Tag Archiv für Kinder

Brundibar

29. 1. 01 Heilig Geist, Frankfurt

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Eingangslied: EG 295, 1-4

Wohl denen die da wandeln

Votum:

Im Namen Gottes feiern wir diese Andacht

Gott ist die schöpferische Kraft,

die alles Leben werden läßt.

Jesus Christus ist die heilende Kraft,

die zusammenhält, was auseinandergefallen ist.

Gottes Geist ist die tragende Kraft,

die hält, was zu fallen droht.

Psalm 23, Nr. 711 im Wechsel

Der Herr ist mein Hirte,

mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

Und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße um seines

Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,

fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir,

dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch

Im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl

Und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen

Mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des Herrn

immerdar.

Eingangsgebet:

Wir stehen vor dir, Gott

Eingebunden in unsere Welt,

umgeben von unserem Alltag,

gefordert von der Verantwortung, die wir tragen.

So viel Unterschiedliches umgibt uns,

so viele Anforderungen werden an uns gestellt,

da ist es manchmal nicht einfach, die Orientierung zu behalten –

oder überhaupt erste eine zu finden.

Die Sehnsucht ist da eine Richtung zu erkennen,

an die wir uns halten und auf die wir uns verlassen können.

In unserer schnellebigen Zeit

Suchen wir Beständigkeit und dauerhafte Ziele.

Wir stehen vor dir, Gott,

mit unseren Erfahrungen und Träumen,

mit unserer Realität und unseren Hoffnungen.

Vor dir können wir sie bestehen lassen und ernst nehmen. Amen.

Lied: EG 613, Freunde, daß der Mandelzweig

Andacht:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit einigen Jahren erinnern wir uns am 27. Januar der Verbrechen des Holocaust. Gestern Abend demonstrierten Künstler gegen Gewalt und Hass von Rechts. Gerade in einer Zeit, in der die Überlebenden des Holocaust immer weniger werden, bedarf es der Erinnerung.

Eine besondere Form der Erinnerung ist die Aufführung der Kinderoper „Brundibar“. Seit sechs Jahren wird sie alljährlich aufgeführt. Brundibar erzählt – verpackt in der hinreisenden Musik des tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Kra´`sa – die Geschichte von Aninka und Pepicek, die Milch für ihre kranke Mutter holen wollen. Da sie kein Geld haben, versuchen sie es mit Straßenmusik – wie der Leierkastenmann Brundibar, der mit immer demselben Lied den Leuten den Kopf verdreht. Aber Brundibar verjagt die Kinder. Wie sich für ein schönes Kinderstück gehört, setzen sich natürlich die Guten durch. Aninka und Pepicek gelingt es Brundibar zu überlisten.

Hinter der fröhlichen Kindergeschichte steckt freilich mehr: Brundibar – das ist auch die Oper von Theresienstadt. Und als solche voller mutiger und ermutigender Anspielungen auf den Widerstand gegen das NS-Regime und andere Gewaltstrukturen. 55 mal wurde die Kinderoper 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt von Kindern des Prager jüdischen Waisenhauses für ihre Leidensgenossen gespielt. Dann aber wurden die meisten der mitwirkenden Kinder und auch der Komponist Hans Kra´sa nach Ausschwitz deportiert und ermordet.

Trotz der unglaublichen Zustände war die Oper für die Kinder von hoher Bedeutung. Eine Überlebende berichtete, daß für sie die Musik wichtiger war als Brot. Die Aufführungen bedeuteten Ablenkung vom KZ-Alltag. Sie demonstrieren ebenfalls, daß Menschen in verzweifelter Situation ihre Hoffnung nicht aufgeben.

Wie stark der Ausdruck dieser Oper ist zeigt sich in dem Wiegenlied. Der Text lautet:

Mutter wiegt sanft ihr Kind,

denkt wie die Zeit verrinnt,

noch ist es klein doch wird es bald erwachsen sein.

Wenn ein Vogel flügge wird,

ist das Nest bald zu klein,

sucht sein Glück, fliegt allein

nichts hält ihn zurück.

Alles wächst und vergeht,

weil die Zeit niemals steht,

weil die Welt sich immer dreht.

Mutter es ist so weit,

aus ist die Kinderzeit,

denkst du daran, wie schnell sich alles ändern kann?

Leer steht unser Kinderbett,

wir geht fort, aus dem Haus,

in die Welt ziehn hinaus,

tun was uns gefällt.

Alles wächst und vergeht,

weil die Zeit niemals steht,

weil die Welt sich immer dreht.

