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Lebendig, kräftig und schärfer

Kommentar

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Religion ist scheinbar wieder gefragt. Die Medien verweisen auf die Großereignisse in Köln. Erst der katholische Weltjugendtag und jetzt der evangelische Kirchentag, zu dem insgesamt auch mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher kamen. Tatsächlich scheint der Kirchentag die Talsohle durchschritten zu haben: Die Teilnahmezahlen steigen wieder, die Präsenz in den Medien war nahezu perfekt, und die Botschaft gewinnt an Profil. Spiritualität und Weltverantwortung gehören untrennbar zusammen, das betonte auch Kirchentagspräsident Reinhard Höppner. Auch ihm ist es zu verdanken, dass der Kirchentag seinem Motto „Lebendig und kräftig und schärfer“ gerecht wurde.

Aber ist dies alles wirklich Indiz für eine Renaissance der Religion? Richtig ist, dass der Religion wieder vorurteilsfreier begegnet wird. Die Generation mit den Problemen eines Tilmann Moser, der von „Gottesvergiftung“ sprach, ist nicht mehr prägend. Auch die „Gott ist tot-These“ hat sich überlebt. Heute findet man zum Beispiel im evangelischen Kindergarten Eltern, die beobachten, zuhören und Fragen stellen. Das ist zwar keine neue Gläubigkeit, aber doch eine neue Offenheit für Glaubensfragen.

In den Medien ist Ähnliches zu beobachten. Das Wort der Kichen findet wieder Gehör. Die christliche Meinung ist gefragt – ob es um Gentechnik oder Ehescheidung geht. Man billigt den christlichen Kirchen bei solchen ethischen Fragen eine moralische Kompetenz zu. Ohne Zweifel sind das erfreuliche Entwicklungen.

Trotzdem kämpfen beide Kirchen mit Mitgliederschwund und zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen. Die Religion als sinnstiftendes System verliert weiter an Einfluss. Denn der eigentliche Wert einer Gesellschaft, die sich im globalen Konkurrenzkampf befindet, heißt „Gewinn“, heißt „Geldmaximierung“.

Nicht die Religion, sondern die Hoffnung auf harte Euros gewinnt im Weltbild der Menschen an Einfluss. Das gilt übrigens auch für Migrantenfamilien, wo man diesem Trend zuweilen nur mit einer unerbittlichen Rückbesinnung auf die Tradition vermeint entgegenwirken zu können.

Nur wenn sich die Kirche lebendig, kräftig und schärfer in die Debatte über Mindestlöhne, Renten und Gesundheitsreform einmischt und gleichzeitig ihre Spiritualität glaubhaft lebt, wird sie sich dem Trend zur Säkularisierung entgegen stemmen können. Dann können lebendige Gottesdienste wie der zum Abschluss des Kirchentages Lust machen auf mehr Kirche.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Juli 2007

Kirche für verschiedene Welten und Milieus

Wie wird sich die evangelische Kirche in den nächsten zehn, zwanzig Jahren verändern? Was bedeuten die gegenwärtigen Reformdebatten konkret für die Stadt Frankfurt? Ein Gespräch mit Pfarrerin Esther Gebhardt und Professor Wolfgang Nethöfel.

Welche Bedeutung haben die gegenwärtigen Reformdebatten (siehe unten) für die evangelische Kirche in Frankfurt?

Gebhardt: In allen Papieren wird zum ersten Mal die besondere Situation der Großstadt gewertet und gewichtet. In Frankfurt hatten wir es immer schwer, zu vermitteln, dass wir eigene Arbeitsschwerpunkte bilden müssen und dass wir die Notwendigkeit zur Veränderung oft schon viel früher erleben und erkennen. Das klassische Gemeindemodell greift hier schon längst nicht mehr so, wie es vielleicht in ländlicheren Gebieten noch vorhanden ist.

Nethöfel: Frankfurt hat als Stadt ja auch eine europaweite Bedeutung. Entwicklungen zeigen sich hier nicht nur besonders schnell, sie verdichten sich auch stärker. Ich bin Kirchenvorsteher im Bahnhofsviertel, und das ist mit all seinen Problemen ein besonderer Stadtbezirk, wie er eigentlich nur mit Berlin und mit New York vergleichbar ist. Wir haben also eine Modellfunktion, und wir können mit guten Gründen sagen, dass wir hier in Frankfurt andere und teilweise auch mehr Ressourcen brauchen.

Foto: Rolf Oeser

Foto: Rolf Oeser

Hat sich die klassische Ortsgemeinde in Frankfurt überlebt?

