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Evangelisch ist auch nicht besser

Man ahnte es. Doch das Ausmaß des Missbrauchs überrascht doch. Es lässt einen vor Scham verstummen, macht sprachlos. Dachte man, dass das strukturelle Problem der katholischen Kirche der Zölibat sei, was ja bekanntlich in der evangelischen Kirche kein Problem darstellt. Doch die letzte Woche veröffentlichte Studie ForuM stellt fest, dass ausgerechnet das evangelische Pfarrhaus ein Problembereich darstellt, neben den anderen Arbeitsbereichen. Auch hier gab es das Wegschauen, die Nichtbeachtung der Betroffenen und ja auch Vertuschung. Über die Vorstellung der Studie, die Zahlenbasis und die intensive Einführung in die Studie sprechen Conny&Kurt in ihrem Podcast mit Philipp Greifenstein vom Magazin für Kirche, Politik und Kultur „Die Eule“. Greifenstein schildert seine Eindrücke von der Pressekonferenz und ordnet das Zahlenwerk ein. Conny&Kurt sind verwundert, dass offenbar auch in den letzten beiden Jahrzehnten die evangelische Kirche kaum Schutzkonzepte ausgebaut hat, obwohl dies ein Gebot des schon 2005 verabschiedeten Gesetz zur Kindeswohlgefährdung (§8a, SGB VIII) ist.

Einsame Jugend

Einsamkeit ist in modernen Gesellschaften ein Problem. Jede:r vierte Bundesnürger:in fühlt sich sehr einsam. So das Ergebnis des Deutschland-Barometers Depression 2023. Doch noch ein anderes Ergebnis lässt aufhorchen. Es sind keineswegs nur die älteren, die unter Einsamkeit leiden. Etwa jeder fünfte Jugendliche fühlt sich sehr einsam. Unter fast 1000 Personen zwischen 16 und 20 Jahren, die im Herbst 2023 in NRW befragt worden waren, sind rund 16 bis 18 Prozent laut Studie sehr einsam. Bei den jüngeren Befragten – knapp 1250 Achtklässler zwischen 13 und 15 Jahren – seien knapp 4 bis 11 Prozent als stark einsam einzustufen. Über die Einsamkeit als Jugendproblem diskutieren Conny&Kurt in ihrem Podcast mit Landesjugendpastorin Annika Woydack von der Nordkirche. Sie organisiert eine online-Fachtag am 30. Januar zur modernen Zivilisationskrankheit Einsamkeit.

https://www.aeltere-nordkirche.de/veranstaltung/tagung-einsamkeit/

Das Problemdreieck: EU, Preisdiktat und steigende Bodenpreise

Landwirtschaft und Politik stecken gemeinsam im Dreieck zwischen EU-Vorschriften, dem Preisdiktat der Lebensmitteldiscounter und den steigenden Bodenpreisen fest. Hinzu kommt der Konkurrenzdruck des Weltmarktes. Eine Patentantwort fanden Conny&Kurt in ihrem Podcast im Gespräch mit Rotraud Weber, Geschäftsführerin der Landjugend des Winzer-und Bauernverbands Rheinland-Nassau, auch nicht. Aber es wurden doch die Zwänge unter denen eine Lösung gefunden werden muss deutlich. Vielleicht ist die gegenseitige Anerkennung der Rahmenbedingungen ein Ansatz, um Lösungswege zu finden. Deutlich wurde im Gespräch aus, dass die Bauern sich gegen eine Vereinnahmung durch demokratiefeindliche Strömungen distanziert haben.

Demokratie muss vor Ort eingeübt werden

Mit Detlef Ruffert kommt im Podcast Conny&Kurt ein langjähriger Kommunalpolitiker zu Wort. Ruffert war in seiner Heimatgemeinde Steffenberg 1. Beigeordneter und Vertreter des Bürgermeisters. Seit 2006 ist er Vorsitzender des Kreistages Marburg-Biedenkopf. Ruffert berichtet von der wachsenden Entfremdung. Dies habe zum einen strukturelle Ursachen, sei aber auf der anderen Seite auch einer wachsenden Polarisierung zuzuschreiben. So habe etwa die Gebietsreform dazu geführt, dass die Entscheidungen nicht mehr in den kleinen Orten und Dörfern vor Ort getroffen werden. Um der derzeit zu spürenden antidemokratische Stimmung etwas entgegenzusetzen, ist es Ruffert wichtig, dass der Landkreis etwa in den Schulen ein Jugendparlament wählt, welches auch über ein kleines Budget verfügen kann.

Positiv ins Jahr 2024

Trotz alledem wollen Cony&Kurt positiv ins neue Jahr gehen. Nicht so schnell nörgeln, sondern auch das Gute sehen, so das Motto von Conny von Schumann. Im Podcast bedauern Conny&Kurt, dass in der Politik es oftmals nicht um die Sache, sondern um das Madigmachen des politischen Gegners gehe. Dieses Verhaltensmuster zeige sich inzwischen selbst in der Kommunalpolitik. Im nächsten Podcast befragen Conny&Kurt einen erfahrenen Kommunalpolitiker über seine Erfahrungen.