Doch neues Glück beginnt,

auch wenn die Zeit verrinnt,

in meiner Wiege träumt schon bald dein Enkelkind.

Ich darf Ihnen gerade mal dieses kurze Lied vorspielen.

Was für ein hoffnungsvoller Text mitten im Elend. Und sicher ahnten oder wußten sie gar, dass in Ausschwitz nur der Tod auf sie wartete.

Es ist gut, dass auch heute noch 56 Jahre nach Beendigung des Krieges die heutigen Kinder von diesem Schicksal erfahren. Dass sie sich Auseinanndersetzen mit dem Unrecht auf dass es solches nie wieder bei uns gibt. Auch das macht Mut.

Lied: EG 599, Selig seid ihr

Mitteilungen

Gebet:

Gott, Quelle der Weisheit

Wir danken für die Momente der Klarheit, die wir erleben,

für den echten Glanz, den wir sehen,

für deine Gegenwart.

Wir bitten dich,

laß uns deine Gegenwart auch in unserer Gemeinschaft erleben:

in unserer Kirche,

daß wir gemeinsam Worte finden für das, was uns bewegt,

in unserem Land,

daß wir uns auf deinen Zuspruch von Frieden und Gerechtigkeit besinnen,

in unserer Gemeinde,

daß wir die Höhen und Tiefen unseres Weges begreifen.

Wir denken an unser eigenes Leben,

was uns fehlt, was wir ändern wollen.

Daß wir unser Leben verantwortungsvoll gestalten,

anderen und uns selbst Freude schenken können,

darum bitten wir.

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott segne uns und behüte uns

Gott gebe uns Liebe, wo Haß ist,

Kraft, wo Schwachheit lähmt,

Toleranz, wo Ungeduld herrscht,

Offenheit, wo alles festgefahren scheint.

So sei Gottes Segen mit uns allen,

beflügle unsere Hoffnung

und begleite uns wie ein Licht in der Nacht. Amen.

Lied: 421 Verleih uns Frieden

Wir sind die Kleinen

Jubiläumsgottesdienst, 28. 5. 2000

Arche-Noah-Kindergarten, Weinbach

Begrüßung und Abkündigung: KV-Mitglied

Lied: Wie schön, daß Du entstanden bist

Eingangswort: Sponholz

Bekenntnis: Erieherinnen

Lesung: Frau Dragesser

Anspiel: endet mit

Lied: Wir sind die Kleinen (Kiga-Kinder)

25 Wünsche und Geschenke (Kinder)

Lied: Ich singe dir, EG 324, 1-7

Ansprache: Eimuth

Lied: Großer Gott, EG 331, 1-3

Gebet: Kindergartenteam

Vater unser

Lied: Nun danket all, EG 322, 5-7

Segen: Eimuth

Gebet:

Herr, wir bitten dich, gib allen Kindern der Erde Geborgenheit, daß sie sich so sicher wie in einer Arche fühlen.

Herr, wir bitten dich, stelle alle Menschen der Erde unter deinen Regenbogen, und erneuere damit deinen Bund mit ihnen.

Herr, wir bitten dich, gib uns die Zuversicht, daß wir auch in ausweglosen Situationen Hoffnung spüren.

Herr, wir bitten dich für diesen Tag, stelle ihn unter deinen Schutz, gib allen Helfern die nötige Ruhe und Umsicht und erfülle unsere Herzen mit Freude und Jubel.

Amen.

Wir beten mit den Worten die Gott uns gelehrt hat:

Vater unser…

Bekenntnis:

Wir feiern Gott

In der Schönheit der Schöpfung,

die uns froh macht mit den Farben der Blumen,

die uns leben läßt von der Ernte der Felder,

die unser Leben ordnet

in Morgen und Abend,

in Tage und Jahre.

Wir feiern Gott

Im Geheimnis der Liebe,

die uns zu den Menschen bringt, Großen und Kleinen,

die unsere Herzen bewegt,

die uns freundlich und zärtlich sein läßt.

Wir feiern Gott

Im Geschenk der Kinder,

die unter uns heranwachsen,

die unsere Fürsorge brauchen und unsere Geduld,

die uns bereichern

mit ihrem Lachen und ihren Fragen,

die weitertragen,

was Gott an menschlichem Leben geschenkt hat.

Wir feiern Gott

In der Kraft des Friedens,

die uns stärkt gegen die Ungerechtigkeit,

die uns mutig und zuversichtlich macht

auf dem Weg

zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Amen.

