Archiv für khe

Morgen früh kommt der ZDF-Gottesdienst live aus dem Nordend

Morgen früh kommt der ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Gethsemanekirche in Frankfurt. Thema ist der Auftakt der Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“.

Außenaufnahmen zum Einspielen in die Live-Übertragung Foto: Kurt-Helmuth Eimuth


Die im Frankfurter Nordend ansässige Evangelische Gethsemanegemeinde ist in diesem Jahr Gastgeber des ZDF-Fernsehgottesdienstes am Sonntag. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Der Gottesdienst zum Auftaks der bundesweiten Fastenaktion „Augenblick mal! – sieben Wochen ohne Sofort“ wird am Sonntag, 5. März 2017, um 9.30 live übertragen. Predigen wird die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Die Frankfurter Prodekanin Ursula Schoen übernimmt die Liturgie. Bringfriede Porzig, die Kirchenmusikerin der Evangelischen Gethsemanegemeinde, verantwortet das Musikprogramm.

Die Gottesdienstbesucherinnen und – besucher werden gebeten, bis 9 Uhr ihre Plätze in der evangelischen Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstraße 90/Ecke Neuhofstraße, einzunehmen.

Das ZDF zu Gast in der Evangelischen Gethsemanegemeinde im Frankfurter Nordend. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Morgen früh kommt der ZDF-Gottesdienst live aus dem Nordend

Morgen früh kommt der ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Gethsemanekirche in Frankfurt. Thema ist der Auftakt der Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“.

Außenaufnahmen zum Einspielen in die Live-Übertragung Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die im Frankfurter Nordend ansässige Evangelische Gethsemanegemeinde ist in diesem Jahr Gastgeber des ZDF-Fernsehgottesdienstes am Sonntag. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Der Gottesdienst zum Auftaks der bundesweiten Fastenaktion „Augenblick mal! – sieben Wochen ohne Sofort“ wird am Sonntag, 5. März 2017, um 9.30 live übertragen. Predigen wird die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Die Frankfurter Prodekanin Ursula Schoen übernimmt die Liturgie. Bringfriede Porzig, die Kirchenmusikerin der Evangelischen Gethsemanegemeinde, verantwortet das Musikprogramm.

Die Gottesdienstbesucherinnen und – besucher werden gebeten, bis 9 Uhr ihre Plätze in der evangelischen Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstraße 90/Ecke Neuhofstraße, einzunehmen.

http://evangelischesfrankfurtarchiv.de/wp-content/uploads/2017/03/170304-Gethsemane-ZDF-klein-006.jpg

Das ZDF zu Gast in der Evangelischen Gethsemanegemeinde im Frankfurter Nordend. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Digitalisierung beschleunigt die Ausdifferenzierung des Glaubens

Der emeritierte Münchner evangelische Theologieprofessor Friedrich Wilhelm Graf stellt einen wachsenden Einfluss des Internets auf die Glaubenswirklichkeit der Menschen fest: „Jeder kann sich seinen eigenen Glauben zurechtbasteln.“

Symposium der EKHN-Stfitung zu Algorithmen und Digitalisierung. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth


Dieser Differenzierungsprozess in Glaubensdingen sei zwar schon länger zu beobachten, sagte Graf bei einem Symposium der Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zu gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung in Frankfurt. Das Internet habe ihn jedoch massiv beschleunigt und den Kommunikationsraum von Religion „ins Unendliche erweitert“.

Um 1900 habe es weltweit rund 3.000 verschiedene Kirchen und Glaubensgemeinschaften gegeben, 100 Jahre später seien es bereits 35.000. „Jeder kann sich seinen eigenen Glauben zurechtbasteln“, resümierte Graf. In der Schweiz glaubten mittlerweile 30 Prozent der konservativen katholischen Kirchgängerinnen an die im Buddhismus verankerte Wiedergeburt, sagte Graf unter Berufung auf die religionssoziologische Studie „Jeder ist ein Sonderfall“.

Das Internet gebe religiösen Akteuren nie dagewesene Möglichkeiten, immer mehr über andere religiöse Akteure zu erfahren. Diese „wechselseitige Beobachtung“ erlaube und befördere die Übernahme von Inhalten und Denkmustern anderer. So erschienen im „Osservatore Romano“, der Tagesszeitung des Vatikans, vermehrt Beiträge über islamische Banken, in denen diskutiert werde, ob der Wall Street nicht ein Scharia-konformes Finanzgebaren guttäte. Umgekehrt werde in muslimischen Gemeinschaften über einen „unbefleckten Koran“ räsoniert, also ein Denkmuster der Marienverehrung übernommen.

Sorge bereiten dem Theologen religiöse Riten und Symbole in Computerspielen. Sie beförderten Denkmuster von einem allmächtigen Gott, die im Gegensatz zur christlichen Vorstellung eines „beobachtenden Gottes“ stünden. Das Symposium der EKHN-Stiftung hatte das Thema „Allmacht der Algorithmen? Die digitale Revolution und wie wir sie gestalten“.

Informatikerin Katharina Zweig: „Wir brauchen einen Algorithmen-TÜV“
Die Kaiserslauterer Professorin für Sozio-Informatik, Katharina Zweig, fordert eine „demokratisch legitimierte Kontrolle“ von Algorithmen im Internet und in sozialen Medien. „Wir brauchen einen Algorithmen-TÜV“, erklärte sie bei einem Symposium der EKHN-Stiftung in der Frankfurter Goethe-Universität.

