Tag Archiv für Pfingsten

Pfingstmontag auf dem Römerberg: Damit aus Fremden Freunde werden

von Kurt-Helmuth Eimuth 11. Mai 2018

Pfingstfest auf dem Römerberg

Der Open-Air-Gottesdienst am Pfingstmontag steht dieses Jahr unter dem Motto "Gottes Liebe geht unter die Haut – damit aus Fremden Freunde werden".
Der Open-Air-Gottesdienst am Pfingstmontag steht dieses Jahr unter dem Motto „Gottes Liebe geht unter die Haut – damit aus Fremden Freunde werden“.

Zum traditionellen Open-Air-Got­tesdienst am Pfingstmontag, 21. Mai, um 11 Uhr auf dem Römer­berg mit anschließendem interna­tionalen Fest im Dominikanerklos­ter laden die christlichen Gemein­den wieder ein.
Im April vor 50 Jahren ist der Theologe und Bürgerrechtler Mar­tin Luther King erschossen wor­den; sein Kampf gegen Rassismus und für Gleichberechtigung hat sich nicht erledigt. Fremdenfeind­lichkeit, verbal oder verknüpft mit Gewalt, ist bis heute ein Thema – darum steht der Tag unter dem Motto: ,,Gottes Liebe geht unter die Haut: damit aus Fremden Freunde werden“. Die Predigt hält der evangelische Stadtdekan Achim Knecht.

Pfingsten ist auch ein Symbol für die Überbrückung kultureller Differenzen. Das Fest steht schließlich für den Geist, der Men­schen über Grenzen hinweg ver­bindet und befreit, der wach macht für das Erkennen von Ungerechtigkeit und den Einsatz für Gerechtig­keit. Den musikalischen Teil des Gottesdienstes übernehmen unter der Leitung von Bernhard Kießig der Chor SurPraise, eine Band, BlechPur und Posaunenchöre der Propstei Rhein-Main.

Um 12.30 Uhr beginnt das Inter­nationale Fest im Dominikaner­kloster, Kurt-Schumacher-Straße 23, Innenstadt. Gemeinden aus Afrika, Asien, Amerika und Europa erwarten die Gäste mit Kulinari­schem aus vielerlei Küchen dieser Welt sowie einem Kultur- und ei­nem Kinderprogramm im Kloster­hof. Das Gotteslob mit biblischen Texten und Gebeten in vielen Spra­chen sowie Chören und Liedern aus der weltweiten Ökumene be­schließt das Fest um 16.15 Uhr in der Heiliggeistkirche am Domini­kanerkloster.

Pröpstin würdigt gesellschaftliches Engagement

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 9. Juni 2014

Trotz großer Hitze kamen am Pfingstmontag wieder viele Menschen zum Internationalen Ökumenischen Pfingstfest auf dem Römerberg und ins Dominikanerkloster.

Trotz sengender Sonne versammelten sich auf dem Römerberg etwa 1500 Gottesdienstbeucherinnen und -besucher. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Pröpstin Gabriele Scherle machte in ihrer Predigt am Pfingstmontag auf dem Frankfurter Römerberg Mut sich als Christen und Christinnen zu engagieren so wie es die Gottesdienstgemeinde in Cantate Domino im Norden Frankfurts beim letzten Reformationsfest getan habe. Die Gemeinde hatte 22 afrikanische Flüchtlinge aufgenommen.

Pröpstin Scherle wörtlich „Auch wenn damit der zivilisatorische Bruch nicht geschlossen wird, aus dem sich die Flüchtlingsströme dieser Erde speisen, so ist damit doch ein Zeichen gesetzt worden. So wie das in diesen Tagen immer mehr evangelische und katholische Gemeinden tun und verfolgten Menschen Kirchenasyl gewähren.“ Und sie fügte hinzu: „Wir Christen erwarten eine Welt, in der alle Menschen aus Nord und Süd, aus Ost und West dasselbe Bürgerrecht haben und an Gottes gedecktem Tisch Platz nehmen.“

Scherle benannte in diesem Zusammenhang den Beschluss der Synode der Evangelischee Kirche in Hessen und Nassau „im Hören auf das Wort Gottes nur heterosexuelle, sondern auch schwule und lesbische Paare in Traugottesdiensten zu segnen.“

Pröpstin Gabriele Scherle rief in ihrer Pfingstpredigt auf dem Frankfurter Römerberg zum gesellschaftlichen Engagement auf. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Auch im Jahre 2014 gäbe es genügend Grund zur Angst. „Das gilt nicht nur für den eigenen Lebensentwurf, der durch Krankheit, durch Verlust der Arbeit oder durch eine Trennung jederzeit zerbrechen kann.“ Mit Blick auf die Krisenherde dieser Welt führte Scherle aus: „Die Situation in der Ukraine ist bedrohlich. Und die Leichtfertigkeit, mit der Politiker und Wählerinnen die zivilisierende Macht Europas zersetzen ebenso. Es braucht nicht viel, dass auch unser Leben ver-rückt wird. Wir haben Grund zur Angst.“

