von Kurt-Helmuth Eimuth 17. November 2017
Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet das Reformationsjubiläum führte evangelische und katholische Kirche wieder näher zusammen. Das ist wichtig, gerade in Frankfurt.
Luther überall. Ein zusätzlicher Feiertag. Große Fernsehproduktionen in ARD und ZDF. Schlangen vor der Katharinenkirche bis auf die Zeil. Ein Frankfurter Bürgermeister, der dafür wirbt, dass der 31. Oktober als Reformationstag dauerhaft zum Feiertag wird. Nach vielen anfänglichen Unkenrufen kann man wohl sagen, dass das 500. Reformationsjubiläum doch noch ein Erfolg wurde.
Manche fanden die Flut an Luthersocken und Lutherbieren vielleicht übertrieben. Aber selbst solche Witzigkeiten waren nachgefragt. Über eine Million verkaufte Playmobil-Lutherfiguren haben den Reformator zur erfolgreichsten Figur des Spielzeugherstellers gemacht.
Und nicht nur die zentralen „Events“ zum Reformationsjubiläum waren erfolgreich, auch die Veranstaltungen in den Gemeinden waren sehr gut nachgefragt, gelegentlich sogar überfüllt. Wirklich bemerkenswert ist aber, dass die Feiern jenes Ereignisses, das vor 500 Jahren zu einer Trennung von evangelischer und katholischer Kirche geführt hat, nun ganz im Zeichen der Versöhnung standen.
Schon der Auftakt zum Reformationsjahr hatte in Frankfurt das Signal gesetzt: Die evangelische Kirche wollte nicht nur im eigenen Kreis feiern. Beim Ökumenischen Pfingstfest kamen zahlreiche Persönlichkeiten aus der Stadtgesellschaft auf den Römerberg, um an einer langen Tafel Tischreden zu halten. Am 31. Oktober dann standen der katholische und der evangelische Stadtdekan, Johannes zu Eltz und Achim Knecht, gemeinsam auf der Kanzel in der Katharinenkirche. Im Dom hatte man bereits einige Tage zuvor bei einer Vesper mit dem evangelischen Kirchenpräsident Volker Jung, seiner Stellvertreterin Ulrike Scherf, dem katholischen Bischof Georg Bätzing und Generalvikar Dietmar Giebelmann in eine gemeinsame Zukunft geblickt.
Aber nicht nur in Frankfurt stand das Reformationsjubiläum im Zeichen der Versöhnung. Bei einem Versöhnungs-Gottesdienst in Hildesheim sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Heinrich Bedford-Strohm, die beiden Konfessionen wollten „nicht vergessen, was sie einander angetan haben, und zugleich Gott für alles danken, was sie aneinander haben“. Er leitete den Gottesdienst gemeinsam mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der sagte: „Dieser Gottesdienst soll nicht folgenlos bleiben.“ Für die Zukunft kündigte Bedford-Strohm konkrete Schritte an, „die unser Gebet, unsere Lehre und unser Handeln im Geist der ökumenischen Geschwisterlichkeit verändern.“ Und das ist nicht auf evangelische und katholische Kirche begrenzt. Auch eine methodistische Bischöfin und ein griechisch-orthodoxer Erzpriester waren am Gottesdienst beteiligt.
Auch der Kirchentag in Berlin und die Weltausstellung in Wittenberg waren sicher kein Flop, auch wenn sie die hochgesteckten Ziele an Publikumszahlen nicht erreichten. Was sich hier zeigte war, dass die Kirche vor allem dort funktioniert, wo sie auf ihre bestehende Strukturen zurückgreift.
In andere Milieus vorzudringen gelingt ihr nur schwer. Nicht nur der Kirchentag ist in Ehren ergraut. Genau hier liegt die Herausforderung für beide Kirchen in den kommenden Jahren – gerade in Frankfurt, wo sie inzwischen in der Situation von Minderheitenkirchen sind, wie Stadtdekan Knecht in der Katharinenkirche betonte.
Dass nach vielen Jahren der Stagnation evangelische und katholische Kirche wieder gemeinsam auftreten, macht Mut. Auch weil die nächste Bewährungsprobe schon bald bevorsteht: 2021 wird der Ökumenische Kirchentag hier in der Mainmetropole sein.
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