Computerprogramme, mit denen das Verhalten von Personen vorhergesagt werden solle, könnten die menschliche Urteilskraft entbehrlich machen und dazu führen, dass die Gesellschaft sich zu sehr auf sie verlasse. Dies gehe weit über den individuellen Zuschnitt von Werbebotschaften im Internet hinaus.

Als Beispiel führte Zweig die Justiz des US-Bundesstaats Oregon an, deren Rechtsprechung in Strafsachen sie mit ihren Studenten analysiert habe. Dort errechneten Computerprogramme die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Straftäter erneut straffällig werde. Die Höhe der Wahrscheinlichkeit beeinflusse wiederum die Höhe des Strafmaßes. „In Algorithmen sind Menschenbilder eingefroren – aber nicht immer die richtigen“, klagte Zweig.

Algorithmen entschieden aber über die Zukunft der Menschen. „Algorithmen können jemandem einen Flug verweigern, einen Kredit, ein Visum oder ein bestimmtes Bildungsangebot.“ Die Wissenschaftlerin kritisierte, es gebe keine Partei, die sich ernsthaft mit dem Thema befasse. Sie forderte die Kirchen auf, bei der Diskussion über Algorithmen eine aktive Rolle zu übernehmen.

Digitale Konterrevolution: EU-Datenschutz gefährdet Demokratie

Was gedacht war zum Schutz des Individuums gegen Google, Facebook und Co wendet sich nun gegen jeden einzelnen, kritisiert Christoph Kucklick vom Magazin Geo bei einem Symposium der EKHN-Stiftung zu den Folgen der Digitalisierung.

Der Chefredakteur des Magazins GEO Christoph Kucklick warnt vor der Datenschutzgesetzgebung der EU. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Sie ist kaum bekannt, wird im kommenden Jahr Recht in 26 europäischen Staaten und ist nach Auffassung von Christoph Kucklick eine „digitale Konterrevolution“. Die Rede ist von der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO). Der Chefredakteur des Magazins GEO warnte am 18. Februar auf dem Symposium „Allmacht der Algorithmen?“ der EKHN-Stiftung in der Frankfurter Universität: „Europa schützt sich zu Tode und bedroht damit bürgerliche Freiheiten.“

Was gedacht war zum Schutz des Individuums gegen Google, Facebook und Co wendet sich nun gegen jeden einzelnen. So sei etwa die Benutzung eines fremden Namens in einer Nachricht, etwa einem Tweet, an die Einwilligung des Betroffenen gebunden. Wer beispielsweise eine kritische Bemerkung zu einem Konzert von Helene Fischer machen möchte, muss zuvor die Künstlerin fragen. Weitere Forderungen, die sich aus dem Gesetz ergeben, seien etwa die Pflicht zur Unterrichtung der betroffenen Person oder auch die Pflicht zur Dokumentation und die Pflicht zur Datenportabilität. Pflichten, die von Privatpersonen kaum zu leisten seien.

Kucklick erinnerte an die Macht der Datenschutzbehörde. Sie sei die einzige Behörde, die ohne richterliche Genehmigung in Privatwohnungen eindringen und durchsuchen dürfe. Man stelle sich dieses mächtige Werkzeug einer staatlichen Behörde nur in den Händen heutiger Populisten vor.

„Wir haben nicht zuviel, sondern den falschen Datenschutz“, stellte Kucklick fest. Der Hamburger Journalist kritisierte die EU-Verordnung als zu undifferenziert. Sie gehe von der

Voraussetzung aus, dass alle Daten gefährlich seien. Der Grundsatz der informationellen Selbstbestimmung führe in dieser Form zur informationellen Fremdbestimmung. „Die berechtigte Sorge um die Macht der Algorithmen wird genutzt um unsere bürgerlichen Freiheiten einzuschränken“, bilanzierte Kucklick und formulierte weiter: „Wir brauchen nicht ein Zurück, sondern ein kluges Nachvorn, einen freiheitlichen Datenschutz.“

Dossier „Algorithmen“

Algorithmen sind Chance und Gefahr zugleich: Algorithmen, also automatisierte Handlungsabfolgen, gewinnen immer mehr Einfluss auf unser Leben. Das ist aber kein Grund für Panik und unverhältnismäßige Regulierungen.

Ein neuer Star am heimischen Götterhimmel: der Algorithmus: Algorithmen haben etwas Göttliches: Sie sind allgegenwärtig, es gibt kein Entkommen, und wir sind von ihnen abhängig, ob wir wollen oder nicht. Aber wir müssen uns ihnen nicht ergeben.

Digitale Konterrevolution: EU-Datenschutz gefährdet Demokratie: Was gedacht war zum Schutz des Individuums gegen Google, Facebook und Co wendet sich nun gegen jeden einzelnen, kritisiert Christoph Kucklick vom Magazin Geo bei einem Symposium der EKHN-Stiftung zu den Folgen der Digitalisierung.

Informatikerin Katharina Zweig: „Wir brauchen einen Algorithmen-TÜV“: Die Kaiserslauterer Professorin für Sozio-Informatik, Katharina Zweig, fordert eine „demokratisch legitimierte Kontrolle“ von Algorithmen im Internet und in sozialen Medien. „Wir brauchen einen Algorithmen-TÜV“, erklärte sie bei einem Symposium der EKHN-Stiftung in der Frankfurter Goethe-Universität.

