Tag Archiv für Corona

Sechs Monate Elterngeld plus Arbeitplatzgarantie!

von Kurt-Helmuth Eimuth 11. Mai 2020

Alle möglichen Branchen bekommen wegen der Corona-Epidemie Hilfen, aber Familien gehen leer aus. Das Hin und Her rund um Schul- und Kita-Öffnungen und die selbstverständliche Erwartung vor allem an Mütter, Kinderbetreuung, Home-Schooling und eigene Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, zerrt an den Nerven. Für radikale Krisen braucht es radikale Lösungen! Ein Kommentar.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Die Sache ist vertrackt. Schulen und Kitas wurden geschlossen, von heute auf morgen mussten Eltern ihre Kinder selbst betreuen, ohne die üblichen Netzwerke aus Babysittern oder Großeltern. Gleichzeitig sollten sie aber weiter in ihrem Beruf arbeiten. Ein Tanz auf vielen Hochzeiten in wenigen Zimmern.

Es wird jetzt klar, dass die institutionelle Betreuung von Kindern längst eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, sowohl der Einzelnen als auch der Gesellschaft. Mit Corona ist dieses System aber zusammengebrochen.

In den kommenden Monaten wird es kein Zurück zur Normalität geben. Hier und da werden Klassen im Schichtbetrieb unterrichtet, werden Prüfungen abgehalten und Schulflure als Einbahnstraße markiert. Aber ist das die Lösung? Hilft es Eltern im Homeoffice, wenn eine Woche Schule ist und dann eine Woche wieder nicht?

Eine radikale Krise braucht radikale Lösungen. Warum nicht die Schulen bis nach den Sommerferien schließen und die Zeit nutzen, um ganz neue, angemessene Unterrichtskonzepte zu entwickeln! Corona böte die Möglichkeit, Lehrpläne zu entrümpeln und andere Unterrichtsmethoden einzuführen. Gleichzeitig sollte man nicht die Eltern, meist sind es ja die Mütter, zwangsweise als Hilfslehrerinnen rekrutieren. Es gab doch schon mal eine Zeit, in der zwei Unterrichtsjahre auf eineinhalb zusammengestaucht wurden: als mit zwei Kurzschuljahren 1966 und 1967 der Schuljahresbeginn in Deutschland synchronisiert wurde.

Lasst also Kindern und Eltern diese Zeit, um fürs Leben zu lernen statt für die Schule. Gemeinsames Spielen, Lesen, Kochen und Reden können ein Gewinn sein. Aber dafür müssen die Eltern natürlich Zeit haben. Alle Lobbygruppen schreien zurzeit: Wir auch! Nur die Eltern hört man kaum. Sie klagen manchmal, aber immer noch viel zu leise.

Es wäre an der Zeit, hier ein Zeichen zu setzen. Wie wäre es mit einem Corona-Elterngeld für sechs Monate bei gleichzeitiger Arbeitsplatzgarantie? Auf diese Weise könnten auch Familien mit Kindern der Corona-Zeit etwas abgewinnen

Sechs Monate Elterngeld plus Arbeitplatzgarantie!

von Kurt-Helmuth Eimuth 11. Mai 2020

Alle möglichen Branchen bekommen wegen der Corona-Epidemie Hilfen, aber Familien gehen leer aus. Das Hin und Her rund um Schul- und Kita-Öffnungen und die selbstverständliche Erwartung vor allem an Mütter, Kinderbetreuung, Home-Schooling und eigene Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, zerrt an den Nerven. Für radikale Krisen braucht es radikale Lösungen! Ein Kommentar.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Die Sache ist vertrackt. Schulen und Kitas wurden geschlossen, von heute auf morgen mussten Eltern ihre Kinder selbst betreuen, ohne die üblichen Netzwerke aus Babysittern oder Großeltern. Gleichzeitig sollten sie aber weiter in ihrem Beruf arbeiten. Ein Tanz auf vielen Hochzeiten in wenigen Zimmern.

Es wird jetzt klar, dass die institutionelle Betreuung von Kindern längst eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, sowohl der Einzelnen als auch der Gesellschaft. Mit Corona ist dieses System aber zusammengebrochen.

