Tag Archiv für Kita

Wir sind die Kleinen

Jubiläumsgottesdienst, 28. 5. 2000

Arche-Noah-Kindergarten, Weinbach

Begrüßung und Abkündigung: KV-Mitglied

Lied: Wie schön, daß Du entstanden bist

Eingangswort: Sponholz

Bekenntnis: Erieherinnen

Lesung: Frau Dragesser

Anspiel: endet mit

Lied: Wir sind die Kleinen (Kiga-Kinder)

25 Wünsche und Geschenke (Kinder)

Lied: Ich singe dir, EG 324, 1-7

Ansprache: Eimuth

Lied: Großer Gott, EG 331, 1-3

Gebet: Kindergartenteam

Vater unser

Lied: Nun danket all, EG 322, 5-7

Segen: Eimuth

Gebet:

Herr, wir bitten dich, gib allen Kindern der Erde Geborgenheit, daß sie sich so sicher wie in einer Arche fühlen.

Herr, wir bitten dich, stelle alle Menschen der Erde unter deinen Regenbogen, und erneuere damit deinen Bund mit ihnen.

Herr, wir bitten dich, gib uns die Zuversicht, daß wir auch in ausweglosen Situationen Hoffnung spüren.

Herr, wir bitten dich für diesen Tag, stelle ihn unter deinen Schutz, gib allen Helfern die nötige Ruhe und Umsicht und erfülle unsere Herzen mit Freude und Jubel.

Amen.

Wir beten mit den Worten die Gott uns gelehrt hat:

Vater unser…

Bekenntnis:

Wir feiern Gott

In der Schönheit der Schöpfung,

die uns froh macht mit den Farben der Blumen,

die uns leben läßt von der Ernte der Felder,

die unser Leben ordnet

in Morgen und Abend,

in Tage und Jahre.

Wir feiern Gott

Im Geheimnis der Liebe,

die uns zu den Menschen bringt, Großen und Kleinen,

die unsere Herzen bewegt,

die uns freundlich und zärtlich sein läßt.

Wir feiern Gott

Im Geschenk der Kinder,

die unter uns heranwachsen,

die unsere Fürsorge brauchen und unsere Geduld,

die uns bereichern

mit ihrem Lachen und ihren Fragen,

die weitertragen,

was Gott an menschlichem Leben geschenkt hat.

Wir feiern Gott

In der Kraft des Friedens,

die uns stärkt gegen die Ungerechtigkeit,

die uns mutig und zuversichtlich macht

auf dem Weg

zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Amen.

Liebe Kinder, liebe Gemeinde,

heute ist ein großer Tag für den Arche Noah-Kindergarten. 25 Kerzen sind ausgeblasen und 25 Wünsche haben wir gehört. Heute feiern wir Geburtstag. Vor 25 Jahren wurde der Kindergarten gebaut und eingeweiht. Viele Kinder haben seitdem den Kindergarten besucht, haben gespielt und gesungen, haben andere Kinder kennengelernt, haben mit ihren Erzieherinnen viel erlebt. Einige Kindergartenkinder von damals haben heute selbst Kinder, die in den Arche-Noah Kindergarten gehen.

Der Kindergarten heißt heute Arche Noah. Ein Name, der schon zu einem Symbol geworden ist. Mit der Arche Noah verbindet man Rettung, Geborgenheit, Hoffnung, Zukunft.

Und wie wir in der Geschichte vorhin gehört haben, sind viele Tiere und auch Menschen in der Arche gerettet worden. Viele Tage und Nächte waren sie zusammen, haben friedlich zusammengelebt, und ich denke, sie haben sich auch verstanden. Einer hat die Sprache des Anderen verstanden auf dem Schiff. Weil sie so lange zusammen waren, und es schon fast anfing langweilig zu werden, kam Noah oder war es die Frau Noahs? auf die Idee, sich abends vor dem Schlafengehen im großen Aufenthaltsraum zu treffen und sich Geschichten zu erzählen.

An einem Abend war Frau Maus dran. Sie erinnerte sich wie sie noch in der alten Steinmauer wohnten. Rund um die Wiese herum, wo Kühe und Pferde grasten, stand diese alte Steinmauer. In dieser Mauer, nahe bei Scheune und Kornspeicher wohnte ihre Familie, die Feldmäuse.

