Täter an der falschen Tür

Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) vermutet nach dem Angriff Unbekannter auf eine Kita im Frankfurter Stadtteil Dornbusch eine simple, aber sehr effektive Verwechslung. Demnach war die Kita der Polizei das Ziel, das vollends verfehlt wurde.

Vielleicht haben sich die Vandalen an der Tür geirrt. Vielleicht wollten die bislang unbekannten Täter, die in der vergangenen Sonntagnacht die Fenster einer Kindertagesstätte in der Nähe der Haltestelle Dornbusch mit Pflastersteinen eingeworfen und die Wände innen und außen mit roter Farbe beschmiert haben, ursprünglich eine ganz andere Einrichtung treffen.

Denn unweit der noch nicht eröffneten Krabbelgruppe „Rebecca“ des Diakonischen Werks, die zum Ziel der Attacke wurde, liegt die erste Kindertagesstätte der Frankfurter Polizei, die Innenminister Boris Rhein (CDU) Mitte April offiziell eröffnet hatte.

Die Äußerungen des Innenministers vom Donnerstag legen jedenfalls nahe, dass er eine Verwechslung mit der Polizei-Kita vermutet: Die Zerstörungswut müsse zu denken geben, so Rhein in einer Mitteilung. Sie bezieht sich auch auf die Kritik am Polizeieinsatz am 1. Mai .

Die unbekannten Täter hatten die Wände der Kita sowie die Fassade des gegenüberliegenden Supermarktes mit den polizeifeindlichen Buchstaben „ACAB“ (wohl eine Abkürzung für „All cops are bastards“, was soviel heißt wie „Alle Polizisten sind Bastarde“) und „Cops not welcome“ („Polizisten nicht willkommen“) beschmiert; dies ist laut Rhein neben den in Brand gesteckten Polizeifahrzeugen vom Dienstag ein weiterer Angriff auf die Polizei. Die Aktionen zeigten die „Skrupellosigkeit politischer Extremisten“.

Der an und in der Kita entstandene Schaden wurde mittlerweile eingehend geprüft und beläuft sich auf rund 20.000 Euro, wie der Leiter der Abteilung Kindertagesstätten beim Diakonischen Werk, Kurt-Helmut Eimuth, am Freitag mitteilte. Die sieben zerstörten Fensterscheiben zu ersetzen, werde rund 10.000 Euro kosten, ein ähnlich hoher Betrag wird für die Erneuerung des Fußbodens und der Tapete in drei der erst frisch renovierten Räume anfallen. Die rote Farbe, mit denen die Einbrecher Beutel gefüllt und an Wände und auf den Fußboden geworfen hatten, lässt sich größtenteils nicht mehr entfernen.

„Wir sind einfach nur froh, dass alle Möbel verschont worden sind“, sagt Eimuth. Im Moment würde noch geklärt, ob der Schaden von der Versicherung gedeckt würde. „Bei Beschädigung durch Vandalismus zahlt die Versicherung in der Regel nicht.“

Die Neueröffnung der Kita, die von der Diakonie in den nächsten Tagen geplant war, muss aufgrund der Renovierung um drei Wochen auf den 1. Juni verschoben werden. In der Betreuungseinrichtung für ein- bis dreijährige Kinder wird es 33 Plätze geben. Für den Anfang sind drei Erzieherinnen eingestellt worden, in drei Monaten sollen bereits fünfzig Prozent der Betreuungsplätze besetzt sein.

Elena Müller, 4.5.2013 FR

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert