Tag Archiv für Weinrich

Kalte Kirchen sind das falsche Signal

Für Pfarrer Wolfgang Weinrich, Darmstadt, ist Weihnachten „eine Insel der Wärme“. Deshalb sei es gerade jetzt das völlig falsche Signal die Kirchen nicht mehr zu heizen, sagt der Chefredakteur von „Das Magazin für Pfarrer:innen“. Kalte Kirchen seien ein abstoßendes Zeichen. Die versteckte Botschaft sei „am besten bleibt ihr alle weg“. Die evangelische Kirche in Frankfurt hat beispielsweise beschlossen, alle Kirchen der Mainmetropole überhaupt nicht mehr zu heizen. Weinrich fordert vielmehr dazu auf, dass Weihnachtsfest mit großem Geläut und Glühwein in warmen Kirchen zu feiern. Die Menschen sehnen sich nach Festen, hat der Theologe festgestellt. Und bei der Botschaft „Friede auf Erden“ sei zu vermitteln, dass dieser nicht einfach vom Himmel falle. Er habe seinen Preis. Und auch abseits der Ukraine gäbe es Not. Diese Schattenseiten dürfe man nicht vergessen. Er denke immer an das Wort: Das Volk, das im Finstern wandelt, findet ein kleines Licht – immerhin.

Vom Umgang mit dem Männer-Krebs

Leben & Alltag

von Kurt-Helmuth Eimuth 26. Juli 2021

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 60.000 Männer an Prostatakrebs. Und plötzlich spielt im Leben anderes eine Rolle als bisher. Auch dem Theologen und Berater Wolfgang Weinrich ist das so gegangen. In seinem neuen Buch lässt er andere an seinen Erkenntnissen teilhaben.

Wolfgang H. Weinrich: Sex geht jetzt anders. Persönliches und Versöhnliches vom MännerKrebs. Books on Demand, 91 Seiten, 16,80 Euro (E-Book 8,49 Euro).
Wolfgang H. Weinrich: Sex geht jetzt anders. Persönliches und Versöhnliches vom MännerKrebs. Books on Demand, 91 Seiten, 16,80 Euro (E-Book 8,49 Euro).

Männer werden nicht krank. Jedenfalls ihrem eigenen Gefühl nach. Auch Wolfgang Weinrich war so ein Mann. Bis zur Diagnose Prostatakrebs hielt er sich für „unkrankbar“ – mit diesem Wort beschreibt der Theologe diese Haltung. Er war der Macher, der kreative Kopf für die Kommunikationsprojekte der hessen-nassauischen Landeskirche. Er organisierte Auftritte beim Hessentag, erfand eine Lichtkirche und ein neues Kirchen-Logo, das Facettenkreuz. Dann ging er frühzeitig in den Ruhestand, um in aller Freiheit neu Projekte zu planen. Und dann das: Prostatakrebs.

Männer gehen nicht zur Vorsorge, jedenfalls nicht so häufig. Kein Wunder, dass ihn der Urologe fragte, warum er nicht schon früher gekommen sei – doch ist es müßig, darüber weiter nachzudenken. Die Situation bedurfte einer radikalen Änderung, nicht nur des Alltags, sondern auch der inneren Einstellung. Wolfgang Weinreich krank. Das passte nicht zum Selbstbild. Er musste sich zurückziehen. Meist in seinen Sessel. Zum Nachdenken. Auch über so Fragen wie: „Was war in meinem Leben und ist es jetzt vorbei? Es gibt viele Abschiedsmomente in so einer Situation“, erinnert sich Weinrich.

An seinem Glauben hat er allerdings nicht gezweifelt. Er, der sich schon von Berufs wegen mit dem Tod auseinandergesetzt hat, war vertraut mit der Frage: Warum gerade ich? „Das ist Schicksal“, sagt Weinrich. „Gott ist nicht der, der direkt in mein Leben hineingeht. Es kann halt jedem Menschen passieren.“ Geholfen haben ihm viele Gespräche, auch mit Ärzten. Ergebnis eines langen Prozesses: „Ich will leben. Ich werde weiter leben. Punkt.“

Nach Weinrichs Beobachtung ist die größte Sorge bei Männern die vor Inkontinenz und Impotenz. „Aber man kann lernen, damit umzugehen, und das macht auch Spaß.“ Offen spricht Weinrich über diese Tabuthemen und wundert sich, dass nur für Inkontinenzeinlagen bei Frauen geworben wird. Dabei ist das auch bei Männern ein Problem, insbesondere nach Prostataoperationen. Beckenbodenübungen beispielsweise auch, zur Stärkung der Schließmuskulatur.

Inzwischen ist Weinrich wieder zurück im Leben, unterwegs mit seiner Band und auch mit Lesungen: Über seinen Kampf mit dem Krebs hat er ein Buch geschrieben. Locker, fast fröhlich, aber auch mit aller Ernsthaftigkeit berichtet er darin von Zweifeln, Arztgesprächen und Reha. Erstaunlicherweise gibt es Reaktionen von vielen Frauen auf sein Buch. Sie sagen: „Gut, dass Du darüber sprichst. Wie kann ich denn mit meinem Mann umgehen, denn er spricht nicht darüber, auch nicht mit mir.“ Für alle Männer hat Weinrich aber nur eine Empfehlung: „Mann, geh‘ zur Vorsorge.“

Wolfgang H. Weinrich
Sex geht jetzt anders
Persönliches und Versöhnliches vom MännerKrebs
ISBN 9783 752 689 143
WolfgangWeinrich.de

Alltägliches vom lieben Gott

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 1. Mai 2014

In seinem Buch „Der liebe Gott kommt nicht voran“ spürt Wolfgang Weinrich der menschlichen Seite des christlichen Gottesbildes nach und versucht unaufgeregt, Orientierung in einer komplizierten Welt zu geben.