Nethöfel: Das kann man so nicht sagen. Man kann aber in Frankfurt besonders gut zeigen, dass die traditionelle Ortsgemeinde nicht die einzige Gemeindeform sein kann. Wir brauchen unterschiedliche Gemeindeformen, und dafür muss man kirchenorganisatorisch einen Rahmen finden.

Gebhardt: In der Vergangenheit ist die Diskussion meist als ein Entweder-Oder geführt worden – auf der einen Seite die Ortsgemeinde, die sich verunsichert fühlt, auf der anderen Seite die Spezialpfarrämter, etwa in der City-Seelsorge oder in der Notfallseelsorge, die immer das Gefühl hatten, sie müssten sich legitimieren. Aber das ist eine falsche Blickrichtung. Die Differenziertheit großstädtischen Lebens zeigt ja gerade, dass es unterschiedliche Welten und Milieus gibt. Wir haben vor allem am Stadtrand Gemeinden, die dörflich strukturiert sind und ihren traditionellen Gemeindepfarrer brauchen, und wir haben Innenstadtgemeinden, in denen dörfliche Sehnsüchte und städtische Mobilität nebeneinander existieren.

Frau Gebhardt, Sie haben eine Idee aufgegriffen, die schon seit gut zwanzig Jahren in Frankfurt diskutiert wird, nämlich dass am
Wochenende verschiedene Gottesdienste zu unterschiedlichen Uhrzeiten und für unterschiedliche Zielgruppen angeboten werden müssten. Warum kriegt die Kirche das immer noch nicht hin?

Gebhardt: Weil noch immer jede Gemeinde glaubt, alle Angebote vorhalten zu müssen. Aber das wird eine einzelne Gemeinde in Zukunft nicht mehr leisten können. Sie wird sich mit ihren Nachbargemeinden zusammensetzen müssen und fragen: Wer kann was anbieten, damit möglichst viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen angesprochen werden? Junge Familien wollen heute häufig nicht sonntags früh zum Gottesdienst gehen, sondern sie wollen lieber in Ruhe gemeinsam frühstücken. Aber möglicherweise würde ihnen ein gemeinsamer Gottesdienstbesuch nachmittags gut passen.

Esther Gebhardt ist Pfarrerin und seit 1990 Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, in dem sich Gemeinden und Dekanate der Stadt zusammengeschlossen haben. Zu ihren Aufgaben gehört es, die notwendigen Strukturveränderungen vor Ort in konkrete Projekte zu fassen. | Foto: Rolf Oeser

Esther Gebhardt ist Pfarrerin und seit 1990 Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, in dem sich Gemeinden und Dekanate der Stadt zusammengeschlossen haben. Zu ihren Aufgaben gehört es, die notwendigen Strukturveränderungen vor Ort in konkrete Projekte zu fassen.
Foto: Rolf Oeser

Brauchen wir auch besonders hervorgehobene Kirchen, zum Beispiel die Katharinenkirche an der Hauptwache?

Nethöfel: Wenn wir der evangelischen Kirche in Frankfurt ein erkennbares Profil geben wollen, müssen wir aus der Katharinenkirche so etwas machen wie den Berliner Dom oder den Hamburger Michel. Es ist eine Riesenchance, dass wir diese prominente Kirche haben, und die müssen wir nutzen.

Das Thema im Hintergrund ist auch die Ausdifferenzierung in verschiedene Milieus, gerade in der Stadt. Welche Antworten kann eine Volkskirche da finden?

Nethöfel: Die Daten, die uns da von Soziologen geliefert werden, legen den Kurzschluss nahe, wir müssten für alle Milieus in gleicher Weise und in gleicher Stärke da sein. Aber das ist nicht richtig. Sondern wir sind für diejenigen da, die uns am meisten brauchen. Trotzdem müssen wir aufmerksam schauen, wen wir mit unserem derzeitigen Angebot wirklich erreichen, und überlegen, ob wir das so wollen. Wir sprechen als Kirche eine sehr bürgerliche Schicht an, und das wird sowohl vom Angebot als auch von der Nachfrage her immer enger.

Gebhardt: Wer Unterhaltung oder Event haben will, muss dafür nicht zwingend zur Kirche gehen. Sinnvoll finde ich den Ansatz, Orte auch vorübergehender Begegnungen zu schaffen, wie etwa Citykirchen, wo man sich nicht gleich verpflichtet, aktiv mit in das kerngemeindliche Leben einzutreten. Noch viel spannender finde ich es, zu sehen, wo die Schnittpunkte sind, an denen viele Menschen der Kirche begegnen, also im Kindergarten, bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen. Ich treffe immer wieder Menschen, die die Kirche bei solchen Gelegenheiten negativ oder positiv erlebt haben und zwanzig Jahre später noch darüber reden und sagen, diese Beerdigung oder diese Erfahrung war für sie so prägend, dass sie sich entweder von der Kirche ab- oder ihr neu zugewendet haben. Diese Kontakte müssen mit Sorgfalt gestaltet werden.

