Tag Archiv für Demokratie

Demokratie muss vor Ort eingeübt werden

Mit Detlef Ruffert kommt im Podcast Conny&Kurt ein langjähriger Kommunalpolitiker zu Wort. Ruffert war in seiner Heimatgemeinde Steffenberg 1. Beigeordneter und Vertreter des Bürgermeisters. Seit 2006 ist er Vorsitzender des Kreistages Marburg-Biedenkopf. Ruffert berichtet von der wachsenden Entfremdung. Dies habe zum einen strukturelle Ursachen, sei aber auf der anderen Seite auch einer wachsenden Polarisierung zuzuschreiben. So habe etwa die Gebietsreform dazu geführt, dass die Entscheidungen nicht mehr in den kleinen Orten und Dörfern vor Ort getroffen werden. Um der derzeit zu spürenden antidemokratische Stimmung etwas entgegenzusetzen, ist es Ruffert wichtig, dass der Landkreis etwa in den Schulen ein Jugendparlament wählt, welches auch über ein kleines Budget verfügen kann.

Die Integration muss gefördert werden, nicht die Abschreckung

Conny&Kurt zeigen sich in ihrem Podcast verwundert über die derzeitige Diskussion über Flüchtlinge. Aus gutem Grund stehe im Grundgesetz das Recht auf Asyl. Und dies gelte allemal für Menschen aus den Kriegsgebieten wie Ukraine oder Syrien oder auch Afghanistan. Conny&Kurt sind sich einig, dass mehr für die Integration getan werden muss. Ein erprobtes Modell sei es, die Geflüchteten morgens arbeiten zu lassen und nachmittags in den Deutschunterricht zu senden. So könnten sie ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und gleichzeitig durch den Kontakt mit Deutschen die Sprache besser lernen. Das generelle Arbeitsverbot sei unsinnig.

Demokratie von Anfang an

Die Einübung demokratischer Meinungs- und Willensbildung beginnt bereits in der
Krabbelstube. Die Haltung des päd. Fachpersonals muss die Kinder auf Augenhöhe
sehen. Kommunikative Prozesse können hier schon eingeübt werden, aber es bilden sich
bereits in sehr jungen Jahren auch Vorurteilsstrukturen heraus. In diesem Seminar geht es
um Partizipation von Anfang an, um das Erlernen der notwendigen Zuhör- und
Sprachkompetenz und um Diversität. Übrigens ist Partizipation nicht nur ein
pädagogischer sondern auch ein gesetzlicher Auftrag und auch eine Forderung der
Bildungspläne.

Kontakt BEP@eimuth.de

Gesucht: zeitgemäße Formen für eine moderne Demokratie

von Kurt-Helmuth Eimuth 25. Juni 2018

Könnten Demokratie-Konvente statt verengter Filterbubbles offene Echokammern entstehen lassen? Beim Sommerfest der Evangelischen Akademie Frankfurt ging es um neue Ideen für politische Beteiligung.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Die erste Generation baut auf, die zweite Generation führt fort, die dritte Generation verkauft, lautet ein Sprichwort. Die Demokratie wird zwar derzeit nicht gerade verkauft, aber doch irgendwie links liegengelassen: Ihre Institutionen werden abschätzig behandelt, Politikerinnen und Politiker verächtlich gemacht. Zwar setzen sich vor allem auf kommunaler Ebene viele tausende Menschen ehrenamtlich für das Gemeinwohl ein, und streiten dabei auch über Ziele und Wege. Aber das wird wenig wahrgenommen.

Was bedeutet es, eine Europäische Union zu haben? Die EU war und ist ein gewaltiges Instrument, das den Frieden in Europa sichert. Noch nie ist in Deutschland eine Generation aufgewachsen, die keinen Krieg erlebte. Die EU sichert Frieden und damit Wohlstand. Ein Wert, der für die heutige Generation zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Aber die Welt hat sich gewandelt. Die alten Institutionen und Handlungsmuster der Demokratie bedürfen der Ergänzung und der Veränderung. Neue Kommunikationsformen sind entstanden. Ja, es geht auch um soziale Medien, um digitale Kommunikation. Es geht aber auch um die persönliche Einbindung von Menschen, um das Entwickeln von Ideen und Visionen.  