In den kommenden Monaten wird es kein Zurück zur Normalität geben. Hier und da werden Klassen im Schichtbetrieb unterrichtet, werden Prüfungen abgehalten und Schulflure als Einbahnstraße markiert. Aber ist das die Lösung? Hilft es Eltern im Homeoffice, wenn eine Woche Schule ist und dann eine Woche wieder nicht?

Eine radikale Krise braucht radikale Lösungen. Warum nicht die Schulen bis nach den Sommerferien schließen und die Zeit nutzen, um ganz neue, angemessene Unterrichtskonzepte zu entwickeln! Corona böte die Möglichkeit, Lehrpläne zu entrümpeln und andere Unterrichtsmethoden einzuführen. Gleichzeitig sollte man nicht die Eltern, meist sind es ja die Mütter, zwangsweise als Hilfslehrerinnen rekrutieren. Es gab doch schon mal eine Zeit, in der zwei Unterrichtsjahre auf eineinhalb zusammengestaucht wurden: als mit zwei Kurzschuljahren 1966 und 1967 der Schuljahresbeginn in Deutschland synchronisiert wurde.

Lasst also Kindern und Eltern diese Zeit, um fürs Leben zu lernen statt für die Schule. Gemeinsames Spielen, Lesen, Kochen und Reden können ein Gewinn sein. Aber dafür müssen die Eltern natürlich Zeit haben. Alle Lobbygruppen schreien zurzeit: Wir auch! Nur die Eltern hört man kaum. Sie klagen manchmal, aber immer noch viel zu leise.

Es wäre an der Zeit, hier ein Zeichen zu setzen. Wie wäre es mit einem Corona-Elterngeld für sechs Monate bei gleichzeitiger Arbeitsplatzgarantie? Auf diese Weise könnten auch Familien mit Kindern der Corona-Zeit etwas abgewinnen.

Schneller als das Virus

In Zeiten der Verunsicherung haben Verschwörungsmythen Konjunktur. Es ist die Zeit der Vereinfacher und Demagogen. Auch im religiösen Bereich gibt es viele bizarre Theorien zu den Ursachen des Coronavirus. Zum Glück gehen die etablierten Religionen verantwortungsvoll mit der Krise um.

Wer hat's in die Welt gebracht? Verschwörungsmythen über Covid-19 verbreiten sich fast schneller als der Virus. | Foto: Fusion Medical Animation/unsplash.
Wer hat’s in die Welt gebracht? Verschwörungsmythen über Covid-19 verbreiten sich fast schneller als der Virus. | Foto: Fusion Medical Animation/unsplash.

Schon in den ersten Wochen nach Ausbruch des Coronavirus sollen nach einer Meldung der Washington Post sieben Prozent aller Posts auf Twitter falsche Informationen verbreitet haben. Komplizierte Sachverhalte reduzieren und möglichst einen Schuldigen benennen – so einfach ist das Muster des Verschwörungsmythos.

Islamische Geistliche aus Tunesien und Ägypten zum Beispiel haben behauptet, das Coronavirus sei eine Strafe Gottes für die Chinesen für deren Umgang mit den Uiguren. Im Irak verbreitete sich die Erklärung, bei der Epidemie handele es sich um ein amerikanisch-jüdisches Komplott. Ziel sei es, die Weltbevölkerung zu dezimieren.

Die Vorstellung von einer „jüdischen Weltverschwörung“ kursiert schon seit gut hundert Jahren. Sie geht unter anderem auf einen Roman aus dem Jahr 1868 zurück, der ein geheimes Treffen auf dem Judenfriedhof in Prag ausmalt. In den dort angeblich beschlossenen „Protokollen der Weisen von Zion“ sei beschrieben, wie das „internationale Judentum“ die Herrschaft über die Menschheit erlangen will, indem sie Wirtschaft, Finanzen, Medien und Kultur kontrollieren.

