„Lieber fünfmal googeln, als sich einmal was merken“

Das Institut für Demoskopie Allensbach erstellte eine Studie zur Akzeptanz von „Evangelisches Frankfurt“: Demnach ist die Zeitung bekannter geworden, wird von vielen aber nur durchgeblättert. Auch die kirchliche Presse muss sich mit der Krise des Print-Journalismus auseinandersetzen.

Hält die Ergebnisse der Leserbefragung für einen "großen relativen Erfolg" für Evangelisches Frankfurt: Rüdiger Schulz vom Institut für Demoskopie Allensbach bei seinem Vortrag in Frankfurt. Foto: Ilona Surrey 

Hält die Ergebnisse der Leserbefragung für einen “großen relativen Erfolg” für Evangelisches Frankfurt: Rüdiger Schulz vom Institut für Demoskopie Allensbach bei seinem Vortrag in Frankfurt. Foto: Ilona Surrey

Bekanntheitsgrad stieg von 49 auf 67 Prozent

„Evangelisches Frankfurt“ ist bekannter geworden: Das ist das Hauptergebnis einer Studie des Allensbach-Instituts, die der Evangelische Regionalverband Frankfurt in Auftrag gegeben hatte. Redakteurin Antje Schrupp freut sich über die Zustimmung. „Eine Zeitung darf sich allerdings nicht zurücklehnen, sie muss über den Tellerrand schauen“, sagte sie vergangene Woche im Frankfurter Spener-Haus, wo Rüdiger Schulz, der die Studie bei Allensbach geleitet hatte, die Ergebnisse vorstellte.

Grundlage der Studie sind Telefon-Interviews, die das Allensbach-Institut im Dezember 2012 durchgeführt hat. Befragt wurde jeweils eine Person über 16 Jahre in 607 Frankfurter Haushalten, in denen mindestens ein Mitglied der evangelischen Kirche wohnt. Es ist bereits die dritte Studie, die sich mit dem Wirkungskreis von „Evangelisches Frankfurt“ beschäftigt.

Gut 120.000 Menschen kennen „Evangelisches Frankfurt“

War im Jahr 2001 die Zeitung in den Haushalten, die sie automatisch und kostenfrei beziehen, nur 49 Prozent der Menschen bekannt, ist diese Zahl in elf Jahren auf 67 Prozent gestiegen. Wenn man von 106.000 Zielhaushalten ausgeht, in denen rund 148.000 Evangelische und rund 20.000 Nicht-Evangelische leben (ihr Anteil unter den Befragten lag bei 13 Prozent), bedeutet das in absoluten Zahlen, dass schätzungsweise gut 120.000 Menschen in Frankfurt die Zeitung kennen.

Rüdiger Schulz erklärte in seinem Vortrag aber auch, dass „Evangelisches Frankfurt“ von der Krise des Print-Journalismus nicht verschon bleibe. „Die Ergebnisse darf man nicht losgelöst vom gesellschaftlichen Paradigmenwechsel in der Informations- und Kommunikationskultur sehen.“ Immer weniger Menschen würden Zeitungen lesen, um sich zum Nachdenken anregen zu lassen, sondern sie würden sich Informationen je nach Bedarf besorgen: „Die Menschen googeln lieber fünf Mal, als dass sie sich einmal etwas merken.“

Viele Menschen glauben nicht, dass ihnen ohne Religion etwas fehlt

Für kirchliche Publikationen komme noch erschwerend hinzu, dass Religiosität heute nicht mehr selbstverständlich in den Lebensalltag integriert sei. „Viele Menschen glauben nicht, dass ihnen ohne Religion etwas fehlt“, sagte Schulz. Bei der Befragung zu Evangelisches Frankfurt hätten 90 Prozent angegeben, dass sie keinen weiteren Bedarf an Informationen aus dem kirchlichen Leben oder zu Sinn- und Glaubensfragen hätten.