Könnte es also in Zukunft spezialisierte Pfarrerinnen und Pfarrer geben, weil der eine besonders gut beerdigen, die andere besonders gut predigen kann?

Nethöfel: Ein Großraum wie Frankfurt hat tatsächlich besondere Chancen, durch eine gute Personalpolitik die Menschen dorthin zu bringen, wo sie ihre Talente und Gaben auch besonders gut entfalten können. Aber dahinter steht ja noch ein anderes Problem: Religiöse Bedürfnisse äußern sich nicht nur in Formen, für die wir bereits kirchliche Angebote haben. Die Menschen gehen zum Teil ins Kino oder zu bestimmten Events, um sich dort religiös zu orientieren. Wie beantworten die Menschen denn faktisch die Frage: Woher komme ich, wo geht das Ganze hin, welchen Sinn hat es, und wie soll ich mich daher hier verhalten? Solche religiösen Kernfragen werden teilweise von den Kirchen nicht mehr zufriedenstellend beantwortet. Wir müssen uns mit unserem Angebot auch immer wieder kritisch selber in Frage stellen: Sind wir denn wirklich da, wo wir als Kirche tatsächlich gebraucht werden?

Gebhardt: Da komme ich auch noch mal zu einem Kernproblem dieser ganzen kirchlichen Reformpapiere: Wir arbeiten im Wesentlichen immer noch an der Findung neuer Strukturen vor dem Hintergrund zurückgehender Kirchensteuereinnahmen. Das ist aber nicht das Thema, mit dem wir die Herzen der Menschen gewinnen, sondern eigentlich eine Hausaufgabe, die wir stillschweigend zu erledigen hätten. Die große Herausforderung ist, wie wir auf die religiösen Fragen der Menschen antworten und wie wir ihnen überhaupt wieder helfen, ihre religiösen Fragen und ihre Suche neu zu entdecken. Was bedeutet denn die Auferstehung? Was sind die Dinge, die uns im Leben und im Sterben tragen? Was bedeutet die Trinität, der dreieinige Gott, für uns heute? Diesen Fragen sind wir in den letzten Jahrzehnten zu oft aus dem Weg gegangen. Aber hier setzt glücklicherweise auch eine Neubesinnung der Kirche ein.

Nethöfel: Ich halte es auch für eine Falle, wenn wir unseren Erfolg als Kirche von dem klassischen Kernangebot her definieren. Dieses Angebot ist ja oft fast wie ein Club organisiert, wo sich immer dieselben Leute zu immer demselben Ereignis treffen. Erfolg heißt dann: Wir finden mehr Leute, die da mitmachen. Aber eine solche Sichtweise führt, glaube ich, in eine Spirale hinein, wo der Misserfolg vorprogrammiert ist.

Wolfgang Nethöfel ist Kirchenvorsteher in der Hoffnungsgemeinde und Professor für Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg sowie Organisationsberater im kirchlich-sozialen Bereich. Im Januar hat er am Zukunftskongress der Evangelischen Kirche in Wittenberg teilgenommen. | Foto: Rolf Oeser

Wolfgang Nethöfel ist Kirchenvorsteher in der Hoffnungsgemeinde und Professor für Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg sowie Organisationsberater im kirchlich-sozialen Bereich. Im Januar hat er am Zukunftskongress der Evangelischen Kirche in Wittenberg teilgenommen.
Foto: Rolf Oeser

Zumal ja in dieser Frage, welche Antworten es auf grundlegende Sinnfragen gibt, die Kirche mittlerweile in Konkurrenz steht zu anderen Religionen, der katholischen Kirche, dem Islam, der Esoterik.

Gebhardt: Wir müssen uns angesichts dieser Konkurrenz gar nicht so sehr beängstigen lassen. Früher war mal die Esoterik das ganz große Thema, jetzt sind es vielleicht andere. Ich glaube, wir sollten einfach bei unserer Linie bleiben. Die viel größere Herausforderung sehe ich darin, was wir denen entgegensetzen, die sagen, dass sie gar keine Transzendenz brauchen, dass sie auch ohne eine religiöse Antwort oder eine religiöse Lebensdeutung leben können. Das finde ich viel spannender.

Was ist Ihre Prognose: Wie sieht die evangelische Kirche in Frankfurt in zehn, zwanzig Jahren aus?