Auch Christinnen und Christen dürften Angst haben, aber sie sähen ihren Trost in der Macht Gottes über den Tod. „Das ist der Geist, der die Jerusalemer am ersten Pfingsten so ergriffen hat, dass sie für verrückt gehalten wurden.“ Scherle rief den rund 1500 Gottesdienstbesuchern zu: „Diese Erinnerung, liebe Pfingstgemeinde, sollte Grund genug sein, uns auch heute nicht von unserer Angst bestimmen zu lassen.“

Scherle erinnerte an den Mut der wenigen evangelischen Christen, die in der Barmer Theologische Erklärung 1934 gegen die Ideologie des Nationalsozialismus Stellung bezogen.

Gemeinsam mit den zahlreichen ausländischen Gemeinden feierte man nach dem Gottesdienst im Dominikanerkloster weiter. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 9. Juni 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe Web.

Pfingsten 2010

Evangelisches Frankkfurt Juni 2010

Pfingstgottesdienst

Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Vor den 1200 Besuchern, die am Pfingstgottesdienst auf dem Römerberg teilnahmen, griff Pröpstin Gabriele Scherle deutlich das Denken in der Politik an: „Es stimmt etwas nicht in den Verhältnissen der Finanzwirtschaft, wenn mit öffentlichen Mitteln Banken gerettet und dafür Kommunen in den Ruin getrieben werden. Es stimmt etwas nicht, wenn die Geldströme nicht mehr den Betrieben und Händlern dienen, sondern in den Depots weniger zu immer größeren Geldseen angestaut werden. Es stimmt etwas nicht, wenn die Solidarsysteme erodieren, obwohl der gesellschaftliche Reichtum hierzulande immens ist. Und es stimmt etwas nicht, wenn wir unseren Reichtum auf Kosten der Armen dieser Welt verteidigen.“ Scherle forderte: „Wir sollten den Mut haben, denen zu widersprechen, die behaupten, es gebe zur jeweiligen Politik keine Alternative.“

Seien wir mutig

Andacht, 26. 5. 1997

Pfarrerin Marion Eimuth

Orgelvorspiel

Lied: 319, 1-4 Die beste Zeit im Jahr ist mein

Psalm: 145 Nr. 756

Ansprache:

Apg. 2, 1-13

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gestern war der Trinitatissonntag, das Fest der Dreifaltigkeit. Es ist die Dreiheit der göttlichen Personen: Vater – Sohn und Heiliger Geist. Und damit hängt eng das Pfingstfest, die Ausgießung des Heiligen Geistes zuammen.

Vor ein paar Wochen habe ich mit Erzieherinnen darüber gearbeitet. Wir haben überlegt, was der Heilige Geist für eine jede von uns ist, was darunter zu verstehen ist, welche Probleme das Pfingstfest macht und was davon an Kinder weitergegeben werden kann.

Den Erzieherinnen ging es wie vielen Menschen, zunächst mal ist es ein Fest mit einem freien Tag. Sie freuen sich, mal wieder richtig ausspannen zu können. Und das ist sicher auch nötig. An Feiertagen darf man sich ausruhen. Wir sind aber auch dazu eingeladen über das, was es zu feiern gibt, nachzudenken. Anders als an Weihnachten oder an Ostern begleiten uns an Pfingsten wenig Bräuche.

Pfingsten scheint zweitklassig. Und dabei ist Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes! Der Heilige Geist ist die Kraft, die treibt, bewegt und verändert. Das merken wir heute ebenso wie damals die Jüngerinnen und Jünger Jesu es bemerkt und erlebt haben. Sie, die Gruppe, die Jesu folgte, hatten sich zurückgezogen und lebten in großer Angst. Die kleine Christenschar hatte sich an diesem jüdischen Erntefest, sieben Wochen nach Ostern, in einem Haus in Jerusalem versammelt. Dabei wurden, wie wir eben hörten, alle mit dem Heiligen Geist erfüllt. Und die Versammelten fingen an, in anderen Sprachen zu predigen. Sie hatten den Geist Gottes erfahren.

Alle, die sich zu Pfingsten versammelt haben, sind bewegt, sie erleben, was sie nicht fassen können. Die Sprache wird nicht zur Abgrenzung oder zu dialogischer Auseinandersetzung benutzt. Sprache drückt hier Zusammengehörigkeit aus. Jedem und jeder klingt die Sprache des anderen vertraut. Sogar ein Verstehen ohne Worte, wie es sich in der Liebe zwischen zwei Menschen ereignet, scheint im Pfingstgeschehen möglich.

Gottes Geist befreit zum Leben. Genau dies hat an Pfingsten seinen Anfang genommen. Menschen, die an Jesus Christus glaubten, haben Atem und neue Luft geschöpft, haben Mut gefunden, weiterzusagen, was sie bewegte.