Entsprechend blättern die meisten Menschen „Evangelisches Frankfurt“ nur durch oder überfliegen die Artikel rasch. Von den 41 Prozent, die die Zeitung regelmäßig lesen, sind zwei Drittel 60 Jahre und älter. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand auch tatsächlich in die Lektüre vertieft, ist umso höher, je enger der Kontakt zur Kirche ist.

Die Vorstellung der Studienergebnisse des Allensbach-Instituts zur Zukunft kirchlicher Medienkommunikation führten zu regen Diskussionen auch im Publikum. Foto: Ilona Surrey 

Die Vorstellung der Studienergebnisse des Allensbach-Instituts zur Zukunft kirchlicher Medienkommunikation führten zu regen Diskussionen auch im Publikum. Foto: Ilona Surrey

Ausbaufähig sei der Bereich Internet, sagte Schulz: 49 Prozent der Befragten gaben an, aus der Zeitung „interessante Denkanstöße“ zu erhalten, doch nur 29 Prozent wissen, dass „Evangelisches Frankfurt“ auch digital existiert, nämlich als Internetseitebei Facebook oder auf Twitter.

Interesse auch ein einer ökumenischen Zeitung

„Evangelisches Frankfurt ist in den 37 Jahren seines Bestehens eine sehr lebendige Zeitung geblieben“, sagte Esther Gebhardt, Vorsitzende des Regionalverbands. Mit einer ganz persönlichen Anekdote unterstrich Redaktionsmitglied Kurt-Helmuth Eimuth die Bedeutung der Zeitung auch für die Ökumene am Main: „Ich saß am Liebfrauenberg, und da sah ich einen Bruder des Kapuzinerordens – in die Lektüre des Evangelischen Frankfurt vertieft.“ In der Tat können sich laut Allensbach-Studie 54 Prozent vorstellen, eine lokale ökumenische Zeitung zu lesen.

„Alles in allem sind die Zahlen ein großer relativer Erfolg für Evangelisches Frankfurt“, fasste Rüdiger Schulz zusammen. Während viele andere Printzeitungen mit Einbrüchen zu kämpfen hätten, seien hier die Nutzungszahlen stabil. „Die offene, zeitgemäße Präsentation der Themen kommt an.“ So stimmen auch 70 Prozent der Leserinnen und Leser der Aussage zu: „Es ist gut, dass es das Angebot gibt.“

Die Mitgliederzeitung Evangelisches Frankfurt wird automatisch an alle Evangelischen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main (außer Bergen-Enkheim, das zur kurhessischen Landeskirche gehört) verschickt. Alle anderen können die Zeitung, die sieben Mal im Jahr erscheint, aber ebenfalls kostenlos abonnieren. Dazu einfach eine Mail an info@evangelischesfrankfurt.de schicken.

Beitrag von , veröffentlicht am 6. Juli 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

„Lieber fünfmal googeln, als sich einmal was merken“

Das Institut für Demoskopie Allensbach erstellte eine Studie zur Akzeptanz von „Evangelisches Frankfurt“: Demnach ist die Zeitung bekannter geworden, wird von vielen aber nur durchgeblättert. Auch die kirchliche Presse muss sich mit der Krise des Print-Journalismus auseinandersetzen.

Hält die Ergebnisse der Leserbefragung für einen „großen relativen Erfolg“ für Evangelisches Frankfurt: Rüdiger Schulz vom Institut für Demoskopie Allensbach bei seinem Vortrag in Frankfurt. Foto: Ilona Surrey

Bekanntheitsgrad stieg von 49 auf 67 Prozent

„Evangelisches Frankfurt“ ist bekannter geworden: Das ist das Hauptergebnis einer Studie des Allensbach-Instituts, die der Evangelische Regionalverband Frankfurt in Auftrag gegeben hatte. Redakteurin Antje Schrupp freut sich über die Zustimmung. „Eine Zeitung darf sich allerdings nicht zurücklehnen, sie muss über den Tellerrand schauen“, sagte sie vergangene Woche im Frankfurter Spener-Haus, wo Rüdiger Schulz, der die Studie bei Allensbach geleitet hatte, die Ergebnisse vorstellte.