Gebhardt: So wesentlich anders als heute wird sie nicht aussehen. Prozesse in der Kirche gehen nicht revolutionär oder eruptiv vonstatten, sondern sehr langsam. Wir werden größere Zusammenschlüsse von Gemeinden haben, die Kleinteiligkeit der derzeit sechzig evangelischen Gemeinden in Frankfurt wird sich nicht aufrecht erhalten lassen. Wir werden weniger Gebäude haben, wir werden weniger Hauptamtliche haben, dafür wird das Ehrenamt an Bedeutung und auch an Einfluss gewinnen. Die Kirche wird ärmer und wohl auch älter, wenn wir auf die demografische Entwicklung schauen. Bestimmte Schwerpunktbildungen haben wir in Frankfurt ja auch schon vorgenommen, etwa bei der Jugendkulturkirche oder der Diakoniekirche. Aber es wird auch in zwanzig Jahren noch Gemeindepfarrämter geben, und ich glaube, wir tun auch gut daran, Themen, Orte, Menschen und auch Feiertage und Feste zu profilieren und herauszustellen und weiter unsere eigenen Themen zur Sprache zu bringen. Wir werden kleiner – aber wir müssen deswegen ja nicht auch Geist-loser werden.

Nethöfel: In der Tat schwimmt da ein Tanker, und die Prozesse werden langsam und zögerlich ablaufen, etwa wie Frau Gebhardt sie beschreibt. Ich denke aber, dass in den kommenden zehn Jahren, also in einer Zeit, wo zunächst noch scheinbar alles weiter seinen Gang geht, Entscheidungen fallen, die sich dann in zwanzig Jahren erheblich auswirken werden. Ich zweifle nämlich daran, dass die rechtliche Rahmensituation, in der unsere Kirche sich heute noch befindet, als eine durch Kirchensteuer finanzierte Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Personal im Beamtenstatus, langfristig Bestand haben wird. Wie es danach weiter geht, das hängt von den Entscheidungen ab, die in nächster Zeit fallen. Das ist die spannende Herausforderung, vor der wir stehen.

Interview: Kurt-Helmuth Eimuth und Antje Schrupp

Evangelisches Frankfurt Juli 2007

„Spielplätze altengerecht machen“

Pfarrer im Ruhestand gehört jetzt dem Magistrat an

Den Vorschlag, Kinderspielplätze so zu gestalten, dass sich auch die ältere Generation dort betätigen kann, hat Christof Warnke (68) als Vorsitzender des Stadtseniorenbeirats gemacht. Der umtriebige Pfarrer im Ruhestand gehört seit kurzem als ehrenamtlicher Stadtrat dem Frankfurter Magistrat an. Auch wenn es nicht zu den Aufgaben eines ehrenamtlichen Stadtrates gehört, sich um Spielplätze zu kümmern, so stellt Warnke amüsiert fest, dass die FAZ zumindest glossierend seinen Vorschlag aufgegriffen hat.

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Und was sollte auch gegen Gummibänder an Turnstangen sprechen, die die Muskulatur älterer Menschen stärken? Oder dagegen, dass die ein oder andere Bocciabahn einen Spielplatz bereichert? Auch könnte sich Warnke vorstellen, dass Geräte aufgestellt werden, mit denen man Balance-Übungen machen kann. „In Spanien und vor allem in Finnland ist das ein Thema.“

Als ehrenamtlicher Stadtrat hat Christof Warnke genau wie die hauptamtlichen Dezernentinnen und Dezernenten eine Stimme im Magistrat. Der ehemalige Vorsteher des Frankfurter Diakonissenhauses war schon immer politisch aktiv und trat in die CDU ein, „als es in der Kirche eher üblich war, in die SPD oder die DKP einzutreten“, wie er schmunzelnd bemerkt. Der Kirchenmann ist sehr angetan von dem „erstaunlich hohen Niveau der politischen Kultur“. Sein Vergleich zwischen der Streitkultur in Kirche und Politik fällt für die Kirche nicht schmeichelhaft aus: Trotz aller Polemik während der Diskussion sei in der Politik ein Thema nach der Entscheidung ausgestanden. In der Kirche hingegen brächten Kontroversen die Menschen häufig dauerhaft auseinander. Ebenfalls gefällt ihm der eher formale Stil in der Politik: Dass man sich mit Handschlag begrüßt und nicht mit einem lockeren „Hallo“.

Einer Aufgabe widmet sich Stadtrat Warnke besonders gerne: Gruppen, die eine offizielle Begrüßung bei der Oberbürgermeisterin erbeten haben, zu empfangen. So kommt der neue Stadtrat viel herum. Hier wird eine Ausstellung mit Affenportraits eröffnet, dort spricht er ein Grußwort bei der Innung der Rolladenbetriebe oder bei der TSG Frankfurter Berg. Und man spürt sofort, dass er kein Problem hat, die Kanzel gegen ein Rednerpult einzutauschen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Juli 2007

Minarette in der Skyline

Frankfurt braucht schöne Moscheen – davon ist der Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten, Jean Claude Diallo, überzeugt. Diallos Überlegung sorgte am Main für Aufregung.