Pfingsten ist nicht nur das alte jüdische Erntedankfest der ersten Früchte. Pfingsten ist mehr. Es ist das Fest des Heiligen Geistes. Das Fest, das neue Perspektiven eröffnet. Der Geist von Pfingsten schafft Verbindungen, baut Brücken. Wie in der biblischen Pfingsterzählung auf einmal die Sprachbarrieren überwunden werden, so wird es auch der Kraft dieses Geistes gelingen, neue Möglichkeiten zu entdecken. Der Heilige Geist lädt ein neue Wege auszuprobieren. Dieser Geist will uns stark machen für den Kampf gegen jede Hoffnungslosigkeit.

In unserem Sprachgebrauch hängen Geist und Denken zusammen. Geistvolles und Geistreiches begeistert mehr als leeres Gerede. So wird auch der Heilige Geist uns immer wieder dazu auffordern, sich unseres Verstandes zu bedienen. Auch und gerade wenn es um die Verbindung zu unseren Mitmenschen geht. Aus der Kraft dieses Geistes kann es uns gelingen, unermüdlich zu bleiben und Verantwortung zu übernehmen.

Geist und Denken gehören zusammen. Doch lassen sich gerade die Kirchen die den Geist betonen, vom Gefühl leiten. Gefühle sind wichtig und für Christinnen und Christen in ihrer Beziehung zu Gott unabdingbar notwendig. Doch wir Menschen verfügen über Gefühl und Verstand. Beides gehört zusammen.

Weltweit verbreiten sich Gruppen, die Wert auf spektakuläre Geistgaben legen. In Lateinamerika haben die Pfingstkirchen großen Zulauf, in Nordamerika betonen Fernsehprediger mit oft zweifelhaften Geschäftsgebaren die scheinbar neuentdeckten Charismen und auch hier in Frankfurt haben sich in den letzten Jahren Gemeinden gegründet, die einer neuen Erweckungsbewegung zuzurechnen sind.

Sicher ist das Reden in Zungen eine mögliche Gabe. Das Zungenreden, Glossolalie genannt, gehört allgemein zu den wichtigsten Erscheinungsformen religiöser Ekstase: in einem Zustand der Begeisterung werden zusammenhängende, keiner menschlichen Sprache verwandte Laute hervorgestoßen.

Das Zungenreden ist für Lukas Anzeichen höchster religiöser Zuwendung, es ist für ihn die Sprache der Engel im Menschenmund. Paulus dagegen beurteilt das ganz anders. Er tritt diesem Phänomen unverhohlen kritisch gegenüber. Er warnt vor der Überbetonung des Gefühls. Auch heute gilt diese Einschätzung noch. Es gibt in diesen pfingstlerisch-orientierten Gemeinden so etwas wie eine Sucht nach dem Außergewöhnlichen, nach dem Spektakulären. Das Unscheinbare, das Alltägliche muß in den Hintergrund treten. Dabei ist doch gerade die Botschaft von Pfingsten, daß der Heilige Geist Christinnen und Christen im Alltag begegnet. Diese Kraft wirkt vielfältig. Sie hebt Sprachlosigkeit und Sprachverwirrung auf. Ein Lächeln, ein freundliches Wort kann ein solcher Neuanfang sein. In diesem Geist spüren wir die Zuwendung, die uns andere entgegenbringen. In diesem Geist wächst die Kraft, andere zu trösten und zu stärken. Und das können auch Kinder verstehen und erfahren.

So gesehen, ist das Pfingstfest auch in der Kindertagesstättenarbeit ebenso präsent wie Weihnachten und Ostern. Es gehört zu uns wie eben jener Geist, den wir den Heiligen Geist nennen. Pfingsten ist ein Teil unserer Tradition. Die Erzieherinnen, von denen ich eingangs sprach, haben sich auf den Weg gemacht, ihn zu entdecken. Seien wir nur ebenso mutig und machen uns auf den Weg, diese geheimnisvolle Kraft wirken zu lassen.

Amen.

Gebet:

Herr, unser Gott.

Wir suchen dich in der Ferne,

doch du bist uns

durch deinen Geist ganz nah.

Durch ihn gibst du den Schwachen Kraft.

Durch ihn tröstet du die Traurigen

und ermutigst die Verzagenden.

Mach uns zu geistesgegenwärtigen Menschen,

die mit offenen Augen durch diese Welt gehen.

Dein Geist schafft Verständigung

und Vertrauen.

Wir bitten dich für alle Menschen,

die sich nicht mehr verstehen.

Schenke uns mehr Verständnis füreinander.

Dein Geist will uns zu freien Menschen machen.

Befreie uns von der Sorge um uns selbst

und schenke uns das Vertrauen,

daß du für uns sorgst. Amen.

Lied: 126, 1-3

Segen: Und der Friede Gottes bewahre unsere Herzen und Sinne im Geist Jesu Christi. Amen.