Grundlage der Studie sind Telefon-Interviews, die das Allensbach-Institut im Dezember 2012 durchgeführt hat. Befragt wurde jeweils eine Person über 16 Jahre in 607 Frankfurter Haushalten, in denen mindestens ein Mitglied der evangelischen Kirche wohnt. Es ist bereits die dritte Studie, die sich mit dem Wirkungskreis von „Evangelisches Frankfurt“ beschäftigt.

Gut 120.000 Menschen kennen „Evangelisches Frankfurt“

War im Jahr 2001 die Zeitung in den Haushalten, die sie automatisch und kostenfrei beziehen, nur 49 Prozent der Menschen bekannt, ist diese Zahl in elf Jahren auf 67 Prozent gestiegen. Wenn man von 106.000 Zielhaushalten ausgeht, in denen rund 148.000 Evangelische und rund 20.000 Nicht-Evangelische leben (ihr Anteil unter den Befragten lag bei 13 Prozent), bedeutet das in absoluten Zahlen, dass schätzungsweise gut 120.000 Menschen in Frankfurt die Zeitung kennen.

Rüdiger Schulz erklärte in seinem Vortrag aber auch, dass „Evangelisches Frankfurt“ von der Krise des Print-Journalismus nicht verschon bleibe. „Die Ergebnisse darf man nicht losgelöst vom gesellschaftlichen Paradigmenwechsel in der Informations- und Kommunikationskultur sehen.“ Immer weniger Menschen würden Zeitungen lesen, um sich zum Nachdenken anregen zu lassen, sondern sie würden sich Informationen je nach Bedarf besorgen: „Die Menschen googeln lieber fünf Mal, als dass sie sich einmal etwas merken.“

Viele Menschen glauben nicht, dass ihnen ohne Religion etwas fehlt

Für kirchliche Publikationen komme noch erschwerend hinzu, dass Religiosität heute nicht mehr selbstverständlich in den Lebensalltag integriert sei. „Viele Menschen glauben nicht, dass ihnen ohne Religion etwas fehlt“, sagte Schulz. Bei der Befragung zu Evangelisches Frankfurt hätten 90 Prozent angegeben, dass sie keinen weiteren Bedarf an Informationen aus dem kirchlichen Leben oder zu Sinn- und Glaubensfragen hätten.

Entsprechend blättern die meisten Menschen „Evangelisches Frankfurt“ nur durch oder überfliegen die Artikel rasch. Von den 41 Prozent, die die Zeitung regelmäßig lesen, sind zwei Drittel 60 Jahre und älter. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand auch tatsächlich in die Lektüre vertieft, ist umso höher, je enger der Kontakt zur Kirche ist.

Die Vorstellung der Studienergebnisse des Allensbach-Instituts zur Zukunft kirchlicher Medienkommunikation führten zu regen Diskussionen auch im Publikum. Foto: Ilona Surrey

Ausbaufähig sei der Bereich Internet, sagte Schulz: 49 Prozent der Befragten gaben an, aus der Zeitung „interessante Denkanstöße“ zu erhalten, doch nur 29 Prozent wissen, dass „Evangelisches Frankfurt“ auch digital existiert, nämlich als Internetseitebei Facebook oder auf Twitter.

Interesse auch ein einer ökumenischen Zeitung

„Evangelisches Frankfurt ist in den 37 Jahren seines Bestehens eine sehr lebendige Zeitung geblieben“, sagte Esther Gebhardt, Vorsitzende des Regionalverbands. Mit einer ganz persönlichen Anekdote unterstrich Redaktionsmitglied Kurt-Helmuth Eimuth die Bedeutung der Zeitung auch für die Ökumene am Main: „Ich saß am Liebfrauenberg, und da sah ich einen Bruder des Kapuzinerordens – in die Lektüre des Evangelischen Frankfurt vertieft.“ In der Tat können sich laut Allensbach-Studie 54 Prozent vorstellen, eine lokale ökumenische Zeitung zu lesen.