Zur Präsentation seines Buches hatte Wolfgang Weinrich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen eingeladen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Wie wird es wohl sein, wenn der liebe Gott in die Börse geht? Muss er sich auch der Sicherheitskontrolle am Eingang unterziehen? Was hält der liebe Gott von dem geschäftlichen Treiben, steigenden und fallenden Aktien, von dem Treiben, das die Welt bewegt?

Wissen tut es Wolfgang Weinrich auch nicht, aber er kann es sich vorstellen. „An einem Tag wie diesem, denkt der liebe Gott, wird sich jemand das Leben nehmen, weil die Kurve dort an der Wand nicht nach oben geht.“

In seinem Buch „Der liebe Gott kommt nicht voran“ lässt der Theologe seinen literarischen Gott fragen: „Ist das die neue Welt, von der alle reden?“ und kritisch denkt dieser Gott über die Frage der Gerechtigkeit eines solchen Marktes, der zudem elektronisch gesteuert wird, nach“.

Wolfgang Weinrich, Kommunikationsbeauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, getraut sich was mit seinem lieben Gott. Gut, dass Gott Akkordeon spielt, wusste schon Hanns Dieter Hüsch. Aber dass er auch Herzschmerzen haben kann und Zigarren liebt, ist doch überraschend. „’Eine brennende Zigarre‘, sagt der liebe Gott, ‚ist nur vergleichbar mit einem Ausbruch des Vesuvs: mit Dampf, Rauch und Hitze verbunden.’“ Weinrichs Gott liebt eben dieses Element, das in kalter Zeit Wärme spende: das Feuer.

Der liebe Gott kommt nicht voran

Mit solch kleinen, menschlichen Begebenheiten, spürt Weinrich nicht nur der menschlichen Seite des christlichen Gottesbildes nach, sondern er versucht unaufgeregt Orientierung in einer komplizierten Welt zu geben. Ganz ohne missionarischen Eifer, aber doch hintersinnig.

Der akademischen Theologie mag dies an vielen Stellen viel zu platt sein, was hier ein Oberkirchenrat in eine literarische Form gießt. Aber leidet nicht gerade die evangelische Kirche an einer ungeheuren spirituellen Sprachlosigkeit? Weinrich überwindet diese. Wer sich auf diese Form einlassen kann, wird das Buch immer wieder mit Vergnügen zur Hand nehmen.

Mit den Vorbehalten der akademischen Thelogie wird Weinrich leben können. Die Projekte des 59-Jährigen sind anfänglich nie auf ungeteilte Unterstützung in seiner Kirche gestoßen: Sei es die Einführung des Facettenkreuzes als Logo, sei es die Kampagne „Evangelisch aus gutem Grund“ oder die Präsenz auf Hessentagen und Landesgartenschauen.

Wie schreibt der Autor im Nachklapp: „Das Leben ist zu schwer, als dass es nicht auch leichter zugehen könnte. Und zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Das könnte auch der liebe Gott gesagt haben.“

Wolfgang H. Weinrich: Der liebe Gott kommt nicht voran – Geschichten aus dem Alltag des Allmächtigen, Kreuz-Verlag, Freiburg 2014, 12 Euro.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 1. Mai 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe 2014/4 – Juli, Web.

Preis für Stadtteilzeitung „Wir am Dornbusch“

Preis für Stadtteilzeitung „Wir am Dornbusch“

Zu den Gewinnern des Wettbewerbs Förderpreis Gemeindebrief 2011, der auch von der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“ unterstützt wird,  gehörte in diesem Jahr auch die Frankfurter Dornbuschgemeinde. Den mit 1.500 Euro dotierten Hauptpreis nahm die Redaktion von „Zack“, der Gemeinde-Zeitung der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel entgegen.

Im Auftrag der Kirchenleitung wurden die Preise vom Propst für Süd-Nassau, Sigurd Rink, in der Bockenheimer Jakobskirche überreicht. Rink sagte, der Gemeindebrief sei 2die Visitenkarte jeder Gemeinde“ und zeige die Vielfalt des kirchlichen Lebens. Er stehe auch für die Erkennbarkeit der Kirche.

Die Gemeindezeitung „Wir am Dornbusch“  nehme eine Ausnahmestellung ein, begründete Martin Reinel für die Jury die Vergabe des mit 500 Euro dotierten zweiten Preises an die Frankfurter Redaktion. Als eine der wenigen Gemeindepublikationen habe dieses Blatt „ein sehr deutliches Profil in Richtung Stadtteil“, sagte Reinel. Das Blatt, das in einer Auflage von 9.000 Exemplaren erscheint, sei journalistisch interessant. „Viele Artikel lassen Anteil nehmen am Umfeld der Gemeinde. Man liest etwas über die Schulen der Nachbarschaft, die Bürgervereinigung im Viertel, die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft oder auch über Liesel Christ, eine hessische Mutter Courage.“

Als Laudator sprach bei der alle zwei Jahre ausgelobten Preisvergabe der stellvertretende Intendant des Hessischen Rundfunks Manfred Krupp. Der Fernsehdirektor bescheinigte den lokialen gemeindlichen Medien eine hohe Professionalität. Sympathie, Empathie und der „Wunsch nach Heimat“ drückten sich darin aus. Der Hessische Rundfunk sei selbst auf Regionen des Landes und auf Nachbarschaft ausgerichtet.

Insgesamt hatten sich in dem zum achten Mal ausgetragenen Wettbewerb 116 Redaktionen mit gültigen Einsendungen beworben. Die Jury vergab nicht nur die sieben Hauptpreise und zwei Förderpreise sondern erkannte elf weiteren Redaktionen eine Anerkennung zu.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov 2011