Liebe Kinder, liebe Gemeinde,

heute ist ein großer Tag für den Arche Noah-Kindergarten. 25 Kerzen sind ausgeblasen und 25 Wünsche haben wir gehört. Heute feiern wir Geburtstag. Vor 25 Jahren wurde der Kindergarten gebaut und eingeweiht. Viele Kinder haben seitdem den Kindergarten besucht, haben gespielt und gesungen, haben andere Kinder kennengelernt, haben mit ihren Erzieherinnen viel erlebt. Einige Kindergartenkinder von damals haben heute selbst Kinder, die in den Arche-Noah Kindergarten gehen.

Der Kindergarten heißt heute Arche Noah. Ein Name, der schon zu einem Symbol geworden ist. Mit der Arche Noah verbindet man Rettung, Geborgenheit, Hoffnung, Zukunft.

Und wie wir in der Geschichte vorhin gehört haben, sind viele Tiere und auch Menschen in der Arche gerettet worden. Viele Tage und Nächte waren sie zusammen, haben friedlich zusammengelebt, und ich denke, sie haben sich auch verstanden. Einer hat die Sprache des Anderen verstanden auf dem Schiff. Weil sie so lange zusammen waren, und es schon fast anfing langweilig zu werden, kam Noah oder war es die Frau Noahs? auf die Idee, sich abends vor dem Schlafengehen im großen Aufenthaltsraum zu treffen und sich Geschichten zu erzählen.

An einem Abend war Frau Maus dran. Sie erinnerte sich wie sie noch in der alten Steinmauer wohnten. Rund um die Wiese herum, wo Kühe und Pferde grasten, stand diese alte Steinmauer. In dieser Mauer, nahe bei Scheune und Kornspeicher wohnte ihre Familie, die Feldmäuse.

Aber die Bauern waren weggezogen, Scheune und Kornspeicher standen leer. Und weil es bald Winter wurde, begannen die kleinen Feldmäuse Körner, Nüsse, Weizen und Stroh zu sammeln. Alle Mäuse arbeiteten Tag und Nacht. Alle – bis auf Frederick. „Frederick, warum areitest du nicht?“ fragten sie. „Ich arbeite doch“, sagte Frederick, „ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage.“ Und als sie Frederick so dasitzen sahen, wie er auf die Wiese starrte, sagten sie: „Und nun, Frederick, was machst du jetzt?“ „Ich sammle Farben“, sagte er nur, „denn der Winter ist grau.“ Und einmal sah es so aus, als sei Frederick halb eingeschlafen. „Träumst du, Frederick?“ fragten sie vorwurfsvoll. „Aber nein“, sagte er, „ich sammle Wörter. Es gibt viele lange Wintertage – und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.“

Als nun der Winter kam und der erste Schnee fiel, zogen sich die fünf kleinen Feldmäuse in ihr Versteck zwischen den Steinen zurück. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen und die Mäuse erzählten sich Geschichten über singende Füchse und tanzende Katzen. Da war die Mäusefamilie ganz glücklich. Aber nach und nach waren fast alle Nüsse und Beeren aufgeknabbert, das Stroh war alle und an Körner konnten sie sich kaum noch erinnern.

Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der alten Mauer und keiner wollte mehr sprechen. Da fiel ihnen plötzlich ein, wie Frederick von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. „Frederick“, riefen sie, „was machen deine Vorräte?“

„Macht die Augen zu“, sagte Frederick und kletterte auf einen großen Stein. „Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Warm , schön und golden?“ Und während Frederick so von der Sonne erzählte, wurde den vier kleinen Mäusen schon viel wärmer. Ob das Fredericks Stimme gemacht hatte? Oder war es ein Zauber?

„Und was ist mit den Farben, Frederick?“, fragten sie aufgeregt. „Macht wieder eure Augen zu“, sagte Frederick. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sahen sie die Farben so klar und deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen.

„Und die Wörter, Frederick?“ Frederick räusperte sich, wartete einen Augenblick und dann sprach er wie von einer Bühne herab:

„Wer streut die Schneeflocken? Wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter? Wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran? Wer verdunkelt den Tag? Wer zündet die Mondlampe an?

Vier kleine Feldmäuse wie du und ich wohnen im Himmel und denken an dich.

Die Erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen. Als Maler hat die Sommermaus die Blumen bunt zu machen. Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße. Pantoffeln braucht die Wintermaus für ihre kalten Füße.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten.“

Als Frederick aufgehört hatte, klatschten alle und riefen: „Frederick, du bist ja ein Dichter!“ Frederick wurde rot, verbeugte sich und sagte bescheiden: „Ich weiß es – ihr lieben Mäusegesichter!“

Die Tiere hatten voller Spannung zugehört und waren beeindruckt von Frau Maus. Noah saß nachdenklich in seinem Sessel. Ihm wurde nochmals deutlich, dass jeder und jede wichtig und einzigartig ist. Manchmal erkennt man es nicht sofort. Und manchmal, wie beim Träumer Frederick, merkt man erst spät, wie wichtig auch solche für die Gesellschaft oder für den Kindergarten sind.

Lied: Großer Gott, EG 331, 1-3

Segen:

Gott, segne unsere Augen,

daß wir einander in die Augen sehen können.

Gott, segne unsere Ohren,

daß wir uns gegenseitig zuhören können.

Gott, segne unseren Mund,

daß wir Worte füreinander finden, die nicht weh tun.

Gott, segne unser Herz,

daß wir Liebe spüren und Liebe geben können.

Gott, segne unsere Hände,

daß wir sie anderen reichen können. Amen.

Woche der ausländischen Mitbürger

Kurt-Helmuth Eimuth

28. 9. 1997

Orgelvorspiel

Begrüßung

Lied: EG 262, 1;4+6 Sonne der Gerechtigkeit

Votum:

Im Namen Gottes feiern wir diesen Gottesdienst.

Gott ist der Grund unseres Lebens.

Jesus Christus lädt alle Menschen in das Reich Gottes ein.

Gottes Geist stärkt Liebe und Gerechtigkeit unter uns. Amen.

Psalm: 31, Nr. 716

Lied: EG 593, 1+2+5 Licht das in die Welt

Predigt:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Woche des ausländischen Mitbürgers ging gerade zu Ende. Aus diesem Anlaß habe ich Ihnen ein Kinderbuch mitgebracht. „Soham – Eine Geschichte vom Fremdsein“ ist es betitelt. Es handelt vom Flüchtlingskind Soham, von seinen Konflikten in der Schule, von sozialer Ausgrenzung aber auch vom Lernen das Fremde zu akzeptieren. Und weil es eine Geschichte ist, geht sie gut aus. Die Kinder lernen, ihre Vorurteile zu durchbrechen. Herr Becker, der Lehrer, sagt am Ende den von uns sogeliebten Satz: „Und vergeßt nicht, es gibt für jeden von uns nur ein einziges Land, in dem er kein Ausländer ist! Das ist für jeden das eigene Land“.

Wir leben hier in dieser Stadt mit vielen Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen, Kulturen und Religionen zusammen. Gerade auch unsere Kindergärten und Horte sind Orte in denen dies deutlich und sichtbar wird. Die multikulturelle Situation hier kann als gegenseitige Bereicherung und Lernchance für alle Beteiligten erlebt werden. Wo anders als in der Kindertagesstätte sind Kinder für eine so lange Zeit, so intensiv zusammen und erfahren wie es in anderen Ländern aussieht, was dort gegessen wird, welche Lieder gesungen werden, welche Feste gefeiert werden. Diese Arbeit der Erzieherinnen trägt zum friedlichen Zusammenleben bei, zur Verständigung der Kinder, die hier lernen in Toleranz dem Anderen, der Anderen zu begegnen. Und ich denke, dies wirkt sich auch auf das zu Hause aus, auf die Eltern, die in der Kindertagesstätte die Möglichkeit der Begegnung haben.

In Genesis 12, 1 – 3 stehen die Verse:

Abraham, ein Mann, der seine Sachen packt und sich auf eine unbekannte Reise macht. Allein auf sich gestellt, so begegnet uns Abraham. Doch sein Gott ist mit ihm, er wandert mit.

„Der erste Glaubende, der allein gegen alle steht und sich für frei erklärt.“ So schildert Elie Wiesel, ein jüdischer Schriftsteller, den Mann, bei dem die Religionen des Judentums, des Christentums und des Islams ihren Anfang nahmen.

Für das Judentum ist Abraham der ‚große Mann‘, in den Gebeten Israels wird er zu einem Sinnbild der Gnade, des Mitleidens und der Liebe. Das Neue Testament der Christen nennt ihn den ‚Vater vieler Völker‘, und im Koran, dem heiligen Buch der Moslems, gibt Gott Abraham die Verheißung: ‚Ich will dich zu einem Vorbild für die Menschen machen‘.