„Alles in allem sind die Zahlen ein großer relativer Erfolg für Evangelisches Frankfurt“, fasste Rüdiger Schulz zusammen. Während viele andere Printzeitungen mit Einbrüchen zu kämpfen hätten, seien hier die Nutzungszahlen stabil. „Die offene, zeitgemäße Präsentation der Themen kommt an.“ So stimmen auch 70 Prozent der Leserinnen und Leser der Aussage zu: „Es ist gut, dass es das Angebot gibt.“

Die Mitgliederzeitung Evangelisches Frankfurt wird automatisch an alle Evangelischen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main (außer Bergen-Enkheim, das zur kurhessischen Landeskirche gehört) verschickt. Alle anderen können die Zeitung, die sieben Mal im Jahr erscheint, aber ebenfalls kostenlos abonnieren. Dazu einfach eine Mail an info@evangelischesfrankfurtarchiv.de schicken.

Beitrag von Anne Lemhöfer, veröffentlicht am 6. Juli 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe 2013/5 – September, Web.

Festeburgkirche: Zum 50. Jubiläum unter Denkmalschutz gestellt

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 30. Juni 2013

Diskussionen um eine mögliche Aufgabe der Festeburgkirche in Preungesheim sind nun beendet: Pünktlich zu ihrem 50. Jubiläum wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Grund dafür sind vor allem die Fenster von Johannes Schreiter.

Der in Langen lebende Glasbildner Johannes Schreiter vor den von ihm geschaffenen Kirchenfenstern. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die evangelische Festeburggemeinde im Frankfurter Stadtteil Preungesheim feierte am vergangenen Wochenende ihr 50. Jubiläum. Wie Dore Stuckmeier-Schubert vom Synodalvorstand der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mitteilte, wurde die Festeburgkirche unter Denkmalschutz gestellt. Damit dürften alle Diskussionen zur Aufgabe der Kirche erstickt sein.

Wesentlichen Anteil an dieser Entscheidung haben die von Professor Johannes Schreiter geschaffenen Kirchenfenster. Schreiter bezeichnete in der Festversammlung sein Frühwerk in Preungesheim als eine „sinnvolle farbliche Askese“. Der international renomierte Künstler hat die Fenster in Betonglastechnik ausgeführt.

Ein Motiv der Fenster nimmt auch das am Jubiläumsabend enthüllte neue Signet der Gemeinde auf. Es zeigt einen Ausschnitt aus den Kirchenfenstern. Für Michael Martell vom Förderverein Festeburg symbolisiert die Darstellung Gemeinde und Pfarrerin, oder auch eine „feste Burg“ mit Zuversicht und Stärke. Der Förderverein wurde 2011 gegründet. Er will die Festeburgkirche als gemeindliches, aber auch als gesellschaftliches und kulturelles Zentrum erhalten und stärken.

Michael Martell vor dem neuen Signet der Festeburgegemeinde. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Stadtrat Volker Stein hob in seinem Grußwort für den Frankfurter Magistrat seine enge familiäre Bindung zur Preungesheimer Gemeinde hervor. Schon sein Vater, der Stadtälteste Paul Stein, gehörte dem Kirchenvorstand an. Volker Stein selbst war 35 Jahre lang Kirchenvorsteher, davon 10 Jahre als Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Die Kirche sei für ihn ein Kleinod. Die Gemeinde trage zur Beheimatung der Menschen im Stadtteil bei, so Stein.

Dekan Jürgen Moser hob die Bedeutung des Engagements hervor: „Kirche kann nicht ohne die ehrenamtlich tätigen Menschen existieren.“ Professor Peter Scherle setzte sich in seinem Beitrag mit der Zukunft des Glaubens auseinander. Glaube sei nach protestantischem Verständnis etwas, das alleine von Gott geweckt werde: „Der Glaube ist weder durch Vernunft, noch durch Entscheidung, noch durch Gefühle begründet.“

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 30. Juni 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe 2013/5 – September, Web.