Die meisten Moscheen in Frankfurt sind klein und unauffällig – hier die Al Falah-Moschee in Ginnheim. | Foto: Rolf Oeser

Die meisten Moscheen in Frankfurt sind klein und unauffällig – hier die Al Falah-Moschee in Ginnheim.
Foto: Rolf Oeser

Noch höher schlagen zur Zeit die Wogen am Rhein. In Köln wird eine große repräsentative Moschee für 2000 Gläubige gebaut. Die Vorstellung, dass auch Frankfurts Skyline bald nicht nur von Hochhausriesen und den sich darunter duckenden Kirchtürmen geprägt sein könnte, sondern sich auch das ein oder andere Minarett zum Himmel streckt, ist noch gewöhnungsbedürftig – aber konsequent. Denn der Islam ist längst in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen, auch wenn das weitgehend unbemerkt geblieben ist. So unbemerkt wie die ein oder andere Moschee im Industriegebiet oder im ehemaligen Edeka-Markt. Mit einem Moschee-Bau wie dem in Köln würde sichtbar, dass es eine Vielzahl von Religionen in der Stadt gibt. Und so wie die Synagoge zum Stadtbild gehört, so gehört auch die Moschee dazu. Schließlich garantiert das Grundgesetz die freie Religionsausübung.

Die kritische Auseinandersetzung mit dem Islam muss nach Auffassung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an anderer Stelle geführt werden: Kulturelle Phänomene wie Zwangsheirat, Ehrenmorde oder Genitalverstümmelung müssten im Dialog „nachhaltig“ benannt werden, so eine Stellungnahme. Ebenso sei die grundgesetzlich garantierte Gleichstellung von Mann und Frau nicht verhandelbar. Und eines ist der evangelischen Kirche noch wichtig: die freie Wahl der Religion. Der christliche Missionsauftrag sei grundsätzlich an alle Menschen gerichtet, auch an Muslime. Wenn sich Muslime, die zum Christentum übertreten, dadurch Anfeindungen oder gar Gefahren aussetzen, widerspreche das der freien Religionsausübung.

Eine Moschee mit Kuppel und Minarett – hier die Abu Bakr Moschee in Hausen, wie man sie von der A 66 aus sieht – ist im Frankfurter Stadtbild bisher eine Seltenheit. Die meisten der rund 35 Frankfurter Moscheen sind eher unscheinbar in Hinterhöfen oder Industriegebieten untergebracht. | Foto: Rolf Oeser

Eine Moschee mit Kuppel und Minarett – hier die Abu Bakr Moschee in Hausen, wie man sie von der A 66 aus sieht – ist im Frankfurter Stadtbild bisher eine Seltenheit. Die meisten der rund 35 Frankfurter Moscheen sind eher unscheinbar in Hinterhöfen oder Industriegebieten untergebracht.
Foto: Rolf Oeser

Auch die These, dass der Islam von seinem Wesen her keine Religion, sondern eine religiös begründete Gesellschaftsordnung mit Anspruch auf universale Geltung sei, müsse ausgesprochen werden können, „ohne beschuldigt zu werden, Angst machen zu wollen“, so die EKD. Doch am Dialog führe kein Weg vorbei. „Das Sachgespräch ist entscheidend. In alle Begegnungen sollte mit einem Vertrauensvorschuss hineingegangen werden, den wir selbst auch von dem Gegenüber erwarten.“

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Juli 2007

Nicht jeder nach seiner Façon

Schon Friedrich der Große wollte bekanntermaßen, dass ein jeder nach seiner Façon glücklich werde. Doch ist wirklich alles erlaubt, was sich Religion nennt? Das Grundgesetz schützt und begrenzt die Religionsfreiheit gleichermaßen.

Auf die Frage, ob nicht die katholischen Schulen in Preußen abzuschaffen seien, antwortete Friedrich der Große 1740: „Die Religionen müssen alle toleriert werden, und der Fiskus muss nur das Auge darauf haben, dass keine der anderen Abbruch tue, denn hier muss ein jeder nach seiner Façon selig werden.“ Und auf die Frage, ob ein Katholik Bürger des preußischen Staates werden dürfe, antwortete der Preußenkönig: „Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, die sie ausüben, ehrliche Leute sind; und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land bevölkern, so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen.“

Eine Kritikerin protestiert vor der neuen Scientology-Zentrale in Berlin. Was die einen für eine ganz normale „Kirche“ halten, ist für andere eine gefährliche Sekte. Wie weit geht die Religionsfreiheit? Und wann muss der Rechtsstaat eingreifen? | Foto: picture-alliance/Brakemeier