Die Evangelische Akademie Frankfurt hat bei ihrem Sommerempfang die Idee eines Demokratiekonvents vorgestellt: Zufällig ausgeloste Menschen der Stadt mit den unterschiedlichsten Hintergründen kommen einmal im Jahr zusammen und tauschen sich aus. Sie erarbeiten gemeinsam Lösungsvorschläge für gesellschaftliche Herausforderungen. Als Gegenmodell zur „Filterblase“ des eigenen Milieus soll so eine „Echokammer“ entstehen, die unterschiedliche Menschen und Meinungen an einen Tisch bringt. 

Mit der „Jungen Akademie“ und all ihren Workshops und kreativen Formen und Methoden spricht man gezielt Menschen an, die sich jenseits eingefahrener Wege für das Gemeinwohl engagieren wollen. Die Demokratie braucht zeitgemäße Formen der Beteiligung, und sie müssen heute anders aussehen als vor 70 Jahren. Nur wenn möglichst viele in die Meinungsbildung einbezogen werden, lässt sich dem Gefühl, dass „die sowieso machen, was sie wollen“ etwas entgegensetzen. 

Kirche muss ein Ort des Dialogs sein – auch mit den Gedanken der AfD

von Kurt-Helmuth Eimuth 13. Januar 2018

Die Kirchen versammeln ein breites Spektrum gesellschaftlicher Milieus in ihren Reihen. Daher haben sie eine besondere Verantwortung dafür, den demokratischen politischen Diskurs auch über politische Gräben hinweg zu führen. 

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Die Diskussion hört nicht auf. Die AfD sitzt mit 94 Abgeordneten, meist Männern, im Bundestag. Ein Ergebnis der GroKo, der Großen Koalition, so lauten viele Erklärungsversuche. Wenn die Parteien in der Mitte kaum noch zu unterscheiden seien, stärke dies die Ränder, so die These. Doch stimmt das?

Selbstkritisch fragt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), ob in den Gemeinden die Fragen und Ängste aller 23 Millionen Protestantinnen und Protestanten Platz haben. In einem Impulspapier zum Thema Konsens und Konflikt stellt sie fest: „Als Kirchen können wir nur dann als politische Akteure für die Stärkung des demokratischen Gemeinwesens ernst genommen werden, wenn wir berücksichtigen, dass auch in unserer Mitte die Ängste vor dem Wandel und die Versuchung zur Abgrenzung anzutreffen sind. Die evangelische Kirche mit ihren knapp 23 Millionen Mitgliedern ist ein Spiegel der pluralistischen Gesellschaft.“  

Den klaren Positionierungen der kirchenleitenden Personen und Gremien, dem  Engagement vieler Gemeinden und Verbände für die Aufnahme geflüchteter Menschen stehe bei einem beachtlichen Teil der Kirchenmitglieder Skepsis hinsichtlich der wachsenden Vielfalt und des sozialen Wandels gegenüber. 

Hier mahnt die EKD: „Unbeschadet des klaren und richtigen Eintretens für die Rechte von Minderheiten und Geflüchteten müssen wir wahrnehmen, dass die Sorge angesichts des Wandels und der Herausforderungen, die eine pluraler werdende Gesellschaft und gerade auch die technologisch-ökonomischen Veränderungen mit sich bringen, bis in die Leitungsebenen der evangelischen Kirchen hineinreicht.“

Die Botschaft des Evangeliums ist eminent politisch. Der erste und vornehmste Ort dieser politischen Praxis der Kirchen ist das Miteinander sehr unterschiedlicher Menschen in den Gemeinden. Die Kirchen mit ihrer tiefen und breiten sozialen Verankerung sollen und wollen damit Foren sein, auf denen Konflikte ausgetragen werden, Ängste gehört und bearbeitet werden. Denn die Kirche ist „mitverantwortlich für die politische Kultur unseres Landes und für die Gestaltung unseres Gemeinwesens“, wie die EKD richtigerweise schreibt.

Die Demokratie ist mehr als eine Regierungsform: Sie beschreibt, wie Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Interessen und Freiheiten mit den Vorstellungen anderer in einen für alle förderlichen Ausgleich bringen können. Deshalb ist eine Demokratie nur stabil, wenn sie eingebettet ist in eine politische Kultur, in der alle sich gegenseitig als Freie und Gleiche anerkennen und achten.

Kirchengemeinden haben hier eine besondere Chance, aber auch einen Auftrag.

Protestantismus und Demokratie

Andacht, Demokratie

25.9.2017

Orgel

Lied: EG 447, 1-3, 7+8

Votum:

In Gottes Namen wollen wir beginnen

Gott ist allen Zweifelnden, Verzagten und Suchenden besonders nah.

In Jesu Namen wollen wir beginnen,

denn Jesus ließ diese Nähe Ausgestoßene, Verachtete, Verzweifelte spüren.

In der Hoffnung auf das Geschenk des Heiligen Geistes wollen wir beginnen,

um Mut und Ideen bitten, heute diese Nähe weiterzugeben.

Amen.

Psalm 145, Nr. 756

Lied: EG 621, 1-3

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute morgen können wir feststellen: Wir haben es geschafft. Die Bundestagswahl ist vorüber. Vorüber die Diskussionen um Rente, soziale Gerechtigkeit und Steuern. Viele fanden diesen Wahlkampf ermüdend. Ich fand es gut, dass diese Themen kontrovers diskutiert wurden. Denn die Auswirkungen erleben wir täglich. Gerade in der Diakonie sehen wir, was es bedeutet, wenn 40 Prozent der Bevölkerung am steigenden Wohlstand nicht teilhaben.

Doch wenn wir uns in der Welt so umschauen, so müssen wir auch konstatieren: Die viel gescholtene Politik hat unser Land in den letzten 70 Jahren gut hindurch gesteuert. Insgesamt geht es uns gut. Und vor allem: Die Nachkriegsgeneration hat keinen Krieg auf deutschem Boden erlebt. Dies ist keineswegs selbstverständlich.

Wir Deutschen haben inzwischen Demokratie gelernt. Die Kirchen haben mit dieser Staatsform durchaus gefremdelt. „Die evangelischen Kirchen in Deutschland gelangten nur schrittweise, nach dem Zusammenbruch von 1945 und im Angesicht des Grauens, das der Nationalsozialismus hinterlassen hatte, zu einer positiven Würdigung der Demokratie. Sie interpretieren heute die freiheitliche Grundordnung des Grundgesetzes als eine Entsprechung zu der Freiheit, die das Evangelium von Jesus Christus ermöglicht und verbürgt. Diese Freiheit beinhaltet immer zugleich die Freiheit zur Verwirklichung eigener Lebenschancen und die Verantwortung gegenüber dem Nächsten. Dass die unveräußerlichen Menschenrechte anerkannt sind, dass die staatliche Gewalt an das Recht gebunden ist, dass alle Entscheidungen des staatlichen Handelns grundsätzlich korrigierbar sein müssen: Diese Grundlagen der freiheitlichen Demokratie verstehen die Kirchen in Deutschland heute als Entsprechung zum christlichen Menschenbild, das von der Würde und Freiheit des Menschen ebenso spricht wie von seinen Begrenztheiten und seiner Anfälligkeit für Fehler. Auch im politischen Raum gilt: Der Mensch ist gerecht und Sünder zugleich.“ Dies stellte die EKD vor wenigen Wochen in einem Impulspapier fest.

Erinnern wir uns: Es waren aufgewühlte Zeiten Anfang der 1980er Jahre des letzten Jahrhunderts: Der Streit über Nachrüstung und Atomenergie bestimmte die Agenda. Nachwirkungen der 68er Bewegung und der Beginn der langen Ära Kohl sorgten auch in der evangelischen Kirche für Kontroversen.

Im Linksprotestantismus gab es viel Sympathie für die neuen sozialen Bewegungen und Protestformen, wie Blockaden, Boykotte oder Steuerstreiks. In der Politik löste dies wiederum Fragen aus, wie es um die Demokratiefähigkeit des Protestantismus bestellt sei. So registrierte etwa Helmut Schmidt als Bundeskanzler 1981, beiden Kirchen falle es schwer, der fehlerhaften Demokratie einen Vertrauensvorschuss einzuräumen.

Auf die Frage, wie sich der Protestantismus, der lange mit dem Obrigkeitsstaat liiert und auch keine Stütze der Weimarer Republik war, zum demokratischen Verfassungsstaat verhält, gab es erst 40 Jahre nach Gründung der EKD eine Antwort: Nach kontroversen Beratungen legte die EKD im Oktober 1985 eine Denkschrift vor, die unter der Überschrift „Der Staat des Grundgesetzes als Angebot und Auftrag“ eine grundsätzliche Neujustierung im Verhältnis des Protestantismus zur Demokratie vornahm.

„Als evangelische Christen stimmen wir der Demokratie als einer Verfassungsform zu, die die unantastbare Würde der Person als Grundlage anerkennt und achtet“, hält das Dokument fest. Die Demokratie sei keine“christliche Staatsform“, aber die positive Beziehung von Christen zum demokratischen Staat sei mehr als äußerlicher Natur. „Die politische Verantwortung ist im Sinne Luthers ‚Beruf‘ aller Bürger in der Demokratie.“

Das Bekenntnis zur Demokratie begründet die EKD mit der Achtung der Menschenwürde, einer Konsequenz der biblischen Lehre von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Neben diesen theologischen Einsichten zum evangelischen Verständnis von Demokratie werden in dem knappen Text auch neuralgische Punkte wie Machtmissbrauch, Legitimität und ziviler Ungehorsam, die Unterscheidung zwischen Widerspruch und Widerstand, sowie Fortentwicklung der Demokratie etwa durch direkte Bürgerbeteiligung nicht ausgeklammert – jedoch zumeist konservativ beantwortet.

Vorbereitet wurde die Denkschrift in der Kammer für Öffentliche Verantwortung. Maßgebliche Kammermitglieder waren etwa der damalige Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichtes, Roman Herzog, die SPD-Politiker Erhard Eppler und Jürgen Schmude, Liselotte Funcke (FDP), aber auch der damalige Kirchentagspräsident Wolfgang Huber.

Die EKD und die Bischofskonferenz mahnten 2006 in einem gemeinsamen Kirchenwort mit dem Titel:“Demokratie braucht Tugenden“, der abnehmenden Partizipation an politischen Prozessen entgegenzuwirken.

So sehr die politische Kultur durch sie tragende religiöse, gerade auch christliche Überzeugungen gestärkt wird, so sehr sind die Vertreterinnen und Vertreter dieser Überzeugungen aufgerufen, für deren freie Anerkennung zu werben, sie argumentativ zu vertreten und nicht als unhinterfragbar zu dekretieren. Für die Kirchen bedeutet das zum einen, im Anerkennen und Aneignen der Demokratie deren enge Verbindung mit den Werten des Christentums selbstbewusst zu vertreten. Zugleich aber müsse deutlich werden, dass die Überzeugungen, die die freiheitliche Demokratie stützen, für eine Ordnung einstehen, die auch die Freiheit anderer Religionen, Weltanschauungen und Überzeugungen garantiert.

Die EKD ist aber nicht blind. In dem kürzlich erschienenen Impulspapier stellt sie fest.: „Als Kirchen können wir nur dann als politische Akteure für die Stärkung des demokratischen Gemeinwesens ernst genommen werden, wenn wir berücksichtigen, dass auch in unserer Mitte die Ängste vor dem Wandel und die Versuchung zur Abgrenzung anzutreffen sind. Die evangelische Kirche mit ihren knapp 23 Mio. Mitgliedern ist ein Spiegel der pluralistischen Gesellschaft. Den klaren Positionierungen der kirchenleitenden Personen und Gremien, dem außerordentlichen Engagement vieler Gemeinden, der Diakonie und der Werke und Verbände für die Aufnahme geflüchteter Menschen steht bei einem beachtlichen Teil der Kirchenmitglieder Skepsis hinsichtlich der wachsenden Vielfalt und des sozialen Wandels gegenüber. Unbeschadet des klaren und richtigen Eintretens für die Rechte von Minderheiten und Geflüchteten müssen wir wahrnehmen, dass die Sorge angesichts des Wandels und der Herausforderungen, die eine pluraler werdende Gesellschaft und gerade auch die technologisch-ökonomischen Veränderungen mit sich bringen, bis in die Leitungsebenen der evangelischen Kirchen hineinreicht.

Das Evangelium von Jesus Christus als Grund der Kirche verkündigt die in Gottes Sohn geschenkte Versöhnung des Menschen mit Gott. Jeder einzelne Mensch ist ein mit unverlierbarer Würde begabtes Geschöpf Gottes, dem gerade in seiner Einmaligkeit und Unterschiedenheit von anderen Respekt gebührt. Das Evangelium ruft Menschen auf den Weg des Glaubens, des Friedens und der Versöhnung. Dieser Grund der Kirche soll auch ihre tatsächliche Gestalt und ihre Praxis prägen. Die Kirchen selbst sollen Orte sein, an denen Menschen diese Anerkennung und diesen Frieden erfahren und dann selbst dafür eintreten.

Die Botschaft des Evangeliums ist eminent politisch. Der erste und vornehmste Ort dieser politischen Praxis der Kirchen ist das Miteinander sehr unterschiedlicher Menschen in den Gemeinden, Gemeinschaften und Werken. Die Kirchen mit ihrer tiefen und breiten sozialen Verankerung sollen und wollen damit Foren sein, auf denen Konflikte ausgetragen werden, Ängste gehört und bearbeitet, Gespräche geführt und Menschen einbezogen werden: Sie sind Orte demokratischer Beteiligung. Als Kirchen sind wir mitverantwortlich für die politische Kultur unseres Landes und für die Gestaltung unseres Gemeinwesens. …

Die moralischen Dimensionen von politischen Streitfragen dürfen in den Argumentationen nicht ignoriert werden. Sie anzusprechen ist legitim. Allerdings müssen wir angesichts der beschriebenen Herausforderungen der Demokratie darauf achten, dass eine auf moralischen Überzeugungen beruhende Argumentation die liberale rechtsstaatliche Ordnung stützt und sie nicht schwächt.“ Soweit das Impulspapier.

Die Demokratie ist mehr als eine Regierungsform: Sie beschreibt, wie Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Interessen und Freiheiten mit den Vorstellungen anderer in einen für alle förderlichen Ausgleich bringen können. Deshalb ist eine Demokratie nur stabil, wenn sie eingebettet ist in eine politische Kultur, in der die Bürgerinnen und Bürger sich gegenseitig als Freie und Gleiche anerkennen und achten. Das Grundgesetz nimmt diese Überzeugung auf, indem es die Achtung der Menschenwürde an den Beginn der Verfassung setzt und damit zum Auftrag und Maßstab des staatlichen Handelns macht (Art. 1 Abs. 1 GG). Eine solche politische Kultur ist nicht selbstverständlich gegeben, sie muss immer wieder neu errungen und verteidigt werden. Die EKD resümiert: „In diesem Auftrag erkennen Christinnen und Christen ihre eigene, im befreienden Evangelium von Jesus Christus verankerte Berufung wieder.“

Amen

Lied 625

Mitteilungen:

Geburtstage

Gebet:

Christus, wir danken für das Angebot,

mit dir deinen Weg zu gehen.

Schenke uns Kraft und Ausdauer für ein mutiges Leben,

das deinen Spuren nachgeht.

Ermutige uns, wenn wir den Weg nach unten scheuen

und den leidvollen Erfahrungen ausweichen wollen.

Wir brauchen Kraft an jedem Tag.

Wir brauchen festen Grund,

wenn unser Vertrauen missbraucht wird und der Glaube wankt.

Gib uns Gelassenheit, vor dem Unabänderlichen nicht zu fliehen,

sondern es tapfer anzunehmen.

Gib uns Klarheit, das Machbare zu erkennen

und ihm eine menschenfreundliche Gestalt zu geben.

Gib uns Vertrauen,

dann wird jede Lebensstufe, im Glück wie im Leid,

zum fruchtbaren Land,

auf dem Glaube, Liebe und Hoffnung wachsen.

Wir bitten nicht nur für uns.

Wir bitten auch für die Menschen,

die in der Nähe und in der Ferne in Mühen und Sorgen leben,

ungesehen und unbeachtet:

für die Traurigen und Enttäuschten,

für Menschen, die alleinstehen.

Wir bitten für die Opfer von Krieg und Gewalt in aller Welt.

Lass die Politikerinnen und die Machthaber

Wege zum Frieden suchen und finden.

Lass immer mehr Menschen zum Werkzeug deines Friedens werden.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes:

Gott, segne uns und behüte uns

Gott schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.

Gott, lass dein Angesicht leuchten über uns,

dass wir leuchten für andere.

Gott, erhebe dein Angesicht auf uns und halte uns fest

im Glauben, dass das Leben stärker ist als der Tod. Amen.

Lied: EG 425, 1-3 Gib uns Frieden

Wahlen

Andacht, MAV-Wahl 19.03.2012

Kurt-Helmuth Eimuth

Lied: EG 193, Erhalt uns Herr bei 1-3

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Herzlich willkommen allen, die sich haben rufen lassen.

Nehmen wir uns an diesem Wahltag Zeit

für uns, für Gott, miteinander.

Amen

Psalm 84, Nr. 734

Lied: 295,Wohl denen die da wandeln, 1-4

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gestern wurde in Berlin gewählt, heute wird hier gewählt. Sicher ist die Wahl des Bundespräsidenten irgendwie bedeutungsvoller. Aber für mich als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter haben die Entscheidungen meiner Vertretung womöglich konkrete Auswirkungen. Joachim Gauck hat gestern nach seiner Wahl gesagt, dass er eine Wahl nie unbeteiligt an sich vorüberziehen ließe. Er weiß es zu schätzen, dass es in diesem Land demokratische Strukturen gibt. Auch wir sollten keine Wahl ungenutzt vorüberziehen lassen. Also motivieren Sie sich und andere und machen ihr Kreuz.

In unserer Kirche gibt es eben verschiedene Perspektiven und doch steht eines im Mittelpunkt: Gelebter Glaube.

Das Bibelwort zum gestrigen Sonntag hieß:

Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, freue ich mich darüber.

(Philipper 1,18)

Christus zu predigen ist in unseren Breiten und Zeiten nicht gerade gefährlich – anders als für Paulus. Der saß im Gefängnis, als er dies schrieb.

Auch in der deutschen Geschichte finden wir genügend Beispiele dafür, was auf dem Spiel stand, wenn Christen und Christinnen an ihrer Überzeugung fest und das Wort Gottes den Machthabern entgegenhielten. Das taten diejenigen, die 1934 mit der Barmer Theologischen Erklärung gegen die Nazis bekannten, der Auftrag der Kirche bestehe darin, die Botschaft von der freien Gnade Gottes an das ganze Volk zu richten. Welch ein Trost bedeutete das Evangelium für die Hörenden und welche Kraft wohnte dieser Verkündigung inne.

Heutzutage sind andere Schwierigkeiten damit verbunden, das Evangelium unter die Leute zu bringen, wenn auch keine, die das Leben gefährden. Da ist am Sonntag die kleiner werdende Gottesdienstgemeinde, die treue Schar derer, die noch mit biblischer Sprache und theologischen Begriffen vertraut ist, aber durchaus hohe Erwartungen an Verkündigung und Prediger hat. Und da ist die stetig wachsende Zahl derer, denen das alles nichts mehr sagt und die durch die herkömmliche Art der Vermittlung kaum erreicht wird. Da ist die große Zahl derer, die eher en passant zu bestimmten Gelegenheiten oder bei außergewöhnlichen Anlässen ansprechbar sind, was in der Regel mit einigermaßen hohem Aufwand verbunden ist und einer gewissen personellen und finanziellen Ausstattung bedarf. City-Kirchen spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle.

Und da ist die große Gruppe derer, die wir nur über unser diakonisches Tun erreichen. Gelebte Hilfe ist Verkündigung.

Die äußerst disparate Zielgruppe macht konsequenterweise ganz unterschiedliche Formen der Verkündigung notwendig. Ja, es wird mehr und mehr darauf ankommen, der Vielfalt der Verkündigung Raum zu geben. Wir alle arbeiten als Mitarbeitende des Evangelischen Regionalverbandes an irgendeiner Stelle auf irgendeiner Weise an diesem Werk der Verkündigung mit.

Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, freue ich mich darüber, schreibt der Apostel Paulus. Wohl wahr.

Lied: EG: 494,In Gottes Namen fang ich an, 1-4

Mitteilungen:

Geburtstage

Gebet:

Gott, schenke uns gesundes, behütetes Leben gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um Fingerspitzengefühl

im Umgang mit schwierigen Menschen;

um ein gutes Gedächtnis für die Sorgen,

die jemand uns anvertraut hat,

und für die Dinge, die wir zu tun versprochen haben.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt, denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

Lass uns freundlich zu den Menschen werden.

Lass uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG: 171, Bewahre uns Gott 1-4

Finanzkrise gefährdet die Demokratie

Finanzkrise gefährdet die Demokratie

Foto: Rolf Oeser

Geahnt haben wir es schon immer. Es gibt genügend Lebensmittel für alle. Nur die Verteilung ist zutiefst ungerecht. Der Film „Taste the waste“ hält es uns drastisch vor Augen. Doch wir sorgen uns um Aktienmärkte und Staatsverschuldung, retten eben mal mit dreistelligen Milliardenbeträgen Banken oder stützen die eigene Währung. Die Welt scheint aus den Fugen.

Hier zu Lande bereiten die hohen Staatsschulden den Bundesbürgern enormes Kopfzerbrechen. Laut dem „Sorgenbarometer“ des „Stern“ rangiert die Furcht, die Verschuldung könnte ins Immense steigen, auf Platz eins. Auf die Frage, was sie im Augenblick am meisten beunruhigt, nannten danach 63 Prozent die Angst davor, dass die Staatsschulden weiter steigen.

Die Furcht ist durchaus berechtigt. Um die Staatsverschuldung einordnen zu können, wird sie ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, also zu allen Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr geschaffen und geleistet werden, gesetzt. In der Eurozone soll diese Quote 60 Prozent nicht übertreffen. Tatsächlich liegt Deutschland bei 83, Belgien und Irland bei 96 Italien bei 119 und Griechenland bei 142 Prozent. Getrieben von der Krise steigt die Verschuldung Deutschlands in diesem Jahr deutlich. Eine Schuldenbremse soll die Neuverschuldung deckeln. Ein erster Schritt. Denn ein Staat, der sein Budget nur durch immer mehr Schulden ausgleichen kann, treibt auf den Konkurs zu. Ratingagenturen haben die schlechte Botschaft überbracht. Doch es hilft nicht, den Überbringer der Botschaft zu köpfen.

Volkswirtschaftlich wird diese Situation zu einer steigenden Inflation führen. Die Flucht der Anleger in Gold und Immobilien sind ein Symptom für die Angst vor der Geldentwertung. Doch Inflation ist die Geißel des viel zitierten kleinen Mannes (und der weniger oft zitierten kleinen Frau). Denn ihr Erspartes, zum Beispiel die Lebensversicherung, leidet. Und alle die Transferleistungen erhalten, etwa die Rentner, werden überproportional betroffen sein.

Die politischen Folgen eines sparsamen Staates sind unkalkulierbar. Die Unruhen in Griechenland und in Großbritannien zeigen, welche Gefahren für die Demokratie in der Finanzkrise stecken. Aber auch Überbevölkerung und Unterernährung lassen viele den Glauben an ein gerechtes Wirtschaftssystem verlieren. So gesehen ist nicht nur die Währung in Gefahr. Die globalen Turbulenzen gefährden den gesellschaftlichen Konsens.

Kurt-Helmuth Eimuth

EF August 2011