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Städel zeigt Kindheit in der Malerei

Dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, ist eine noch gar nicht so alte Entdeckung. Erst im 18. Jahrhundert kam die Idee auf, dass Kinder etwas Besonderes sind. In den Jahrhunderten zuvor mussten auch Kinder schon viel arbeiten, früh heiraten und selbst Kinder bekommen – vor allem viele Mädchen wurden bereits im Alter von zwölf Jahren verheiratet.

Das Städel-Museum zeigt in seiner aktuellen Ausstellung „Die Entdeckung der Kindheit – das englische Kinderportrait und seine europäische Nachfolge“, wie sich diese neue Einstellung Kindern gegenüber in der Malerei jener Zeit widerspiegelt. Zunehmend wurden Kinder nun in natürlichen Bewegungen dargestellt, zum Beispiel beim Spielen, oder doch wenigstens mit Kleidern, die ihnen Luft zum Atmen lassen. Zwar hat dieser Blick auf die Kindheit der gut Betuchten – Arme konnten es sich nicht leisten, Bilder malen zu lassen – nichts mit heutigen Vorstellungen von kindgerechter Freizeit zu tun, wenn etwa in dem Bild von Thomas Lawrence „Die Kinder des Lord George Cavendish“ das kleine Mädchen ein blütenweißes Kleidchen trägt. Aber immerhin kann es sich darin gut bewegen, was es auch sichtbar tut.

Bemerkenswert ist der für Schülerinnen und Schüler konzipierte vierzigseitige Begleitkatalog. Die Auflage zeigt, dass auch die Erwachsenen solche verständlichen Hintergrundinformationen schätzen. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Juli zu sehen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Mai 2007