Digitalisierung beschleunigt die Ausdifferenzierung des Glaubens: Der emeritierte Münchner evangelische Theologieprofessor Friedrich Wilhelm Graf stellt einen wachsenden Einfluss des Internets auf die Glaubenswirklichkeit der Menschen fest: „Jeder kann sich seinen eigenen Glauben zurechtbasteln.“
Kurt-Helmuth Eimuth

Digitalisierung beschleunigt die Ausdifferenzierung des Glaubens

Der emeritierte Münchner evangelische Theologieprofessor Friedrich Wilhelm Graf stellt einen wachsenden Einfluss des Internets auf die Glaubenswirklichkeit der Menschen fest: „Jeder kann sich seinen eigenen Glauben zurechtbasteln.“

Symposium der EKHN-Stfitung zu Algorithmen und Digitalisierung. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Dieser Differenzierungsprozess in Glaubensdingen sei zwar schon länger zu beobachten, sagte Graf bei einem Symposium der Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zu gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung in Frankfurt. Das Internet habe ihn jedoch massiv beschleunigt und den Kommunikationsraum von Religion „ins Unendliche erweitert“.

Um 1900 habe es weltweit rund 3.000 verschiedene Kirchen und Glaubensgemeinschaften gegeben, 100 Jahre später seien es bereits 35.000. „Jeder kann sich seinen eigenen Glauben zurechtbasteln“, resümierte Graf. In der Schweiz glaubten mittlerweile 30 Prozent der konservativen katholischen Kirchgängerinnen an die im Buddhismus verankerte Wiedergeburt, sagte Graf unter Berufung auf die religionssoziologische Studie „Jeder ist ein Sonderfall“.

Das Internet gebe religiösen Akteuren nie dagewesene Möglichkeiten, immer mehr über andere religiöse Akteure zu erfahren. Diese „wechselseitige Beobachtung“ erlaube und befördere die Übernahme von Inhalten und Denkmustern anderer. So erschienen im „Osservatore Romano“, der Tagesszeitung des Vatikans, vermehrt Beiträge über islamische Banken, in denen diskutiert werde, ob der Wall Street nicht ein Scharia-konformes Finanzgebaren guttäte. Umgekehrt werde in muslimischen Gemeinschaften über einen „unbefleckten Koran“ räsoniert, also ein Denkmuster der Marienverehrung übernommen.

Sorge bereiten dem Theologen religiöse Riten und Symbole in Computerspielen. Sie beförderten Denkmuster von einem allmächtigen Gott, die im Gegensatz zur christlichen Vorstellung eines „beobachtenden Gottes“ stünden. Das Symposium der EKHN-Stiftung hatte das Thema „Allmacht der Algorithmen? Die digitale Revolution und wie wir sie gestalten“.

Weitere Referierende waren die Sozio-Informatikerin Katharina Zweig und der Chefredakteur des Magazins GEO Christoph Kucklick.

21.2.2017

Digitale Konterrevolution: EU-Datenschutz gefährdet Demokratie

Was gedacht war zum Schutz des Individuums gegen Google, Facebook und Co wendet sich nun gegen jeden einzelnen, kritisiert Christoph Kucklick vom Magazin Geo bei einem Symposium der EKHN-Stiftung zu den Folgen der Digitalisierung.

Sie ist kaum bekannt, wird im kommenden Jahr Recht in 26 europäischen Staaten und ist nach Auffassung von Christoph Kucklick eine „digitale Konterrevolution“. Die Rede ist von der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO). Der Chefredakteur des Magazins GEO warnte am 18. Februar auf dem Symposium „Allmacht der Algorithmen?“ der EKHN-Stiftung in der Frankfurter Universität: „Europa schützt sich zu Tode und bedroht damit bürgerliche Freiheiten.“

Was gedacht war zum Schutz des Individuums gegen Google, Facebook und Co wendet sich nun gegen jeden einzelnen. So sei etwa die Benutzung eines fremden Namens in einer Nachricht, etwa einem Tweet, an die Einwilligung des Betroffenen gebunden. Wer beispielsweise eine kritische Bemerkung zu einem Konzert von Helene Fischer machen möchte, muss zuvor die Künstlerin fragen. Weitere Forderungen, die sich aus dem Gesetz ergeben, seien etwa die Pflicht zur Unterrichtung der betroffenen Person oder auch die Pflicht zur Dokumentation und die Pflicht zur Datenportabilität. Pflichten, die von Privatpersonen kaum zu leisten seien.

Kucklick erinnerte an die Macht der Datenschutzbehörde. Sie sei die einzige Behörde, die ohne richterliche Genehmigung in Privatwohnungen eindringen und durchsuchen dürfe. Man stelle sich dieses mächtige Werkzeug einer staatlichen Behörde nur in den Händen heutiger Populisten vor.

„Wir haben nicht zuviel, sondern den falschen Datenschutz“, stellte Kucklick fest. Der Hamburger Journalist kritisierte die EU-Verordnung als zu undifferenziert. Sie gehe von der

Voraussetzung aus, dass alle Daten gefährlich seien. Der Grundsatz der informationellen Selbstbestimmung führe in dieser Form zur informationellen Fremdbestimmung. „Die berechtigte Sorge um die Macht der Algorithmen wird genutzt um unsere bürgerlichen Freiheiten einzuschränken“, bilanzierte Kucklick und formulierte weiter: „Wir brauchen nicht ein Zurück, sondern ein kluges Nachvorn, einen freiheitlichen Datenschutz.“

Auch die Informatikerin Katharina Zweig forderte einen Schutz vor der Allmacht der Algorithmen. Man benötigte so etwas wie einen „Algorithmus-TÜV“.

Der emeritierte Münchener Theologieprofessor Friedrich Wilmhelm Graf sprach über den Einfluss des Internet auf den religiösen Glauben.