Der 22. Mai soll Friedenstag werden

Erinnerung an Familie Jürges

Andacht, Frieden 10.6.13

Lied: EG 455, 1-3 Morgenlicht leuchtet

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Herzlich willkommen allen, die sich haben rufen lassen.

Nehmen wir uns Zeit

für uns, für Gott, miteinander.

Amen

Psalm 57, Nr. 728

Lied: EG 425, 1-3 Gib uns Frieden jeden Tag

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

1
Der 22. Mai soll in Frankfurt Friedentag werden. Diesen Vorschlag machte Pfarrer Karsten Petersen. Es ist der Todestag der vor 30 Jahren durch den Absturz eines Starfighters getöteten Frankfurter Pfarrersfamilie Jürges. Petersen schlug dies während einer Andacht vor drei Wochen am Grab der Familie auf dem Oberräder Waldfriedhof vor: Petersen fragte: „Wäre es nicht an der Zeit, den 22. Mai in Frankfurt in Zukunft zu einem Friedenstag zu machen, einen Tag, an dem die evangelische Kirche, vielleicht gemeinsam auch mit der katholischen Kirche und mit anderen Religionsgemeinschaften regelmäßig das Thema „Wie kann es Frieden geben in unserer Welt?“ mit klugen und informativen Veranstaltungen gestaltet?

Am Pfingstsonntag, dem 22. Mai 1983, war während einer Flugschau auf dem damaligen militärischen Teil des Rhein-Main-Flughafens ein kanadischer Kampfjet abgestützt und hatte den Wagen der Pfarrersfamilie getroffen. Martin Jürges (40), seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Katharina (1) und Jan (11) starben sofort am Unglücksort nahe der heutigen Commerzbank-Arena. Die 19-jährige Nichte Gesine Wagner erlag knapp drei Monate später ihren schweren Verbrennungen. Karsten Petersen, damals Pfarrer in der benachbarten Weißfrauengemeinde, knüpfte an die Pressemitteilung des Kirchenpräsidenten Volker Jung an. Sie war mit „Ihr Vermächtnis ist der Frieden“ überschrieben. Der ehemalige Stadtjugendpfarrer Martin Jürges und seine Frau die Sozialarbeiterin Irmtraud Jürges-Kießling hatten sich immer für die Belange der Menschen eingesetzt. Eben auch für den Frieden. Erinnern wir uns: Die 1980er Jahre waren die Jahre der Auseindersetzung um die Stationierung der amerikanischen Pershing-Raketen. 1981 war die große Friedenskundgebung in Bonn und 1983 sollte es einen Kirchentag in Hannover unter dem Motto „Umkehr zum Leben“ geben. Es wurde ein Kirchentag in lila, denn die lila Tücher mit der Aufschrift Frieden schaffen ohne Waffen bestimmten allemal das Erscheinungsbild. Martin Jürges hatte schon 40 dieser Tücher für seine Gemeinde im Keller gelagert, denn er wollte mit einer Gruppe am Kirchentag teilnehmen.

Frieden – was ein Wort. Für uns, für die Nachkriegsgeneration, fast so selbstverständlich wie das tägliche Brot. Dabei gab es noch keine deutsche Generation, die nicht mindestens einen Krieg erlebte. Und auch für uns ist Krieg nicht so fern wie wir meinen.

Es war Margot Käßmann, die ehemalige Ratsvorsitzende, die mit ihrer Neujahrspredigt 2010 daran erinnerte und ganz Deutschland aufrüttelte. Sie sagte in der Dresdner Frauenkirche: „Es gibt einen Kontrast zwischen Gottes Zusage und unserem unfertigen, unvollkommenen Leben. Das ist offensichtlich. Da ist eine Verheißung spürbar, aber die Realität ist knallhart….

Denn Erschrecken gibt es ja nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch mit Blick auf unsere Welt.

Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt….“

Wir wissen was nach diesen Worten geschah. Es gab eine hitzige Diskussion. Ob die Kirche sich überhaupt in dieser Art einmischen dürfe, wurde gefragt. Und doch hat sich die Diskussion dann versachlicht und heute wissen wir, dass es zumindest fraglich ist, ob der Afghanistan-Kriegseinsatz zur Befriedung beigetragen hat.

Frieden schaffen ohne Waffen ist nicht nur ein moralischer Imperativ, es ist auch eine Kunst. Eine Kunst, die zumindest die deutschen Politiker in den letzten sechs Jahrzehnten ganz gut beherrschten. Sicher, es gereicht uns sicher nicht zur Ehre, dass wir der drittgrößte Waffenexporteur der Welt sind, aber auf deutschen Boden fand kein Krieg mehr statt. Garant dafür ist auch das vereinte Europa. Dies ist die eigentliche europäische Leistung, nicht die Wirtschaftsvereinigung. Letztere funktioniert ja auch nur so leidlich.

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts kursierten Aufkleber und Aufnäher mit einem Zitat des Propheten Micha. Aus Schwerter werden Pflugscharen.

Beim Propheten Micha heißt es in 4,1–4

„In den letzten Tagen aber wird der Berg, auf dem Gottes Haus steht, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: ‚Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln!‘
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.
Denn der Mund des Herrn Zebaot hat es geredet.“

Micha gilt als einer der großen Vorkämpfer der Gerechtigkeit. Seine Kritik an den Verantwortlichen in Staat und Religion gründet auf einem ausgeprägten Rechtsbewußtsein.

Micha ist überzeugt, dass das von Gott gesetzte Recht für die Schwachen und Schutzlosen Partei ergreifen wird.

Die Vision einer umfassenden Friedenswelt mit Bildern aus dem Ackerbau wird uns hier gezeigt.

Das Zentrum dieser Textstelle ist der neugeschaffene Zionsberg. Der Traum kommt aus der Erfahrung Israels, als kulturelle und religiöse Minderheit unter vielen Völkern zu leben. Dies führt zur friedlichen Koexistenz.

Michas Kritik an der falschen Heilsgewissheit gilt auch allen übrigen Völkern. Weder politische Diplomatie noch militärische Rüstung könnten Frieden gewährleisten.

Gottes Gerechtigkeit und nicht mehr die Waffengewalt der Völker entscheidet, darum ist sein Reich eine Herrschaft des Friedens auf Erden; die Welt der Menschen mit ihrem Kampf und Streit wird umgewandelt zu Gottes Friedensreich; die Waffen, die der Zerstörung und Vernichtung dienten, werden umgeschmiedet zu Werkzeugen des Aufbaus.

Gott selbst hat in diesem Schlusswort diese Verheißung gegeben.

Natürlich sind wir Christinnen und Christen dazu aufgerufen, hier und heute uns für den Frieden einzusetzen.

Also lassen Sie uns gemeinsam nach Wegen des Friedens suchen. Dafür bedarf es auch immer eines Anlasses. Der 22. Mai, der Tag an dem für Familie Jürges der Tod vom Himmel fiel, ist ein solcher Anlass.

Lied: EG: 560, 1-4 Es kommt die Zeit

Mitteilungen:

Geburtstage

Gebet:

Herr, unser Gott:

Wir spüren die Wunden unserer Welt.

Unsere Welt leidet am Krieg etwa in Syrien oder in Afghansitan

Sie leidet an Unmenschlichkeit und Lieblosigkeit.

Sie leidet an jedem Schlag, an jedem Schuss, an jeder Bombe.

Wir betrachten diese Wunde mit Angst und Sorge,

haben Angst, dass sie sich ausbreitet statt zu heilen,

und spüren auch, dass wir diese Wunde mitzuverantworten haben.

Herr, erbarme dich unser.

Wir bitten dich für alle Menschen,

die von der gewaltsamen Auseinandersetzung betroffen sind:

– für die zahllosen Opfer, die ihr Leben lassen müssen,

– für die Familien, die um Menschen bangen,

– für die Frauen und Kinder,

die unter der Gewalt und den katastrophalen Verhältnissen leiden

und zu unschuldigen Opfern werden,

– für die vielen Opfer, die durch Verwundung Schmerzen leiden

oder durch die Grausamkeit verstört sind,

– für die Soldaten, die Angst haben vor dem Tod.

