Dankbar für den Frieden sein

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 4. Oktober 2014

Hilflos, sprachlos und atemlos verfolgt man derzeit die Nachrichten. Kann es wirklich sein, dass die Welt 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und 75 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen so aus den Fugen gerät? Hat denn niemand etwas gelernt?

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser

Überall scheint es „bewaffnete Konflikte“ zu geben, wie Krieg oft verniedlichend genannt wird: Gaza, der schon so lange andauernde Kampf zweier Völker, die seit Generationen ineinander verhakt sind. Syrien und Irak, die schreckliche Invasion von Terroristen, die einen Gottesstaat errichten wollen. Die inzwischen nicht mehr heimliche Annexion der Ukraine. Gewalt, Tod und Vertreibung sind die Folge des Krieges. Alleine in Syrien sollen sechs Millionen Menschen auf der Flucht sein. Vierzig „gewaltsame Auseinandersetzungen“, also Kriege, soll es derzeit auf der Welt geben.

Angesichts all dieser Gewalt können wir in Deutschland dankbar auf die letzten Jahrzehnte zurückschauen. Dankbar als Nachkriegsgeneration, dass wir in Frieden aufgewachsen sind und bis heute leben. Dankbar auch für ein geeintes Europa. Viele haben es im Sommerurlaub genossen: Ob man von Deutschland aus nach Schweden, Österreich oder Ungarn fährt – man muss schon genau aufpassen, um zu bemerken, wann man die Staatsgrenze passiert. Europa ist zusammengewachsen, und das ist gut so.

Das Erntedankfest am 5. Oktober ist ein guter Anlass, uns an all das zu erinnern. Dank zu sagen für den Frieden, der immer und überall die erste Voraussetzung für ein Leben in Freiheit, Wohlstand und seelischer Unverletztheit ist. Deshalb muss Friedenspolitik in allen internationalen Konflikten immer die höchste Priorität haben. Über den Weg, wie bedrohten Menschen zu helfen ist, ist zu diskutieren. Die Völkergemeinschaft muss die Terroristen des IS stoppen. Und dabei gerät man immer in ein moralisches Dilemma: Wenn man militärisch eingreift, wird man schuldig, wenn man dem Massenmord tatenlos zuschaut, wird man es ebenfalls.

Wichtig ist jedoch, bestmöglich die Verantwortung zu übernehmen und sich Entscheidungen niemals leicht zu machen. Die Debatte muss intensiv, aber ohne Häme geführt werden. Und es darf keine isolierte Diskussion über militärische Maßnahmen sein, sondern sie muss immer einhergehen mit der Frage, wie wir als Deutsche humanitär helfen können. Die Aufnahme von Flüchtlingen zum Beispiel ist eine solche humanitäre Maßnahme. Und zwar eine, die wir sofort umsetzen können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert