Halloween: Kritik von kirchlicher Seite

Halloween drängt auf den Markt. Ein Blick in die Schaufenster genügt: Kaum ist es Herbst geworden, lugen ausgehöhlte Kürbisse mit Fratzengesichtern, Gespenster und Hexen, Spinnen und Skelette aus allen Ecken. Halloween, das Fest der Fabel- und Gruselwesen, drängt seit einigen
Jahren immer stärker aus Amerika auf den alten Kontinent. In Deutschlan hat das weltliche Spektakel jedoch heftige geistliche Konkurrenz: Der evangelische Reformationstag am 31. Oktober, die katholischen Feste Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) sind ernstem Gedenken gewidmet. In katholischen Gegenden gehört der Besuch auf dem Friedhof zum Auftakt des düsteren Monats November, werden die Gräber geschmückt und Ewige Lichter entzündet. Aber auch Halloween, eigentlich „All Hallow´s Eve“, das in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November
inzwischen sogar mit Kostümpartys und Gespenstershows gefeiert wird, hängt mit dem Gedenken an die Toten zusammen. Allerheiligen hat, wie viele christliche Feste, einen heidnischen Ursprung: Schon die Druiden wollten in dieser Nacht die Grenze zwischen Lebenden und Toten aufgehoben wissen. Zum
Ende des Sommerhalbjahres sollte das Leben nun für ein halbes Jahr die Macht an den Tod, den Winter, abgeben. Schon früh sah die christliche Kirche eine Chance, diesen heidnischen Feiertag in das Gedenken an die Gemeinschaft der Heiligen umzuwidmen. 837 verfügte Papst Gregor IV., dass die Christen an diesem Tag ihre Toten ehren sollten. Seither wird Allerheiligen und Allerseelen an den ersten beiden Novembertagen begangen. Die Iren brachten den keltisch-christlichen Brauch schließlich nach Amerika, wo er bald einen fröhlicheren Akzent bekam. Die spielerische, eher lustige Kehrseite des
Umgangs mit dem Tod, sicherte Halloween in Amerika schon früh einen festen Platz im Jahresreigen. So beschreibt es der aus den USA stammende Frankfurter Pfarrer Jeffrey Myers. Aus manchen christlichen Kreisen in Deutschland ist dagegen Kritik an dem heidnischen Treiben zu hören, wie der langjährige Sprecher der evangelischen Kirche in Frankfurt, Kurt-Helmuth Eimuth, weiß. Denn nicht nur das katholische Allerheiligen, auch der Reformationstag muss sich gegen den Verkaufsschlager Halloween behaupten. „Das Fest der Reformation ist sperriger, der Anlass liegt quer zu
Verhaltensmustern der Spaßgesellschaft“, begründet Eimuth die Ablehnung. Der Reformator Martin Luther soll am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche genagelt haben. Doch das für den deutschen Protestantismus so wichtige Ereignis ist durchaus umstritten. Viele
Historiker bezweifeln, dass Luther tatsächlich zu Hammer und Nagel griff. Belegt ist allein, dass Luther an diesem historischen Tag Briefe an seine Vorgesetzten schrieb, in denen er den Ablasshandel anprangerte. Diesen Briefen legte er, quasi als Diskussionsgrundlage, seine 95 Thesen bei. So
ist der Reformationstag in den Augen seiner Kritiker nicht der richtige Tagfür eine angelsächsische Variante des deutschen Faschings. Dieser hat ebenso heidnische und christliche Wurzeln, als letztes Aufbäumen vor der strengenFastenzeit bis Ostern. Doch für Pfarrer Myers ist es keine Frage, dass man
auch hier zu Lande fröhlich in den November starten darf. Die Fantasie-Welt, die Freude am Verkleiden, das Gemeinschaftsgefühl beim Kürbisschnitzen, aberauch die Gespräche über Angst und Vertrauen seien „gesund und munter in dieser besonderen Nacht“. Und Protestant Eimuth empfiehlt mit einem
Schmunzeln auch Christen die Teilnahme am Geistertreiben: „Schließlich ist die Nacht lang und die Reformationsgottesdienste beginnen schon am frühen Abend.“

von Doris Wiese-Gutheil Frankfurt/Main (dpa/lhe)

Oktober 2001

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