Diese fixe Idee wird bei jeder Krise wieder reaktiviert. Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung, sagte im Deutschlandfunk, es habe nur wenige Tage gedauert, bis das Auftreten des Coronavirus auch in Deutschland mit einer jüdischen Weltverschwörung verknüpft wurde: „Man hat gesagt: In Wuhan gibt es ein Biolabor, Bill Gates und Melinda Gates entwickeln Impfstoffe und verdienen damit Geld, und die seien ja Juden. Nichts davon stimmt.“

Vereinfachende Denkmuster finden sich bei sektenhaften Gruppierungen aller Religionen. Für Man-Hee Lee von der südkoreanischen Sekte „Shincheonji“ war klar: Das Coronavirus ist das Werk des Teufels, das die Ausweitung der Shincheonji-Kirche verhindern soll. An der Verbreitung des Virus in Südkorea hatte die christliche Sekte großen Anteil: Die Mitglieder halten sich für quasi unsterblich, weshalb ihnen Krankheiten nichts anhaben können. Dem Sektengründer droht in Südkorea jetzt ein Strafverfahren wegen Mordes. In Frankfurt hat Shincheonji 500 Mitglieder, ihr Zentrum ist geschlossen.

Die „Catedral Global do Espírito Santo“ in Brasilien hatte in einer Online-Broschüre mit der „Kraft Gottes gegen das Coronavirus“ geworben. Sie versprach ihren Gläubigen „eine Salbung mit geweihtem Öl“, das gegen Epidemien, Viren oder Krankheiten immun mache. In den USA geißelte ein evangelikaler Pastor Corona als Strafe Gottes für Homosexualität.

Doch Verschwörungsmythen sind nicht nur bizarr und abgedreht. Dies mag vielleicht für die Überzeugung gelten, dass die Mondlandung von der NASA in einem Filmstudio inszeniert wurde oder dass Elvis Presley noch lebt und von Außerirdischen entführt wurde, um die beiden beliebtesten Verschwörungsmythen zu nennen. Aber im politischen Bereich wird aus abgedrehten Ideen häufig blutiger Ernst.

Der rassistische Attentäter von Hanau fantasierte von einer angeblichen Überwachung durch ominöse Geheimdienste, von Gedankenkontrolle und Manipulation. Verschwörungsideologien sind häufig Teil eines Radikalisierungsprozesses. Durch sie fühlen sich Attentäter subjektiv berechtigt, andere zu töten. Die jeweilige Ideologie – und mag sie noch so krude sein – wirkt wie ein Durchlauferhitzer. Absurde Gedanken werden zum Kochen gebracht und entladen sich in Gewalt.

Auch der Rechtsextremist Anders Breivik, der 2011 in Norwegen 77 Menschen umgebracht hat, sah sich als Retter einer christlich-europäischen Ordnung. Er griff dabei auf Ideen sogenannter national-konservativer Intellektueller zurück, die vor einer angeblich geplanten Islamisierung Europas warnen.

Die Macht von vereinfachenden Vorstellungen, die Sehnsucht nach scheinbar leichter Erlösung überflügelt oftmals den Verstand. Auch unseren zuweilen. Ruhig und besonnen sollen wir bleiben, und doch rennen wir los und kaufen Nudeln und Toilettenpapier. Sind das die überlebenswichtigen Güter? Der Mensch ist vernunftbegabt, aber seine Gefühle stehen ihm oft im Weg. Und darum sind Verschwörungsideologien vermutlich unausrottbar. Mal sind sie nur grotesk, mal gefährlich für Leib und Seele.

1924 entmystifizierte Binjamin Segel in einem gründlich recherchierten Buch mit dem Titel „Protokolle. Eine Erledigung“ die so genannten Protokollen der Weisen von Zion, stellte aber gleichzeitig fest: „Wir sagten uns, es ist überflüssig, gegen dieses dumme Zeug anzukämpfen, das wird über kurz oder lang unter dem Hohnlachen der ganzen Welt zusammenbrechen. Wir haben uns getäuscht. Wir haben die Dummheit und Leichtgläubigkeit der Welt sehr erheblich unterschätzt. Mit diesen Protokollen hat gleichsam die Geschichte das Experiment gemacht, was man alles in einem aufgeklärten Zeitalter den Massen zumuten darf.“ Wie Recht er hatte.

Die Top Ten der Verschwörungstheorien.

Meine Corona-Freuden

von Kurt-Helmuth Eimuth 18. März 2020

Entschleunigen heißt für viele von uns das Zauberwort der Stunde. Vor allem Menschen aus Risikogruppen bleiben jetzt am besten ganz zuhause. Unser Redakteur hat aufgeschrieben, wie es ihm damit ergeht.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Ich sitze im Homeoffice. Termine werden weitgehend abgesagt, nur gelegentlich aufgeregte Anrufe. Lässt sich aber klären. Wir haben uns eine Art Quarantäne verordnet, da wir zur Hochrisikogruppe gehören. Ja, wir sind alt, jedenfalls über 60, und chronische Erkrankungen liegen auch vor.

Den Kühlschrank habe ich gefüllt, so dass wir hoffentlich 14 Tage durchhalten ohne Einkaufen, ohne direkte Begegnung mit Menschen. Es wird das gute alte Telefon benutzt, sehen kann man sich auch über Skype und kommunizieren auch über facebook. Nun muss jeden Tag überlegt werden, was gekocht wird. Momentan ist die Auswahl noch groß, aber es werden andere Zeiten kommen. Bei den Konserven war ich spät. Sie sind nicht unser Ding. Noch haben wir frisches Gemüse im Angebot.

Vor Hamsterkäufen warnte nicht nur unsere Landwirtschaftsministerin. Ist eine Vorratshaltung für 14 Tage hamstern oder Vorsorge? Und hatte nicht das Volk ein feines Gespür als die Rede davon war, dass dieses Virus doch so ähnlich sei wie eine Grippe? Nein es geht und ging nicht um Panik, aber die jetzigen Maßnahmen waren schon damals abzusehen und in China anzusehen.

Die Menschen haben Angst. Ministerpräsident Armin Laschet spricht davon, dass es um Leben und Tod geht. Danke für die deutlichen Worte. Ja, darum geht es. Und es fühlt sich auch so an. Es ist ein Krieg gegen ein Virus. Läden schließen, Ausgangssperren werden erwogen, Reservisten mobilisiert. Notlazarette geplant. Ist das eine gefühlte Generalmobilmachung?

Die Arbeit lässt sich organisieren. Sicher, sie wird öfter unterbrochen. Aber man kann, wenn man ein Arbeitszimmer hat, konzentriert arbeiten. Anders sieht es wohl bei einer fünfköpfigen Familie aus. Wie sollen da die Kinder Aufgaben machen und die Eltern noch gleichzeitig arbeiten? Werden sie dann eher Spätabends den PC anwerfen, wenn die Kinder im Bett sind?

Soziale Distanz ist gefordert. Gut und richtig. Den heutigen Friseurtermin haben wir abgesagt. Wäre eh nichts geworden, sagte mir die Chefin am Telefon, da die Friseurin zuhause bleiben musste, um ihr Kind zu betreuen. Das ist die brutale Kehrseite der Medaille.

Unsere Logopädin, die viermal die Woche kam, haben wir abbestellt. Taten auch viele andere. Zudem ist sie alleinerziehende Mutter einer Sechsjährigen. Was soll sie jetzt tun? Ihre Einnahmen sind weggebrochen. So geht es weiteren zwei Millionen Soloselbstständigen.

In Krisen braucht der Mensch Beistand. Menschliche Nähe tut gut und trotz allem Gottes Nähe zu spüren, beruhigt. Deshalb ist es hart, dass gerade hier auch die Vorsichtsmaßnahmen greifen. Aber es muss sein. Es kann ja nicht Gottes Wille sein, sich zu infizieren. Gottesdienste als Corona-Partys sind sicher nicht Gottes Wille. Mein katholischer Freund Lutz Lemhöfer machte mich auf die Heilige Corona aufmerksam. „Diese frühchristliche Märtyrerin wird in Niederbayern sogar teilweise mit Wallfahrten verehrt. Und sie ist Schutzheilige gegen Seuchen! Freilich auch für Schatzgräber und (Veganer bitte weghören) für den Stand der Metzger.“ Manchmal haben es die Katholiken doch einfacher als die Protestanten.

Und was ist mit all denen, die im Supermarkt, bei der Müllabfuhr oder im Krankenhaus für unser Wohlergehen sorgen. Es sind gerade die, die oft wenig in der Lohntüte haben, die jetzt plötzlich systemrelevant sind. Corona lehrt uns, was wirklich wichtig ist. Ja, sie haben unseren Dank und unsere Anerkennung verdient, auch nach der Corona-Krise.

