Tag Archiv für Scherle

Achim Knecht als erster evangelischer Stadtdekan ins Amt eingeführt

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 26. September 2014

Pröpstin Gabriele Scherle führte am Freitag, 26. September, den ersten evangelischen Stadtdekan Frankfurts Achim Knecht in der Heiliggeistkirche in sein Amt ein. Auch Oberbürgermeister Peter Feldmann, der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz und der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung gehörten zu den Gästen.

Der neue Frankfurter Stadtdekan während seiner Predigt in der Heiliggeistkirche.
Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Der neue Stadtdekan betonte in seiner Predigt, dass Kirche nur dort auf der Spur Jesu sei, wo sie diakonisch handele. „Wenn sie sich der Hilfe der Bedürftigen zuwendet.“ Und Knecht mahnte: „Wenn sich Kirche und Diakonie dagegen zu sehr daran orientieren, was sich ‚rechnet‘ und was nicht, dann verlieren sie die Spur Jesu aus den Augen.“ Und da die Kirche sich in den gesellschaftlichen Diskurs einmischen müsse, wenn die Freiheit auf dem Spiel stehe, sei sie auch eine politische Kirche.

Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann hob in seinem Grußwort hervor, dass die Religionen „Sinn und Friedensstifter“ seien. Dabei gehe die evangelische Kirche nicht den einfachen Weg, sondern stelle sich den Konflikten einer Stadtgesellschaft wie etwa der Kinderarmut und der steigenden Zahl der Flüchtlinge. „Die Kirche ergreift Partei für die Schutzlosen. Sie steht mitten in der Stadt“, konstatierte der Oberbürgermeister.

Als weltoffene Handelsmetropole sei Frankfurt schon immer den Weg des Dialogs mit anderen Kulturen gegangen. Darum sei der Dialog der Religionen der einzig gangbare Weg für diese Stadt.

Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte in seinem Grußwort die positive Wirkung der Religionen in der Stadtgesellschaft. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Pröpstin Gabriele Scherle erinnerte daran, dass die Risse der Gesellschaft bis in den Rat der Religionen hineinreichten. „Und so lassen die Konfliktlinien dieser Welt auch unser Gemeinwesen brüchig werden. Statt Empathie mit den Opfern werden Gründe gesucht, um anti-semitisch sein zu können, anti-islamisch oder auch anti-westlich.“ In einer solchen Situation brauche es Aufmerksamkeit für das alltägliche Leben und seine Verletzlichkeit.

Der Weg zur Gründung des Stadtdekanats in dem sich die vier bisherigen Frankfurter Dekanate vereinten und das künftig auch die Leitung des Evangelischen Regionalverbandes übernimmt, sei sehr lang gewesen, stellte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Volker Jung fest. Doch die zahlreichen Gremien und beteiligten Personen seien Ausdruck einer „Partizipationskultur“. Das Stadtdekanat soll das Miteinander in der Sttadt, auch das Miteinander der Religionen fördern und sich als zuverlässiger Partner der Stadt zeigen, wünschte der Kirchenpräsident.

Praktisch wolle man die Ökumene zwischen evangelischer und katholischer Kirche angehen, betonte der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz. Dabei könne man sich auf das Motto der Vorgänger beziehen: „Was wir gemeinsam tun können, tun wir gemeinsam.“

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 26. September 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe 2014/6 – November, Web

Pröpstin würdigt gesellschaftliches Engagement

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 9. Juni 2014

Trotz großer Hitze kamen am Pfingstmontag wieder viele Menschen zum Internationalen Ökumenischen Pfingstfest auf dem Römerberg und ins Dominikanerkloster.

Trotz sengender Sonne versammelten sich auf dem Römerberg etwa 1500 Gottesdienstbeucherinnen und -besucher. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Pröpstin Gabriele Scherle machte in ihrer Predigt am Pfingstmontag auf dem Frankfurter Römerberg Mut sich als Christen und Christinnen zu engagieren so wie es die Gottesdienstgemeinde in Cantate Domino im Norden Frankfurts beim letzten Reformationsfest getan habe. Die Gemeinde hatte 22 afrikanische Flüchtlinge aufgenommen.

Pröpstin Scherle wörtlich „Auch wenn damit der zivilisatorische Bruch nicht geschlossen wird, aus dem sich die Flüchtlingsströme dieser Erde speisen, so ist damit doch ein Zeichen gesetzt worden. So wie das in diesen Tagen immer mehr evangelische und katholische Gemeinden tun und verfolgten Menschen Kirchenasyl gewähren.“ Und sie fügte hinzu: „Wir Christen erwarten eine Welt, in der alle Menschen aus Nord und Süd, aus Ost und West dasselbe Bürgerrecht haben und an Gottes gedecktem Tisch Platz nehmen.“

Scherle benannte in diesem Zusammenhang den Beschluss der Synode der Evangelischee Kirche in Hessen und Nassau „im Hören auf das Wort Gottes nur heterosexuelle, sondern auch schwule und lesbische Paare in Traugottesdiensten zu segnen.“

