Minarette in der Skyline

Frankfurt braucht schöne Moscheen – davon ist der Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten, Jean Claude Diallo, überzeugt. Diallos Überlegung sorgte am Main für Aufregung.

Die meisten Moscheen in Frankfurt sind klein und unauffällig – hier die Al Falah-Moschee in Ginnheim. | Foto: Rolf Oeser

Die meisten Moscheen in Frankfurt sind klein und unauffällig – hier die Al Falah-Moschee in Ginnheim.
Foto: Rolf Oeser

Noch höher schlagen zur Zeit die Wogen am Rhein. In Köln wird eine große repräsentative Moschee für 2000 Gläubige gebaut. Die Vorstellung, dass auch Frankfurts Skyline bald nicht nur von Hochhausriesen und den sich darunter duckenden Kirchtürmen geprägt sein könnte, sondern sich auch das ein oder andere Minarett zum Himmel streckt, ist noch gewöhnungsbedürftig – aber konsequent. Denn der Islam ist längst in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen, auch wenn das weitgehend unbemerkt geblieben ist. So unbemerkt wie die ein oder andere Moschee im Industriegebiet oder im ehemaligen Edeka-Markt. Mit einem Moschee-Bau wie dem in Köln würde sichtbar, dass es eine Vielzahl von Religionen in der Stadt gibt. Und so wie die Synagoge zum Stadtbild gehört, so gehört auch die Moschee dazu. Schließlich garantiert das Grundgesetz die freie Religionsausübung.

Die kritische Auseinandersetzung mit dem Islam muss nach Auffassung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an anderer Stelle geführt werden: Kulturelle Phänomene wie Zwangsheirat, Ehrenmorde oder Genitalverstümmelung müssten im Dialog „nachhaltig“ benannt werden, so eine Stellungnahme. Ebenso sei die grundgesetzlich garantierte Gleichstellung von Mann und Frau nicht verhandelbar. Und eines ist der evangelischen Kirche noch wichtig: die freie Wahl der Religion. Der christliche Missionsauftrag sei grundsätzlich an alle Menschen gerichtet, auch an Muslime. Wenn sich Muslime, die zum Christentum übertreten, dadurch Anfeindungen oder gar Gefahren aussetzen, widerspreche das der freien Religionsausübung.

Eine Moschee mit Kuppel und Minarett – hier die Abu Bakr Moschee in Hausen, wie man sie von der A 66 aus sieht – ist im Frankfurter Stadtbild bisher eine Seltenheit. Die meisten der rund 35 Frankfurter Moscheen sind eher unscheinbar in Hinterhöfen oder Industriegebieten untergebracht. | Foto: Rolf Oeser

Eine Moschee mit Kuppel und Minarett – hier die Abu Bakr Moschee in Hausen, wie man sie von der A 66 aus sieht – ist im Frankfurter Stadtbild bisher eine Seltenheit. Die meisten der rund 35 Frankfurter Moscheen sind eher unscheinbar in Hinterhöfen oder Industriegebieten untergebracht.
Foto: Rolf Oeser

Auch die These, dass der Islam von seinem Wesen her keine Religion, sondern eine religiös begründete Gesellschaftsordnung mit Anspruch auf universale Geltung sei, müsse ausgesprochen werden können, „ohne beschuldigt zu werden, Angst machen zu wollen“, so die EKD. Doch am Dialog führe kein Weg vorbei. „Das Sachgespräch ist entscheidend. In alle Begegnungen sollte mit einem Vertrauensvorschuss hineingegangen werden, den wir selbst auch von dem Gegenüber erwarten.“

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Juli 2007

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