Tag Archiv für Gebhardt

Dankeskirchengemeinde: „Rundherum erneuert“

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 12. Juli 2014

Zehn Tage lang feiert die Dankeskirchengemeinde in Goldstein die Eröffnung ihres neuen Gemeindezentrums

Stolz hält Archithekt Thomas M. Beha den Plan des neuen Gemeindezentrums in die Höhe. Duch die Panoramaschreiben im Gemeindesaal schaut man direkt auf die Dankeskirche. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Für Thomas M. Beha vom Architekturbüro Frick und Frick war der Neubau des Gemeindezentrums der Evangelischen Dankekirchengemeinde in Goldstein eine Herzensangelegenheit. Begeistert erzählt er, dass er schon auf dieser 50 Jahre alten Rutsche als Kind hinuntersauste. „Wir haben sie erhalten und wieder auf einen Hügel gestellt.“ Gerne erläutert er die Details des Gemeindehauses in dem auch ein fünfgruppiger Kindergarten untergebracht ist. Eine weitere Rutsche hat es ihm und den Kindern angetan. Die in Orange getauchte In-door-Rutsche. Eine Attraktion nicht nur für die Kindergartenkinder. Aber auch die Details im Gemeindesaal mit den in ihrer Verästelung an einen Baum erinnernden Leuchtstäben oder die in den Wandschrank versenkbare mobile Wand.

Beeindruckt vom Bau zeigte sich auch die Vorsitzende des Vorstandes des Evangelischen Regionalverbanmdes, Pfarrerin Esther Gebhardt bei der offiziellen Eröffnung am gestrigen Freitag (11. Juli). Das Gebäude strahle Offenheit für alle aus. „Dieses Haus fällt in den Blick, man sieht, dass hier ein lebendiges Stadtteilleben stattfinden kann,“ sagt Gebhardt. Gemeinehaus und Kita hätten jetzt auch mit Hilfe der Stadt Frankfurt einen Neubau bekommen, die Kirche sei im letzten Jahr renoviert worden. Man könne sagen, „die Gemeinde sei rundherum erneuert“. Der designierte Frankfurter Stadtdekan Achim Knecht betonte, dass in einem Gemeindehaus „immer etwas los sein“ solle: „Das Haus hat offene Türen auch für Menschen anderer Kulturen“.

Auch heute ist die wiederaufgearbeitete Rutsche im idyllischen Außengelände des Kindergartens eine Attraktion. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Eine Gemeinde benötige solche Gebäude, um alle Menschen einzuladen. Diese Offenheit drücke auch das Motto der Festwoche aus, betonte Gemeindepfarrer Walter. Deshab laute das Motto der Festwoche: „Dankes lädt ein“. Informationen zur Festwoche und zu den Vorverkaufsstellen für viele Veranstaltungen, unter www.dankeskirche.de oder Telefon (069) 66 36 85 02.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 12. Juli 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe 2014/5 – Oktober, Web.

Penthouse-Kita

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 29. März 2014

Die Erschließung des alten Geländes einer Lederfabrik eröffnete der Gemeinde Unterliederbach die Möglichkeit, ihre alte Einrichtung in der Johannisallee zu verlagern und um zwei Krabbelgruppen zu erweitern.

Ungewöhnlich: Ein Spielplatz auf dem Dach. Die neue Evangelische Kita am Liederbach. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Gleichwohl derzeit zahlreiche Kitas eingeweiht würden, habe sie noch nie eine auf dem Dach eines Supermarktes gesehen, sagte die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Esther Gebhardt bei der Eröffnung der neuen Kindertagesstätte der Gemeinde Unterliederbach. Die Kita sei so eine Art „Penthouse-Kita“.

Neben Supermarkt und Kita entstanden noch zahlreiche Wohnungen. Die „Evangelische Kita am Liederbach“ besuchen 62 Kinder. In der neuen Einrichtung wird täglich frisch gekocht. Auch konnte die Gemeinde genügend pädagogische Fachkräfte finden.

Die neue Kita Am Liederbach erfreut sich schon heute großer Beliebtheit und Unterstützung. Das Ehepaar Lich vom Edeka-Markt überreicht zur Einweihung Pfarrer Holger Kamlah und Kita-Leiterin Dorothea Laube einen Scheck. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 29. März 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Kindertagesstätte Martin Niemöller eröffnet

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 25. Februar 2014

Der Kita-Neubau des Darmstädter Architekten Thomas Zimmermann beeindruckte die Gäste bei der offiziellen Eröffnung der Kindertagesstätte Martin-Niemöller des Diakonischen Werks des Evangelischen Regionalverbands durch seine Großzügigkeit.

Stadt und freie Träger stehen beim Kita-Ausbau Seite an Seite. Hier Bildungsdezernentin Sarah Sorge und die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Pfarrerin Esther Gebhardt. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Wie der Architekt ausführte handele es sich um einen Baukasten, der in abgewandelter Form auch noch an anderen Stellen der Stadt verwirklicht werden wird. Das Gebäude, im Auftrag der Stadt Frankfurt von der Hessenagentur errichtet, kostete 4,4 Millionen Euro. Es entstanden 93 Betreuungsplätze für Kinder im Alter von drei Monaten bis zu sechs Jahren entstanden. Die Stadt Frankfurt werde auch weiterhin den Kindertagessttätten-Ausbau vorantreiben, erklärte Bildungsdezernentin Sarah Sorge. Dies geschehe nicht nur, um die Quote der Betreuungsplätze zu erhöhen. Alleine für die Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen müsse man jährlich dreihundert neue Plätze in der Stadt schaffen, da Frankfurt weiter wachse. Auch für das Kindergartenalter müsse man dreihundert neue Plätze jährlich neu errichten und für das Grundschulalter sogar 400 Plätze. Diese bedeute, dass Frankfurt jährlich eine neue Grundschule bauen müsse, so Sorge.