Eine Kritikerin protestiert vor der neuen Scientology-Zentrale in Berlin. Was die einen für eine ganz normale „Kirche“ halten, ist für andere eine gefährliche Sekte. Wie weit geht die Religionsfreiheit? Und wann muss der Rechtsstaat eingreifen?
Foto: picture-alliance/Brakemeier

Sicher hätte er als Befürworter eines weltanschaulich neutralen Staates auch den Schöpfungs-Mythos der umstrittenen Scientology-Organisation toleriert. Laut Scientology entstand menschliches Leben auf diesem Globus, weil ein „Xenu-Herrscher über eine Konföderation von 21 Sonnen und 76 Planeten“ seine Leute wegen Überbevölkerung auf die Erde geschickt hat und die Menschen seitdem von diesen Wesen besessen seien.

Doch wie hätte es der König mit Gruppen gehalten, die an seinem Thron sägen wollten? Schließlich hat die Scientology-Organisation, die kürzlich im Zentrum Berlins repräsentative Räume eröffnete, nach Einschätzung der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) nichts Geringeres im Sinn, als den Staat zu übernehmen. Auch vertrete die Organisation Werte, die mit der Menschenwürde nicht zu vereinbaren sind. Dass die Scientology-Ideologie verfassungswidrig ist, scheint unstrittig. Auch das Berliner Verwaltungsgericht, das die weitere Beobachtung der Hubbard-Jünger durch den Verfassungsschutz untersagte, sah durchaus eine Bedrohung. Doch die Grenzen für die Beobachtung durch den Verfassungsschutz zog das Gericht sehr eng. Zumindest Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Aktivitäten wollte das Gericht bekommen. Die bloße Ideologie zur Errichtung einer scientologischen Weltherrschaft reicht also nicht aus.

Deutlich wird durch die Auseinandersetzung um Scientology, dass die Demokratie des Schutzes vor autoritären Bestrebungen bedarf, gleich ob der Totalitarismus unter politischem oder unter religiösem Deckmantel daherkommt. Nicht alles mit dem Etikett „Religion“ ist gut. Die Religionsfreiheit hat genau dort ihre Grenzen, wo sie andere Grundrechte gefährdet.

Doch dies zu beurteilen ist für einen zur weltanschaulichen Neutralität verpflichteten Staat nicht einfach: Ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau durch das verpflichtende Tragen des Kopftuches gefährdet oder durch das Verbot, am Turnunterricht teilzunehmen? Ist das Recht der freien Entfaltung der Persönlichkeit dadurch verletzt, dass Kindern eine langjährige Ausbildung vorenthalten wird, weil die Eltern glauben, dass die Apokalypse kurz bevorsteht? Dürfen Eltern ihre Kinder selbst unterrichten, weil in den Schulen Sexualkundeunterricht und die Evolutionstheorie gelehrt werden?

Fragen, mit denen sich der Staat zu Zeiten des Preußenkönigs nicht auseinandersetzen musste. Heute aber müssen Antworten gefunden werden.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Städel zeigt Kindheit in der Malerei

Dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, ist eine noch gar nicht so alte Entdeckung. Erst im 18. Jahrhundert kam die Idee auf, dass Kinder etwas Besonderes sind. In den Jahrhunderten zuvor mussten auch Kinder schon viel arbeiten, früh heiraten und selbst Kinder bekommen – vor allem viele Mädchen wurden bereits im Alter von zwölf Jahren verheiratet.

Das Städel-Museum zeigt in seiner aktuellen Ausstellung „Die Entdeckung der Kindheit – das englische Kinderportrait und seine europäische Nachfolge“, wie sich diese neue Einstellung Kindern gegenüber in der Malerei jener Zeit widerspiegelt. Zunehmend wurden Kinder nun in natürlichen Bewegungen dargestellt, zum Beispiel beim Spielen, oder doch wenigstens mit Kleidern, die ihnen Luft zum Atmen lassen. Zwar hat dieser Blick auf die Kindheit der gut Betuchten – Arme konnten es sich nicht leisten, Bilder malen zu lassen – nichts mit heutigen Vorstellungen von kindgerechter Freizeit zu tun, wenn etwa in dem Bild von Thomas Lawrence „Die Kinder des Lord George Cavendish“ das kleine Mädchen ein blütenweißes Kleidchen trägt. Aber immerhin kann es sich darin gut bewegen, was es auch sichtbar tut.