Pröpstin Gabriele Scherle rief in ihrer Pfingstpredigt auf dem Frankfurter Römerberg zum gesellschaftlichen Engagement auf. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Auch im Jahre 2014 gäbe es genügend Grund zur Angst. „Das gilt nicht nur für den eigenen Lebensentwurf, der durch Krankheit, durch Verlust der Arbeit oder durch eine Trennung jederzeit zerbrechen kann.“ Mit Blick auf die Krisenherde dieser Welt führte Scherle aus: „Die Situation in der Ukraine ist bedrohlich. Und die Leichtfertigkeit, mit der Politiker und Wählerinnen die zivilisierende Macht Europas zersetzen ebenso. Es braucht nicht viel, dass auch unser Leben ver-rückt wird. Wir haben Grund zur Angst.“

Auch Christinnen und Christen dürften Angst haben, aber sie sähen ihren Trost in der Macht Gottes über den Tod. „Das ist der Geist, der die Jerusalemer am ersten Pfingsten so ergriffen hat, dass sie für verrückt gehalten wurden.“ Scherle rief den rund 1500 Gottesdienstbesuchern zu: „Diese Erinnerung, liebe Pfingstgemeinde, sollte Grund genug sein, uns auch heute nicht von unserer Angst bestimmen zu lassen.“

Scherle erinnerte an den Mut der wenigen evangelischen Christen, die in der Barmer Theologische Erklärung 1934 gegen die Ideologie des Nationalsozialismus Stellung bezogen.

Gemeinsam mit den zahlreichen ausländischen Gemeinden feierte man nach dem Gottesdienst im Dominikanerkloster weiter. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 9. Juni 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe Web.

Pfingsten 2010

Evangelisches Frankkfurt Juni 2010

Pfingstgottesdienst

Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Vor den 1200 Besuchern, die am Pfingstgottesdienst auf dem Römerberg teilnahmen, griff Pröpstin Gabriele Scherle deutlich das Denken in der Politik an: „Es stimmt etwas nicht in den Verhältnissen der Finanzwirtschaft, wenn mit öffentlichen Mitteln Banken gerettet und dafür Kommunen in den Ruin getrieben werden. Es stimmt etwas nicht, wenn die Geldströme nicht mehr den Betrieben und Händlern dienen, sondern in den Depots weniger zu immer größeren Geldseen angestaut werden. Es stimmt etwas nicht, wenn die Solidarsysteme erodieren, obwohl der gesellschaftliche Reichtum hierzulande immens ist. Und es stimmt etwas nicht, wenn wir unseren Reichtum auf Kosten der Armen dieser Welt verteidigen.“ Scherle forderte: „Wir sollten den Mut haben, denen zu widersprechen, die behaupten, es gebe zur jeweiligen Politik keine Alternative.“

„Vom Glauben sprechen“

Evangelisches Frankfurt März 2008

„Vom Glauben sprechen“
Pröpstin Scherle beim Arbeitskreis der CDU

Angesichts einer Debatte um einen wiedererstarkten Islam nannte Pröpstin Gabriele Scherle vor dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU relativierende Fakten: „Die vier Prozent Muslime in Deutschland sind ein reines Zuwanderungsphänomen.“ Zudem seien zwei Drittel der deutschen Bevölkerung zu gleichen Teilen evangelisch oder katholisch. Und selbst viele Konfessionslose seien nach eigenen Aussagen immer noch Christen. Das Fazit der Pröp­ stin: „Es gibt keine Bewegung hin zu anderen Religionen.“

Allerdings räumte Scherle ein, „dass sich das Christentum heute dauerhaft mit Menschen arrangieren muss, die anders glauben und leben und die vor allem ihre Religiosität und Kirchlichkeit selbst bestimmen wollen.“ Dieser Herausforderung will die Pröpstin
dadurch begegnen, „dass alle Christinnen und Christen von ihrer Hoffnung erzählen.“ Ausdruck dieser Hoffnung sei zu allen Zeiten der Bau von Kirchen gewesen: „Eine Kirche, die nicht mehr baut, hat aufgehört ihre Hoffnung öffentlich werden zu lassen. Deshalb begrüße ich die Entscheidung, auf dem Riedberg eine neue Kirche zu bauen.“ Doch ließ die Pröpstin keinen Zweifel daran, dass der kirchliche Gebäudebestand in Frankfurt unangemessen groß sei und reduziert werden müsse. Immerhin seien seit 1945 mehr Kirchen gebaut worden als in der gesamten Zeit seit der Reformation.

Die wichtigste Herausforderung sieht Scherle in der Fähigkeit, „den christlichen Glauben zur Sprache zu bringen, sodass die Auferstehungshoffnung und das damit verbundene Gottesbild tragfähig erscheinen.“ Deshalb wolle sie Pfarrerinnen und Pfarrer ermuntern, Zeit und Arbeit in kreative Versuche religiöser Bildung wie etwa Glaubenskurse zu stecken.

Kurt-Helmuth Eimuth