Die Dezernentin bedankte sich beim Evangelischen Regionalverband für die Unterstützung beim Ausbau der Kinderbetreuungsplätze. Die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Esther Gebhardt, erinnerte an den Namenspatron der Einrichtung. Martin Niemöller habe in der Nazi-Zeit Widerstand geleistet und später beim Aufbau der Bunderepublik Wesentliches geleistet, auch in der Anti-Atombewegung. Er sei immer seinen Weg gegangen und habe Mut bewiesen. Zur Akzentuierung prangt der Name Martin Niemöllers als Schriftzug am Gebäude, ein Portrait mit den Lebensdaten Niemöllers ist im Innern angebracht, gestaltet vom Grafik-Designer Joachim Kubowitz.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 25. Februar 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Glauben stärker als homo oeconomicus

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 1. Dezember 2013

Das Verhältnis von Glaube und Politik stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs.

Oberbürgermeister Peter Feldmann bekannte sich beim Neujahrsempfang des Evangelischen Regionalverbandes zu christlichen Werten. Erstmals wurden die Redner per Video auf eine Leinwand projeziert. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Erstmals sprach der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann auf dem träditionellen Empfang zum Beginn des Kirchenjahres. „Liebe, Treue und Freundschaft haben einen hohen Wert und halten unser Gemeinwesen zusammen“, so Oberbürgermeister Peter Feldmann beim Neujahrsempfang des Evangelischen Regionalverbandes in der Heiliggeistkirche. Traditionell lädt die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt, am 1. Advent Vertreter und Vertreterinnen aus Kirche, Gesellschaft und Politik ein. Feldmann bekannte sich zu einer meschlichen Gesellschaft. „Glauben kann stärker sein als der homo oeconomicus“, so Feldmann wörtlich. Der Oberbürgermeister erinnerte auch an seine persönliche Erfahrung mit der evangelischen Kirche, schließlich war er einst Leiter des vom Verein für Jugend- und Sozialarbeit getragenen Jugendhauses Am Bügel.

Gebhardt erinnerte in ihrer Begrüßung daran, dass Luther auf ganz unterschiedliche Weise das Verhältnis von Glaube und Politik geprägt habe. Staatsfrömmigkeit, politische Passivität würden als Folge benannt, Nähe zum Nationalismus des 19./20. Jahrhunderts sei auf ihn zurückgeführt worden, aber auch das Entstehen der Rechtsstaatlichkeit könne in Zusammenhang mit der Reformation gesehen werden. Gebhardt erwähnte auch die Rolle der evangelischen Kirche und der mit ihr verbundenen Friedensbewegung beim Niedergang des SED-Regimes als positive Beispiele für dieses Spannungsverhältnis.

Vier evangelische Politikerinnen und Politiker stellten sich der Frage, welche Auswirkungen ihr Glaube auf ihr politisches Wirken habe. Die Moderation übernahm Michael Opoczynski, (Mitte) vom ZDF. Von links. Mike Josef (SPD), Nicola Beer (FDP), Michael Opoczynski, Verkehrsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen) und Bettina Wiesmann (CDU). Auf der Leinwand ist in Grußaufnahme der Vorsitzende der Frankfurter SPD Mike Josef zu sehen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Vier evangelische Politikerinnen und Politiker stellten sich im Rahmen des Empfangs der Frage, welche Auswirkungen ihr Glaube auf ihr politisches Wirken habe. Nicola Beer, FDP, Kultusministerin in Hessen und designierte Generalsekretärin der FDP, betonte, dass der Grundgedanke Luthers wonach die Freiheit immer auch der Verantwortung verpflichtet sei eine Grundposition ihrer Partei sei. Sie verwies aber auch darauf, wie wichtig für sie die Eschersheimer Jungschargruppe war, getragen von Diakonissinnen. Verkehrsdezernent Stefan Majer, Bündnis 90/Die Grünen, erzählte, wie sehr ihn Theologen wie Heinrich Albertz, Helmut Gollwitzer und Kurt Scharf geprägt haben. Deren Reden bei Kirchentagen hätten ihn sehr beeindruckt. Der gebürtige Tübinger hat Theologie studiert und gehört dem Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes an.

Als einen besonderen Verdienst Luthers würdigte der Frankfurter SPD-Vorsitzende Mike Josef die Übersetzung des Neuen Testamentes. Martin Luther habe dafür gesorgt, dass die Texte für alle verständlich wurden. Josef, der in Syrien zur Welt kam und dessen Familien in Deutschland von der Orthodoxie zur evangelischen Kirche wechselte, lobte das Engagement der evangelischen Kirche in Frankfurt für Flüchtlinge, sie lege den Finger „in die Wunde“.

Die Frankfurter CDU-Landtagsabgeordnete Bettina Wiesmann, Mitglied des Sozialpolitischen Ausschusses in Wiesbaden, sagte, die Kirchen seien durchaus wachsam in Richtung Politik: Das erlebe sie auch in ihrem Alltag, regelmäßig gebe es beispielsweise zu der Arbeit des Ausschusses kirchliche Stellungnahmen. Befragt zu dem Verhältnis von Staat und Religion, zeigte sie sich zufrieden mit dem Weg der in Deutschland gegangen wird, der keine Staatskirche vorsieht, aber auch keinen laizistischen Staat. Auch für Beer ist das „eine gute Basis“.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 1. Dezember 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Verleihung der Philipp-Jakob-Spener-Medaille

Von Redaktion – 1. Dezember 2013

Im Rahmen des Neujahrsempfangs wird auch alljährlich die Philipp-Jakob-Spener-Medaille verliehen. Sie ging in diesem Jahr an Jutta Moerschel und Professor Wolfgang Nethöfel.

Pfarrerin Esther Gebhardt (rechts) überreicht Professor Wolfgang Nethöfel (links) und Jutta Moerschel Urkunde und Spener-Medaille. Burkhard Sulimma (2.v.r.) hielt die Laudatio. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Mit Jutta Moerschel wurde eine erfahrene Prädikantin und ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin, die sich in vielen kirchlichen Gremien in Frankfurt engagiert hat, mit der Philipp-Jakob-Spener-Medaille ausgezeichnet.

Moerschel, im März 1939 in Hamburg geboren, betreute bereits als Jugendliche in ihrer Heimatstadt Kindergottesdienste. Auch neben ihrer Ausbildung zur Steuerfachgehilfin fand sie Zeit, im Kirchenchor zu singen. Begleitet wurde das Engagement vom Elternhaus.