Aber die Bauern waren weggezogen, Scheune und Kornspeicher standen leer. Und weil es bald Winter wurde, begannen die kleinen Feldmäuse Körner, Nüsse, Weizen und Stroh zu sammeln. Alle Mäuse arbeiteten Tag und Nacht. Alle – bis auf Frederick. „Frederick, warum areitest du nicht?“ fragten sie. „Ich arbeite doch“, sagte Frederick, „ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage.“ Und als sie Frederick so dasitzen sahen, wie er auf die Wiese starrte, sagten sie: „Und nun, Frederick, was machst du jetzt?“ „Ich sammle Farben“, sagte er nur, „denn der Winter ist grau.“ Und einmal sah es so aus, als sei Frederick halb eingeschlafen. „Träumst du, Frederick?“ fragten sie vorwurfsvoll. „Aber nein“, sagte er, „ich sammle Wörter. Es gibt viele lange Wintertage – und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.“

Als nun der Winter kam und der erste Schnee fiel, zogen sich die fünf kleinen Feldmäuse in ihr Versteck zwischen den Steinen zurück. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen und die Mäuse erzählten sich Geschichten über singende Füchse und tanzende Katzen. Da war die Mäusefamilie ganz glücklich. Aber nach und nach waren fast alle Nüsse und Beeren aufgeknabbert, das Stroh war alle und an Körner konnten sie sich kaum noch erinnern.

Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der alten Mauer und keiner wollte mehr sprechen. Da fiel ihnen plötzlich ein, wie Frederick von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. „Frederick“, riefen sie, „was machen deine Vorräte?“

„Macht die Augen zu“, sagte Frederick und kletterte auf einen großen Stein. „Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Warm , schön und golden?“ Und während Frederick so von der Sonne erzählte, wurde den vier kleinen Mäusen schon viel wärmer. Ob das Fredericks Stimme gemacht hatte? Oder war es ein Zauber?

„Und was ist mit den Farben, Frederick?“, fragten sie aufgeregt. „Macht wieder eure Augen zu“, sagte Frederick. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sahen sie die Farben so klar und deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen.

„Und die Wörter, Frederick?“ Frederick räusperte sich, wartete einen Augenblick und dann sprach er wie von einer Bühne herab:

„Wer streut die Schneeflocken? Wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter? Wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran? Wer verdunkelt den Tag? Wer zündet die Mondlampe an?

Vier kleine Feldmäuse wie du und ich wohnen im Himmel und denken an dich.

Die Erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen. Als Maler hat die Sommermaus die Blumen bunt zu machen. Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße. Pantoffeln braucht die Wintermaus für ihre kalten Füße.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten.“

Als Frederick aufgehört hatte, klatschten alle und riefen: „Frederick, du bist ja ein Dichter!“ Frederick wurde rot, verbeugte sich und sagte bescheiden: „Ich weiß es – ihr lieben Mäusegesichter!“

Die Tiere hatten voller Spannung zugehört und waren beeindruckt von Frau Maus. Noah saß nachdenklich in seinem Sessel. Ihm wurde nochmals deutlich, dass jeder und jede wichtig und einzigartig ist. Manchmal erkennt man es nicht sofort. Und manchmal, wie beim Träumer Frederick, merkt man erst spät, wie wichtig auch solche für die Gesellschaft oder für den Kindergarten sind.

Lied: Großer Gott, EG 331, 1-3

Segen:

Gott, segne unsere Augen,

daß wir einander in die Augen sehen können.

Gott, segne unsere Ohren,

daß wir uns gegenseitig zuhören können.

Gott, segne unseren Mund,

daß wir Worte füreinander finden, die nicht weh tun.

Gott, segne unser Herz,

daß wir Liebe spüren und Liebe geben können.

Gott, segne unsere Hände,

daß wir sie anderen reichen können. Amen.

Die Flimmerkiste gehört heute zur Kindheit

Kinder und Fernsehen: Die Elterngeneration hat gelernt, dass Fernsehen dumm macht. Doch in der Mediengesellschaft des 21. Jahrhunderts führt (fast) kein Weg am Fernsehen vorbei. In einem Workshop, veranstaltet vom evangelischen Medienhaus und dem Netzwerk Kommunikation und Medien (Komed) wurde das Kinderfernsehen untersucht und auch die Frage nach der Religion im allgegenwärtigen Medium gestellt.

Kurt-Helmuth Eimuth zum Stand der Diskussion.

Maus
Maus

Der Stress in der Vorweihnachtszeit erreichte bei vielen Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln seinen Höhepunkt mit einem scheinbar harmlosen Kinderwunsch. In diesem Jahr sollten unter`m Weihnachtsbaum Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa oder Po liegen. Die vier Windelpakete aus England haben innerhalb weniger Wochen die Herzen der Kleinstkinder erobert. Geschickt und teuer lief die Vermarktung des Frotteequartetts. Ob als Hausschuhe, Schmusepuppe oder Spiel, die Teletubbies sind immer dabei. Eine regelrechte Tubbie-Mania scheint den Nachwuchs und mithin die fürsorglichen Eltern erfasst zu haben. „Längst hat“, wie es der Geschäftsführer des Medienhauses, Helwig Wegner, formuliert, „die Fernsehwirklichkeit den Apparat verlassen“.
Seit Anfang der 70er Jahre die „Sesamstraße“ das Vorschulfernsehen einläutete, hat sich die Fernsehlandschaft, gerade für die Drei- bis Sechsjährigen, gewaltig geändert. Fernsehen bietet Unterhaltung, für die Kinder im Fragealter, gibt aber auch Antworten, die zudem die Flimmerkiste geduldig wiederholt. Doch mit den Teletubbies – und dies ist die eigentliche Herausforderung – hat ein Programm für Zweijährige Einzug in die Familien gehalten. Im Rundfunkrat soll es nach Angaben des zuständigen ARD-Programmkoordinators Gerhard Fuchs „entsetzte Mienen“ bei der Beschlussfassung gegeben haben. Gesichtszüge, die heute zahlreichen Eltern unweigerlich im Antlitz stehen, wenn es morgens um 9 Uhr im Kinderkanal vor „Ohs“ und „Ahs“ nur so gurgelt. Doch die kleinen Zuschauer machen mit, freuen sich, sprechen einzelne Worte (Winke, Winke) nach. Ältere Kinder hingegen wenden sich schnell ab. Das ist einfach zu langweilig.

Bär
Bär

Sebastian Debertin vom Kinderkanal kann – wie auch erste wissenschaftliche Untersuchungen – keine Gefahr im munteren Treiben der Vier sehen. Sicher habe man, so sein Bericht in Frankfurt, auch innerhalb der Redaktion diskutiert, ob Zweijährige vor den Bildschirm gehören. „Doch wenn Kinder in die Röhre schauen, dann sollten sie auch das Richtige ansehen“, so Debertin. Und letzten Endes entscheiden die Eltern was, wann und wieviel an TV konsumiert wird.
Allein an einem gewöhnlichen Samstagvormittag werden die Kindersendungen von rund 3,2 Millionen Kindern gesehen. Doch ganz so erschreckend scheint diese Zahl nun auch wieder nicht, denn die Kinder sitzen etwa eineinhalb Stunden vor dem Apparat, Erwachsene gut doppelt so lang. Betrachtet man diese Statistik genauer, gehört zu den Vielsehern ein Viertel der Kinder. Sie nutzen das Fernsehen täglich mehr als zwei Stunden. Auf der anderen Seite schauen fast die Hälfte der Kindergartenkinder weniger als eine halbe Stunde. Mehr als Teletubbies und Sandmännchen ist da nicht drin.
Kinder folgen ihren Eltern in den Konsumgewohnheiten. So wundert es nicht, dass im Osten Deutschlands auch bei Kindern und Jugendlichen die Privatsender deutlich beliebter sind als die öffentlich-rechtliche Konkurrenz. Und noch eines fällt auf: Wer nicht mehr klein sein will, sieht Programme für Kinder und Jugendliche. Während bei den Kleinen „Die Sendung mit der Maus“ unschlagbar ist, schauen die großen Kinder (10 bis 13 Jahre) durchaus nicht die typischen Kinderprogramme. So steht neben Sportübertragungen für diese Altersgruppe etwa „Wetten dass“ ganz oben auf der Hitliste. Unter den Top Ten dieser Altersgruppe finden sich auch die Asterix-Verfilmungen oder die Daily-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten.“ Die von den Fernsehbeiträgen angepeilten Zielgruppen werden immer jünger.
Dagegen hält sich hartnäckig die geschlechtsspezifische Aufteilung. Während die Jungen eher zu Abenteuer- und Sportsendungen (Autorennen) neigen, bevorzugen Mädchen Figuren in phantastischen Welten oder Serien, bei denen es um Liebe und Freundschaft geht. Nicht unwichtig ist ein anderer Unterschied: Mädchen sehen weniger fern als Jungen. So finden sich unter den so genannten Vielsehern (120 Minuten) weniger Mädchen.

Teletubbies
Teletubbies

Das Medium Fernsehen gehört zur Lebenswirklichkeit der Kinder. Es ist nicht zu verteufeln, aber der Umgang mit ihm will gelernt sein. Medienkompetenz wird nicht von Enthaltsamkeit bewirkt. Vielmehr muss sehr früh der aktive, kreative Umgang mit dem Medium gelernt werden. Warum sollte eine Dreijährige nicht die Videokamera nutzen können? Schließlich ist die Bedienung kinderleicht.
Zur Lebenswirklichkeit von Kindern gehört aber auch Religion. Die Frage, warum Tinky Winky nicht betet, konnte der Workshop zwar nicht beantworten. Allerdings wies Dieter Saldecki vom WDR und einer der „Maus“-Macher darauf hin, dass die Fernsehleute Fragen nach religiösen Deutungen nicht auswichen. Ziel sei es, mit den Sendungen den Wert des Lebens zu vermitteln. Dennoch ist Religion als Alltagswirklichkeit im Fernsehen eher eine Randerscheinung, beispielsweise wenn die Familie Simpson sich mit Gottesbildern auseinander setzt.
Ganz anders die verwendeten Bilder und Symbole: Haben die Teletubbies nicht dort wo das Gefühl sitzt, im Bauch, einen großen Fernsehapparat? Und bedeutet nicht diese pralle Sonne als Symbol Leben pur? Fragen, die womöglich der nächste Medienworkshop aufgreifen wird.

Evangelisches Frankfurt, Februar 2000

Kunst mit Kinderaugen sehen lernen

Marion Eimuth

Kunst mit Kinderaugen sehen lernen

in: Jürgen Wüst / Ruth Wüst (Hrsg.)
Kunst als Medium im Elementarbereich
Donauwörth 1999
ISBN 3-403-03202-7

Woche der ausländischen Mitbürger

Kurt-Helmuth Eimuth

28. 9. 1997

Orgelvorspiel

Begrüßung

Lied: EG 262, 1;4+6 Sonne der Gerechtigkeit

Votum:

Im Namen Gottes feiern wir diesen Gottesdienst.

Gott ist der Grund unseres Lebens.

Jesus Christus lädt alle Menschen in das Reich Gottes ein.

Gottes Geist stärkt Liebe und Gerechtigkeit unter uns. Amen.

Psalm: 31, Nr. 716

Lied: EG 593, 1+2+5 Licht das in die Welt

Predigt:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Woche des ausländischen Mitbürgers ging gerade zu Ende. Aus diesem Anlaß habe ich Ihnen ein Kinderbuch mitgebracht. „Soham – Eine Geschichte vom Fremdsein“ ist es betitelt. Es handelt vom Flüchtlingskind Soham, von seinen Konflikten in der Schule, von sozialer Ausgrenzung aber auch vom Lernen das Fremde zu akzeptieren. Und weil es eine Geschichte ist, geht sie gut aus. Die Kinder lernen, ihre Vorurteile zu durchbrechen. Herr Becker, der Lehrer, sagt am Ende den von uns sogeliebten Satz: „Und vergeßt nicht, es gibt für jeden von uns nur ein einziges Land, in dem er kein Ausländer ist! Das ist für jeden das eigene Land“.

Wir leben hier in dieser Stadt mit vielen Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen, Kulturen und Religionen zusammen. Gerade auch unsere Kindergärten und Horte sind Orte in denen dies deutlich und sichtbar wird. Die multikulturelle Situation hier kann als gegenseitige Bereicherung und Lernchance für alle Beteiligten erlebt werden. Wo anders als in der Kindertagesstätte sind Kinder für eine so lange Zeit, so intensiv zusammen und erfahren wie es in anderen Ländern aussieht, was dort gegessen wird, welche Lieder gesungen werden, welche Feste gefeiert werden. Diese Arbeit der Erzieherinnen trägt zum friedlichen Zusammenleben bei, zur Verständigung der Kinder, die hier lernen in Toleranz dem Anderen, der Anderen zu begegnen. Und ich denke, dies wirkt sich auch auf das zu Hause aus, auf die Eltern, die in der Kindertagesstätte die Möglichkeit der Begegnung haben.

In Genesis 12, 1 – 3 stehen die Verse:

Abraham, ein Mann, der seine Sachen packt und sich auf eine unbekannte Reise macht. Allein auf sich gestellt, so begegnet uns Abraham. Doch sein Gott ist mit ihm, er wandert mit.

„Der erste Glaubende, der allein gegen alle steht und sich für frei erklärt.“ So schildert Elie Wiesel, ein jüdischer Schriftsteller, den Mann, bei dem die Religionen des Judentums, des Christentums und des Islams ihren Anfang nahmen.

Für das Judentum ist Abraham der ‚große Mann‘, in den Gebeten Israels wird er zu einem Sinnbild der Gnade, des Mitleidens und der Liebe. Das Neue Testament der Christen nennt ihn den ‚Vater vieler Völker‘, und im Koran, dem heiligen Buch der Moslems, gibt Gott Abraham die Verheißung: ‚Ich will dich zu einem Vorbild für die Menschen machen‘.

Abraham hat einen Ruf gehört und diesem Ruf ist er gefolgt. Abraham hat auch uns heute noch Wesentliches zu sagen: Es kommt nicht darauf an, durch das Besondere, das Auffällige, aus der Masse herauszuragen. Es kommt darauf an seinem Leben ein Ziel, einen Inhalt zu geben. Gott hat jede und jeden bei seinem Namen gerufen, das ist die eigentliche Würde des Menschen, eines jeden Menschen.

Unabhängig von der Religion hat Gott alle Menschen bei ihren Namen gerufen. Die Gnade Gottes ist ebenso unteilbar wie die Menschenwürde. Auch deshalb können und müssen Christinnen und Christen Toleranz üben.

Amen.

Lied: 594, Der Himmel geht über allen auf (3 x)

Mitteilungen: Geburtstage

Fürbitten:

Gott, du liebst uns wie ein Vater,

du kümmerst dich um uns wie eine Mutter.

Deshalb bringen wir unsere Bitten und Wünsche vor dich:

Wir haben in diesem Gottesdienst unsere Klage ebenso vor Dich gebracht wie unsere Bitten und Hoffnungen.

Gott, lehre uns, genauer hinzusehen,

die Angst der Menschen, die bei uns eine Heimat suchen –

und Feindschaft erfahren.

Laß uns dein Mund sein, der sagt,

was keiner hören will.

Und deine Füße laß uns sein, o Gott,

die hingehen zu unseren ausländischen Nachbarn.

Und deine Hand, die nicht Berührung

mit dem Fremden scheut.

Rufe du uns immer wieder bei unserem Namen,

damit wir uns umwenden

und deinem Weg des Lebens folgen,

dem Weg der Gerechtigkeit und der Liebe

für Frauen und Männer, Schwestern und Brüder

bei uns und in aller Welt.

Und in der Stille bringen wir vor dich was uns noch bewegt.

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: 171, Bewahre uns Gott

Religion im Film

Pfarrerin Marion Eimuth

Andacht, 28.7.97

Religion im Film

Lied: EG 437, 1-4

Votum:

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern (Lk 12,48)

Mit diesem Wochenspruch aus dem Lukasevangelium begrüße ich Sie herzlich zur heutigen Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Psalm 136

Lied: EG 557, 1-3

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Daß das Fernsehen den Alltag strukturiert ist jedem von uns bewußt. Daß das Fernsehen die Liturgie des Alltags schafft, daran haben wir uns gewöhnt.

Das Abendprogramm kann erst dann beginnen, wenn wir („Hier ist das 1. Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau. Guten Abend, meine lieben..“) mit dem Votum begrüßt wurden und wenn wir als Eingangsspruch das Nachrichtenritual des Tages gehört und gesehen haben. Danach darf erst das Hauptprogramm kommen – und alle Bemühungen diese liturgische Struktur zu verändern sind bis jetzt gescheitert.

Wir brauchen immer wiederkehrende Abläufe, benötigen feste und klare Strukturen, um unseren Alltag selbst zu stabilisieren und uns zu orientieren.

Aber damit nicht genug der Anleihen an Kirche, Gottesdienst und Religion. Seit einiger Zeit diskutieren wir unter dem Begriff „Medienreligiosität“, daß das Fernsehen eine neue, symbolische Ordnung von Welt und Leben schafft und damit eine religiöse Identifikation ermöglicht.

