebter. Hörspiele sind für Kinder ständig verfügbar.
Hörangebote in Form von Hörbüchern und -spielen können für Kinder schon ab dem
zweiten Lebensjahr eine Bereicherung sein, speziell mit Sachthemen zur
Wissenserweiterung. Tonie, Tigerbox und Hörbert haben längst Einzug in die
Kinderzimmer gehalten. Aber was ist ein gutes Hörspiel, in welchem Alter? Und welche
Möglichkeiten gibt es selbst kreativ zu werden? Da die Technik bei akustischen Medien
einfach ist, können selbst im Kindergarten schon eigene Hörspiele erstellt werden. Auch
eignen sich die Medien dazu Kindern nicht deutscher Muttersprache mit Anerkennung zu
begegnen

Kontakt: BEP@eimuth.de

„Ein Video braucht viel mehr Zeit“

von Kurt-Helmuth Eimuth

Zur Überbrückung des Versammlungsverbots hat Pfarrer i.R. Hinnerk Müller in der Offenbacher Erlösergemeinde publikumslose Gottesdienste gefeiert und auf Youtube hochgeladen.

Pfarrer i.R. Hinnerk Müller bei den Aufnahmen zum Videogottesdienst in der Offenbacher Erlöserkirche. | Foto: Rolf Oeser
Pfarrer i.R. Hinnerk Müller bei den Aufnahmen zum Videogottesdienst in der Offenbacher Erlöserkirche. | Foto: Rolf Oeser

Herr Müller, Sie haben für die Erlösergemeinde in Offenbach-Waldheim Youtube-Gottesdienste gestaltet. Wie kam es dazu?
Hinnerk Müller: Also da war dieses Thema: Man möchte zusammenhalten und kann sich doch nicht direkt begegnen. Abstand halten, aber trotzdem miteinander verbunden sein.

Die Gemeinde hatte ja schon länger die Idee.
Ja, das sehen Sie daran, dass auf dem Kanal auch unsere ganzen Kindervideos sind. Eine unserer Mitarbeiterinnen für die Kinder- und Jugendarbeit hat solche Ideen schon häufiger umgesetzt. Wir haben Theaterstücke und Krippenspiele als Film aufgenommen, vor allem für die, die mitgespielt haben. Deswegen war das bereits im Hinterkopf.

Die zu sehenden Gottesdienste sind nicht nur einfach abgefilmt. Sie verwenden verschiedene Einstellungen und mehrere Kameras.
Wir haben einen Vater aus dem Kindergarten, der das professionell macht und jetzt unterbeschäftigt ist in seinem Tonstudio. Der stand hinter der Umsetzung des Projektes.

Wen erreichen Sie mit den Aufzeichnungen?
Wir hatten an Ostern 207 Aufrufe, jetzt am Sonntag waren es 80 Aufrufe. Verglichen mit der Gottesdienstbesucherzahl, die hier in der Gemeinde auch sonst gar nicht so schlecht ist, ist das dennoch eine Vervielfachung.

Werden Sie nach der Corona-Krise weitermachen?
Nein, das ist zu aufwändig. Ich brauche für eine Predigt normalerweise acht Stunden, aber wenn ich den ganzen technischen Bereich noch mit einrechnen muss, da verdoppelt sich die Zeit. Das kann man so nicht durchhalten.

Was braucht es für einen Videogottesdienst außer Zeit?
Man muss vor allem auch Ideen haben, was die Leute hören wollen. Aber auf Gottes Wort gibt es kein Copyright.

Zum Youtube-Kanal der Erlösergemeinde

Medien aktiv und kreativ nutzen

Von Redaktion – 27. März 2015

Medienkompetenz und Medienschutz standen im Mittelpunkt eines Fachtages zum Thema „Medien, die geheimen Erzieher“ der Diakonie Frankfurt. „Kinder wachsen von Beginn an in eine stark durch Medien beeinflusste Umwelt hinein“, sagte Kurt-Helmuth Eimuth, der Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten. „Angesichts einer kaum noch zu überblickenden Flut medialer Angebote sind viele Eltern verunsichert, gerade in den ersten Lebensjahren der Kinder.“ Welche Medien sind angemessen und wie viel Medienzeit in welchem Alter sinnvoll?