Der Kirchenpräsident der EKHN Volker Jung bekannte sich in seiner Begrüßung zur Nutzung der neuen Kommunikationsmöglichkeiten: „Mir bereitet das viel Freude“. Doch es verändere den Alltag. Es gehe darum, ob dies ein Freiheitsgewinn sei oder eine neue Abhängigkeit bedeute.

Mehr zum Thema und zum EKHN-Kongress im Dossier „Algorithmen“.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 18. Februar 2017 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe 2017/2 – April, Web.

Die Figur des Nikolaus steht für Nächstenliebe

Andacht, Kurt-Helmuth Eimuth

Nikolaus

5.12.16

Lied EG: 6, 1 – 3

Votum:

Wir haben uns hier zusammengefunden

Um uns zu besinnen auf Gott,

die Quelle unseres Lebens.

In der Nachfolge Jesu wollen wir gemeinsam

Schritte auf dem Weg

in ein gerechtes friedvolles Miteinander gehen.

Unsere Gemeinschaft auf diesem Weg

Möge gestärkt werden

Durch die Kraft Heiligen Geistes.

Psalm: 121 Nr. 749

Lied: EG 8, 1-3 Es kommt ein Schiff

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute ist der 5. Dezember. Morgen ist Nikolaustag. Heute Abend werden die Kinder ihre Stiefel vor die Tür stellen und hoffen, dass sie morgen früh reichlich gefüllt sind.

Als wir in der Redaktion des Evangelischen Frankfurts über Nikolaus sprachen, kam die Frage auf, ob man denn Kinder belügen dürfe?

Nikolaus mit Lügen in Verbindung zu bringen, liegt mir fern. Aber es ist ja richtig. Wir flunkern was das Zeug hält. Wir erzählen etwas vom Christkind und vom Weihnachtsmann. Und schon vorher kommt der Nikolaus und füllt die Stiefel. Dürfen wir das Oder sollten wir auf solche Geschichten verzichten?

Kinder lieben solche Überlieferungen. Im Alter von drei bis 6 Jahren sind sie in der sogenannten „magischen Phase“. Sie können sich vorstellen, dass der Baum spricht, der Mond sie bewacht oder dass der Teddy isst. Kinder entwickeln eine eigene magische Logik.: Wolken regnen, weil sie traurig sind; Der Ball liegt unter der Kommode, weil er schlafen will. Letztlich ist der Glaube an die Existenz des Nikolaus eine Frage der Hirnentwicklung. Bestimmte Areale werden in diesen jungen Jahren neu verschaltet. Das Kind lernt langsam Realität und Fiktion zu unterscheiden. Es muss erkennen können, dass der rotverpackte Kerl mit dem weißem Bart in Wirklichkeit Herr Müller aus der Nachbarschaft ist.

Mit dem Nikolaus belügen wir die Kinder nicht, sondern wir bereichern die kindliche Traumwelt. Allerdings sollten die Eltern es bei der schönen Traumwelt belassen und diese nicht nutzen, um irgendwelche Erziehungsziele zu erreichen. Der Klassiker ist die Frage des Nikolaus: „Wart ihr alle brav.“ Diese Frage entspricht eher einer Grundhaltung, die eine fremde Autorität nutzt, um den Kindern Angst einzuflößen. Keine schöne Traumwelt, eher Alptraum. Deshalb sollte der Nikolaus nicht das Sündenregister der Kinder aufzählen. Dies passt auch nicht zur Legende vom gütigen Nikolaus. Inhalt und Form sollten eine Einheit bilden, nur so kann es echt und überzeugend sein.

Kinder brauchen Märchen, so betitelte schon der bekannte Kinderpsychologe Bruno Bettelheim sein Standardwerk. Geschichten, Fabeln und Mythen gehören zum Kindsein. Sie regen die Phantasie an, sie zeigen was Gut und Böse ist, sie helfen den kindlichen Alltag zu erforschen und zu bewältigen. Wenn die Kinder in die Schule kommen, erkennen sie langsam die Realität, hören aber immer noch gerne die alten Geschichten, auch die vom Nikolaus.

Bleiben wir noch beim guten alten Nikolaus oder genauer beim Heiligen Nikolaus. Heilige kennen wir ja im Protestantismus nicht. Aber Vorbilder haben wir schon. Bonhoeffer, Wichern oder Martin Luther King.

Und so können wir uns auch den Mythen rund um Nikolaus von Myra nähern. Nikolaus trat in seiner Heimatstadt nah gelegenen Kloster von Sion ein und wurde um das Jahr 300 zum Metropoliten von Myra geweiht. Während der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert. 325 nahm er am 1. Konzil von Nicäa teil. 

Zahlreiche Legenden erzählen von seinen Wundertaten:

In einer verarmten Familie konnte er durch gezielte Geldgeschenke, die er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf, verhindern, dass der Vater seine drei Töchter zur Prostitution bewegen musste. 

Um ein in Seenot geratenes Schiff mit drei Pilgern, die von Ephesus ausfuhren und das für eine christliche Kapelle bestimmte heilige Öl in den Diana-Tempel zurückbringen sollten, zu retten, begab er sich an Bord, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher in den Hafen.

Drei Jungen fielen auf der Suche nach Arbeit dem Metzger in die Hände, der sie in ein Pökelfass steckte und zu Wurst verarbeiten wollte; sie waren schon zerteilt, als der Bischof davon erfuhr und sie wieder zum Leben erweckte.

Vom 15. Jahrhundert an verbreitete sich die Legende von den Getreidehändlern: Nikolaus erbat bei einer Hungersnot in Myra von jedem der für den Kaiser in Rom bestimmten Schiffe nur 100 Scheffel und versicherte, dass durch sein Gebet nichts bei der Ablieferung fehlen werde, was sich bewahrheitete; Nikolaus aber konnte seine Gemeinde auf Jahre hinaus ernähren und sogar Saatgut austeilen. 

Alle Legenden sagen vor allem eines: Niklaus war ein guter Mann. Und so singen wir es ja auch noch heute. Nikolaus gilt als Helfer in fast allen Schwierigkeiten. Die Volksfrömmigkeit hat seinen Gedenktag mit reichem Brauchtum liebevoll bedacht, seit 1555 ist Nikolaus als Gabenbringer für Kinder belegt. Ansatzpunkte für Brauchtum und seine zahlreichen Patronate finden sich in den Legenden.

Wie auch immer man zu den Legenden rund um Nikolaus stehen mag. Nikolaus war vor allem ein Vorbild. Er verkörperte Mitmenschlichkeit, er half den Bedürftigen und gab den Armen zu essen. Es ist diese Haltung die wir – und ich denke auch die die Kinder – lieben. Nikolaus steht nicht für die Haltung, dass sich der stärkere durchsetzt, er steht nicht für den Raubtierkapitalismus des 21. Jahrhunderts, nein er steht für nichts Geringeres als Nächstenliebe.

Ein kleines Stückchen hiervon können die Kinder spüren, wenn Morgen früh die Stiefel gefüllt sind. Und deshalb dürfen und sollen wir davon erzählen. Nikolaus schenkt etwas ganz ohne Gegenleistung. Dass ist das eigentliche Geschenk der Menschwerdung Gottes, dass wir als Menschen so wie wir sind angenommen sind.

Und so können wir den 5. und 6. Dezember gemeinsam mit unseren Kindern und Enkeln auf die Ankunft Jesu warten, so wie es der Bischof von Myra sicher auch schon vor 1700 Jahren getan hat.

Lied: EG 8, 4-6

Mitteilungen

Gebet:

Mache uns zu Zeichen deiner Freude

Dass wir trösten, wo Menschen trauern,

dass wir sie besuchen, wenn sie vereinsamen,

dass wir helfen, wo sie in Not geraten,

dass wir ihnen Hoffnung geben, wenn die Sorge sie erdrückt,

dass wir Licht bringen, wo sie in Leid versinken,

dass wir Wärme schenken, wenn sie im Zweifel erstarren,

dass wir ihnen vertrauen, auch wenn sie am Glauben irre werden.

Wir wissen, dass wir ohne deine Nähe das Leben verlieren.

Dir danken wir die Freude, die wir haben,

das Vertrauen, das uns stärkt,

die Güte, die uns tröstet,

den Frieden, der uns bewahrt.

Lass uns dir ähnlicher werden,

lass uns aus der Freude an dir Gutes sagen,

den Frieden suchen, das Heil glauben,

mit unserem Leben dein Kommen ankündigen.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott, der Ursprung und Vollender aller Dinge.

segne dich, gebe dir Gedeihen und Wachstum,

Erfüllung deiner Hoffnungen, Frucht deiner Mühe,

und am Ende das Ziel deiner Wege. Amen.

Lied: EG 421 (1)

Demokratie braucht eine sachliche Streitkultur

Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf war von Niveaulosigkeit in politischen Debatten geprägt. Doch Demokratie braucht faires Streiten.

http://evangelischesfrankfurtarchiv.de/wp-content/uploads/2016/08/eimuth_klein.jpg

Kurt-Helmuth Eimuth. Foto: Rui Camilo

Niveauloser als der Präsidentschaftswahlkampf in den USA kann eine politische Auseinandersetzung wohl kaum werden. Und das ist ein Problem, denn: Demokratie braucht Streit. Nur in der Auseinandersetzung mit anderen Ansichten entsteht ein Ringen um die beste Lösung. Ohne Streit gibt es keine echte Entwicklung, keine Innovation.

Dass man inhaltliche Unterschiede bei den etablierten Parteien kaum noch erkennen kann, ist eine Ursache für Populismus. Und das liegt auch daran, dass nicht mehr gestritten wird. Oder gibt es tatsächlich keine Unterschiede? Mag sein, dass komplexe Sachverhalte sich nicht so gut zum öffentlichen Disput eignen. Aber das Wahlvolk einfach von der Diskussion über die verschiedenen Lösungsoptionen auszuschließen, die es bei einem bestimmten Thema gibt, ist auch kein Weg. Denn genau auf diese Weise fördert man den Zulauf zu populistischen Bewegungen.

Politiker wie der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt haben es ja auch geschafft, der Bevölkerung zum Beispiel die Mechanismen und Auswirkungen des internationalen Währungsgefüges zu erklären. Das Wort „floating“ (für das freie Schwanken der Wechselkurse) fand sogar Eingang in den Duden.

Zu Zeiten von Strauß, Wehner und Schmidt wurde im Bundestag jedenfalls noch heftig gestritten. Nicht ohne Grund bezeichnete man ihre Debatten auch als „Redeschlachten“. Sie haben sich nicht mit Samthandschuhen angefasst, denn engagiertes Streiten braucht Gefühl und Emotionalität. Aber im Großen wie im Kleinen gilt: Streit muss sachlich bleiben und darf nicht persönlich verletzend sein.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 24. November 2016 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe 2016/6 – Dezember.