Corona stellt uns alle vor ganz neue Herausforderungen. Neue Formen des Miteinanders und der Solidarität entstehen. Und das ist doch ein gutes Zeichen.

Kinder fragen wegen Corona: Muss Oma sterben?

von Kurt-Helmuth Eimuth 23. März 2020

Kinder jeden Alters erfahren die Krise. Sie erfahren die Bedrohung, sehen die Bilder aus Italien und spüren die Angst der Erwachsenen. Wie damit umgehen?

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. Bild: www.colourbox.de

Wie kaum eine andere Krise betrifft die Corona-Krise auch Kinder. Sie bekommen nicht nur über Fernsehen und andere Medien mit, dass hier etwas Schlimmes im Gang ist, nein, sie sind Teil einer Gemeinschaft, die sich ängstigt und entsprechend handelt. Keine Schule, die Eltern sind zuhause und Oma und Opa sollen auch nicht mehr besucht werden. Da kommt doch schnell die Frage auf, die wir Erwachsenen nicht aussprechen: Müssen wir alle sterben? Müssen Oma und Opa sterben?

Wie tief das Virus die Seele der Kinder erreicht hat, zeigt die Reaktion der Kinder einer Grundschulklasse am letzten Schultag. Immer wenn ein Kind nieste oder hustete riefen alle Kinder „Corona“ und rissen die Arme hoch. Das Virus ist auch für Kinder das beherrschende Thema.

Natürlich wird man Kindern erklären, warum es gut ist, wenig Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Da gibt es gute Videos, die mit Dominosteinen oder Streichhölzern zeigen, welche Wirkung es hat, wenn man eine Kette unterbricht.

Schwieriger wird es bei philosophischen und theologischen Fragen. Es sind die Fragen, die auch uns Erwachsene umtreiben. Warum gibt es ein solches Virus? Warum lässt Gott das zu? Müssen wir sterben?

Hier braucht es keine schnellen Antworten. Der Religionspädagoge Frieder Harz schreibt: Kinder „sind keine Gefäße, die es mit klugen Gedanken anderer zu füllen gilt. Sondern sie sind kompetent im Sich-Aneignen und auch gedanklichen Durchdringen ihrer Erfahrungswirklichkeit. Weil Glaube mitten in diese Wirklichkeit hineingehört, gilt das auch für ihr eigenständiges Nachdenken über Gott und den Glauben.“ Kinder eignen sich ihre Welt, auch ihre gedankliche Welt, mit ihren Warum-Fragen an. Sie haben durchaus die Fähigkeit über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Dies geschieht oft in ihrer eigenen bildhaften Sprache. Dabei gibt es keinen Gedanken der falsch ist. Sondern es gibt nur Gedanken, die man gemeinsam entwickeln kann. Man nennt dies Theologisieren mit Kindern. Wichtiger als zu antworten ist das Zuhören. Es geht darum, gemeinsam nachzudenken. Dabei darf man auch seine eigene Unsicherheit zugeben. Wir wissen nicht ob Oma und Opa sterben. Wir können nur alle etwas dafür tun, dass möglichst wenige Menschen vom Virus infiziert wird.

Und natürlich steht hinter allem auch die Frage: Warum lässt Gott das zu? Warum lässt Gott Kriege und Seuchen zu? Es ist die Theodizee-Frage, die Menschen seit Jahrhunderten umtreibt. Dahinter steht die Vorstellung, dass Gott die Welt lenkt und uns Menschen wie eine Marionette führt. Demgegenüber steht eine Vorstellung, dass der freie Christenmensch selbst über sein Schicksal entscheidet. Doch Gott steht uns in der Krise bei. Er gibt uns Zuversicht und Kraft. Auch davon kann im Gespräch mit dem Kind die Rede sein.

Doch Kinder haben ihre eigene Form des Verarbeitens. Wenn es ihnen zu viel wird, brechen sie den Dialog ab. Und das ist gut so. Kann sein, dass sie in ein oder zwei Tagen das Gespräch wieder fortsetzen wollen. Theologisieren braucht eben seine Zeit.