Trotz klarer Kante Forum sein: Kirche will demokratische Kultur stärken

von Kurt-Helmuth Eimuth 11. Mai 2018

Neben großem Engagement für Geflüchtete gibt es auch bei vielen Kirchenmitgliedern Ängste vor dem Fremden. Ein Beauftragter soll die demokra­tische Kultur stärken.

Klare Kante gegen rechts hat in Frankfurt Tradition. Das Römerbergbündnis hatte sich 1978 gegrün­det, um einen breiten Widerstand gegen Versuche der NPD zu schaffen, in Frankfurt Fuß zu fassen. Dem Römerbergbündnis gehört die Jüdische Gemeinde, die Evangelische und Katholische Kirche, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Frankfurter Jugendring an. Das Bündnis hat es sich zum Ziel erklärt, den Römerberg in Frankfurt nicht den Nazis zu überlassen, sondern dort eigene Kund­gebungen durchzuführen, wie hier im Jahre 2013. Heute gilt es, sich mit Politikverdrossenheit und Fremdenfeindlichkeit in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. | Fotograf: Kurt-Helmuth Eimuth


Mit der Einrichtung einer Stelle, die den komplizierten Titel „Demokra­tische Kultur in der Gesellschaft stärken. Gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeind­lichkeit“ trägt, kam die Kirchenlei­tung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau dem Wunsch vieler Gemeinden entgegen. ,,Gera­de in der Auseinandersetzung mit der Alternative für Deutschland“ (AfD) seien viele Gemeinden in Not, so EKHN-Sprecher Volker Rahn. Doch wie die Benennung der Stelle schon nahelegt, sei die Aus­richtung dieser Arbeit viel breiter angelegt. ,,Es geht um die Stärkung der Demokratie“, so Rahn. Dabei setze man sich eben auch mit der AfD auseinander, etwa wenn diese beim Kirchentag mitwirken wolle oder wenn eine Prädikantin Funk­tionärin der AfD werde. Auch die katholische Kirche reagierte auf die zunehmende Verbreitung rechtspopulistischen Gedanken­guts. Die Diözesanversammlung des Bistums Limburg hat eigens eine „Erklärung gegen den Rechtspopulismus“ abgegeben.

Selbstkritisch fragte die Evan­gelische Kirche in Deutschland (EKD) in einem Impulspapier, ob in den Gemeinden die Fragen und Ängste aller 23 Millionen Protestan­tinnen und Protestanten Platz ha­ben. Den klaren Positionierungen der kirchenleitenden Personen und Gremien, dem Engagement vieler Gemeinden für die Aufnahme ge­flüchteter Menschen stehe bei einem beachtlichen Teil der Kirchen­mitglieder Skepsis gegenüber.

Matthias Bläser, der die neu bei der EKHN geschaffene Stelle inne­hat, setzt hier an: ,,In Gemeinden muss es eine Gesprächsbereitschaft mit denen geben, die sich von der AfD angesprochen fühlen:“ Hier gelte es, Diskussionsräume zu eröffnen. Genauso müsse man aber auch Din­ge, die dem Evangelium widerspre­chen, klar benennen. Als Beispiel führt der Politikwissenschaftler das Frauenbild oder auch die Nächsten­liebe an, die sich keineswegs nur auf die eigene Verwandtschaft beschränke. Kirchenpräsident Volker Jung for­mulierte es letzthin so: ,,Selbstver­ständlich sind weder Arbeitsvertrag noch Kirchenmitgliedschaft an ein bestimmtes Parteibuch gebunden. Aber: Das Gespräch muss gesucht werden, wo christliche Grundorien­tierungen verletzt werden.“

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