Die Armut wird sichtbarer – damit müssen wir leben

Der heutige Raubtierkapitalismus führt dazu, dass blanke Armut in Europa immer sichtbarer wird. Damit müssen wir leben, auch in Frankfurt. Obdachlose Menschen einfach zu vertreiben ist jedenfalls keine Lösung.

http://evangelischesfrankfurtarchiv.de/wp-content/uploads/2016/08/eimuth_klein.jpg

Kurt-Helmuth Eimuth. Foto: Rui Camilo

Die Situation ist für die Anwohner und Anwohnerinnen unerträglich. Jeden Abend kommen zwei bis drei Dutzend Menschen mit Sack und Pack und lagern auf dem neu gestalteten Platz vor der Diakoniekirche Weißfrauen. Morgens ziehen sie wieder ab und hinterlassen Müll, und die Notdurft musste ja auch irgendwo verrichtet werden. Die Diakonie Frankfurt hat zu einem runden Tisch geladen, sie möchte künftig ihren Tagestreff für Obdachlose auch nachts öffnen. Dort gibt es Waschgelegenheiten, Toiletten und auch Waschmaschinen. Dies könnte den Konflikt entschärfen.

Aber auch an anderen Stellen dieser reichen Stadt poppt europäische Armut auf. Die Wanderarbeiter auf der Gutleutbrache etwa oder die Familien aus Osteuropa, die in Erdhöhlen im Fechenheimer Wald leben. Sie sind Teil einer neuen Armutswanderung: Während das Durchschnittseinkommen in Deutschland 47.600 Euro im Jahr beträgt, sind es in Bulgarien gerade mal 7400 und in Rumänien 9300 Euro. Hinzu kommen Diskriminierungen gegen Roma. Es wundert also nicht, wenn sich einige auf den Weg machen und ihr Dasein hier auf der Straße fristen.

Armut ist aber hier wie dort die Folge eines enthemmten Kapitalismus. Die Idee einer sozialen Marktwirtschaft, die die Teilhabe aller Menschen am wirtschaftlichen Reichtum im Blick hatte, ist heute einem internationalen Raubtierkapitalismus gewichen. Solange sich daran nichts ändert, werden wir in Deutschland mit einer wachsenden Zahl von Menschen leben müssen, die von ihrer Arbeit keine Wohnung bezahlen können, die am Rande der Gesellschaft stehen.

Ihnen eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen und gleichzeitig keine Anreize zur Nachahmung zu bieten, ist die Aufgabe nicht nur der Diakonie, sondern der ganzen Stadtgesellschaft. Auch denen, die auf der Straße leben, Toiletten und Waschräume zur Verfügung zu stellen, zeigt die Richtung an. Aber solange wir an den Grundstrukturen nichts ändern, werden wir mit sichtbarer Armut in dieser so reichen Stadt leben müssen. Eine gerechte Gesellschaft sieht anders aus.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 20. September 2016 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe 2016/5 – September, Web.

„Mir geht es darum, dem Phänomen Religion gerecht zu werden“

Dreißig Jahre lang hat Meinhard Schmidt-Degenhard die Sendung „Horizonte“ im Hessenfernsehen moderiert, nun lief die letzte Sendung, und Ende September geht der 59-Jährige in Altersteilzeit. Kurt-Helmuth Eimuth hat ihn zum Abschied interviewt.

Sie haben im Hessenfernsehen dreißig Jahre lang Sendungen zu religiösen Themen verantwortet und moderiert. Was hat sich in den drei Jahrzehnten verändert?

Abgenommen hat die Bedeutung von ‚Kirche‘ für das gesellschaftliche Miteinander hierzulande, aber auch für das je persönliche Leben; gewachsen ist hingegen die Bedeutung von Religion für das politische und soziale Miteinander auf diesem Planeten. Die These vom allmählichen Verschwinden der Religion, der wir in den achtziger Jahren erlegen sind, trifft nicht zu: Religion ist global nie wirklich zurückgegangen! Wir Menschen in der westlichen Welt sind spätestens durch die Ereignisse um 9/11 daran erinnert worden, dass Religion eine entscheidende und treibende Kraft ist für das menschliche Zusammenleben. Meine Grundthese nach 30 Jahren: „Du kannst die Welt nicht verstehen ohne die Religion(en) – ohne um das zu wissen, was die Menschen zu ihrem Gott erklären.“

Geht es heute nicht um das Miteinander der Religionen?

Mir geht es bei alldem zunächst darum, dem Phänomen Religion gerecht zu werden. Das, was diesen Planeten durcheinanderwirbelt, kann ich nicht begreifen, wenn ich nicht um das weiß, was den Menschen heilig ist. In einem zweiten Schritt versuche ich das Gespräch zwischen den Religionen zu verstehen: Was läuft da gerade ab? Welche Themen kristallisieren sich heraus? Wir Journalisten sind kritische Beobachter des Dialogs oder de facto des Trialogs der Religionen. Die Kernfrage lautet schlicht: Wenn’s denn einen Gott gibt, dann kann es doch eigentlich nur einen geben … oder? Wie aber dann umgehen mit den realen kulturellen Unterschiedlichkeiten? Was kann man daraus lernen, um das globale wie lokale Miteinander besser zu verstehen?

Sie gehören keiner Kirche an. Das ist ungewöhnlich für einen Kirchenredakteur.

Das hat zugegeben eine Menge frommer Geister verwirrt – kann ich sogar verstehen. Für mich war es eine persönliche Entscheidung. Das heißt aber nicht, dass Religion für mich keine Rolle spielt: Die Ebene der Transzendenz, die religiös-philosophischen Fragen sind mir für mein Leben unverzichtbar. Aber je mehr ich mich – auch beruflich bedingt – bei aller kritischen Sympathie mit dem Phänomen ‚Kirche‘ beschäftigt habe, umso mehr bin ich auf Distanz gegangen.