Müßten wir weniger darüber nachdenken, welche Art von Verkündigungs- oder religiösen Informationsfernsehendungen es, egal in welchem Programm oder welcher Senderstruktur, gibt und mehr darüber, welche christlichen Symbole und Bilder, Strukturen und Botschaften im gesamten Programm enthalten sind?

Würde dann Medienreligiosität auch eine Herausforderung für die Kirche? Das Fernsehen zeigt deutlich: Trotz fortschreitender Säkularisierung gibt es eine breite Akzeptanz der christlich geprägten Religiosität in unserer Gesellschaft.

„Captain Planet und Power Ranger: die geheimen religiösen Erzieher“, war der Titel eines Seminars Ende des vergangenen Jahres mit Erzieherinnen und wird es in diesem Jahr wieder sein, das ich zusammen mit dem Landesfilmdienst veranstaltet habe. Der Untertitel lautete: „Religion im Alltag der Kinder“.

Es ging uns vor allem darum, die von der Kindergartenpädagogik kritisierten Lieblingssendungen der Kinder im Zeichentrickformat genauer anzusehen und zu analysieren. Wir wollten herausfinden ob die Faszination, die diese Sendungen auf Kinder ausüben, auch durch religiöse Inhalte ausgelöst sein könnte.

Wir wollten auch der medienpädagogischen These nachgehen, daß der viel gepriesene Situationsansatz im Kindergarten die Medien und die Medienerfahrungen, sogar unter religionspädagogischen Gesichtspunkten mit einschließen müßte, weil die Medien zur Entwicklung der kindlichen Spiritualität beitragen.

Aladdin ist eine der Lieblingssendungen der Kinder. Unsere, zufällig ausgewählte Folge, hieß „Verschwundene Kinder“. Aladdin wird durch eine frechen Straßenjungen in der Erinnerung in die Vergangenheit zurückversetzt und er erinnert sich an einen Freund, den er völlig aus den Augen verloren hat.

Und nun fällt ihm auf, daß der kleine, freche Straßenjunge auch dabei ist, von einer bösen, dunklen Macht in Besitz genommen zu werden und zu verschwinden. Er deckt das dunkle Spiel auf, opfert sich für die verschwundenen Kinder auf, hilft ihnen zurückzukommen, wieder sichtbar zu werden.

Die Botschaft des Filmes: Du hast die Möglichkeit gut oder böse zu werden. Du kannst dich entscheiden, du kannst mit jeder guten Handlung deine Identität (wieder-) finden. Wenn du anderen hilfst, dann bedeutet das für dich nicht der Untergang, sondern dein positives Handeln schützt dich vor dem Verschwinden im Nichts.

Die handelnden Personen haben klare religiöse Zuordnungen: Aladdin übernimmt die Helfer- und Opferrolle Jesu, Morgana stellt die dunkle, böse, teuflische Seite dar, Dschini, der (Heilige) Feist ist Helfer und Vermittler.

Ende des Filmes: Mit jeder guten Tat bekommt der frühere Freund seine ursprüngliche, menschliche Gestalt zurück, er erhält seine neue Identität.

Die religiöse Sichtweise der alltäglichen Fernseherlebnisse von Kindern brachte das Ergebnis:

– Es macht wenig Sinn, die Medien in die Sündenbockrolle hineinzudrängen und mediale Erlebnisse und Wahrnehmungen zu negieren.

– Genauer hinsehen, könnte helfen, auch für die religiöse ERZIEHUNG.

– Religiöse Symbole und Geschichten, Mythen und Legenden werden in den Kindersendungen in unterschiedlicher Weise immer wieder variiert und strukturiert. Hier anzuknüpfen könnte eine Möglichkeit sein, aus dem aktuellen medialen Lebensalltag einen Weg zu finden zu den biblischen Geschichten, den Normen und Werten.

Wir erleben es alle: Das Fernsehen vermittelt Sinnentwürfe, Inhalte, Symbole, Formen, Formate, Rituale, die ursprünglich im Zuständigkeitsbereich der Kirche lagen. Wenn man sich über die Kindersendungen hinaus das tägliche Programm der Talk-, Spel- und Mitmachsendungen, der täglichen Soap-Operas ansieht, dann wird deutlich: Fernsehen hat heute vielfach die Rolle der Kirche übernommen, bei Verheißung, Vergebung, Verkündigung, Trost und Spiritualität.

Lied: 171, 1-2

Mitteilungen:

Gebet:

Du Schöpfer dieser Welt,

wir leben von deiner Güte und Weisheit.

