Tag Archiv für Erlösergemeinde

„Ein Video braucht viel mehr Zeit“

von Kurt-Helmuth Eimuth

Zur Überbrückung des Versammlungsverbots hat Pfarrer i.R. Hinnerk Müller in der Offenbacher Erlösergemeinde publikumslose Gottesdienste gefeiert und auf Youtube hochgeladen.

Pfarrer i.R. Hinnerk Müller bei den Aufnahmen zum Videogottesdienst in der Offenbacher Erlöserkirche. | Foto: Rolf Oeser
Pfarrer i.R. Hinnerk Müller bei den Aufnahmen zum Videogottesdienst in der Offenbacher Erlöserkirche. | Foto: Rolf Oeser

Herr Müller, Sie haben für die Erlösergemeinde in Offenbach-Waldheim Youtube-Gottesdienste gestaltet. Wie kam es dazu?
Hinnerk Müller: Also da war dieses Thema: Man möchte zusammenhalten und kann sich doch nicht direkt begegnen. Abstand halten, aber trotzdem miteinander verbunden sein.

Die Gemeinde hatte ja schon länger die Idee.
Ja, das sehen Sie daran, dass auf dem Kanal auch unsere ganzen Kindervideos sind. Eine unserer Mitarbeiterinnen für die Kinder- und Jugendarbeit hat solche Ideen schon häufiger umgesetzt. Wir haben Theaterstücke und Krippenspiele als Film aufgenommen, vor allem für die, die mitgespielt haben. Deswegen war das bereits im Hinterkopf.

Die zu sehenden Gottesdienste sind nicht nur einfach abgefilmt. Sie verwenden verschiedene Einstellungen und mehrere Kameras.
Wir haben einen Vater aus dem Kindergarten, der das professionell macht und jetzt unterbeschäftigt ist in seinem Tonstudio. Der stand hinter der Umsetzung des Projektes.

Wen erreichen Sie mit den Aufzeichnungen?
Wir hatten an Ostern 207 Aufrufe, jetzt am Sonntag waren es 80 Aufrufe. Verglichen mit der Gottesdienstbesucherzahl, die hier in der Gemeinde auch sonst gar nicht so schlecht ist, ist das dennoch eine Vervielfachung.

Werden Sie nach der Corona-Krise weitermachen?
Nein, das ist zu aufwändig. Ich brauche für eine Predigt normalerweise acht Stunden, aber wenn ich den ganzen technischen Bereich noch mit einrechnen muss, da verdoppelt sich die Zeit. Das kann man so nicht durchhalten.

Was braucht es für einen Videogottesdienst außer Zeit?
Man muss vor allem auch Ideen haben, was die Leute hören wollen. Aber auf Gottes Wort gibt es kein Copyright.

Zum Youtube-Kanal der Erlösergemeinde

Mahnende Glocke der Erlöserkirche in Oberrad

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 22. Oktober 2014

Die „kleine“ Glocke im Hof der Erlösergemeinde am Melanchthonplatz lädt zum Gedenken ein: Wie halb Oberrad wurde auch die Glocke im Zweiten Weltkrieg förmlich zerrissen. Jetzt mahnt sie stumm.

Sie wurde bei der Bombardierung Oberrads 1943 zerstört und mahnt jetzt im Hof der Erlösergemeinde gegen den Krieg: die kleine Glocke der alten Erlöserkirche.
Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Sie wurde bei der Bombardierung Oberrads 1943 zerstört und mahnt jetzt im Hof der Erlösergemeinde gegen den Krieg: die kleine Glocke der alten Erlöserkirche. Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Kirchenglocken sind imponierende Klangkörper. Man hört sie weithin. Nur zu sehen sind sie meist nicht, dazu müsste man in der Regel zahlreiche Treppen bis in die Kirchturmspitze erklimmen.

Nicht so in Oberrad. Im Hof der Erlösergemeinde am Melanchthonplatz ist eine zu sehen – beeindruckend, obgleich es sich nur um die „kleine“ Glocke handelt. Sie lädt zum Gedenken ein: Wie halb Oberrad wurde auch die Glocke im Zweiten Weltkrieg förmlich zerrissen.

Als am 4. Oktober 1943 die westliche Hälfte von Oberrad durch Brandbomben in Schutt und Asche gelegt wurde, brannte auch die in den Jahren 1912 bis 1914 erbaute frühere Erlöserkirche aus. Wenige Wochen später, am 18. März 1944, wurden Kirchenschiff und Turm mittels Sprengbomben in einen Steinhaufen verwandelt.

Die beschädigte „kleine Glocke“ diente dann bis zum Wiederaufbau der Erlöserkirche im Jahr 1956 als Geläut einer provisorischen Notkirche. Da sie nicht mehr geschwungen werden konnte, wurde sie mit einem Klöppel geschlagen.

Anschließend hat man die Glocke dann im Innenhof aufgestellt und ihr eine Inschrift gegeben: „1914 – 1956 – Ich rief zu Gott in zwei Kriegen, Not und Hungerszeit, jetzt mahn’ ich stumm“.