Die Kirchen sind privilegiert. Auch in den öffentlich-rechtlichen Anstalten, beispielsweise mit einer Kirchenredaktion. Ist das noch zeitgemäß?

Wenn wir in die Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems schauen, so stellten sich die Kirchen für die Alliierten nach 1945 als wichtige Vertrauenspartner dar. Sie galten, wenn auch nicht immer zu recht, als jene Institutionen, die in den Jahren der Nazi-Diktatur Horte des Widerstands waren. In den Jahren des demokratischen Wiederaufbaus kam den Kirchen wie den öffentlich-rechtlichen Anstalten qua Gesetz eine besondere Bedeutung haben. Rundfunkpolitisch waren und sind (!) die Kirchen einflussreiche Player. Aber beide Institutionen – Kirche wie öffentlich-rechtlicher Rundfunk – müssen zugleich einen immensen Vertrauensverlust vergegenwärtigen, müssen sich selbstkritisch auf die Ursachen hin befragen. Unsere Programmarbeit hat sich in den vergangenen Jahren geöffnet, weg von explizit kirchlichen hin zu allgemein religiösen, religionspolitischen Themen, aber auch hin zu muslimischen Partnern. Aber de facto sind die Kirchen immer auch noch privilegierte Lobbyisten im Rundfunk, in diesem Land – das prägt schon die Republik. Die Kirchen tun gut daran, darüber nachzudenken, ob all diese gesellschaftlichen Privilegien noch gerechtfertigt sind, wenn die Zahl der Kirchenmitglieder eines Tages unter 50 Prozent sinkt – und dieser Tag ist absehbar. Auf der anderen Seite möchte ich als Journalist aber auch der Gesellschaft die Frage stellen: Was wird das für eine Gesellschaft sein, in der die Kirchen keine oder nur noch eine geringere Bedeutung haben? Wie steht es um die soziale Realität, um den ethisch-moralischen Diskurs in der Gesellschaft, wenn wir die Institutionen der Kirchen nicht mehr haben, egal wie auch immer wir ihre Privilegien beurteilen?

Sie haben in der Sendung im Wesentlichen den Dialog zwischen Theologie und Wissenschaft, zwischen Gesellschaft und Philosophie dargestellt und nicht die Berichterstattung über Kirche.

Die Medienforschung hat uns nüchtern gezeigt, dass die Menschen ganz selten an Themen aus dem direkten kirchlich-religiösen Leben interessiert sind. Ob und welche der großen Kirchen mal wieder einen Finanz-Fehler begangen hat, ob es in Limburg oder Nordhessen mal wieder einen Skandal gibt … oder auch nicht – das nutzt sich ab, hat kein wirkliches Erregungspotenzial mehr. Was die Menschen tief drinnen interessiert, sind die Grundfragen unseres Zusammenlebens, die Grundfragen unserer individuellen wie kollektiven Existenz. Und da kommen wir rasch an die religiösen Grundfragen heran, an das, was wirklich zählt im Leben. Die Kirchenkrisen sind nicht das Problem unserer Zeit – es geht letztlich um die Gotteskrise: Wie buchstabieren die Menschen heute die religiösen Fragen? Was stellen sie sich unter dem Synonym ‚Gott‘ vor? Wie sind Wissenschaft und tradierter Glaube vereinbar?

Was raten Sie den Kirchen angesichts des Traditionsabbruchs und einer verstärkt säkular aufwachsenden Generation?

Den Menschen auch intellektuell ernstnehmen! Es führt kein Weg vorbei an der  Aufklärung – konkret das Kant’sche Quartett: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Und da sind wir mitten drin in den existentiell berührenden Fragen. Und diese Fragen erst einmal nur auszuhalten statt mit frommen Phrasen daherzukommen, kann den Kirchen und somit den Menschen nutzen.

Und was machen Sie jetzt nach dem Ausscheiden aus dem Hessischen Rundfunk?

Ich habe jetzt recht früh mit 59 Jahren aufgehört, dank der Möglichkeiten, die der HR mir bot. Aber ich habe aufgehört, um Neues zu beginnen. Ich werde in den nächsten Jahren mit Stiftungen und Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten, als Moderator, aber auch als Coach und Interviewtrainer. Und das Thema Religion bleibt in jeder Hinsicht mein Lebensthema.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 18. August 2016 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe 2016/5 – September, Web.

Die enthemmte Mitte und ihr Populismus

Viele Menschen in Deutschland sind angesichts rascher Veränderungen verunsichert – das ist idealer Nährboden für Populismus. Deshalb müssen alle gesellschaftlichen Gruppen daran arbeiten, eine positive Zukunftsperspektive zu entwickeln. Eine Debatte darüber, wie unsere Gesellschaft in ein, zwei Generationen aussehen soll, ist überfällig.

Die enthemmte Mitte und ihr Populismus

Viele Menschen in Deutschland sind angesichts rascher Veränderungen verunsichert – das ist idealer Nährboden für Populismus. Deshalb müssen alle gesellschaftlichen Gruppen daran arbeiten, eine positive Zukunftsperspektive zu entwickeln. Eine Debatte darüber, wie unsere Gesellschaft in ein, zwei Generationen aussehen soll, ist überfällig.

http://evangelischesfrankfurtarchiv.de/wp-content/uploads/2014/10/Blog_Eimuth06.jpg

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von Evangelisches Frankfurt. Foto: Rolf Oeser

Jeder Zehnte in Deutschland wünscht sich einen Führer, der das Land zum Wohle aller mit starker Hand regiert. Elf Prozent glauben, dass „Juden“ zu viel Einfluss haben. Zwölf Prozent sind der Ansicht, Deutsche seien anderen Völkern von Natur aus überlegen. Und ein Drittel hält das Land für „gefährlich überfremdet“.