Abraham hat einen Ruf gehört und diesem Ruf ist er gefolgt. Abraham hat auch uns heute noch Wesentliches zu sagen: Es kommt nicht darauf an, durch das Besondere, das Auffällige, aus der Masse herauszuragen. Es kommt darauf an seinem Leben ein Ziel, einen Inhalt zu geben. Gott hat jede und jeden bei seinem Namen gerufen, das ist die eigentliche Würde des Menschen, eines jeden Menschen.

Unabhängig von der Religion hat Gott alle Menschen bei ihren Namen gerufen. Die Gnade Gottes ist ebenso unteilbar wie die Menschenwürde. Auch deshalb können und müssen Christinnen und Christen Toleranz üben.

Amen.

Lied: 594, Der Himmel geht über allen auf (3 x)

Mitteilungen: Geburtstage

Fürbitten:

Gott, du liebst uns wie ein Vater,

du kümmerst dich um uns wie eine Mutter.

Deshalb bringen wir unsere Bitten und Wünsche vor dich:

Wir haben in diesem Gottesdienst unsere Klage ebenso vor Dich gebracht wie unsere Bitten und Hoffnungen.

Gott, lehre uns, genauer hinzusehen,

die Angst der Menschen, die bei uns eine Heimat suchen –

und Feindschaft erfahren.

Laß uns dein Mund sein, der sagt,

was keiner hören will.

Und deine Füße laß uns sein, o Gott,

die hingehen zu unseren ausländischen Nachbarn.

Und deine Hand, die nicht Berührung

mit dem Fremden scheut.

Rufe du uns immer wieder bei unserem Namen,

damit wir uns umwenden

und deinem Weg des Lebens folgen,

dem Weg der Gerechtigkeit und der Liebe

für Frauen und Männer, Schwestern und Brüder

bei uns und in aller Welt.

Und in der Stille bringen wir vor dich was uns noch bewegt.

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: 171, Bewahre uns Gott

Religion im Film

Pfarrerin Marion Eimuth

Andacht, 28.7.97

Religion im Film

Lied: EG 437, 1-4

Votum:

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern (Lk 12,48)

Mit diesem Wochenspruch aus dem Lukasevangelium begrüße ich Sie herzlich zur heutigen Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Psalm 136

Lied: EG 557, 1-3

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Daß das Fernsehen den Alltag strukturiert ist jedem von uns bewußt. Daß das Fernsehen die Liturgie des Alltags schafft, daran haben wir uns gewöhnt.

Das Abendprogramm kann erst dann beginnen, wenn wir („Hier ist das 1. Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau. Guten Abend, meine lieben..“) mit dem Votum begrüßt wurden und wenn wir als Eingangsspruch das Nachrichtenritual des Tages gehört und gesehen haben. Danach darf erst das Hauptprogramm kommen – und alle Bemühungen diese liturgische Struktur zu verändern sind bis jetzt gescheitert.

Wir brauchen immer wiederkehrende Abläufe, benötigen feste und klare Strukturen, um unseren Alltag selbst zu stabilisieren und uns zu orientieren.

Aber damit nicht genug der Anleihen an Kirche, Gottesdienst und Religion. Seit einiger Zeit diskutieren wir unter dem Begriff „Medienreligiosität“, daß das Fernsehen eine neue, symbolische Ordnung von Welt und Leben schafft und damit eine religiöse Identifikation ermöglicht.

Müßten wir weniger darüber nachdenken, welche Art von Verkündigungs- oder religiösen Informationsfernsehendungen es, egal in welchem Programm oder welcher Senderstruktur, gibt und mehr darüber, welche christlichen Symbole und Bilder, Strukturen und Botschaften im gesamten Programm enthalten sind?

Würde dann Medienreligiosität auch eine Herausforderung für die Kirche? Das Fernsehen zeigt deutlich: Trotz fortschreitender Säkularisierung gibt es eine breite Akzeptanz der christlich geprägten Religiosität in unserer Gesellschaft.

„Captain Planet und Power Ranger: die geheimen religiösen Erzieher“, war der Titel eines Seminars Ende des vergangenen Jahres mit Erzieherinnen und wird es in diesem Jahr wieder sein, das ich zusammen mit dem Landesfilmdienst veranstaltet habe. Der Untertitel lautete: „Religion im Alltag der Kinder“.

Es ging uns vor allem darum, die von der Kindergartenpädagogik kritisierten Lieblingssendungen der Kinder im Zeichentrickformat genauer anzusehen und zu analysieren. Wir wollten herausfinden ob die Faszination, die diese Sendungen auf Kinder ausüben, auch durch religiöse Inhalte ausgelöst sein könnte.

