Tag Archiv für Erntedank

Gedanken und Dank zur Wiedervereinigung

Erntedankfest und die Feier der Deutschen Einheit sind für Conny & Kurt Anlass, sich zu erinnern. Denn der Tag des Mauerfalls hat sich nicht nur in der kollektive Gedächtnis gebrannt, sondern auch in das individuelle. Und so erzählen beide von dem Tag als das Unwahrscheinliche Wirklichkeit wurde. Wie sie es persönlich erlebt haben, dass Zusammenwuchs, was zusammen gehört.

Dank

Andacht,

29.9.2014

Orgel

Lied: EG 334, 1-3, 6 Danke

Votum:

In Gottes Namen wollen wir beginnen

Gott ist allen Zweifelnden, Verzagten und Suchenden besonders nah.

In Jesu Namen wollen wir beginnen,

denn Jesus ließ diese Nähe Ausgestoßene, Verachtete, Verzweifelte spüren.

In der Hoffnung auf das Geschenk des Heiligen Geistes wollen wir beginnen,

um Mut und Ideen bitten, heute diese Nähe weiterzugeben.

Amen.

Psalm 118, Nr. 747

Lied: EG 508 Wir pflügen

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor einigen tagen rief mich ein Kirchenvorsteher an und fragte: Kann ich an den Zaun Ihrer Krabbelstube ein Plakat der EKHN hängen? Die Danksekunde. Bei Ihnen ist es der ideale Standort für das Plakat.“

Natürlich kann er. Keine Frage, auch wir unterstützen die Impulskampagne der EKHN. Und doch fragte ich. Sagen Sie mal ist das denn wirkungsvoll. Die Antwort: Doch, doch wir sind schon mehrfach angesprochen worden.

Selbst der Kirchenpräsident hat zur Eröffnung der Dank-Aktion am Frankfurter Hauptbahnhof Äpfel verteilt.

Die Impulspost zum Thema Danken hat da vielleicht doch etwas aufgegriffen, was im Alltag oft verschwindet. Innehalten, dankbar zurückschauen, um Kraft für die neuen Aufgaben zu finden.

Bei Twitter finden sich zu der Aktion Einträge wie:

Danke Gott, dass Du uns gleichermaßen liebst – Hautfarbe und sozialer Hintergrund spielen bei Dir keine Rolle.

Lasst uns Fremde willkommen heißen, auf dass sie keine Fremden bleiben

Schenke Menschen mit Deinen Worten Kraft und Trost. Glaube an sie, so wie Gott an Dich glaubt!

„Es gibt so viele Dinge im Leben, für die wir dankbar sein können“, sagt Kirchenpräsident Volker Jung und zählt auf: „Die Natur, unsere Nahrung, ein Leben in Freiheit, Familie, Freunde, Beruf, Zeit, in der es uns gutgeht, und vieles mehr. Das alles feiern wir mit dem Erntedankfest. Selbst wenn die meisten Menschen heute nicht mehr selbst säen und ernten, gibt es viele Gründe zu sagen: Gott sei Dank!“

Viele Menschen kennen noch das traditionelle Tischgebet: „Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, o Gott, von dir. Wir danken dir dafür.“ Solche Dankgebete gehören für viele zum Essen wie Löffel oder Gabel. Die Menschen, die sie sprechen, sagen damit: Wir verdanken unser Leben letztlich nicht uns selbst, sondern Gott.

Oft fehlt uns die Zeit, manchmal fehlen uns auch die richtigen Worte, um uns zu bedanken. Dabei braucht es eigentlich nur eine Sekunde, um „Danke“ zu sagen. Jeder Tag hat 86.400 Sekunden und bietet ebenso viele Augenblicke und Anlässe, sich zu bedanken. Deshalb heißt die neue Aktion der EKHN „Danksekunde“.

Den meisten von uns geht es gut, Hunger ist – Gott sei Dank! – kein Thema. Für die Ernte zu danken liegt nahe, weil Nahrung, Früchte und Lebensmittel für alle vorhanden sind. Wir sind reich, wir können dankbar sein und sagen Dank.

Gleichzeitig wirft dieser Dank aber auch Fragen auf: Wo und unter welchen Bedingungen werden die Güter produziert, die wir verbrauchen? Wie nachhaltig leben wir eigentlich? Welche Folgen hat unser Lebensstil? Die großen Herausforderungen für die Zukunft rücken in unser Blickfeld. Jeder einzelne Mensch ist ein Teil des Ganzen und kann ein Teil der Lösung werden. Es hat Folgen, wenn wir bewusst leben, an die Mitmenschen und die Natur denken. Wir können „Danke“ sagen, um damit Chancen und Freude mit anderen zu teilen.

Aber noch etwas vergessen wir oft. Wir als Nachkriegsgeneration sind im Frieden aufgewachsen. Wir haben keinen Krieg erleben müssen.

Hilflos, sprachlos und atemlos verfolgt man derzeit die Nachrichten. Kann es denn wirklich sein, dass die Welt einhundert Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges, 75 Jahre nach dem Überfall auf Polen, so aus den Fugen gerät? Hat denn niemand etwas gelernt?

Überall scheint es „bewaffnete Konflikte“, wie Krieg verniedlichend oft genannt wird, zu geben: Gaza, der ewige Kampf zweier Völker, seit Generationen ineinander verhakt; Syrien, die schreckliche Invasion von Terroristen, die einen Gottesstaat errichten wollen; und dann die gar nicht mehr heimliche Annexion der Ukraine. Gewalt, Tod und Vertreibung sind die Folge. Alleine in Syrien sollen 6 Millionen Menschen auf der Flucht sein. Vierzig gewaltsame Auseinandersetzungen, also Kriege soll es derzeit auf der Welt geben.

Angesichts solcher Gewalt können wir Deutschen dankbar auf die letzten Jahrzehnte zurückschauen. Dankbar als Nachkriegsgeneration, dass wir in Frieden aufwachsen und leben können. Nicht zuletzt hat dieses dem Land einen noch nie dagewesenen Wohlstand beschert.

Dankbar auch für ein geeintes Europa. Wer in diesem Sommer im Urlaub war, wird dieses grenzenlose Europa womöglich genossen haben. Ob nach Schweden, Österreich oder Ungarn. Man muss schon genau aufpassen, um festzustellen, wann man die Staatsgrenze überschreitet. Europa ist zusammengewachsen. Und das ist gut so.

Mit dem Erntedankfest kommt die Zeit, dass wir daran erinnert werden, uns auch einmal dankbar umzuschauen. Danke für die Jahrzehnte des Friedens. Er ist die Grundlage für ein Leben in Freiheit, in Wohlstand und in seelischer Unverletztheit.

Friedenspolitik muss immer die höchste Priorität haben. Wir spüren, dass Deutschland sich immer weniger heraushalten kann. Die Diskussionen über den Weg, bedrohten Menschen zu helfen ist im Gange und muss auch geführt werden. Die Terroristen der ISIS muss die Völkergemeinschaft stoppen. Die Mittel, die hierzu nötig sind, werden unterschiedlich eingeschätzt. Das moralische Dilemma für Christinnen und Christen ist unlösbar: Wenn man militärisch eingreift wird man schuldig, schaut man dem Massenmord tatenlos zu, wird man es auch. Dietrich Bonhoeffer lebte und erlebte dieses Dilemma. Er fasste es in diesem Satz zusammen: „Die Sünde zu vermeiden, kann die größte Schuld sein.“ und an andere Stelle formulierte er: „Nachfolge Jesu kann auch heißen: aus Nächstenliebe schuldig werden.“

Doch bei allen aktuellen Entscheidungen darf man es sich nicht einfach machen. Intensiv und ohne Häme muss die Debatte geführt werden. Aber es darf keine isolierte Diskussion über militärische Maßnahmen sein. Sie muss immer einher gehen mit der Frage, wie können wir humanitär helfen? Auch die Aufnahme von Flüchtlingen ist eine solche humanitäre Maßnahme. Und die können wir sofort umsetzen.

Es ist eine Bereitschaft in Bevölkerung zu spüren hier zu helfen. Diese Stimmung müssen alle verantwortlichen Kräfte stützen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns dankbar in diese Woche gehen. Bei aller Anstrengung und Mühe – ja sicher auch gelegentlich auch Ärger – dankbar für das, was wir gemeinsam als evangelische Kirche in dieser Stadt darstellen.

Lied 560

Mitteilungen:

Geburtstage

Gebet:

Christus, wir danken für das Angebot,

mit dir deinen Weg zu gehen.

Schenke uns Kraft und Ausdauer für ein mutiges Leben,

das deinen Spuren nachgeht.

