„Kirchlicher Beitrag unverzichtbar“

Horst Hemzal übernimmt im neuen Magistrat das Amt des Kirchendezernenten – wie auch schon in der vergangenen Legislaturperiode. Das Amt hat in Frankfurt historische Wurzeln. „Evangelisches Frankfurt“ befragte den CDU-Politiker zu seinen Aufgaben.

Herr Hemzal, Sie sind Stadtkämmerer und Kirchendezernent. Sind die beiden Ämter in einer Person vereinigt, weil die Kirchen Geld brauchen?

Horst Hemzal

Horst Hemzal

Oberbürgermeisterin Petra Roth übertrug mir die Aufgaben des Kirchendezernenten 1999 zeitgleich mit den Aufgaben des Sozialdezernenten. Die Koppelung der Funktionen Stadtkämmerer und Kirchendezernent ist also nicht zwangsläufig. Aufgabe des Kirchendezernenten ist die Erfüllung der Pflichten der Stadt aus den Dotationsurkunden von 1829/ 1830. Mit den Zugeständnissen in diesen Urkunden sicherte die damalige Freie Reichsstadt Frankfurt die Überlebensfähigkeit von evangelischer und katholischer Kirche, die nach der Säkularisation den größten Teil ihres Vermögens verloren hatten. Den heutigen Geldbedarf der Kirchen deckt das bei weitem nicht.

Nur etwa jeder zweite Frankfurter gehört einer christlichen Kirche an. Braucht die Stadt da einen Kirchendezernenten?

Dass nur noch wenig mehr als fünfzig Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche angehören, hat keine Auswirkung auf die Aufgaben des Kirchendezernenten. Der Kirchendezernent ist in erster Linie verantwortlich für die Bauunterhaltung der im städtischen Eigentum befind­ lichen Dotationskirchen. Diese sind – ich nenne die evangelischen Kirchen zuerst – die Alte Nikolaikirche, Dominikanerkloster mit Heiliggeistkirche, Dreikönigskirche, St. Katharinenkirche und St. Peters­ kirche. Die katholischen Dotationskirchen sind St. Bartholomäusdom, St. Leonhardskirche und Liebfrauenkirche. In den schon erwähnten Urkunden hat sich die Stadt unter anderem verpflichtet, diese Kirchengebäude – einschließlich Glocken und Orgeln – dauerhaft in gutem Zustand zu er­ halten und den jeweiligen Gemeinden zum kostenlosen Gebrauch zu überlassen. Für die Kirchen ist es nach meinem Eindruck sehr angenehm, einenfesten Gesprächspartner im Magistrat zu haben.

Worin sehen Sie den Beitrag der Kirchen zu einer bürgerlichen Gesellschaft?

Die bürgerliche Gesellschaft hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts sehr verändert. Vorbei ist die Zeit, in der bürgerliche Gemeinde und kirchliche Gemeinde praktisch identisch waren. Die heutige Gesellschaft ist geprägt durch das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. In Frankfurt leben derzeit Menschen, die etwa 170 Nationalitäten und mehr als 140 verschiedenen Religionsgesellschaften angehören. Den kirchlichen Beitrag zum friedlichen Miteinander und zur Integration dieser Menschen halte ich für unverzichtbar und für eine großartige Leistung.

Was bedeutet Ihnen persönlich dieses Amt?

Ich bin ein religiöser Mensch. Die Übernahme der Funktion des Kirchendezernenten war mir Freude und nicht Belastung. Ich nehme immer wieder an großartigen kirchlichen Veranstaltungen teil und kann so Eindrücke von der Qualität der Arbeit in einzelnen Gemeinden erlangen. Außerdem treffe ich häufig interessante Menschen aus dem kirchlichen Umfeld, was mir stets eine willkommene Bereicherung ist.

Fragen: Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Sept 2006

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