Herr, lass die Regierenden ernsthaft nach Wegen zum Frieden suchen

und den Krieg möglichst schnell beenden.

Herr, wir bitten auch für uns:

Lass uns immer wieder neu für den Frieden beten.

Lass uns immer wieder den Mut finden,

uns für den Frieden einzusetzen,

– durch verbindende Worte und Taten,

– durch Teilen,

– durch Abbau von Trennendem

– und vor allem: durch Widerstehen der Gewalt.

Schenke uns dazu die Kraft und deinen Segen.

Schenke den Wunden der Welt Heilung

durch Jesus Christus, deinen Sohn,

der die Welt mit dir versöhnt hat.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:

Gott, du Ursprung allen Lebens,

du Quelle der Liebe,

du bist wie eine gute Mutter

und wie ein guter Vater.

Sei vor uns und führe uns

sei hinter uns und schütze uns

sei neben uns und begleite uns

sei zwischen uns und verbinde uns

sei in uns und erfülle uns

sei über uns und segne uns. Amen

Lied: EG: 590 Herr, wir bitten komm

Tragödie statt Familienausflug

Hinterländer Anzeiger 25.5.2013

Arbeitsfrei dank Luther

Von – 25. Februar 2013

Die Einigkeit ist bemerkenswert: Der 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 soll bundesweit als Feiertag begangen werden.

Das Land Hessen stehe, wie andere Länder auch, einem entsprechenden Vorschlag der evangelischen Kirche positiv gegenüber, ist aus der Staatskanzlei in Wiesbaden zu hören. Das Reformationsjubiläum habe „grundsätzliche Bedeutung“. Mit einer Rechtsverordnung kann die Landesregierung den 31. Oktober 2017 zum arbeitsfreien Feiertag erklären. Neben Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) befürworteten auch die Regierungschefs von Bremen, Hamburg und Niedersachsen einen einmaligen arbeitsfreien Tag. Derzeit ist der Reformationstag nur in den ostdeutschen Ländern (außer Berlin) ein gesetzlicher Feiertag.

Im November hatte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland den Vorschlag gemacht. Der Reformationstag erinnert an den Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche im Jahr 1517. Darin wandte er sich gegen Missstände in der Kirche wie den Ablasshandel. Das Ereignis gilt als Beginn der reformatorischen Umwälzungen in Europa.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, will alle christlichen Konfessionen einladen, das Jubiläum gemeinsam zu begehen. Dass es um „die Umkehr zu Christus“ geht, könne eine Brücke für die katholische Kirche sein, sich zu beteiligen. Im Verhältnis zur katholischen Kirche wirbt Schneider für eine „Ökumene der Gaben“ auf Augenhöhe, statt sich gegeneinander zu profilieren. Trotz der Unterschiede etwa beim Abendmahl und im Amtsverständnis eine die christlichen Kirchen mehr, als sie trenne. Ein schnelles Ende der Spaltung von Protestanten und Katholiken sei gleichwohl nicht zu erwarten: „Eine sichtbare strukturelle Gestalt für die geglaubte geistliche Einheit der christlichen Kirchen wird in absehbarer Zeit nicht herstellbar sein“, so Schneider.

Ob Protestant oder Katholik, wenn der Reformationstag 2017 arbeitsfrei ist, wird das wohl alle freuen – denn der 31. Oktober fällt dann auf einen Dienstag: noch ein Brückentag im Oktober. Allerdings: So klar nun ein einmaliger Feiertag gefordert wird, so halbherzig ging die evangelische Kirche seinerzeit mit dem Buß- und Bettag um. Dieser protestantische Feiertag wurde 1995 abgeschafft – der Verzicht sollte der Finanzierung der Pflegeversicherung dienen.