Ermutige uns, wenn wir den Weg nach unten scheuen

und den leidvollen Erfahrungen ausweichen wollen.

Wir brauchen Kraft an jedem Tag.

Wir brauchen festen Grund,

wenn unser Vertrauen missbraucht wird und der Glaube wankt.

Gib uns Gelassenheit, vor dem Unabänderlichen nicht zu fliehen,

sondern es tapfer anzunehmen.

Gib uns Klarheit, das Machbare zu erkennen

und ihm eine menschenfreundliche Gestalt zu geben.

Gib uns Vertrauen,

dann wird jede Lebensstufe, im Glück wie im Leid,

zum fruchtbaren Land,

auf dem Glaube, Liebe und Hoffnung wachsen.

Wir bitten nicht nur für uns.

Wir bitten auch für die Menschen,

die in der Nähe und in der Ferne in Mühen und Sorgen leben,

ungesehen und unbeachtet:

für die Traurigen und Enttäuschten,

für Menschen, die alleinstehen.

Wir bitten für die Opfer von Krieg und Gewalt in aller Welt.

Lass die Politikerinnen und die Machthaber

Wege zum Frieden suchen und finden.

Lass immer mehr Menschen zum Werkzeug deines Friedens werden.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes:

Gott, segne uns und behüte uns

Gott schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.

Gott, lass dein Angesicht leuchten über uns,

dass wir leuchten für andere.

Gott, erhebe dein Angesicht auf uns und halte uns fest

im Glauben, dass das Leben stärker ist als der Tod. Amen.

Lied: EG 425, 1-3 Gib uns Frieden

„Konsum hat religiöse Züge“

Evangelisches Frankfurt September  2008

„Konsum hat religiöse Züge“
Stadtkirchenpfarrer: Shopping-Kultur fordert die Kirche heraus

Anders als die Mehrheit der christlichen Kirchen, die bundesweit für das Verbot der Sonntagsöffnung streiten, sieht der Pfarrer für Stadtkirchenarbeit an der Frankfurter Katharinenkirche, Werner Schneider-Quindeau, eine zunehmende Öffnung der Geschäfte am Sonntag gelassen. „Natürlich soll der Mensch sonntags nicht arbeiten“, so Schneider-Quindeau im Gespräch mit „Evangelisches Frankfurt“, „aber viele Menschen verstehen Shopping als Freizeitgestaltung.“ Darauf müsse die Kirche eine zeitgemäße Antwort geben. Shoppen sei immerhin oft ein Gemeinschaftserlebnis, so ähnlich wie Essengehen oder Theaterbesuche.

Dank für die Früchte des Feldes: In vielen Gemeinden spielen am Erntedankfest Lebensmittel eine wichtige Rolle im Gottesdienst, wie hier in der Emmauskirche in Eschersheim. | Foto: Rolf Oeser

Dank für die Früchte des Feldes: In vielen Gemeinden spielen am Erntedankfest Lebensmittel eine wichtige Rolle im Gottesdienst, wie hier in der Emmauskirche in Eschersheim.
Foto: Rolf Oeser

Im Vorfeld des Erntedankfestes, das die christlichen Kirchen jedes Jahr Anfang Oktober feiern, plädiert Schneider-Quindeau dafür, das Fest aus seiner Betulichkeit herauszureißen. Häufig werde Erntedank gefeiert, „ohne dabei daran zu denken, wie unsere Waren produziert werden, das ist eine Riesenindustrie“, so Schneider-Quindeau. Man dürfe auch nicht bei der Kritik an der industriellen Produktion der Lebensmittel stehen bleiben. „Mich interessiert als Nachbar der Zeil, was Konsum heute bedeutet.“ Der Konsum habe geradezu „religiöse Züge“, denn es gehe beim Shoppen um eine „eigene Art der Selbstinszenierung“, so Schneider-Quindeau. Die Konsumgesellschaft verfolge ein Identitätskonzept, das den Einzelnen durch Konsum in den Mittelpunkt stelle. Und schließlich würden ja nicht Waren, sondern Lebensgefühle verkauft.

Wer „ein anderes Erntedankfest“ erleben möchte, ist am Mittwoch, dem 1. Oktober, um 18 Uhr in die Katharinenkirche an der Hauptwache eingeladen. Das Motto der Veranstaltung mit Pfarrer Werner Schneider-Quindeau lautet: „Der Konsum und seine Grenzen“.

Kurt-Helmuth Eimuth