Uns Menschen ist viel Macht gegeben.

Was deine Weisheit geschaffen hat,

ist uns unweisen Menschen anvertraut.

Was du gegeben hast, damit wir leben könne,

ist Gefahr geworden für unser aller leben.

Wir möchten dir danken für deine Welt.

Wir möchten einander schützen

vor Gewalt und Haßt.

Wir möchten deine Gaben behüten:

die Menschen und ihr Glück

und das Leben der ganzen Erde.

Wir bitten dich, bewahre uns den Frieden

und bewahre uns davor,

den Frieden anderer zu gefährden:

den Frieden unserer Kinder, Freunde und Nachbarn

und aller, denen wir begegnen.

Wir bitten dich, Schöpfer dieser Welt,

hilf uns und gib Gelingen.

Vater unser im Himmel!

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gibt uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott,

der Ursprung und Vollender aller Dinge,

segne dich,

gebe dir Gedeihen und Wachstum,

Erfüllung deinen Hoffnungen,

Frucht deiner Mühe,

und am Ende das Ziel deiner Wege. Amen.

Lied: EG 171, 3-4

Seien wir mutig

Andacht, 26. 5. 1997

Pfarrerin Marion Eimuth

Orgelvorspiel

Lied: 319, 1-4 Die beste Zeit im Jahr ist mein

Psalm: 145 Nr. 756

Ansprache:

Apg. 2, 1-13

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gestern war der Trinitatissonntag, das Fest der Dreifaltigkeit. Es ist die Dreiheit der göttlichen Personen: Vater – Sohn und Heiliger Geist. Und damit hängt eng das Pfingstfest, die Ausgießung des Heiligen Geistes zuammen.

Vor ein paar Wochen habe ich mit Erzieherinnen darüber gearbeitet. Wir haben überlegt, was der Heilige Geist für eine jede von uns ist, was darunter zu verstehen ist, welche Probleme das Pfingstfest macht und was davon an Kinder weitergegeben werden kann.

Den Erzieherinnen ging es wie vielen Menschen, zunächst mal ist es ein Fest mit einem freien Tag. Sie freuen sich, mal wieder richtig ausspannen zu können. Und das ist sicher auch nötig. An Feiertagen darf man sich ausruhen. Wir sind aber auch dazu eingeladen über das, was es zu feiern gibt, nachzudenken. Anders als an Weihnachten oder an Ostern begleiten uns an Pfingsten wenig Bräuche.

Pfingsten scheint zweitklassig. Und dabei ist Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes! Der Heilige Geist ist die Kraft, die treibt, bewegt und verändert. Das merken wir heute ebenso wie damals die Jüngerinnen und Jünger Jesu es bemerkt und erlebt haben. Sie, die Gruppe, die Jesu folgte, hatten sich zurückgezogen und lebten in großer Angst. Die kleine Christenschar hatte sich an diesem jüdischen Erntefest, sieben Wochen nach Ostern, in einem Haus in Jerusalem versammelt. Dabei wurden, wie wir eben hörten, alle mit dem Heiligen Geist erfüllt. Und die Versammelten fingen an, in anderen Sprachen zu predigen. Sie hatten den Geist Gottes erfahren.

Alle, die sich zu Pfingsten versammelt haben, sind bewegt, sie erleben, was sie nicht fassen können. Die Sprache wird nicht zur Abgrenzung oder zu dialogischer Auseinandersetzung benutzt. Sprache drückt hier Zusammengehörigkeit aus. Jedem und jeder klingt die Sprache des anderen vertraut. Sogar ein Verstehen ohne Worte, wie es sich in der Liebe zwischen zwei Menschen ereignet, scheint im Pfingstgeschehen möglich.

Gottes Geist befreit zum Leben. Genau dies hat an Pfingsten seinen Anfang genommen. Menschen, die an Jesus Christus glaubten, haben Atem und neue Luft geschöpft, haben Mut gefunden, weiterzusagen, was sie bewegte.

Pfingsten ist nicht nur das alte jüdische Erntedankfest der ersten Früchte. Pfingsten ist mehr. Es ist das Fest des Heiligen Geistes. Das Fest, das neue Perspektiven eröffnet. Der Geist von Pfingsten schafft Verbindungen, baut Brücken. Wie in der biblischen Pfingsterzählung auf einmal die Sprachbarrieren überwunden werden, so wird es auch der Kraft dieses Geistes gelingen, neue Möglichkeiten zu entdecken. Der Heilige Geist lädt ein neue Wege auszuprobieren. Dieser Geist will uns stark machen für den Kampf gegen jede Hoffnungslosigkeit.