Wichtig sei es dabei, selbst ein Vorbild zu sein. Das Verteufeln oder Verbieten von Medien helfe nicht. Medienkompetenz bedeute vielmehr, Medien kreativ und aktiv zu nutzen. Also nicht Stunden damit zu verbringen, beim Computerspiel das nächsthöhere Level zu erreichen, sondern zum Beispiel mittels einer speziellen App selbst Musik zu komponieren. Oder nicht einfach nur immer Filme anzuschauen, sondern auch mal selbst einen Film zu erstellen.

Damit Kinder diese Art von Medienkompetenz erwerben, bedürfe es geschulter Fachkräfte, weshalb die Diakonie Frankfurt bereits über zwanzig medienpädagogische Fortbildungen in ihren Kitas durchgeführt hat. Schließlich hebt auch der neue Rahmenlehrplan für die Erzieherinnenausbildung Medienerziehung als Querschnittsaufgabe besonders heraus.

Beitrag von Redaktion, veröffentlicht am 27. März 2015 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe 2015/2 – April.

Für Medienkompetenz ist es nie zu früh

Wenn Kinder auf Medien treffen, scheiden sich die Geister: Die einen sehen in Fernsehen und Internet eine Gefahr für Kindergehirne, andere lassen die Kleinen auch mal vor den Bildschirm oder nutzen Computer-Spielprogramme. Wichtig ist: Auch Kinder brauchen heute schon Medienkompetenz.

Haben viel Spaß beim Filmen: Nico, Leandra, Felix und Justin lernen in der Matthäus-Kita der Hoffnungsgemeinde mit Pädagogin Jutta Vongries schon früh den Umgang mit Medien. Foto: Ilona Surrey

Medienskeptiker weisen vor allem auf die Gefahr hin, dass Kinder noch nicht zwischen Medienrealität und Wirklichkeit zu unterscheiden wüssten. „KiTa-medial“, eine Medienwerkstatt, die das Diakonische Werk für Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medienpädagogik und Kommunikation (MuK) in Frankfurter Kindertagesstätten durchführt, versucht daher, genau an diesem Punkt anzusetzen.

Kindern generell den Zugang zu Medien zu untersagen, sei nämlich weder sinnvoll noch überhaupt möglich, erklärt Kurt-Helmuth Eimuth, der Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten im Diakonischen Werk. „Es gibt heute so etwas wie eine Medienkindheit. Schon die Kleinsten beobachten ihre Eltern im Umgang mit Medien.“ Medien seien nicht per se gut oder schlecht: „Schon kleinen Kindern muss eine Art Medienkompetenz vermittelt werden.“

Die Medienwerkstatt will daher Kindern vom Krabbelstuben- bis zum Hortalter einen bewussten Umgang mit dem ermöglichen, was sie durch die Medien sehen und erfahren. „Am besten gelingt das in diesem Alter möglichst praxisnah.“ In dem einwöchigen Projekt gestalten die Kinder unter professioneller Anleitung selbst einen kleinen Kurzfilm.

Im Kindergarten Matthäus der Hoffnungsgemeinde zum Beispiel entstand auf diese Weise die verfilmte Geschichte eines kleinen Pferdes, das in ein Loch fällt und von einem anderen gesucht und gerettet wird. In kurzen Szenen, die anschließend zusammengeschnitten wurden, spielten und entwickelten die Kinder begeistert selbst das Geschehen und hielten es digital fest.

Ganz nebenbei erlernten sie den Umgang mit der Handkamera, einer Soundmaschine, und sie erlebten, wie durch gezielte Kameraperspektiven oder den Einsatz von Licht bestimmte Effekte erzielt werden können: Ein Spielzeugpferd, das aus großer Entfernung gefilmt wird, sieht beim Betrachten der Bilder viel kleiner aus als eines, das in direkter Nähe aufgenommen wurde.

„Solche kleinen Tricks, mit denen man beim Film arbeitet, sind bei den Kindern nachhaltig hängengeblieben“, sagt Kita-Leiterin Jutta Vongries. „Das ist der erste Schritt, damit sie eine Medieninszenierung durchschauen können und sie nicht mit der Wirklichkeit verwechseln.“

Bevor das Projekt durchgeführt wurde, hatten die Erzieherinnen selbst eine zweitägige Fortbildung absolviert und einen Informationsabend für die Eltern organisiert. „Die Fortbildung war enorm wichtig“, erzählt Vongries, auch sie selbst sei zuvor eher skeptisch gewesen, was die Mediennutzung von Kindern betraf: „Gerade als Pädagogin neigt man leicht dazu, die Einflüsse von Medien auf kleine Kinder zu verteufeln.“

Die Fortbildung habe es den Erzieherinnen ermöglicht, ihren eigenen Zugang zur Thematik zu reflektieren. „Das verändert die eigene Sichtweise schon erheblich“, sagt Vongries. „Und einen Schritt, den man selbst schon gegangen ist, kann man anderen dann umso besser nahebringen.“

Etwa zwanzig Frankfurter Kitas haben bereits an der Medienwerkstatt teilgenommen, weitere sollen folgen. Den genauen Themenbereich können die Einrichtungen selbst wählen, neben dem Bereich Film ist auch ein Fokus auf Hörspiele oder Comics möglich.

Neben dem akuten Effekt für die teilnehmenden Kinder liegt Kurt-Helmuth Eimuth auch daran, dass sich durch das Projekt eine gewisse Nachhaltigkeit in der Medienerziehung in den Kindertagesstätten etabliert. „Schließlich sollen auch die späteren Jahrgänge ähnliche Erfahrungen machen können.“ Deshalb wird jeder Einrichtung im Anschluss an die Projektwoche ein Etat zur Verfügung gestellt, von dem dann die nötigen technische Geräte angeschafft werden können. Im Matthäuskindergarten wurden unter anderem zwei Kameras und ein Beamer ­gekauft. Sie kommen nach wie vor immer wieder zum Einsatz – zum Beispiel, wenn das Weihnachtstheaterstück gefilmt und dann als Film gezeigt wird.

Sarah Wagner, Evangelisches Frankfurt Dez. 2012

Die Kirche kann von den Piraten lernen

Das Interessante an der Piratenpartei ist, dass sie mit neuen Formen politischer Mitbestimmung experimentiert. Davon könnte auch die Kirche lernen.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser 

Alle reden über sie, manche auch mit ihnen: Die Piraten sind neu, unkonventionell, sie lieben Medien und haben nicht immer eine Antwort. Das reicht zumindest für gut acht Prozent.

Warum eigentlich haben diese Bengels (Frauen sind deutlich unterrepräsentiert) eine solche Anziehungskraft? Heerscharen von Soziologen suchen derzeit eine Antwort auf diese Frage, die, so der Eindruck,  rund um die Uhr die Talkshows beschäftigt. Doch die gängigen Erklärungsversuche – Parteienverdrossenheit, Internetfans haben Gleichgesinnte gesucht – sind doch recht bemüht.

Den Rechner einschalten und politisch mitreden

Am Dienstag plauderte in der Sendung von Frank Plasberg Juli Zeh, Schriftstellerin, kein Mitglied der Piratenpartei, „hart aber fair“ über ihre Sympathie zur neuen politischen Kraft. Sie sprach über das Lebensgefühl vieler Menschen: Sie sind interessiert, auch an Politik, wollen aber keinem engen Milieu angehören. „Es gibt keinen Stall mehr“, sagte Zeh, „man versucht irgendwie, sein Set zusammenzubauen.“ Sie könne sich nicht vorstellen, jede Woche zu irgendeiner Ortsgruppe zu gehen, um an Parteiversammlungen teilzunehmen. Bei den Piraten könne sie nach eigenem Gusto den Rechner einschalten und politisch mitreden.

Die Attraktivität der Piraten liegt ganz klar in der Möglichkeit der Mitwirkung, der Partizipation. Haben das nicht auch die Achtundsechziger gewollt? Ist es jetzt nicht möglich, mittels Internet „mehr Demokratie zu wagen“?

Gremienarbeit könnte reduziert werden

Man stelle sich nur mal vor, welches Potenzial in solchen Kommunikationswegen auch für Institutionen wie die Kirche steckt: Unendliche Stunden von Gremienarbeit könnten reduziert werden. Alle könnten mitdiskutieren, ob etwa die Matthäuskirche in Frankfurt abgerissen werden soll, um mit dem Erlös andere Frankfurter Kirchen zu erhalten.

Man könnte Foren für Stadtteile gestalten, Kirchenmitglieder und Nichtmitglieder einladen zur Diskussion. Man könnte Vorschläge sammeln, wie eine Gemeinde in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens sich weiter verhalten soll: Klage erheben, Protestbanner an der Kirche anbringen oder das Gemeindezentrum verlagern?

Die Piraten zeigen, wie Meinungsbildungsprozesse aller Art gebündelt und moderiert werden können. Sie experimentieren mit neuen Instrumenten, wie Mitglieder von Organisationen an den Punkten, die ihnen am Herzen liegen, mitwirken können.

Gemeinschaft braucht Kommunikation

Vieles davon könnte man auch in der Kirche ausprobieren: Wer sich in der Gemeindeleitung engagieren möchte, müsste sich nicht für sechs Jahre in einen Kirchenvorstand wählen lassen, weil ihm die Kirchenmusik am Herzen liegt, obwohl dort immer wieder der Kindergarten auf der Tagesordnung steht.

Sicher: Glaube braucht Gemeinschaft. Aber die Gemeinschaft braucht auch Kommunikation. Paulus würde heute sicher nicht auf dem Marktplatz stehen und predigen. Er würde die Medien nutzen – eben auch das Internet.

 

Kurt-Helmuth Eimuth, Evangelisches Frankfurt via facebook am 10. Mai 2012

Lutherzwerge

Andacht, 6. 9. 2010

St. Peterskirche, Frankfurt

Kurt-Helmuth Eimuth

Heiliggeistkirche

Orgel

Lied: EG 447, 1-3,7 Lobet den Herren

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg. Amen.

Morgengebet: Nr. 815

Luthers Morgensegen

Ich danke dir, mein himmlischer Vater,

durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn,

dass du mich diese Nacht

vor allem Schaden und Gefahr behütet hast,

und bitte dich,

du wollest mich diesen Tag auch behüten

vor Sünden und allem Übel,

dass dir all mein Tun und Leben gefalle.

Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele

und alles in deine Hände.

Dein heiliger Engel sei mit mir,

dass der böse Feind keine Macht an mir finde.

Amen.

Lied: EG 124, 1-4 Nun bitten wir den heiligen Geist

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich weiß ja nicht, was Sie von Gartenzwergen halten. Für mich sind sie ehrlich gesagt stark gewöhnungsbedürftig.

Ja, sicher, Gartenzwerge kommen heute in allerlei Gestalt daher. Als Bundeskanzler, als Eintracht-Fan und nun gibt es auch Lutherzwerge. Erstmals seit dem 19. Jahrhundert zeigt sich der Marktplatz von Wittenberg ohne die Denkmäler der beiden berühmten Reformatoren Luther und Melanchthon – dafür mit 800 Lutherzwergen.

Die Standbilder von Luther (1483-1546) und Melanchthon (1497-1560) sind für eine umfassende Restaurierung abgebaut worden. Der Berliner Kaiser, Friedrich Wilhelm III., hatte damals die Aufstellung angeordnet, auch zum größeren Ruhme seiner Kirche, getragen vom Bündnis von „Thron und Altar.“ Und überall in deutschen Landen entstanden im 19. Jahrhundert die mächtigen Luther-Denkmäler: 1868 wurde das Lutherdenkmal in Worms, wo Luther 1521 vor dem Reichstag stand, enthüllt, das größte Reformationsdenkmal der Welt von Ernst Rietschel steht vor der Frauenkirche in Dresden um nur zwei zu nennen.