Bemerkenswert ist der für Schülerinnen und Schüler konzipierte vierzigseitige Begleitkatalog. Die Auflage zeigt, dass auch die Erwachsenen solche verständlichen Hintergrundinformationen schätzen. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Juli zu sehen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Kinderakademie

Sie sind noch nicht in der Schule, halten aber schon die erste Urkunde einer Akademie in den Händen: Pfarrerin Ute Knie, die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie und Initiatorin der Kinder-Akademie, überreichte ihren kleinen Akademiebesucherinnen und Akademiebesuchern zum Abschluss eine Urkunde, die diese sichtlich stolz in Empfang nahmen. | Foto: Eimuth

Sie sind noch nicht in der Schule, halten aber schon die erste Urkunde einer Akademie in den Händen: Pfarrerin Ute Knie, die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie und Initiatorin der Kinder-Akademie, überreichte ihren kleinen Akademiebesucherinnen und Akademiebesuchern zum Abschluss eine Urkunde, die diese sichtlich stolz in Empfang nahmen.
Foto: Eimuth
Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Roland Koch besuchte Kita

Foto: Eimuth

Foto: Eimuth

Da musste selbst der Ministerpräsident in die Knie gehen – als die Kinder des Kindergartens der Versöhnungsgemeinde im Gallus Roland Koch selbstgemalte Bilder überreichten. Der Ministerpräsident kam, um sich über die beispielhafte multikulturelle Arbeit in der evangelischen Kita zu informieren. Mit Hilfe des Projektes „Frühstart“ wird hier gezielt die Sprachkompetenz gefördert. Auch Koch betonte die Bedeutung der Sprachför­ derung, zumal in Frankfurt, wo 70 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund hätten.

Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Stadion-Kapelle höchstens für VIPs

Bei Spielen der Eintracht müssen die Fans draußen bleiben

Stolz waren die Kirchen auf das Projekt: Die neue Kapelle im Frankfurter Waldstadion sollte ein Ort sein, an dem neue Zielgruppen erreicht und angesprochen werden können. Doch wie sich jetzt herausstellt, hat die Sache einen kleinen Schönheitsfehler: Ausgerechnet bei Spielen der Frankfurter Eintracht bleibt die Kapelle geschlossen. Dies bestätigte Pfarrer Eugen Eckert auf Anfrage nach einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Eintracht Frankfurt AG, Heribert Bruchhagen. Zwar sei man bei der Eintracht freundlich und mit offenen Armen empfangen worden, aber an den Spieltagen könnten die sakralen Räume zunächst nicht geöffnet werden, so Eckert. Selbst Kirchenpräsident Peter Steinacker, der an den Verhandlungen teilnahm, konnte keinen Meinungsumschwung bei den Fußball-Verantwortlichen herbeiführen.

An Eintracht-Spieltagen nicht im Einsatz: Pfarrer Eugen Eckert darf die neue Kapelle im Waldstadion nur bei Spielen der Galaxy für die Fans öffnen. | Foto: Oeser

An Eintracht-Spieltagen nicht im Einsatz: Pfarrer Eugen Eckert darf die neue Kapelle im Waldstadion nur bei Spielen der Galaxy für die Fans öffnen.
Foto: Oeser

Die evangelische und katholische Kirche hatten in der Commerzbank-Arena für 100000 Euro einen Raum als Kapelle herrichten lassen und im Januar feierlich eröffnet. Aus „Sicherheitsgründen“ soll die Kapelle aber ausgerechnet an Spieltagen für die Fußballfans verschlossen bleiben. Dies sei in Berlin und auf Schalke, den beiden anderen deutschen Stadien, die Kapellen haben, auch so. Eugen Eckert, der mit halber Stelle die Funktion eines Stadionpfarrers ausübt, hofft aber, dass zumindest für die Mannschaften und womöglich auch für den VIP-Bereich die Kapelle an den Spieltagen geöffnet werden kann. Jedenfalls will man darüber noch einmal reden.

Immerhin bei den Football-Spielen von Frankfurt Galaxy kann der Besuch der Kapelle im Bauch des Stadions beim „Event für die ganze Familie“ dazu gehören, versichert Eckert. Am Eingangsschalter können sich Interessierte ein kostenloses „Church-Ticket“ geben lassen. Mit diesem gelangt man dann zur Kapelle. Dort wird jeweils zwei Stunden vor Spielbeginn eine Andacht stattfinden, bei Bedarf auch häufiger.

Ungewöhnlich und neu ist die Verabredung, gemeinsam mit der Galaxy eine Stadionkollekte einzuführen. „An jedem Spieltag wird für ein gemeinsam verabredetes Projekt eine Spende erhoben“, erzählt Eckert. Am Ostermontag etwa für die Kinderhospizstiftung. Der Stadion-Pfarrer hofft, ethische Fragen rund um den Sport mit Interessierten zu diskutieren. Fairness, Foul, Gesundheit oder Sieg und Niederlage sind einige Themen, die Eckert nicht nur mit Konfirmandengruppen erörtern will, die die Kapelle im Stadion besuchen können.