Wir wollten auch der medienpädagogischen These nachgehen, daß der viel gepriesene Situationsansatz im Kindergarten die Medien und die Medienerfahrungen, sogar unter religionspädagogischen Gesichtspunkten mit einschließen müßte, weil die Medien zur Entwicklung der kindlichen Spiritualität beitragen.

Aladdin ist eine der Lieblingssendungen der Kinder. Unsere, zufällig ausgewählte Folge, hieß „Verschwundene Kinder“. Aladdin wird durch eine frechen Straßenjungen in der Erinnerung in die Vergangenheit zurückversetzt und er erinnert sich an einen Freund, den er völlig aus den Augen verloren hat.

Und nun fällt ihm auf, daß der kleine, freche Straßenjunge auch dabei ist, von einer bösen, dunklen Macht in Besitz genommen zu werden und zu verschwinden. Er deckt das dunkle Spiel auf, opfert sich für die verschwundenen Kinder auf, hilft ihnen zurückzukommen, wieder sichtbar zu werden.

Die Botschaft des Filmes: Du hast die Möglichkeit gut oder böse zu werden. Du kannst dich entscheiden, du kannst mit jeder guten Handlung deine Identität (wieder-) finden. Wenn du anderen hilfst, dann bedeutet das für dich nicht der Untergang, sondern dein positives Handeln schützt dich vor dem Verschwinden im Nichts.

Die handelnden Personen haben klare religiöse Zuordnungen: Aladdin übernimmt die Helfer- und Opferrolle Jesu, Morgana stellt die dunkle, böse, teuflische Seite dar, Dschini, der (Heilige) Feist ist Helfer und Vermittler.

Ende des Filmes: Mit jeder guten Tat bekommt der frühere Freund seine ursprüngliche, menschliche Gestalt zurück, er erhält seine neue Identität.

Die religiöse Sichtweise der alltäglichen Fernseherlebnisse von Kindern brachte das Ergebnis:

– Es macht wenig Sinn, die Medien in die Sündenbockrolle hineinzudrängen und mediale Erlebnisse und Wahrnehmungen zu negieren.

– Genauer hinsehen, könnte helfen, auch für die religiöse ERZIEHUNG.

– Religiöse Symbole und Geschichten, Mythen und Legenden werden in den Kindersendungen in unterschiedlicher Weise immer wieder variiert und strukturiert. Hier anzuknüpfen könnte eine Möglichkeit sein, aus dem aktuellen medialen Lebensalltag einen Weg zu finden zu den biblischen Geschichten, den Normen und Werten.

Wir erleben es alle: Das Fernsehen vermittelt Sinnentwürfe, Inhalte, Symbole, Formen, Formate, Rituale, die ursprünglich im Zuständigkeitsbereich der Kirche lagen. Wenn man sich über die Kindersendungen hinaus das tägliche Programm der Talk-, Spel- und Mitmachsendungen, der täglichen Soap-Operas ansieht, dann wird deutlich: Fernsehen hat heute vielfach die Rolle der Kirche übernommen, bei Verheißung, Vergebung, Verkündigung, Trost und Spiritualität.

Lied: 171, 1-2

Mitteilungen:

Gebet:

Du Schöpfer dieser Welt,

wir leben von deiner Güte und Weisheit.

Uns Menschen ist viel Macht gegeben.

Was deine Weisheit geschaffen hat,

ist uns unweisen Menschen anvertraut.

Was du gegeben hast, damit wir leben könne,

ist Gefahr geworden für unser aller leben.

Wir möchten dir danken für deine Welt.

Wir möchten einander schützen

vor Gewalt und Haßt.

Wir möchten deine Gaben behüten:

die Menschen und ihr Glück

und das Leben der ganzen Erde.

Wir bitten dich, bewahre uns den Frieden

und bewahre uns davor,

den Frieden anderer zu gefährden:

den Frieden unserer Kinder, Freunde und Nachbarn

und aller, denen wir begegnen.

Wir bitten dich, Schöpfer dieser Welt,

hilf uns und gib Gelingen.

Vater unser im Himmel!

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gibt uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott,

der Ursprung und Vollender aller Dinge,

segne dich,

gebe dir Gedeihen und Wachstum,

Erfüllung deinen Hoffnungen,

Frucht deiner Mühe,

und am Ende das Ziel deiner Wege. Amen.

Lied: EG 171, 3-4