Frauenarbeit: Zwei Schritte zurück

Vor wenigen Wochen beschloss die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) drastische Einschnitte bei der Frauenarbeit. Die finanzielle Unterstützung für den Landesverband Evangelischer Frauen in der EKHN wird ab 2027 um knapp 60 Prozent gekürzt. Zusätzlich wird die Stelle der Geschäftsführenden Pfarrerin ab 31.12.2029 gestrichen. Im Podcast Conny&Kurt fragen die beiden Männer die Geschäftsführende Pfarrerin des Verbandes, Anja Schwier-Weinrich, wie das passieren konnte. Schließlich wird sonst gerade in dieser Landeskirche Wert darauf gelegt, Frauen zu fördern. Schwier-Weinrich sieht in der Gesellschaft einen Prozess des Rollbacks, der auch vor der Kirche nicht Halt mache. „Frauenthemen sind out.“ Auch Untersuchungen zeigten, dass in Krisenzeiten zu alten Rollenbildern und -verhaltensweisen zurückgekehrt werde. Es kommt zu einer Retraditionalisierung.

Ist Weihnachten aus den Kirchen ausgewandert?

In ihrem Podcast zu Heilig Abend fragen Conny& Kurt die Regionalbischöfin Anke Spory ob das Weihnachtsfest nicht längst in eine Parallelkultur ausgewandert sei. 70.000 versammelten sich im Stadion von Borussia Dortmund zum Weihnachtsliedersingen und auch andere Stadien füllt in dieser Vorweihnachtszeit nicht nur der Fußball. Pröpstin Anke Spory vermutet, dass die Zugänglichkeit hier einfacher sei als in den Kirchengemeinden, die im Gegensatz zu ihrer eigenen Wahrnehmung doch nicht so offen seien. Weiterhin konstatiert die leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dass die Kirchen inzwischen zwar in der Minderheit seien, aber von ihnen nicht nur soziales Engagement gefordert werde. Vielmehr erwarte man deutliche Stellungnahmen zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik. Mut mache ihr, dass man sich gemeinsam aufgemacht habe, neue Wege in der Kirche zu gehen.

Der seelische Anker: die Seemannsmission

Die Seemannsmission wird heute noch genauso gebraucht wie vor 125 Jahren. In der globalisierten Welt der Seefahrt sind die Stationen der Seemannsmission Häfen für Hilfe, Zuwendung und Kontakt zu Angehörigen. In Kiel-Holtenau ist ein solcher Hafen. Die Leiterin, Diakonin Sabrina Folster, betont bei Conny&Kurt die Bedeutung der Arbeit, da viele Seeleute kaum Zeit für einen Landgang hätten. Deshalb nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kieler Seemannsmission die 20-minütige Schleusenzeit an der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal um an Bord zu gehen und mit den Seeleuten zu reden oder auch ganz praktisch ihnen Telefonkarten zu bringen. Die Seemannsmission ist nach eigenem Verständnis ein „Caretaker“ für Seeleute. Gerade in der Adventszeit sind die seelischen Ankerpunkte für die Seeleute, die oft monatelang von ihren Familien getrennt sind, wichtig.

Die Erinnerung lebt – Weihnacht im Altenheim

In den Senioren-Residenzien sind Advent und Weihnachten keinesfalls trostlos. Es ist eine Zeit der Erinnerung, des Erlebens alter Traditionen. „Lieder und auch die Weihnachtsgeschichte knüpfen an die Erinnerungen der Kindheit an“, berichtet Pfarrer Christian Wiener von der Fachstelle Altenseelsorge der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau im Podcast Conny&Kurt. Dabei kommen auch Erinnerungen an die Adventszeit im Krieg hoch. Kein Vater, Angst, große Not und die Zeit in den Kellern und Bunkern sind Teil der Erinnerungen. Noch heute reagierten die alten Menschen auf das Knallen an Silvester mit Schrecken. Eine besondere Aufgabe sieht Wiener in der Vermittlung christlicher Tradition an das Personal. Die Pfleger und Pflegerinnen, die oftmals aus einem anderen Kulturkreis kommen, seien offen für Informationen und Erklärungen. Das sei eine Aufgabe für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für Menschen mit Demenz könne das Weihnachtsfest ein Ankerpunkt sein.

Erzählen ist harte Arbeit

Die Adventszeit ist Erzählzeit. Freies Erzählen wird kaum noch gepflegt. Dabei bietet es viele Möglichkeiten. Man ist näher an den Zuhörerinnen und Zuhören. Im Podcast Conny&Kurt gibt Gudrun Rathke, Kassel, Einblicke in ihren Beruf der Erzählerin, beschreibt die schönen und die anstrengenden Seiten, berichtet wann und warum man „Handy“ in die Erzählung einbaut und erläutert, wie das freie Erzählen ins Radio kam.