Erreichen kann man Eckert unter der – zugegeben etwas gewöhnungsbedürftigen – E-Mail-Adresse: kirche@commerzbank-arena.de.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

Kontakt zu Menschen und zur Arbeitswelt

Auch in Frankfurter Kirchengemeinden suchen „Ein-Euro-Jobber“ nach Perspektiven

Im Gemeindebüro der Heddernheimer Thomasgemeinde ist Leben. Die Sekretärin kümmert sich um die Anliegen einer Besucherin, der Hausmeister lässt sich etwas am Computer erklären. Geduldig und kompetent gibt Richard Petermann ihm Auskunft. Der 37 Jahre alte Verwaltungsfachangestellte gehört nicht zum festen Mitarbeiterstamm der Gemeinde. Er ist einer der „Frankfurt-Jobber“, also einer von denen, die sich zum Arbeitslosengeld II noch 1,50 Euro die Stunde dazuverdienen.

Richard Petermann an seinem Arbeitsplatz in der Thomasgemeinde: „Ich will nicht aufgeben“ sagt der arbeitslose Verwaltungsfachmann, der sich über seinen „Ein-Euro-Job“ beim Diakonischen Werk freut. | Foto: Eimuth

Richard Petermann an seinem Arbeitsplatz in der Thomasgemeinde: „Ich will nicht aufgeben“ sagt der arbeitslose Verwaltungsfachmann, der sich über seinen „Ein-Euro-Job“ beim Diakonischen Werk freut.
Foto: Eimuth

Petermann hat sich selbst um die Stelle in der Thomasgemeinde bemüht. „Ich will nicht aufgeben“, sagt er kämpferisch. Und er ist sichtlich zufrieden mit seiner Wahl: „Ich fühle mich hier sehr wohl, so als ob ich schon zwanzig Jahre dazugehöre.“ Kein Wunder, denn er hilft im Büro, gibt sein Wissen weiter – auch an die Pfarrer. Petermann ist im Einsatz, wenn es darum geht, Obdachlosen oder älteren Menschen zu helfen. Zwar ist die Zukunft ungewiss, trotzdem fällt seine Bilanz positiv aus: „Jeder Tag hier war für mich ein Gewinn.“

Bis zu 150 „Arbeitsgelegenheiten“, so die genaue Bezeichnung für das, was gemeinhin Ein-Euro-Job oder Frankfurt-Job genannt wird, kann das Diakonische Werk für Frankfurt zur Zeit anbieten – meistens soziale Tätigkeiten, wenn zum Beispiel eine Hilfe beim Einkauf gebraucht wird oder jemand einem Sehbehinderten vorlesen soll. Aber auch beim Heckenschneiden oder Glühbirnenaustauschen sind die Frankfurt-Jobber zu finden.

„Die Erfahrungen sind so unterschiedlich wie die Menschen“ sagt Jürgen Simon von der Koordinationsstelle für Arbeitsgelegenheiten beim Evangelischen Regionalverband. „Für die einen sind die Arbeitsgelegenheiten ein Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt, andere bekommen nach vielen Jahren wieder Kontakt zu Menschen und damit etwas Anerkennung, wieder andere überwinden ihre persönlichen Schwierigkeiten auch nicht.

Jürgen Simon sucht immer wieder Arbeitsgelegenheiten für sein Klientel. Das ist gar nicht so einfach. Zum einen sollen und dürfen nicht durch Finanzknappheit wegfallende Stellen durch Ein-Euro-Jobs ersetzt werden. Zum anderen bedürfen die eingesetzten Menschen der Begleitung, der Wertschätzung und der Förderung: „Die Leute wollen gelobt werden.“ Doch für Lob und Motivation bedarf es eben auch der Menschen, die vor Ort präsent sind. Angesichts der ausgedünnten Personaldecke in den Kirchengemeinden ist dies gar nicht so einfach.

Derzeit werden Sonderprogramme für jüngere und ältere Arbeitslose aufgelegt. Die Jungen sollen eine Ausbildung erhalten, die über 58-Jährigen können bis zu drei Jahren in der Arbeitsgelegenheit bleiben und haben so einen nahtlosen Übergang in die Rente. Die Koordinationsstelle hofft auf noch mehr Engagement von Seiten der Kirchengemeinden in dieser Sache. Sie sucht nach Einsatzorten, aber auch nach Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung. Denn schließlich sollen die Arbeitsgelegenheiten nicht nur psychisch stabilisieren, sondern auch qualifizieren.

Darauf hofft auch Richard Petermann: Sein Vorgänger hat schließlich eine reguläre Anstellung gefunden.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007