In Wittenberg traten die Miniaturfiguren des Reformators Luthers an die Stelle des großen Vorbilds. Sie sollen zum Nachdenken über die Reformation anregen, im Vorfeld der großen Reformationsfeier aus Anlass des Thesenanschlags im Jahre 1517.

Der Nürnberger Künstler Ottmar Hörl hat sie in den Farben rot, schwarz, grün und blau in Wittenberg aufstellen lassen. Hörl sagte, er wolle mit seinen Figuren „einen Impuls setzen und den Menschen ihren persönlichen Luther mitgeben, mit dem sie sich dann individuell, undogmatisch auseinandersetzen können“. Die Kunststofffigur hat wie die Denkmalvorlage eine Bibel in der Hand und ist einen Meter hoch. „Luther hat sich immer ganz klein gemacht“, behauptet Hörl. Der Kunstprofessor stellt gerne kleine Produkte her. 2003 hat er ganz viele kleine Dürer-Hasen auf dem Nürnberger Hauptmarkt aufgestellt, 2004 zur Olympiade kamen 10.000 Eulen nach Athen und in Bayreuth Wagner-Hunde auf die Parkbänke, dann – ebenfalls provozierend – in Straubing 1.250 Nazigarten-Zwerge mit dem sogenannten „deutschen Gruß“ der NS-Zeit.

Die „Lutherzwerge“ genannten Figuren sind umstritten. So bezeichnete der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer die Figuren als „Plaste-Luther“ in rot, grün und blau, die „einfach nur peinlich“ seien. Wortgewaltig wie Luther und ebenso bissig schlägt Schorlemer vor, einen Schlitz zum Geldeinwurf in die Zwerge zu schneiden: »Wenn das Geld im Köpfchen klingt, Luther aus dem Zwerglein springt.« Wirft man 50 Cent rein, predigt er gegen die Vogelfänger. Wirft man einen Euro rein, so liest er einen lieben Brief an Herrn Käthe. Für zwei Euro wütet er gegen Papst, Juden und Türken. Für zehn Euro hört man ein Gleichnis auf unsere Gegenwart: »Wer hat, dem wird gegeben. Und wer nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat.« Und weiter schreibt Schorlemmer in der Zeit:

„Deprimiert schaut er drein; aus so einem traurigen Zwerg kommt kein fröhlicher Furz.“… Und das Fazit des ehemaligen Direktors der Evangelischen Akademie in Wittenberg und Bürgerrechtlers: “Gegen Ablasshandel half noch Thesenanschlag. Gegen Kulturmarketing hilft nicht einmal Beten. Ach, verehrter Bruder Martinus, du »alter stinkender Madensack«, du frommer, mutiger, begnadeter Prediger, du anrührender Beter und maßlos Schimpfender, hilf mir schimpfen!“

500 Jahre nach dem Thesenanschlag, der als Beginn der Luther-Reformation gilt, hat sich in der evangelischen Kirche in Deutschland einiges verändert. Im Laden der EKD gibt es nicht nur Aufkleber und Poster zur Lutherdekade, sondern auch Lutherkeks, Luthertaschen und einen Stempel zu Lutherdekade. Die EKD nennt diese Zwerge, die man für 250 Euro käuflich erwerben kann – signiert 500 Euro – „Luther-Botschafter“, die protestantische Inhalte vermitteln und zur Auseinandersetzung mit dem Reformator anregen sollen.

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, hatte Jesus denen gesagt, die ihm nachfolgen und denken wollten wie er (Mt 7,16). „Die Multiplizierung schafft eine Präsenz, die Martin Luther und der Auslegung seiner Lehre gerecht wird. Sie steht als Anregung und soll zu einer ganz persönlichen und undogmatischen Auseinandersetzung führen, “ meint Professor Ottmar Hörl.

Die Organisatoren wehren sich gegen die Kritik. Die Lutherzwerge sollen auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hinweisen und als „Botschafter“ die Lehre von Martin Luther „in die Welt tragen“. Luther gehöre in den Alltag, daran sollen und werden die Figuren erinnern. Sie könnten ein Stachel sein, wenn die reformatorischen Ideen von vor 500 Jahren auf die Realität heute prallen.

Luther selbst war ja davon überzeugt, dass man verständlich für die Menschen sein muss oder wie er es drastisch sagte, dem Volk aufs Maul zu schauen habe.

Im seinem berühmten Sendbrief vom Dolmetschen (1530) hat Luther die Prinzipien seiner Bibelübersetzung eindrucksvoll dargelegt und verteidigt. Er schreibt u. a.:

»man mus nicht die buchstaben inn der lateinischen sprachen fragen, wie man sol Deutsch reden, wie diese esel thun, sondern, man mus die mutter jhm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen, und den selbigen auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen, so verstehen sie es den und mercken, das man Deutsch mit jn redet.«

Deutsch mit ihnen reden Was bedeutet das in einer Mediengesellschaft? Was bedeutet dies für eine Kirche, die nicht mehr Volkskirche ist?

Muss man sich da nicht die medialen Gewohnheiten der Adressaten zu Nutze machen? Nur so kann man den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche sein, wie es einst Paulus forderte.

Wir stehen hier in der Peterskirche. Sie wird genutzt als Jugendkulturkirche. Dies ist genau so eine Übersetzungsarbeit. Vor über 500 Jahren wurde die erste Peterskirche als Kapelle hier nebenan gebaut, weil die Menschen nicht so weit zum täglichen Gebet vom Feld kommend laufen wollten. Heute müssen wir andere Formen finden, um etwas von der Botschaft weiterzugeben.

Und auch wir liebe Kolleginnen und Kollegen sind ja auch in unserer Arbeit täglich Botschafteinnen und Botschafter eben dieses einen Gottes. Lassen Sie uns darum bitten, dass wir stets den richtigen Ton treffen und verstanden werden.

Lied: EG, 362, 1, 2 +4 Ein feste Burg ist unser Gott

Mitteilungen:

Gebet:

Wir bitten dich, Gott, für unsere Kirche

Hilf, dass sie zu einem Ort wird,

an dem dein Wort und deine Liebe lebendig werden.

Wir bitten dich für das Miteinander der Völker.

Lass nicht zu, dass Misstrauen und Ungerechtigkeit

unsere Welt spalten.

Wir denken an die Schwachen und Kranken.

Hilf ihnen, dass sie sich ihrer besonderen Stärken bewusst werden.

Schenke uns Geduld miteinander.

Wir bitten dich, Gott, für alle,

die in Kirche und Gesellschaft kritisch ihre Stimme erheben.

Hilf ihnen, dass sie nicht zerrieben werden.

Lass sie für uns zu einem bleibenden Stachel werden.

Wir bitten für uns selbst.

Dass wir weder falschen Idealen nachlaufen noch resignieren.

Gib uns Ahnungen von deinem Weg und stärke uns für ihn.

Mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat, beten wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib unsheute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes:

Gott, segne uns und behüte uns

Gott schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.

Gott, lass dein Angesicht leuchten über uns,

dass wir leuchten für andere.

Gott, erhebe dein Angesicht auf uns und halte uns fest

im Glauben, dass das Leben stärker ist als der Tod. Amen.

Lied: EG 421, Verleih uns Frieden

Medienverhalten ändert sich

Evangelisches Frankfurt November 2009

Medienverhalten ändert sich
Gemeindebriefe in der Jakobskirche ausgezeichnet

In der Bockenheimer Jakobskirche überreichte Kirchenpräsident Volker Jung den mit 1500 Euro dotierten Gemeindebriefpreis der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) der Redaktion der Gemeinden Lauterbach und Heblos im Dekanat Vogelsberg. Unter den ausgezeichneten Publikationen war auch der als Stadtteilzeitung konzipierte Gemeindebrief der Frankfurter Dornbuschgemeinde.

Jung bezeichnete die Gemeindebriefe als „einziges Kontaktmedium, das nahezu alle Mitglieder erreicht“. Der Gemeindebrief komme „aus dem Herzen der Gemeinde“ und enthalte alle wichtigen Informationen der Kirche vor Ort. „Er macht Lust auf Gemeinde und lädt zur Teilnahme ein.“

Dirk Metz, Sprecher der Hessischen Landesregierung, hob das unterschiedliche Medienverhalten der Generationen hervor. 83 Prozent der über 40-Jährigen lesen eine Tageszeitung, von den 14- bis 29-Jährigen aber nur die Hälfte. 78 Prozent der über 60-Jährigen bejahen die Frage, ob man eine Zeitschrift braucht, aber nur 47 Prozent der 16- bis 29-Jährigen. Dies hat Folgen. Die Auflage der Tages-, Sonntags- und Wochenzeitungen in Deutschland ging in den letzten Jahren von 33 Millionen Exemplaren auf 25 Millionen zurück. Ein Minus von 25 Prozent. In dieser Situation seien die Gemeindebriefe ein „schlafender Riese“, so Metz. Und den anwesenden Redakteurinnen und Redakteuren bestätigte der Staatssekretär: „Ihnen gelingt mit den Gemeindebriefen etwas, das ansonsten nur dem Fußball gelingt: Sie erreichen Junge und Alte, Arme und Reiche, Stadt und Land.“

Der Förderpreis Gemeindebrief ist mit insgesamt 5500 Euro der höchstdotierte Preis seiner Art. Er wird alle zwei Jahre verliehen, in diesem Jahr zum siebten Mal. Unterstützt wird der Preis von der Bruderhilfe Pax Familienfürsorge, dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, der Evangelischen Kreditgenossenschaft, der Mitgliederzeitung „Evangelisches Frankfurt“ und der Evangelischen Sonntagszeitung.

Kurt-Helmuth Eimuth

Die Zehn Gebote für Kids

Kika und Kirche starten gemeinsames Projekt

Man kennt dies schon. An den großen christlichen Festen kommen die monumentalen Bibelverfilmungen. Doch dieses Mal hat sich der Kinderkanal in Zusammenarbeit mit der evangelischen und katholischen Kirche etwas Besonderes einfallen lassen. In einer Kurzfilmserie will er die Bedeutung und Werthaltung der Zehn Gebote aufzeigen. Ausgestrahlt wird die Serie ab Ende März jeweils am Sonntagvormittag; bereits ab Mai gibt es dann die DVD im Handel. Ausgangspunkt sind Geschichten um die 11-jährige Marie und ihren geliebten Hund Amos. Beide sind fremd in einer neuen Stadt. Marie kommt in eine neue Schule und will schnell Freunde finden. Dafür ist sie bereit, als Mutprobe für die Aufnahme in eine Clique ihren vierjährigen Terrier zu opfern. Als das Mädchen ihren Fehler erkennt, ist der kleine Streuner bereits verschwunden. Gemeinsam mit ihrer Freundin Nadja begibt sie sich auf die Suche. Solche Konfliktsituationen machen die in den Geboten enthaltenen Botschaften für die Zielgruppe von sechs- bis zwölfjährigen Kindern erstmals in einer Spielfilmreihe erlebbar. Die Internetseite (unsere-zehn-gebote.de) bietet Hintergrundinformationen zu den Geboten selbst, zu den Kurzfilmen und Zusatzmaterial wie Links und Online-Spiele. So kann man nachlesen, wie ein Spielfilm entsteht und sich eine echte Drehbuchseite ansehen. Über die Schauspielerinnen und Schauspieler finden sich ebenso Informationen wie über den Hund „Amos“, der in allen Filmen eine wichtige Rolle spielt. Die Seite wird ergänzt durch ein eigenes Angebot für Erwachsene. Vor allem Lehrerinnen und Lehrer oder Leiter von Konfirmandengruppen können von den dort angebotenen Arbeitshilfen profitieren.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2006

Das Leben ins Mikrofon erzählt

Brigitte Babbe geht seit 25 Jahren für die Kirche beim HR auf Sendung

Bild
Brigitte

Babbe

wer durch Alt-Griesheim fährt, dort, wo sich die Häuser dem Main entgegenducken, glaubt kaum, dass hier eine Frau wohnt, die gerade ihr 25-jähriges Mikrofon-jubiläum feierte. Die Kirchensendungen des Hessischen Rundfunks finden ihre Zuhörerinnen und Zuhörer. Viele Tausend sind es, die Brigitte Babbe auf HR 4 hören. Etwa dreimal im Jahr gestaltet sie je-weils eine Woche lang die Rubrik „Übrigens“, christliche Gedanken für den Tag.
Brigitte Babbe legt Wert darauf, dass alle Geschichten, die sie dort erzählt, wahr sind. Etwa die Begebenheit vom „Mittwochskuchen“: Freundin Inge fährt jeden Mittwoch zur Tante und bringt ihr einen Butterkuchen mit, den sie auf dem Bornheimer Wochenmarkt kauft. Bäcker und Kundin verstehen sich auch ohne Worte. Das wöchentliche Kaufritual bedarf keiner Worte mehr. Das Fazit von Brigitte Babbe: „Zwei Menschen verstehen sich mit ganz wenigen Worten – eigentlich ohne Worte. Beide sind sicherlich keine redseligen Menschen. Aber ihnen gelingt eine freundliche, zugewandte Verständigung.“ Und sie fügt als Fürbitte hinzu: „Ach Gott, hilf mir, dass mich Menschen verstehen, für die ich zu viele Worte mache.“
Mit Fug und Recht darf man der 70-Jährigen bescheinigen, dass sie sich den Menschen zuwendet, ihnen zuhört, aber auch selbst Stellung bezieht. Dabei half und hilft ihr sicherlich ihre berufliche Erfahrung als Zuständige für berufliche Rehabilitation und Schwerbehindertenvermittlung im Frankfurter Arbeitsamt.
Zur Rundfunkarbeit kam sie eher zufällig. Ironisch merkt sie über jene Zeit an, dass man damals wohl mindestens Propst hätte sein müssen, „und vor allem ein Mann“. Sie jedoch war Frau und zudem eine, die nicht Theologie studiert hatte. Immerhin: Sie durfte Artikel für den Gemeindebrief, damals der Paulsgemeinde, schreiben. Einer davon fiel dem damaligen Rundfunkbeauftragten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Joachim Schmidt, in die Hände – und er war begeistert. Er schlug Babbe als Rundfunkautorin vor. In der Kirche stieß er zunächst auf eisige Ablehnung. Frau, Nicht-Theo­ lo­ gin und dazu noch in der CDU – das war für die EKHN der siebziger Jahre zuviel. Man einigte sich schließlich auf einen Versuch. Es klappte wunderbar.
Brigitte Babbe ist eine Frau, die etwas in der Welt bewegen will. Sie war in Frankfurt Vorsitzende der Frauen-Union und ist jüngst zur Ehrenvorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU ernannt worden. Wenn man so im gut bürgerlichen Wohnzimmer sitzt, den Kaffee genießt, den Geschichten zuhört (und davon hat sie viel mehr, als sie im Radio erzählen kann), dann spürt man etwas von der gottesfürchtigen Kraft dieser Frau. Es klingelt, und der ehemalige Gemeindepfarrer schaut herein. Natürlich war Brigitte Babbe viele Jahre im Kirchenvorstand, war Vorsitzende desselben und hat dann so ziemlich alle Ämter bekleidet, die man ehrenamtlich ausfüllen kann. Sie ist Prädikantin, gehörte den Synoden der Landeskirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland an und ist bis heute im Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt. Diese Arbeit schätzt sie besonders. Aber: „Mein schönstes Ehrenamt ist das der Prädikantin.“
Man glaubt es ihr ohne Nachfrage, denn auf der Kanzel hat sie mehr Zeit, ihre vielen spannenden Geschichten von Menschen und von Gottes Wirken zu erzählen. Und keine davon ist erfunden.
Kurt-Helmuth Eimuth, Evangelisches Frankfurt 2006