Diese Zahlen aus der Studie „Die enthemmte Mitte“ der Universität Leipzig zeigen: Extremistisches Gedankengut findet sich nicht nur am Rand der Gesellschaft, sondern ist längst in ihrer Mitte angekommen. Der Hass auf bestimmte Menschengruppen wie Asylsuchende ist gestiegen und wird öfter und offener gezeigt. Dabei geht es nicht um rational nachzuvollziehende Argumente. Ausschlaggebend für extremistische Positionen sind Gefühle, und vor allem die gefühlte eigene Benachteiligung.

Die Menschen haben in den letzten zwei Jahrzehnten sehr wohl gespürt, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet. Die Reichen wurden immer reicher, während der Reallohn sank. Die Bildungschancen von Kindern sind wieder eng an den sozialen Status der Eltern gekoppelt. Alle Lebensbereiche werden nur noch unter ökonomischen Aspekten betrachtet, vom Gesundheitswesen bis zur Alterssicherung. Es gibt keinen öffentlichen Diskurs darüber, wie eine gerechte Gesellschaft aussehen soll. Wie viel Solidarität wollen wir uns als Wertegemeinschaft mit Kranken, Arbeitslosen, Rentnerinnen und Rentern oder Flüchtlingen leisten?

Aus dem Gefühl der Verunsicherung heraus greifen Menschen nach einfachen Antworten, seien sie auch rational betrachtet falsch und sinnlos. In anderen Ländern ist dieser Prozess ebenfalls zu beobachten. Die Brexit-Bewegung in England lebte genau von diesem Gefühl, benachteiligt zu werden. Gegen Gefühle helfen keine Argumente. Vielmehr muss man versuchen, diesen Menschen zu vermitteln, dass sie dazugehören. Man muss sie als Person annehmen und doch ihre Position ablehnen. Wer die AfD, wie kürzlich beim Katholikentag geschehen, kategorisch auslädt, festigt nur ihr Weltbild.

Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen daran arbeiten, angesichts der Verunsicherung eine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Eine Debatte darüber, wie unsere Gesellschaft in ein, zwei Generationen aussehen soll, ist überfällig. Das ist Aufgabe von Parteien, aber auch von Gewerkschaften, Kirchen und Medien. Visionen sind dabei ebenso notwendig wie pragmatische Politik.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 14. Juli 2016 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe 2016/4 – Juli, Web.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von Evangelisches Frankfurt. Foto: Rolf Oeser

Jeder Zehnte in Deutschland wünscht sich einen Führer, der das Land zum Wohle aller mit starker Hand regiert. Elf Prozent glauben, dass „Juden“ zu viel Einfluss haben. Zwölf Prozent sind der Ansicht, Deutsche seien anderen Völkern von Natur aus überlegen. Und ein Drittel hält das Land für „gefährlich überfremdet“.

Diese Zahlen aus der Studie „Die enthemmte Mitte“ der Universität Leipzig zeigen: Extremistisches Gedankengut findet sich nicht nur am Rand der Gesellschaft, sondern ist längst in ihrer Mitte angekommen. Der Hass auf bestimmte Menschengruppen wie Asylsuchende ist gestiegen und wird öfter und offener gezeigt. Dabei geht es nicht um rational nachzuvollziehende Argumente. Ausschlaggebend für extremistische Positionen sind Gefühle, und vor allem die gefühlte eigene Benachteiligung.

Die Menschen haben in den letzten zwei Jahrzehnten sehr wohl gespürt, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet. Die Reichen wurden immer reicher, während der Reallohn sank. Die Bildungschancen von Kindern sind wieder eng an den sozialen Status der Eltern gekoppelt. Alle Lebensbereiche werden nur noch unter ökonomischen Aspekten betrachtet, vom Gesundheitswesen bis zur Alterssicherung. Es gibt keinen öffentlichen Diskurs darüber, wie eine gerechte Gesellschaft aussehen soll. Wie viel Solidarität wollen wir uns als Wertegemeinschaft mit Kranken, Arbeitslosen, Rentnerinnen und Rentern oder Flüchtlingen leisten?

Aus dem Gefühl der Verunsicherung heraus greifen Menschen nach einfachen Antworten, seien sie auch rational betrachtet falsch und sinnlos. In anderen Ländern ist dieser Prozess ebenfalls zu beobachten. Die Brexit-Bewegung in England lebte genau von diesem Gefühl, benachteiligt zu werden. Gegen Gefühle helfen keine Argumente. Vielmehr muss man versuchen, diesen Menschen zu vermitteln, dass sie dazugehören. Man muss sie als Person annehmen und doch ihre Position ablehnen. Wer die AfD, wie kürzlich beim Katholikentag geschehen, kategorisch auslädt, festigt nur ihr Weltbild.

Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen daran arbeiten, angesichts der Verunsicherung eine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Eine Debatte darüber, wie unsere Gesellschaft in ein, zwei Generationen aussehen soll, ist überfällig. Das ist Aufgabe von Parteien, aber auch von Gewerkschaften, Kirchen und Medien. Visionen sind dabei ebenso notwendig wie pragmatische Politik.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 14. Juli 2016 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe 2016/4 – Juli, Web.