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Ohne Ökumene geht es nicht

Evangelisches Frankfurt Juli 2009

Kommentar:
Ohne Ökumene geht es nicht

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Raban Tilmann geht in den Ruhestand. Feierlich wurde der katholische Stadtdekan mit einem Gottesdienst verabschiedet. Zwölf Jahre lang hatte der zum konservativen Flügel zählende Katholik dieses Amt inne. Über den Zustand seiner Kirche sagt Tilmann zufrieden: „Uns geht es gut“. Trotz Mitgliederschwund, langfristig zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen und dem wachsenden gesellschaftlichen Bedeutungsverlust, dem sich beide Kirchen stellen müssen. Raban Tilmann konnte sich schon immer auf seine kommunikativen Fähigkeiten verlassen. Auch beim Zudecken von Problemen.

Im Rückblick muss man aus evangelischer Sicht sagen: Es war keine Dekade der Ökumene. In Rom nicht und auch in Frankfurt nicht. „Wir sind nicht füreinander geboren“, räumte Tilmann bei der offiziellen Verabschiedung von Pröpstin Helga Trösken vor drei Jahren ein. Und das war wohl nicht nur persönlich gemeint.

Und doch muss man dem scheidenden Stadtdekan konzedieren, dass er im Laufe seiner Amtszeit offener wurde. Als es um den Moscheebau in Hausen ging, hat er sich für die Religionsfreiheit eingesetzt. Und als die Nazis hier aufmarschieren wollten, hat sich Tilmann erstmals in seinem Leben an einer Demonstration beteiligt: gegen Rechtsextremismus und für Toleranz. Die Gründung des Rates der Religionen ist eine Konsequenz. Hier sollen nach der Vorstellung Tilmanns praktische Fragen erörtert werden. Keine theologischen. Denn da bleibt Tilmann sich treu. Ein gemeinsames interreligiöses Gebet geht für ihn nicht. Weil, so Tilmann, nicht alle zum selben Gott beten und die Buddhisten keinen Gott hätten.

Der Stadtdekan – und nicht nur er – achtete immer sehr auf die Wahrung der (katholischen) Identität. Dabei gibt es so viele Probleme, die von beiden Konfessionen gemeinsam anzupacken wären. Da sind die zahlreichen Kirchen, die eine kleiner werdende Zahl von Christenmenschen unterhalten muss. Da sind Neubaugebiete, in denen man den Bau eines gemeinsames Gotteshauses ablehnt. Und da ist die erschreckend niedrige Zahl von christlichen Erstklässlern, denen man gemeinsamen Religionsunterricht versagt. Und schließlich ist da eine Stadtgesellschaft, die bei vielen Ereignissen nach einem ökumenischen Auftritt der Kirchen verlangt.

Zugegeben, bei allen Problemfeldern sind Lösungen nicht einfach zu finden. Doch egal wer Raban Tilmann nachfolgt, er wird sich der ökumenischen Herausforderung stellen müssen. Denn für beide Kirchen gibt es zur Ökumene keine Alternative.

Kurt-Helmuth Eimuth