In unserem Sprachgebrauch hängen Geist und Denken zusammen. Geistvolles und Geistreiches begeistert mehr als leeres Gerede. So wird auch der Heilige Geist uns immer wieder dazu auffordern, sich unseres Verstandes zu bedienen. Auch und gerade wenn es um die Verbindung zu unseren Mitmenschen geht. Aus der Kraft dieses Geistes kann es uns gelingen, unermüdlich zu bleiben und Verantwortung zu übernehmen.

Geist und Denken gehören zusammen. Doch lassen sich gerade die Kirchen die den Geist betonen, vom Gefühl leiten. Gefühle sind wichtig und für Christinnen und Christen in ihrer Beziehung zu Gott unabdingbar notwendig. Doch wir Menschen verfügen über Gefühl und Verstand. Beides gehört zusammen.

Weltweit verbreiten sich Gruppen, die Wert auf spektakuläre Geistgaben legen. In Lateinamerika haben die Pfingstkirchen großen Zulauf, in Nordamerika betonen Fernsehprediger mit oft zweifelhaften Geschäftsgebaren die scheinbar neuentdeckten Charismen und auch hier in Frankfurt haben sich in den letzten Jahren Gemeinden gegründet, die einer neuen Erweckungsbewegung zuzurechnen sind.

Sicher ist das Reden in Zungen eine mögliche Gabe. Das Zungenreden, Glossolalie genannt, gehört allgemein zu den wichtigsten Erscheinungsformen religiöser Ekstase: in einem Zustand der Begeisterung werden zusammenhängende, keiner menschlichen Sprache verwandte Laute hervorgestoßen.

Das Zungenreden ist für Lukas Anzeichen höchster religiöser Zuwendung, es ist für ihn die Sprache der Engel im Menschenmund. Paulus dagegen beurteilt das ganz anders. Er tritt diesem Phänomen unverhohlen kritisch gegenüber. Er warnt vor der Überbetonung des Gefühls. Auch heute gilt diese Einschätzung noch. Es gibt in diesen pfingstlerisch-orientierten Gemeinden so etwas wie eine Sucht nach dem Außergewöhnlichen, nach dem Spektakulären. Das Unscheinbare, das Alltägliche muß in den Hintergrund treten. Dabei ist doch gerade die Botschaft von Pfingsten, daß der Heilige Geist Christinnen und Christen im Alltag begegnet. Diese Kraft wirkt vielfältig. Sie hebt Sprachlosigkeit und Sprachverwirrung auf. Ein Lächeln, ein freundliches Wort kann ein solcher Neuanfang sein. In diesem Geist spüren wir die Zuwendung, die uns andere entgegenbringen. In diesem Geist wächst die Kraft, andere zu trösten und zu stärken. Und das können auch Kinder verstehen und erfahren.

So gesehen, ist das Pfingstfest auch in der Kindertagesstättenarbeit ebenso präsent wie Weihnachten und Ostern. Es gehört zu uns wie eben jener Geist, den wir den Heiligen Geist nennen. Pfingsten ist ein Teil unserer Tradition. Die Erzieherinnen, von denen ich eingangs sprach, haben sich auf den Weg gemacht, ihn zu entdecken. Seien wir nur ebenso mutig und machen uns auf den Weg, diese geheimnisvolle Kraft wirken zu lassen.

Amen.

Gebet:

Herr, unser Gott.

Wir suchen dich in der Ferne,

doch du bist uns

durch deinen Geist ganz nah.

Durch ihn gibst du den Schwachen Kraft.

Durch ihn tröstet du die Traurigen

und ermutigst die Verzagenden.

Mach uns zu geistesgegenwärtigen Menschen,

die mit offenen Augen durch diese Welt gehen.

Dein Geist schafft Verständigung

und Vertrauen.

Wir bitten dich für alle Menschen,

die sich nicht mehr verstehen.

Schenke uns mehr Verständnis füreinander.

Dein Geist will uns zu freien Menschen machen.

Befreie uns von der Sorge um uns selbst

und schenke uns das Vertrauen,

daß du für uns sorgst. Amen.

Lied: 126, 1-3

Segen: Und der Friede Gottes bewahre unsere Herzen und Sinne im Geist Jesu Christi. Amen.