Nach einigen Umzügen kam sie 1972 nach Oberrad, dort fand sie bald Anschluss an die Evangelische Erlösergemeinde. Der damalige Dekan im Frankfurter Süden, Dr. Ludwig Schmidt, motivierte die beliebte Kindergottesdienstbetreuerin zuerst zu einer Lektorenausbildung, später zu einer Qualifikation als Prädikantin. Streng sei er gewesen, „aber da war ich in den besten Händen“, sagt die jetzt mit der Spener-Medaille Geehrte.1986 schloss sie die Prädikantenausbildung ab, seitdem hält Jutta Moerschel in zahlreichen Gemeinden in Frankfurt und im Taunus Gottesdienste. Auch 2014 stehen schon viele Gottesdiensttermine in ihrem Kalender.

Neben den Predigtdiensten absolvierte sie 2004/2005 eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Klinikseelsorgerin. In der Chirurgie im Markus-Krankenhaus ist sie einmal an der Woche anzutreffen, spricht mit Einzelnen. Manchmal predigt sie auch in der Kapelle der Klinik, so hat sie dort auch am Ersten Advent morgens einen Gottesdienst gehalten.Kaum zu glauben, dass die Oberräderin bei all dem ehrenamtlichen Engagement und dem beruflichen – bis heute erledigt sie für eine PR-Agentur in Sachsenhausen die Buchhaltung – immer noch Zeit für Hobbys gefunden hat: Klassische Musik, Sport und Lesen – aktuell am liebsten auf ihrem E-Bookreader.

Mit Professor Wolfgang Nethöfel erhielt ein Theologe und Philosoph, Literaturwissenschaftler, Linguistiker und emeritierter Sozialethiker der Philipps-Universität, Marburg, die Philipp-Jakob-Spener-Medaille. Aber weniger dafür wurde der im Mai 1946 in Oberhausen Geborene an diesem Abend mit der Philipp-Jakob-Spener-Medaille geehrt, sondern vor allem für sein großes Engagement in Frankfurt. Sehr konkret engagiert er sich hier seit Jahren vor Ort: „Ich bin seit meiner Ankunft in Frankfurt 1998 im Kirchenvorstand erst der Gutleut- und dann der fusionierten Evangelischen Gemeinde am Hauptbahnhof, beziehungsweise der Evangelischen Hoffnungsgemeinde. Aus dem Engagement der Gemeinde beim Frankfurter Kirchentag 2001 ist die Werkstatt Bahnhofsviertel hervorgegangen. Dieses ist eine Werkstatt, in der gesellschaftliche und politische Kräfte im sozial brisanten Bahnhofsviertel Frankfurt sich mit der Entwicklung des Stadtteiles und der spezifischen Situation der dort lebenden Menschen intensiv befassen“, sagt er zu seiner Arbeit. Konkret vor Ort beteiligt Professor Wolfgang Nethöfel sich auch an der Entwicklung eines Programmprofils für die Matthäuskirche unweit der Messe, die zur Evangelischen Hoffnungsgemeinde zählt und deren zukünftige Verwendung und Nutzung innerhalb der Frankfurter Kirche noch zu finden ist.

Professor Nethöfel, ein Kirchenreformer im besten Wortsinne, liegt die Basis am Herzen. Mit großem Engagement ist er für seine Kirchengemeinde und die Menschen in den dazu gehörenden Stadtteilen tätig, darüber hinaus wirkt er mit bei der Gestaltung und Entwicklung der gesamten Frankfurter Kirche.

Er setzt sich aber auch bis in die obersten Gremien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für zukunftsweisende Strategien ein. Der sozialdiakonische Ansatz paart sich bei ihm mit der Mitwirkung im Netzwerk Kirchenreform.

Der Evangelische Regionalverband hat die Spenermedaille 1999 aus Anlass seines hundertjährigen Bestehens gestiftet. Die Medaillen werden in der Höchster Porzellanmanufaktur nach einer Silbermedaille von 1698 aus der Sammlung des Regionalverbandes hergestellt und jährlich an zwei Preisträger verliehen. Sie erinnert an Philipp Jakob Spener, den programmatischen Kopf des Pietismus, der von 1666 bis 1686 an der Spitze der Frankfurter lutherischen Pfarrerschaft stand.

Beitrag von Redaktion, veröffentlicht am 1. Dezember 2013 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe 2014/1 – Februar, Web.

Platz für 140 Kinder im Ostend

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 3. November 2013

Beeindruckend ist der An- und Umbau der Kindertagesstätte „Nicolino“ der Nicolaigemeinde im Ostend. Dieses „Haus der Kinder“ bietet Platz für 140 Kinder im Alter von 4 Monaten bis 12 Jahren.

Neongrün als Farbakzent. Der Aufgang zur 1. Etage der Kita Nicolino. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Neu hinzugekommen sind drei Krabbelgruppen für 30 Kinder, ein lang gehegter Wunsch wie die Leiterin Ruth Woody bei der heutigen (3. November) Eröffnung berichtete. Ein besonderer architektonischer Akzent stellt das neongrüne Treppenhaus dar. Die Räume sind sonst eher mit Naturmaterialien ausgestattet und lichtdurchflutet. „Für Frankfurter Verhältnisse verfügt die Einrichtung über ein großzügiges Außengelände“, so Woody.

Die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt (rechts) gratuliert der Gemeinde zur neuen Einrichtung. Ruth Woody, Pfarrer Wolfgang Löbermann und Jochen Kerler (von links). Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Hier zeige sich, welche Entwicklung die Gesellschaft genommen habe, so die Vorsitzende des Vorstandes des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, Pfarrerin Esther Gebhardt. Sie erinnerte daran, dass der Kindergarten vor sechszig Jahren mit einer Gruppe in des Pfarrers Wohnung begonnen habe. „Heute haben wir zum Glück ganz andere Standards“, so Gebhardt. Der Evangelische Regionalverband als Bauherr helfe der Stadt bei ihrem Ausbauprogramm für Unter-Dreijährige. Auch wenn man hierfür erhebliche Mittel von Stadt und Bund bekommen habe, so habe die Kirche doch auch Kirchensteuermittel aufgewandt, um die alte Einrichtung zu sanieren. Gebhardt bezifferte die Baukosten auf 3 Millionen Euro.

Der Vorstandsvorsitzende der St. Nicolaigemeinde, Jochen Kerler, betonte, dass alleine die Gemeinde nochmals 100.000 Euro für zusätzliche Ausstattung ausgegeben habe. Angesichts des Ergebnisses könne man nur sagen: „Hier möchte ich auch nochmals Kind sein“. Dekanin Ursula Schoen konnte dem nur beipflichten. Sie, einst selbst hier Kindergartenmutter, empfinde die Einrichtung als kleines Paradies. Auf den Punkt brachte es ein Kind vor der Kirche. Mit Blick auf den nun wieder freien Platz rief es voller Freude aus: „Die bösen Container sind weg!“

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 3. November 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

„Wir brauchen eine Erweiterung des Horizonts“ Interview mit Gebhardt und Jung

Evangelisches Frankfurt Juni 2011

Esther Gebhardt und Dr. Volker Jung. Foto: Rolf Oeser 

In den Gremien der Frankfurter evangelischen Kirche wird derzeit eine neue parlamentarische Struktur erarbeitet. An die Stelle von vier Dekanaten und dem Regionalverband soll ein gemeinsames „Stadtdekanat“ treten. Ein guter Anlass für einige grundsätzliche Überlegungen: Was macht Kirche in der Großstadt heute aus? Die Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“ lud dazu den hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten, Volker Jung, und die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Esther Gebhardt, zu einem Redaktionsgespräch ein.

Herr Jung, Sie haben kürzlich einige Einrichtungen des Evangelischen Regionalverbandes in Frankfurt besucht. Was war Ihr Eindruck?

Jung: Die Situation in Frankfurt ist natürlich ausgesprochen vielfältig. Mir lag sehr daran, die Sozialarbeit kennen zu lernen. Zum Beispiel das Engagement in der Ausbildung von Jugendlichen, die keinen Schulabschluss haben. Es ist ein Charakteristikum der Kirche hier in Frankfurt, dass so eine Arbeit hier über Jahre hinweg ausgesprochen professionell weiter entwickelt wurde. Das ist ein richtiges Markenzeichen, eine ganz große Stärke.

Eine Besonderheit ist sicher auch, dass in Frankfurt 90 oder 95 Prozent derer, die diese Angebote nutzen, gar nicht der evangelischen Kirche angehören.

Jung: Wir machen das eben nicht in erster Linie um unserer selbst willen, sondern wir haben einen Auftrag, der sich an alle Menschen richtet. Wir wollen helfen, dass das Leben gelingt.

Pfarrerin Esther Gebhardt ist die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, in dem sich die Frankfurter Gemeinden und Dekanate zusammengeschlossen haben. Foto: Rolf Oeser 

Viele dieser Einrichtungen sind überwiegend aus öffentlichen Geldern finanziert. Bei den Kindertagesstätten ist der Kirchensteueranteil inzwischen von 30 auf 15 Prozent zurückgegangen.

Gebhardt: Bei den neuen Krabbelstuben in Frankfurt liegt er sogar bei null Prozent. Der Kirchensteueranteil am Haushalt des Evangelischen Regionalverbandes insgesamt liegt zwischen 20 und 30 Prozent.

Jung: Bei den Kindertagesstätten steuern wir in Hessen und Nassau im Moment etwa 35 Millionen Euro im Jahr aus Kirchensteuern bei. Ein hoher Betrag angesichts der Tatsache, dass Kinderbetreuung eine kommunale Pflichtaufgabe ist.

Gebhardt: Der Punkt, den ich daran spannend finde, ist: Wie gelingt es, die eigentliche Botschaft von Kirche zu leben in Arbeitsfeldern, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden? Dazu braucht man vor allem die entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und es wird immer schwieriger, sie zu finden. Vor allem, wenn wir­ erwarten, dass sie schon christlich sozialisiert sind, wenn sie zu uns kommen. Hier sollten wir uns öffnen und überlegen, wie wir sie fördern oder entwickeln können. Dann kann man aber auch mit fremdem Geld eine richtig gute, kirchliche Arbeit machen.

Haben Sie ein Beispiel?

Gebhardt: Nehmen Sie den Täter-Opfer-Ausgleich, bei dem außergerichtliche Einigungen zwischen Straftätern und Opfern gesucht werden. Es ist von der Grundidee her originär christlich, auf der Grundlage von Buße, Vergebung und Neuanfang Lösungen zu finden. Obwohl wir für diese Einrichtung kaum eigenes Geld in die Hand nehmen.

Jung: Wir sind herausgefordert darüber nachzudenken, wie wir mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern evangelisch arbeiten können, die einer anderen Kirche oder auch gar keiner Kirche angehören. „Kirche mit anderen“ muss dabei nicht bedeuten, evangelische Identität aufzugeben, sondern es kann bewusst Teil des evangelischen Profils sein. Diese Herausforderung stellt sich natürlich insbesondere in so einer Stadt wie Frankfurt.

Zumal hier auch der atheistische Gegenwind stärker weht. Viele Leute fragen, warum die Kirche überhaupt staatliche Gelder bekommt.

Jung: Die bekommt sie, wie andere übrigens auch, weil sie Dienstleistungen für den Staat erbringt. Wir leisten einen Dienst an der Gesellschaft, weil wir sehen, da gibt es Menschen, denen diese Arbeit gut tut.

Reicht das, um die Kritiker zu überzeugen?

Jung: Ich glaube, die bekenntnismäßigen Atheisten sind gar nicht so sehr viele. Viele, die in der Statistik als nichtkonfessionell geführt werden, sind zum Beispiel Christinnen und Christen aus anderen Ländern, die nicht der Landeskirche angehören.

Gebhardt: Hier in Frankfurt treten die Atheisten nicht stark als politisch formierte Organisation in Erscheinung. Sie machen mir viel weniger zu schaffen als die freundlich Desinteressierten, die es leider auch unter unseren Mitgliedern gibt.

Jung: In Studien wurde seit den 70er Jahren prognostiziert, dass die Kirchenmitgliedschaft immer weiter abbröckeln wird. Wenn es so gewesen wäre, dann wären wir als Kirche schon weg. Also muss die Frage eigentlich eher umgekehrt lauten: Warum ist die Kirchenmitgliedschaft so stabil, wie sie ist? Ich denke, es gibt vieles, was nach wie vor an unserer Kirche geschätzt wird, und zwar auch von denen, die nach unserem Urteil eher zu den weniger Verbundenen zählen. Und dazu gehört ganz wesentlich, dass die Kirche sozial-diakonisch engagierte Arbeit leistet.

Gebhardt: Da kommen wir zu einem Punkt, über den ich gerne sprechen würde. Unsere Kirchenstruktur geht von der traditionellen Form der Parochie, der Ortsgemeinde aus. Dafür gibt es einen Rahmen, Mitgliedschaft, Kirchenvorstände, Wahlgesetze. Und dann gibt es dieses große, breite andere Feld der übergemeindlichen Arbeit. Momentan arbeiten wir ja an einer neuen Struktur für Frankfurt, und was mich dabei sehr beschäftigt ist: Woraus speist sich diese Struktur? Wenn weiterhin das Nadelöhr für demokratische Beteiligung an Gremien die „Ochsentour“ durch die Gemeinde ist, dann führt das meines Erachtens in eine Verengung. Weil man dieses große Feld an Engagement in den Fördervereinen, diakonischen Ehrenamtsgruppen, der Hospizarbeit und so weiter nicht einbindet. Diese Menschen bringen uns ganz viele Gedanken und Ideen, die wir aus rein gemeindlicher Perspektive so vielleicht gar nicht sehen.

Jung: Im Moment gehen wir davon aus, dass diejenigen, die in den Gemeinden die Kirchenvorstände wählen, diese Felder im Blick haben. Zurzeit überarbeiten wir unsere Kirchengemeindeordnung. Dies ist eine Gelegenheit, auch andere Gemeindeformen zu ermöglichen, die es ja zum Teil schon gibt, etwa Anstalts- und Personalkirchengemeinden. Doch wenn man Beteiligungsformen zu thematisch und interessenbezogen ausrichtet, besteht die Gefahr einer Zersplitterung. Das ist eine sehr schwere Systemfrage.

Volker Jung ist Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, zu der auch Frankfurt gehört. Das Kirchengebiet reicht von Oberhessen bis zum Odenwald, vom Westerwald bis in den Rodgau und umfasst große Teile Hessens, aber auch Gebiete von Rheinland-Pfalz. Foto: Rolf Oeser 

Aber ist nicht der moderne Mensch eher projektbezogen engagiert? Es kann doch zum Beispiel sein, dass eine Frau, die in Bad Homburg wohnt, sich hier in Frankfurt im Hospiz engagiert und dort sehr aktiv ist. Warum sollen nur diejenigen, die in einer klassischen Gemeinde aktiv sind, eine demokratische Stimme haben?

Jung: In der momentanen Struktur gibt es dafür die Berufungsplätze, sowohl in den Kirchenvorständen als auch in den Synoden. Die Gegenfrage wäre aber: Wenn die Menschen sich nur projektbezogen engagieren, brauchen wir nicht zugleich verlässliche Strukturen?

Gebhardt: Ja, das ist genau die entscheidende Frage. Viele engagierte Leute wollen sich bewusst nicht in strukturelle Verbindlichkeiten hineinbegeben, sondern konkret etwas für andere Menschen tun. Aber trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass man zum Beispiel sagt: Alle Ehrenamtlichen aus dem Bereich der Diakonie können eine Anzahl von Delegierten wählen und in das Kirchenparlament entsenden.

Jung: Ich will das überhaupt nicht ausschließen. Es kann aber nicht nur ein spontanes Zusammenkommen sein. Es wird immer viel über Milieuverengung in den Gemeinden geredet, also dass sich dort nur eine bestimmte Gruppe von Menschen trifft. Und das mag hier und da auch der Fall sein. Aber man darf nicht unterschätzen, welche breite Repräsentanz es auch in den Kirchenvorständen gibt. Wo haben Sie sonst ein Gremium, wo eine Managerin neben einem Rentner sitzt, oder die 18-Jährige neben dem 70-Jährigen? Da muss man lange suchen.

Gebhardt: Ich erlebe durchaus Kirchenvorstände, wie Sie sie beschreiben, die wirklich einen weiten Blick haben. Ich erlebe aber leider auch Kirchenvorstände, in denen kleine, sehr auf sich selbst bezogene Gruppen mit viel Kraft versuchen, Prozesse aufzuhalten. Einer der markantesten Sätze, der mir begegnete, als wir in einer Gemeinde darüber sprachen, dass es doch längst Zeit sei, mit der Nachbargemeinde zu kooperieren, war: „Aber warum denn jetzt, das kann man doch auch in zehn Jahren noch machen!“

Jung: Ja, die gibt es, das ist unbestritten. Und ich wünsche mir natürlich, dass wir offener werden und bereit sind, Strukturen zu verändern. Sie haben das ja bei der Einweihung des neuen Kirchenhauses auf dem Riedberg so schön beschrieben: Etwas Neues kann nur entstehen, wenn wir an anderer Stelle bereit sind, auch Dinge aufzugeben.

Herr Jung, sie haben vorhin auf die Gefahr der Zersplitterung hingewiesen. Es gibt ja tatsächlich inhaltliche Konflikte zwischen den verschiedenen Milieus. Etwa die Haltung zur Homosexualität.

Jung: Die Kirche ist immer auch Spiegelbild der Gesellschaft, und dass wir darin die unterschiedlichsten Positionen vertreten haben, gehört dazu. Ein Thema wie Homosexualität ist wahrscheinlich nie ausdiskutiert. Ich bin aber sehr froh, dass die evangelische Kirche in dieser Sache eine sehr offene Haltung hat, die meiner Ansicht nach auch eine Mehrheitsauffassung ist.

Diese Haltung ist innerhalb des interreligiösen Dialogs ja auch ein echtes evangelisches Alleinstellungsmerkmal.

Gebhardt: Und es ist die Frage, die uns von den anderen Kirchen am meisten trennt. Auch das muss man sehen. Eine andere innerkirchlich umstrittene Frage ist, wie viel Offenheit im Dialog mit dem Islam wir brauchen und uns aus evangelischem Verständnis leisten.

Bei solchen Themen gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land. Der frühere Limburger Bischof Kamphaus hat bei der Einweihung des katholischen Hauses am Dom gesagt, dass das Wort Gottes immer auch über die Städte weiter getragen wurde. Welche Bedeutung hat für die EKHN eine Stadt wie Frankfurt?

Jung: Wenn ich die EKHN vorstelle, stelle ich sie gern immer genau mit diesen zwei Seiten vor: Sie ist ganz stark geprägt durch das Rhein-Main-Gebiet, wo sich Entwicklungen viel schneller zeigen als anderswo, hat auf der anderen Seite aber auch diese starke ländliche Prägung. Schwierig wird es, wenn das zu einem Gegensatz wird, der dann in Verteilungskämpfen gegeneinander ausgespielt wird.

Gebhardt: Ich hätte mir in der Vergangenheit manchmal schon gewünscht, dass die EKHN mehr Verständnis dafür aufbringt, dass Frankfurt einen eigenen Raum braucht, um Dinge auszuprobieren. Wir verstehen ja, dass wir sparen müssen wie alle anderen auch, aber wie wir sparen, das würden wir doch gerne vor Ort nach unseren eigenen Maßstäben und Bedingungen entscheiden, die sich aus der besonderen Situation ergeben. Da muss man auch mal etwas ausprobieren dürfen und nicht immer hören, dass endlich alle Frankfurter Sonderwege beendet werden müssen.

Jung: Ich habe ja schon signalisiert, dass ich das gerne unterstütze. Ich wünsche mir, dass es gelingt, dafür eine gute Struktur zu finden. Da muss es dann unter Umständen so etwas wie ein „Frankfurt-Gesetz“ geben. Es gibt ja auch in anderen großen Städten den Versuch, die Dinge etwas anders zu regeln. Mein Wunsch ist, dass das von ländlicher Seite gesehen und mitgetragen wird.

Kurt-Helmuth Eimuth, Antje Schrupp

Zwei Frauen an der Spitze

2010-06 Vorstand
Evangelisches Frankfurt Juni 2010

Die Frankfurter Regionalversammlung hat ihren neuen Vorstand gewählt

Esther Gebhardt (Bild) bleibt auch die nächsten sechs Jahre an der Spitze des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt (ERV). Die Regionalversammlung, das Frankfurter Kirchenparlament, wählte die 55-jährige Pfarrerin zum vierten Mal in Folge zur Vorsitzenden des Vorstands des ERV. Das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden wurde Diplom-Bibliothekarin Beate Schwartz-Simon (52) übertragen, die aus der Paulsgemeinde kommt. Sie löst in diesem Amt den Frankfurter Ordnungsdezernenten Volker Stein ab, der dieses Mal nicht mehr zu Wahl antrat.

Gebhardt forderte eine klare Kirchenstruktur, „weil wir eine starke Kirche in Frankfurt brauchen!“, Religion sei heute gefragt, und die Kirche müsse in der Stadtgesellschaft die christliche Botschaft zur Geltung bringen. „Gegen schnellen Erfolg, grenzenloses Gewinnstreben, unbegrenzte Fortschritts- und Wachstumsgläubigkeit setzen wir Christen die Fähigkeit zu Geduld und Langmut, Rücksicht, Toleranz und Achtung vor und für alle Menschen.“ Als besondere Herausforderung skizzierte Gebhardt die religiöse Vielfalt. „Der religiöse Pluralismus ist eine Herausforderung, die wir erst langsam anfangen zu begreifen.“ Die Kirche sei gefordert, beispielhaft die friedliche Koexistenz der Religionen vorzuleben.

Doch auch künftig wird es in den Debatten des Kirchenparlaments ums Sparen gehen. Daran ließ Gebhardt keinen Zweifel: „Die Kirchensteuern werden mit Sicherheit zurückgehen, das deutet auf weitere Kürzungen und Sparauflagen der Gesamtkirche hin“.

Kurt-Helmuth-Eimuth

Hintergrund

Der Evangelische Regionalverband Frankfurt am Main ist ein Zusammenschluss der Frankfurter Kirchen
gemeinden und Dekanate. Die Verfassung des Evangelischen Regionalverbandes ist demokratisch. Oberstes Gremium ist die Evangelische Regionalversammlung, das Frankfurter “Kirchenparlament”. Im Bereich des Verbandes arbeiten 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den elfköpfigen Vorstand wurden ferner gewählt:

Pfarrer Holger Kamlah, 43, Dekanat Höchst, Claus Ludwig Dieter, 64, Volkswirt, Dekanat Mitte-Ost, Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn, 63, Journalist, Dekanat Nord, Dekan Horst Peter Pohl, 59, Dekanat Süd, Karin Kuck, 61, Elektrotechnische Assistentin, Dr. Wolfgang Busch, 68, Jurist, Dr. Werner Divé, 67, Diplom-Kaufmann, Stefan Majer, 52, Projektleiter, Michael Rösner, 44, Rechtsanwalt.

Kirche für verschiedene Welten und Milieus

Wie wird sich die evangelische Kirche in den nächsten zehn, zwanzig Jahren verändern? Was bedeuten die gegenwärtigen Reformdebatten konkret für die Stadt Frankfurt? Ein Gespräch mit Pfarrerin Esther Gebhardt und Professor Wolfgang Nethöfel.

Welche Bedeutung haben die gegenwärtigen Reformdebatten (siehe unten) für die evangelische Kirche in Frankfurt?

Gebhardt: In allen Papieren wird zum ersten Mal die besondere Situation der Großstadt gewertet und gewichtet. In Frankfurt hatten wir es immer schwer, zu vermitteln, dass wir eigene Arbeitsschwerpunkte bilden müssen und dass wir die Notwendigkeit zur Veränderung oft schon viel früher erleben und erkennen. Das klassische Gemeindemodell greift hier schon längst nicht mehr so, wie es vielleicht in ländlicheren Gebieten noch vorhanden ist.

Nethöfel: Frankfurt hat als Stadt ja auch eine europaweite Bedeutung. Entwicklungen zeigen sich hier nicht nur besonders schnell, sie verdichten sich auch stärker. Ich bin Kirchenvorsteher im Bahnhofsviertel, und das ist mit all seinen Problemen ein besonderer Stadtbezirk, wie er eigentlich nur mit Berlin und mit New York vergleichbar ist. Wir haben also eine Modellfunktion, und wir können mit guten Gründen sagen, dass wir hier in Frankfurt andere und teilweise auch mehr Ressourcen brauchen.

Foto: Rolf Oeser

Foto: Rolf Oeser

Hat sich die klassische Ortsgemeinde in Frankfurt überlebt?

Nethöfel: Das kann man so nicht sagen. Man kann aber in Frankfurt besonders gut zeigen, dass die traditionelle Ortsgemeinde nicht die einzige Gemeindeform sein kann. Wir brauchen unterschiedliche Gemeindeformen, und dafür muss man kirchenorganisatorisch einen Rahmen finden.

Gebhardt: In der Vergangenheit ist die Diskussion meist als ein Entweder-Oder geführt worden – auf der einen Seite die Ortsgemeinde, die sich verunsichert fühlt, auf der anderen Seite die Spezialpfarrämter, etwa in der City-Seelsorge oder in der Notfallseelsorge, die immer das Gefühl hatten, sie müssten sich legitimieren. Aber das ist eine falsche Blickrichtung. Die Differenziertheit großstädtischen Lebens zeigt ja gerade, dass es unterschiedliche Welten und Milieus gibt. Wir haben vor allem am Stadtrand Gemeinden, die dörflich strukturiert sind und ihren traditionellen Gemeindepfarrer brauchen, und wir haben Innenstadtgemeinden, in denen dörfliche Sehnsüchte und städtische Mobilität nebeneinander existieren.

Frau Gebhardt, Sie haben eine Idee aufgegriffen, die schon seit gut zwanzig Jahren in Frankfurt diskutiert wird, nämlich dass am
Wochenende verschiedene Gottesdienste zu unterschiedlichen Uhrzeiten und für unterschiedliche Zielgruppen angeboten werden müssten. Warum kriegt die Kirche das immer noch nicht hin?

Gebhardt: Weil noch immer jede Gemeinde glaubt, alle Angebote vorhalten zu müssen. Aber das wird eine einzelne Gemeinde in Zukunft nicht mehr leisten können. Sie wird sich mit ihren Nachbargemeinden zusammensetzen müssen und fragen: Wer kann was anbieten, damit möglichst viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen angesprochen werden? Junge Familien wollen heute häufig nicht sonntags früh zum Gottesdienst gehen, sondern sie wollen lieber in Ruhe gemeinsam frühstücken. Aber möglicherweise würde ihnen ein gemeinsamer Gottesdienstbesuch nachmittags gut passen.

Esther Gebhardt ist Pfarrerin und seit 1990 Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, in dem sich Gemeinden und Dekanate der Stadt zusammengeschlossen haben. Zu ihren Aufgaben gehört es, die notwendigen Strukturveränderungen vor Ort in konkrete Projekte zu fassen. | Foto: Rolf Oeser

Esther Gebhardt ist Pfarrerin und seit 1990 Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, in dem sich Gemeinden und Dekanate der Stadt zusammengeschlossen haben. Zu ihren Aufgaben gehört es, die notwendigen Strukturveränderungen vor Ort in konkrete Projekte zu fassen.
Foto: Rolf Oeser

Brauchen wir auch besonders hervorgehobene Kirchen, zum Beispiel die Katharinenkirche an der Hauptwache?

Nethöfel: Wenn wir der evangelischen Kirche in Frankfurt ein erkennbares Profil geben wollen, müssen wir aus der Katharinenkirche so etwas machen wie den Berliner Dom oder den Hamburger Michel. Es ist eine Riesenchance, dass wir diese prominente Kirche haben, und die müssen wir nutzen.

Das Thema im Hintergrund ist auch die Ausdifferenzierung in verschiedene Milieus, gerade in der Stadt. Welche Antworten kann eine Volkskirche da finden?

Nethöfel: Die Daten, die uns da von Soziologen geliefert werden, legen den Kurzschluss nahe, wir müssten für alle Milieus in gleicher Weise und in gleicher Stärke da sein. Aber das ist nicht richtig. Sondern wir sind für diejenigen da, die uns am meisten brauchen. Trotzdem müssen wir aufmerksam schauen, wen wir mit unserem derzeitigen Angebot wirklich erreichen, und überlegen, ob wir das so wollen. Wir sprechen als Kirche eine sehr bürgerliche Schicht an, und das wird sowohl vom Angebot als auch von der Nachfrage her immer enger.

Gebhardt: Wer Unterhaltung oder Event haben will, muss dafür nicht zwingend zur Kirche gehen. Sinnvoll finde ich den Ansatz, Orte auch vorübergehender Begegnungen zu schaffen, wie etwa Citykirchen, wo man sich nicht gleich verpflichtet, aktiv mit in das kerngemeindliche Leben einzutreten. Noch viel spannender finde ich es, zu sehen, wo die Schnittpunkte sind, an denen viele Menschen der Kirche begegnen, also im Kindergarten, bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen. Ich treffe immer wieder Menschen, die die Kirche bei solchen Gelegenheiten negativ oder positiv erlebt haben und zwanzig Jahre später noch darüber reden und sagen, diese Beerdigung oder diese Erfahrung war für sie so prägend, dass sie sich entweder von der Kirche ab- oder ihr neu zugewendet haben. Diese Kontakte müssen mit Sorgfalt gestaltet werden.

Könnte es also in Zukunft spezialisierte Pfarrerinnen und Pfarrer geben, weil der eine besonders gut beerdigen, die andere besonders gut predigen kann?

Nethöfel: Ein Großraum wie Frankfurt hat tatsächlich besondere Chancen, durch eine gute Personalpolitik die Menschen dorthin zu bringen, wo sie ihre Talente und Gaben auch besonders gut entfalten können. Aber dahinter steht ja noch ein anderes Problem: Religiöse Bedürfnisse äußern sich nicht nur in Formen, für die wir bereits kirchliche Angebote haben. Die Menschen gehen zum Teil ins Kino oder zu bestimmten Events, um sich dort religiös zu orientieren. Wie beantworten die Menschen denn faktisch die Frage: Woher komme ich, wo geht das Ganze hin, welchen Sinn hat es, und wie soll ich mich daher hier verhalten? Solche religiösen Kernfragen werden teilweise von den Kirchen nicht mehr zufriedenstellend beantwortet. Wir müssen uns mit unserem Angebot auch immer wieder kritisch selber in Frage stellen: Sind wir denn wirklich da, wo wir als Kirche tatsächlich gebraucht werden?

Gebhardt: Da komme ich auch noch mal zu einem Kernproblem dieser ganzen kirchlichen Reformpapiere: Wir arbeiten im Wesentlichen immer noch an der Findung neuer Strukturen vor dem Hintergrund zurückgehender Kirchensteuereinnahmen. Das ist aber nicht das Thema, mit dem wir die Herzen der Menschen gewinnen, sondern eigentlich eine Hausaufgabe, die wir stillschweigend zu erledigen hätten. Die große Herausforderung ist, wie wir auf die religiösen Fragen der Menschen antworten und wie wir ihnen überhaupt wieder helfen, ihre religiösen Fragen und ihre Suche neu zu entdecken. Was bedeutet denn die Auferstehung? Was sind die Dinge, die uns im Leben und im Sterben tragen? Was bedeutet die Trinität, der dreieinige Gott, für uns heute? Diesen Fragen sind wir in den letzten Jahrzehnten zu oft aus dem Weg gegangen. Aber hier setzt glücklicherweise auch eine Neubesinnung der Kirche ein.

Nethöfel: Ich halte es auch für eine Falle, wenn wir unseren Erfolg als Kirche von dem klassischen Kernangebot her definieren. Dieses Angebot ist ja oft fast wie ein Club organisiert, wo sich immer dieselben Leute zu immer demselben Ereignis treffen. Erfolg heißt dann: Wir finden mehr Leute, die da mitmachen. Aber eine solche Sichtweise führt, glaube ich, in eine Spirale hinein, wo der Misserfolg vorprogrammiert ist.

Wolfgang Nethöfel ist Kirchenvorsteher in der Hoffnungsgemeinde und Professor für Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg sowie Organisationsberater im kirchlich-sozialen Bereich. Im Januar hat er am Zukunftskongress der Evangelischen Kirche in Wittenberg teilgenommen. | Foto: Rolf Oeser

Wolfgang Nethöfel ist Kirchenvorsteher in der Hoffnungsgemeinde und Professor für Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg sowie Organisationsberater im kirchlich-sozialen Bereich. Im Januar hat er am Zukunftskongress der Evangelischen Kirche in Wittenberg teilgenommen.
Foto: Rolf Oeser

Zumal ja in dieser Frage, welche Antworten es auf grundlegende Sinnfragen gibt, die Kirche mittlerweile in Konkurrenz steht zu anderen Religionen, der katholischen Kirche, dem Islam, der Esoterik.

Gebhardt: Wir müssen uns angesichts dieser Konkurrenz gar nicht so sehr beängstigen lassen. Früher war mal die Esoterik das ganz große Thema, jetzt sind es vielleicht andere. Ich glaube, wir sollten einfach bei unserer Linie bleiben. Die viel größere Herausforderung sehe ich darin, was wir denen entgegensetzen, die sagen, dass sie gar keine Transzendenz brauchen, dass sie auch ohne eine religiöse Antwort oder eine religiöse Lebensdeutung leben können. Das finde ich viel spannender.

Was ist Ihre Prognose: Wie sieht die evangelische Kirche in Frankfurt in zehn, zwanzig Jahren aus?

Gebhardt: So wesentlich anders als heute wird sie nicht aussehen. Prozesse in der Kirche gehen nicht revolutionär oder eruptiv vonstatten, sondern sehr langsam. Wir werden größere Zusammenschlüsse von Gemeinden haben, die Kleinteiligkeit der derzeit sechzig evangelischen Gemeinden in Frankfurt wird sich nicht aufrecht erhalten lassen. Wir werden weniger Gebäude haben, wir werden weniger Hauptamtliche haben, dafür wird das Ehrenamt an Bedeutung und auch an Einfluss gewinnen. Die Kirche wird ärmer und wohl auch älter, wenn wir auf die demografische Entwicklung schauen. Bestimmte Schwerpunktbildungen haben wir in Frankfurt ja auch schon vorgenommen, etwa bei der Jugendkulturkirche oder der Diakoniekirche. Aber es wird auch in zwanzig Jahren noch Gemeindepfarrämter geben, und ich glaube, wir tun auch gut daran, Themen, Orte, Menschen und auch Feiertage und Feste zu profilieren und herauszustellen und weiter unsere eigenen Themen zur Sprache zu bringen. Wir werden kleiner – aber wir müssen deswegen ja nicht auch Geist-loser werden.

Nethöfel: In der Tat schwimmt da ein Tanker, und die Prozesse werden langsam und zögerlich ablaufen, etwa wie Frau Gebhardt sie beschreibt. Ich denke aber, dass in den kommenden zehn Jahren, also in einer Zeit, wo zunächst noch scheinbar alles weiter seinen Gang geht, Entscheidungen fallen, die sich dann in zwanzig Jahren erheblich auswirken werden. Ich zweifle nämlich daran, dass die rechtliche Rahmensituation, in der unsere Kirche sich heute noch befindet, als eine durch Kirchensteuer finanzierte Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Personal im Beamtenstatus, langfristig Bestand haben wird. Wie es danach weiter geht, das hängt von den Entscheidungen ab, die in nächster Zeit fallen. Das ist die spannende Herausforderung, vor der wir stehen.

Interview: Kurt-Helmuth Eimuth und Antje Schrupp

Evangelisches Frankfurt Juli 2007