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Dem Klangbrei zum Trotz: Das Weihnachtslied überlebt!

Dem Klangbrei zum Trotz:

Das Weihnachtslied überlebt!


Adventsfeiern, Konzerten und nicht zuletzt den Gottesdiensten stemmen sich die Kirchen gegen diese Verflachung ihres Festes. Der Inhalt, aber auch die Geschichte und die Melodien alter und neuer Advents- und Weihnachtslieder werden täglich (2. bis 22. Dezember) von 19.30 Uhr bis 20 Uhr in der Liebfrauenkirche dargeboten. Dort kann man nicht nur evangelische und katholische Kirchenchöre hören, sondern auch Geschichten wie diese erfahren:

Vom Himmel hoch
Heiligabend 1535. Kurz nach Mitternacht. Nur in der Studierstube des Doktor Martin Luther brennt noch eine Kerze. Luther schreibt seine Weihnachtspredigt nieder. Dann lehnt er sich zurück und liest in einem handgeschriebenen Buch. Er liest die Verse: „Ich komm aus fremden Landen her und bringt auch viel der neuen Mär (Nachricht).“ Er liest die Zeilen einmal, zweimal. Dann steckt er noch eine zweite Kerze an, rückt das Tintenfass näher zu sich heran, nimmt den Federkiel und schreibt Zeile um Zeile. Als er fertig ist, hat er den gelesenen Versen einen anderen, einen weihnachtlichen Sinn gegeben: „Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute, neue Mär; der guten Mär bring ich so viel, davon ich singen und sagen will.“

Ihr Kinderlein kommet
„Das habt ihr aber schön gemacht“, lobt der Kaplan Christoph Schmid 1798 im bayrischen Dorf Thannhausen an der Mindel . „Die Krippe werden wir in der Kirche aufstellen und dann bis zum Dreikönigstag stehen lassen. Da werden eure Eltern Augen machen. Und die Ohren werden sie spitzen, wenn sie das Lied hören, das vor ihnen noch kein Mensch gehört hat.“ Der Kaplan holt einen Zettel aus seiner Brusttasche und liest: „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all!“ Wenig später schmetterten die Thannhäuser Kinder zum ersten Male nach einer Melodie des Komponisten Johann Abraham Schub das neue Weihnachtslied in die Nacht hinaus.

Stille Nacht, heilige Nacht
In der ganzen Welt kennt man dieses für viele Menschen bedeutendste Weihnachtslied, das um die Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Siegeszug über die Grenzen des Ursprungslandes Österreich antrat. Den Text schrieb der katholische Pfarrer Joseph Mohr und die Noten der Lehrer Franz Xaver Gruber. Zweistimmig zur Gitarre wurde es erstmals in der Christmette des Jahres 1818 gesungen. Der Überlieferung nach streikte die Orgel an jenem Heiligen Abend, so dass die Gitarre zum Einsatz kommen konnte. Sicherlich ist Joseph Mohr einer der wenigen Pfarrer, denen aufgrund eines einzigen Liedes ein Museum gewidmet wurde: das Stille Nacht Museum (www.silentnightmuseum.org) in Salzburg.

Kurt-Helmuth Eimuth
Evangelisches Frankfurt: Dezember 2001 · 25. Jahrgang · Nr. 7