Beitrag von , veröffentlicht am 25. Februar 2013 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

Neuerscheinung Kein Kinderkram

Der 22. Mai soll Friedenstag werden

Gedenken an die vor 30 Jahren von einem Starfighter getötete Pfarrersfamilie Jürges.

Der Todestag der vor 30 Jahren durch den Absturz eines Starfighters getöteten Frankfurter Pfarrersfamilie Jürges soll ein „Friedentag“ werden. Dies schlug gestern Pfarrer Karsten Petersen während einer Andacht am Grab der Familie auf dem Oberräder Waldfriedhof vor: „Wäre es nicht an der Zeit, den 22. Mai in Frankfurt in Zukunft zu einem Friedenstag zu machen, einen Tag, an dem die evangelische Kirche, vielleicht gemeinsam auch mit der katholischen Kirche und mit anderen Religionsgemeinschaften regelmäßig das Thema „Wie kann es Frieden geben in unserer Welt?“ mit klugen und informativen Veranstaltungen gestaltet?

Auf dem Oberräder Waldfriedhof trafen sich Freunde und Angehörige zum Gedenken Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Auf dem Oberräder Waldfriedhof trafen sich Freunde und Angehörige zum Gedenken
Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Am Pfingstsonntag, dem 22. Mai 1983, war während einer Flugschau auf dem damaligen militärischen Teil des Rhein-Main-Flughafens ein kanadischer Kampfjet abgestützt und hatte den Wagen der Pfarrersfamilie getroffen. Martin Jürges (40), seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Katharina (1) und Jan (11) starben sofort am Unglücksort nahe der heutigen Commerzbank-Arena. Die 19-jährige Nichte Gesine Wagner erlag knapp drei Monate später ihren schweren Verbrennungen. Karsten Petersen, damals Pfarrer in der benachbarten Weißfrauengemeinde, knüpfte an die Pressemitteilung des Kirchenpräsidenten Volker Jung an. Sie war mit „Ihr Vermächtnis ist der Frieden“ überschrieben. „Das sollte sichtbare Konsequenzen haben“, so Petersen. Schließlich sei die Infrastruktur mit Akademie und Friedenspfarramt vorhanden.

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Am Gedenkstein auf dem Familie-Jürges-Platz war ein Kranz niedergelegt worden. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Im Gutleutviertel gedachten gestern Abend gut 40 Personen am Familie-Jürges-Platz vor dem Behördenzentrum der Familie und auch im Kaffee Nußknacker wurden Texte der Verstorbenen verlesen.

Kurt-Helmuth Eimuth, Evangelisches Frankfurt via Internet am 23. Mai 2013

 

Als der Tod vom Himmel fiel, FNP 2013

Als der Tod, FNP 22.5.2013

Pfingstfest – ein Zeichen gegen Rassismus auf dem Römerberg

Ein Zeichen gegen Rassismus setzte das ökumenische Pfingstfest auf dem Frankfurter Römerberg. Aus Anlass der berühmten Rede von Martin Luther King, vor 50 Jahren in Washington D.C. gehalten, wandte sich die Frankfurter Pröpstin Gabriele Scherle gegen jede Form der Unterdrückung von Menschen. Marie Davenport, die als junge Frau selbst Teilnehmerin am Marsch 1963 nach Washington war, berichtete eindrücklich von Rassissmus, den sie selbst noch erlebte. Die Urenkelin eines Sklaven aus Mississipi war unter den 300.000 Zuhörerinnen und Zuhörern als Martin Luther King seine berühmte Rede hielt. Sie trug Teile der Ansprache

Eigens während der Predigt eingeübt hatten Kinder den Kanon "Deine Hand in meiner Hand", der mit viel Bewegung gesungen wurde. Nicht nur die Kinder waren begeistert. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Marie Davenport als Zeitzeugin im Gespräch mit Stadionpfarrer Eugen Eckert  Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

des schwarzen Bürgerrechtlers unter dem Beifall der über 1000 Zuhörer vor. Nie mehr sollten Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden.